
Dissidenkt hat geschrieben:Ein Naturrecht zeichnet sich also gerade dadurch aus, dass es nicht lokal codifiziert ist, sondern überall als Regel des Zusammenlebens Gültigkeit besitzt. Darum steht es moralisch über jedem codifiziertem Gesetz, das immer auch Ausdruck von Herrschaftsverhältnissen ist.
Bionic hat geschrieben:Warum ist Rache allgemein verwerflich? Wenn wir mal von einem Streich ausgehen?
Bionic hat geschrieben:Warum ist Rache allgemein verwerflich? Wenn wir mal von einem Streich ausgehen?
Liest hier eigentlich auch mal einer die Thread-Eröffnung?? Dann könnte man woll kaum glauben, dass ich für die Todesstrafe sprechen würde.Arathas hat geschrieben:Deshalb kann es kein allgemeines Recht auf Rache geben. Was, wenn du den vermeintlichen Mörder deines Kindes umbringst und eine Woche später wird der echte Täter gefasst?
Arathas hat geschrieben:Sorry, ich meinte nicht dich direkt, bionic. Kommt vielleicht so rüber, wenn ich oft "du" als Anrede benutze, aber ich verwende das "du" im selben Sinne wie "man".
Arathas hat geschrieben:Rache kann man in vielerlei Hinsicht üben.
Rache ist nicht ganz allgemein (= in allen Kulturen zu allen Zeiten) verwerflich, aber nach meiner Meinung ist Rache ganz allgemein in Kulturen verwerflich, die sich selber als hochentwickelt ansehen und auf Rache als Rechtsregularium nicht mehr zurückgreifen müssen. Rache im engeren Sinn hat in der Regel was mit Emotionen zu tun und m.E. sind Emotionen - vor allem wenn sie stark beherrschend sind - sehr hinderlich das Ideal von Gerechtigkeit zu erreichen. Selbst ein Verfechter der Todesstrafe muss/müsste einsehen, dass wenn ich stark emotional betroffen bin, ich leichter "blind durch diese Emotion bin", also u.U. eben ein absolut falsches Urteil fälle, eine falsche Person verurteile, eine Person die nicht sicher genug der Täter war und/oder ein zu harte Strafe. (Positive Emotionen zu einer Tat oder einem Täter können natürlich auch zu einem zu milden Urteil führen.)Bionic hat geschrieben:Warum ist Rache allgemein verwerflich?
Streiche sind (bzw. sie waren es zumindest früher) nach meiner Begriffsdefinierung das spielerische Herantasten von Kindern und Jugendlichen an ein Gerechtigkeitssystem. Sie sind dann Opfer. Täter, Angeklagter, Ankläger, Richter in einem (wechselseitig). Dies dürfte durchaus sogar gut für die Entwicklung sein. Die Schwierigkeit ist immer, wann ist es noch ein "zulässiger Streich" und wann nicht mehr. Ich würde sagen, wenn es beide (alle) Seiten noch subjektiv als Spiel ansehen und wenn es auch ein objektiver Beobachter noch als Spiel ansehen kann. Sach- und Körperschäden dürfen z.B. nur minimal sein.Bionic hat geschrieben:Wenn wir mal von einem Streich ausgehen?
Arathas hat geschrieben:Es heißt in Bezug auf Rache nicht umsonst "a dish best served cold": Wer seine Rache mit kühlem Kopf plant und serviert, anstatt sie hitzig direkt zu üben, hat im Endeffekt meist mehr davon. Rache kann ja auch sein, dass der andere für die kaputte Vase 600 Euro löhnen muss, was ihm deutlich mehr weh tun könnte, als wenn du ihm was kaputt machst. Rache kann man in vielerlei Hinsicht üben.
ganimed hat geschrieben:
Dass es sich bei der Todesstrafe um eine Form der Rache handelt, ist, meine ich, kein Argument. Denn Rache ist bei fast jeder Strafe im Spiel.
ganimed hat geschrieben:Was spricht gegen diese Delegierung der Rache?
Wie ich schon geschrieben habe (oder es zumindest versucht habe), solange es auf Basis und Qualität eines Streiches läuft kann es akzeptabel sein, bei Kindern und jugendlichen kann es sogar lehrreich zum Verständnis im sozialen Miteinander und von Tat und Strafe sein.Bionic hat geschrieben:Findest du Rache in unserer Gesellschaft immer verwerflich? Auch wenn es sich nur um eine geringe Tat handelt? (Interpretier das bitte selbst.)
und genau dies kann man (Kind, Jugendlicher) dabei lernen, wenn der Willen und die Fähigkeit dazu vorhanden sind.Bionic hat geschrieben:Das Problem kann halt sein, dass man sich nicht überlegt, warum Jemand etwas getan hat und dass man leicht einen Falschen treffen könnte.
Nein dies ist nicht Rache, es ist "nur" Befriedigung des Rachebedürfnisses ohne wirklich Rache auszuüben.ganimed hat geschrieben:Und sogar wenn man den Mörder seines Kindes anzeigt, gegen ihn aussagt und zuschaut, wie er für einige Jahre ins Gefängnis kommt, selbst das ist Rache. Politisch korrekte Rache in diesem Fall.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Rache wäre übrigens, wenn man falsche Aussagen macht (= verboten, kann aber trotzdem manchmal verständlich sein) um einen (auch vermutlich sicheren) Täter, einer schwereren Strafe zuzuführen.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Nein dies ist nicht Rache, es ist "nur" Befriedigung des Rachebedürfnisses ohne wirklich Rache auszuüben. ... Rache wäre übrigens, wenn man falsche Aussagen macht (= verboten, kann aber trotzdem manchmal verständlich sein) um einen (auch vermutlich sicheren) Täter, einer schwereren Strafe zuzuführen
Bionic hat geschrieben:Bei einer Deligierung mache ich andere zu *Tätern*, die damit gar nichts zu tun haben.
ganimed hat geschrieben:Eben nicht. Ich mache sie nicht zu Tätern sondern nur zu Henkern.
ganimed hat geschrieben:Genau so, wie Soldaten ja nun auch nur von Radikalen und zu Unrecht als Mörder bezeichnet werden.
ganimed hat geschrieben:Hier haben wir, trotz aller angeblich in Europa so edlen Menschenrechte, dann doch so ungefähr denselben kulturellen Entwicklungsstand wie die angeblich primitiven Amerikaner.
ganimed hat geschrieben:Das Wort "Täter" hatte ich in meinem Wortschatz eher für die Begeher von Straftaten reserviert.
ganimed hat geschrieben:Und deshalb, so könnte man hoffen
ganimed hat geschrieben:muss auch nicht jeder Henker unweigerlich ein kaputter Typ sein, wie du prognostizierst. Eine psychische Belastung ist der Job natürlich schon, aber man muss vielleicht nicht zwangsweise daran zugrunde gehen.
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