Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon stine » So 19. Apr 2009, 11:07

ujmp hat geschrieben:Oder nenne mal eine ethische oder soziale Errungenschaft, auf die das Christentum das Copyright beanspruchen kann
Es ist die Achtung vor dem Leben!
Ein Gottesgeschenk (lt. Religionsvorlage)

LG stine
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Sabrist » So 19. Apr 2009, 11:23

stine hat geschrieben:..Es ist die Achtung vor dem Leben!
...

Was denn, wo denn?
Es gibt jede Menge christlicher Sterbehäuser, so genannte "christliche Hospize". Christliche Zeugungshäuser gibt es hingegen nicht.
Sorry, aber das Christentum achtet nicht das Leben, es achtet den Tod. Christentum ist ein Toten- und Todeskult.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Aeternitas » So 19. Apr 2009, 11:30

stine hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Oder nenne mal eine ethische oder soziale Errungenschaft, auf die das Christentum das Copyright beanspruchen kann
Es ist die Achtung vor dem Leben!
Ein Gottesgeschenk (lt. Religionsvorlage)

LG stine


Also das ist ja wohl ein Witz, passender wäre Wohl die Achtung von christlichem Leben, wobei das natürlich jeder anders definiert. Ich bin da ganz bei Nietzsche und halt das eher für ne Religion des langen Todes und nicht des Lebens.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon stine » So 19. Apr 2009, 12:39

Sabrist hat geschrieben:Sorry, aber das Christentum achtet nicht das Leben, es achtet den Tod. Christentum ist ein Toten- und Todeskult.
Das sehe ich anders.
Ich weiß, dass es Pfarrer und Priester gibt, die die christliche Lehre so verbreiten, dass dieser Eindruck enstehen könnte, aber das Wesentliche im Christentum ist die Lehre von der Wiedergeburt. Vom Leben!
Du wirst täglich wiedergeboren und hast täglich eine neue Chance aus deinem Leben was zu machen. Jeden Tag aufs Neue. Das ist die Lehre des Christentums. Das höchste Fest in der kath u. ev. Kriche ist Ostern und nicht Weihnachten, wie viele denken.
Das Fest der Auferstehung und des Lebens.

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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Sabrist » So 19. Apr 2009, 13:23

Ich muss dich leider enttäuschen.
Das Osterfest ist ein uraltes vorchtristliches Fest, das vermutlich bis in frühe neolithische Religionen zurück reicht.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon stine » So 19. Apr 2009, 13:45

Natürlich wurden heidnische Feste eingebunden oder übernommen. Aber HEUTE ist das Osterfest das größte christliche Fest im Jahreskreis.
Da kannst du dich auf den Kopf stellen oder im Dreieck hüpfen. Ist so.

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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon blauregen » So 19. Apr 2009, 15:06

platon hat geschrieben:Die Beichte soll mich von Schuldgefühlen befreien, die ich ohne die von der Kirche! nicht von der Gesellschaft als gut und richtig erkannte ethische und soziale Normen gar nicht hätte. Verstöße wie Neid, Hochmut, "unkeusche Gedanken" oder die unziemliche Verwendung des Namens Gottes kennt unsere Gesellschaft überhaupt nicht als bußwürdiges Verhalten. Die Kirche versucht Standards aufrecht zu erhalten, die die Mehrheit dieser Gesellschaft einen feuchten Kehricht interessiert und wird dafür von dieser Gesellschaft aber weiterhin millionenschwer subventioniert.


Hmm, ja. Zugestanden. Man könnte zwar argumentieren dass ein Verzicht auf Neid und Hochmut dem sozialen Zusammenleben förderlich sind, aber es trifft zu dass eine Teilmenge der entsprechenden Normen primär von der Kirche, nicht aber von der Restgesellschaft propagiert wird.Einige offiziell von christlichen Kirchen propagierte Verhaltensnormen haben aus meiner Sicht geringen Wert, also Punkt für dich. Danke dass du mich daran erinnerst hast.

Was die 'Subventionierung' angeht hast du allerdings völlig recht. Eine allgemeine Kultur- und Sozialabgabe aus der soziale Projekte unabhängig von ihrer philosophischen/religiösen Basis finanziert werden, wäre für alle Beteiligten fairer als eine Kirchensteuer die nur Religionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts zu Gute kommt. Sie hätte allerdings den Nachteil, dass man sich nicht einfach durch Nichtzugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft davon befreien könnte.

ujmp hat geschrieben:Ich verstehe die Kritik so, dass Kirchen nichts zum Fortschritt ethischer und sozialer Normen beitragen. Die ethische und soziale Errungenschaften verdanken wir meist völlig unreligiösem Hintergrund. Oder nenne mal eine ethische oder soziale Errungenschaft, auf die das Christentum das Copyright beanspruchen kann (ich meine aber nicht nur dem Namen nach, z.B. "Nächstenliebe", von der auch die Inquisition geleitet war.)


Ich halte die Frage nach dem 'Copyright' für falsch. Wenn wir danach fragten wer zum ersten Mal die Idee zu einem bestimmten ethischen Lehrsatz hatte, dann könnten wir wahrscheinlich wochenlang auf Quellensuche gehen um herauszufinden, wer zum ersten Mal ein spezifisches 'Du sollst...' niedergeschrieben hat, und das würde immer noch die Möglichkeit offen lassen dass in undokumentierten Zeiten irgendein vergessener Stammesvisionär zuerst darauf kam.

Wenn es um die Formung und Erhaltung sozialer Normen geht wäre es meines Erachtens sinnvoller zu fragen wer im jeweiligen Kulturkreis hauptsächlich für die Verbreitung der entsprechenden Meme verantwortlich ist. Hier würde ich für die Religiösen am Ehesten die 'Feindesliebe' anführen.Unsere evolutionäre Grundausstattung bezieht sich ja primär auf das was unserem eigenen Genpool zu Gute kommt, und der Grundsatz 'Liebet euere Feinde' -der das 'Seid nett zueinander' auf den nächsten gegnerischen Stamm ausdehnt - wird in unserer Gegend, glaube ich, hauptsächlich mit dem christlichen Glauben assoziiert.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon russellsteapot » So 19. Apr 2009, 15:38

stine hat geschrieben:Natürlich wurden heidnische Feste eingebunden oder übernommen. Aber HEUTE ist das Osterfest das größte christliche Fest im Jahreskreis.
Da kannst du dich auf den Kopf stellen oder im Dreieck hüpfen. Ist so.

LG stine


Tut mir leid Stine aber da muss ich widersprechen - viewtopic.php?f=49&t=2880 - Ostern ist von der Wahrnehmung her schon längst nur mehr Brauchtum und wird nur mehr von Wenigen als religiöses Fest betrachtet - zudem hat Weihnachten vom Aufmerksamkeitslevel her Ostern längst überflügelt. Da hüpfen die Vatikaninsassen wahrscheinlich auch im Dreieck...
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon ujmp » So 19. Apr 2009, 16:21

Der Dreißigjährige Krieg war weder von "Achtung vor dem Leben" noch von "Feindesliebe" geprägt. Er wurde aus religiösen Gründen begonnen und aus humanistischen Gründen beendet. Der Fortschritt war immer mit einem Abstandnehmen von der Religion verbunden. Die christlichen Moralvorstellungen haben die Christen bisher nicht von der Teilname an auch nur einer Barbarei abgehalten. Die moderne Friedensbewegung mit gewaltlosen Widerstand usw. ist auch nicht von der Kirche mobilisiert worden. "Give Peace a Chance" ist kein Kirchenlied. Natürlich suchen die Religionen nach einer Existensberechtigung und schreiben sich Sachen auf die Fahnen, die ihnen ein Gutes Image einbringen. Manches ist zu begrüßen. Es wäre nur fatal, wenn man verkennt, dass die Religion weiteren Fortschritt auch heute nicht hervorbringen wird. Man muss immer fragen: Wie und Warum ist der Fortschritt enstanden - damit man weiß, wen man fragen muss, wenn man Probleme lösen will.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon platon » So 19. Apr 2009, 16:22

stine hat geschrieben:Das höchste Fest in der kath u. ev. Kirche ist Ostern und nicht Weihnachten

Also, der höchste Feiertag in der evangelischen Kirche ist nicht der Ostersonntag, sondern Karfreitag, was wiederum dafür spricht, dass es sich beim Christentum mehr um einen Totenkult als um eine lebensbejahende Religion handelt, bei den Katholiken wiederum ist das DER Trauertag im jahr. Irgendwie sind sich auch die Christen nicht so ganz einig, was ihr Gott wirklich von ihnen will, oder?
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon blauregen » So 19. Apr 2009, 17:22

ujmp hat geschrieben:Der Dreißigjährige Krieg war weder von "Achtung vor dem Leben" noch von "Feindesliebe" geprägt. Er wurde aus religiösen Gründen begonnen und aus humanistischen Gründen beendet. Der Fortschritt war immer mit einem Abstandnehmen von der Religion verbunden. Die christlichen Moralvorstellungen haben die Christen bisher nicht von der Teilname an auch nur einer Barbarei abgehalten. Die moderne Friedensbewegung mit gewaltlosen Widerstand usw. ist auch nicht von der Kirche mobilisiert worden. "Give Peace a Chance" ist kein Kirchenlied.


Der Dreißigjährige Krieg war tatsächlich ein religiös rationalisierter Hegemonialstreit zwischen den Habsburgern und den Franzosen, und die christlichen Kirchen als weltliche Organisationen sind ethisch nicht weniger ambivalent als andere Gruppierungen. Wie auch? Es sind Menschen. Eine der ersten großen Friedensdemonstrationen der Neuzeit in Deutschland fand zum Beispiel 1981 anlässliche des Evangelischen Kirchentags statt. Über 300000 Menschen haben damals in Bonn demonstriert.

ujmp hat geschrieben: Natürlich suchen die Religionen nach einer Existensberechtigung und schreiben sich Sachen auf die Fahnen, die ihnen ein Gutes Image einbringen. Manches ist zu begrüßen. Es wäre nur fatal, wenn man verkennt, dass die Religion weiteren Fortschritt auch heute nicht hervorbringen wird. Man muss immer fragen: Wie und Warum ist der Fortschritt enstanden - damit man weiß, wen man fragen muss, wenn man Probleme lösen will.


Sicher. Da sind sie genau wie andere ideologisch motivierte Gruppen. Ob aufrechte Sozialisten jedem Verfechter der Marktwirtschaft vorwerfen ein rücksichtsloser Ausbeuter zu sein, ob katholische Bischöfe das Schreckgespenst des menschenverachtenden Atheismus an die Wand malen, ob Dawkins ontologische Haarspalterei zwischen Deisten und Theisten betreibt um möglichst viele 'große Geister' für seine Weltanschaung zu reklamieren,ob Hitchens polemische Paralellen zwischen Viruserkrankungen und religiösem Glauben zieht oder ob begeisterte Brights jeden möglichen positiven Einfluß von religiöser Seite ablehnen. Solange es sich nicht zu Geschichtsklitterung a la Auschwitzlüge auswächst sehe ich das teils als die übliche Propaganda und teils als legitime Interpretation von Fakten. :^^:
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Schrödingers Kater » So 19. Apr 2009, 17:51

blauregen hat geschrieben:Wenn es um die Formung und Erhaltung sozialer Normen geht wäre es meines Erachtens sinnvoller zu fragen wer im jeweiligen Kulturkreis hauptsächlich für die Verbreitung der entsprechenden Meme verantwortlich ist. Hier würde ich für die Religiösen am Ehesten die 'Feindesliebe' anführen.Unsere evolutionäre Grundausstattung bezieht sich ja primär auf das was unserem eigenen Genpool zu Gute kommt, und der Grundsatz 'Liebet euere Feinde' -der das 'Seid nett zueinander' auf den nächsten gegnerischen Stamm ausdehnt - wird in unserer Gegend, glaube ich, hauptsächlich mit dem christlichen Glauben assoziiert.

Nun sagt das natürlich überhaupt nichts darüber aus, ob das Mem 'Feindesliebe' eine soziale Errungenschaft ist. Das Mem kümmert sich ja, genau wie das Gen, überhaupt nicht darum, ob es dem jeweiligen Träger nutzt oder schadet, sondern will sich nur selbst verbreiten.
Als 'soziale Errungenschaft' schiene mir persönlich eine Achtung des Feindes und ein Verzicht darauf, ihn zum Träger des 'absoluten Bösen' zu machen, realistischer und auch wünschenswerter zu sein.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon ujmp » So 19. Apr 2009, 18:31

Wenn man aber von aller Ideologie absieht und sich z.B. fragt, was einen Menschen motiviert gegen Krieg zu sein, dann wird rauskommen, dass der Grund dafür ein ganz menschliches unideolgischen Mitgefühl mit den Opfern ist. Und die Erkenntis, dass in einem Krieg immer Leute sterben, die den Krieg nicht gewollt haben. Das Phänomen ist, dass die Christen gut 2000 Jahre lang wenig davon haben erkennen lassen. Es liegt daher näher, diese Errungenschaften im Denken unserer Zeit jüngeren Bewegungen zuzuschreiben. Der Punkt ist für mich, wo der Fortschritt herkommt und wie er entsteht.
Zuletzt geändert von ujmp am So 19. Apr 2009, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Sabrist » So 19. Apr 2009, 18:59

blauregen hat geschrieben:.. Eine der ersten großen Friedensdemonstrationen der Neuzeit in Deutschland fand zum Beispiel 1981 anlässliche des Evangelischen Kirchentags statt.

Bitte entschukdige, aber das ist Geschichtsverfälschung und vollkommen unwahr. Bereits Ende des neunzehnten Jahrhunderts war die "Friedensbewegung" aktiv. Natürlich völlig außerhalb kirchlicher Gruppen, die schön nach der Pfeife der kriegslüsterenen Regierungen tanzten. (Noch frühere Friedensbewegungen lasse ich mal aus). 1914 entstand der "Bund Neues Vaterland", ohne Kirche natürlich. Tante Google hilft dir bei der Informationssuche.
Selbst wenn du die Zeit nach dem 2. Weltkrieg meinst, dann war die erste Nachkriegsfriedensbewegung nicht von krichlichen Gruppen initiiert, sondern von Wissenschaftlern. Googele mal nach "Göttinger Erklärung".
Die Religionen standen und stehen stets auf Seiten der kriegsführenden Nationen. Was nicht verwundert, da Religion einer der Hauptlöser kriegerischer Konflikte ist.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon blauregen » So 19. Apr 2009, 19:55

Sabrist hat geschrieben:
blauregen hat geschrieben:.. Eine der ersten großen Friedensdemonstrationen der Neuzeit in Deutschland fand zum Beispiel 1981 anlässliche des Evangelischen Kirchentags statt.

Bitte entschukdige, aber das ist Geschichtsverfälschung und vollkommen unwahr. Bereits Ende des neunzehnten Jahrhunderts war die "Friedensbewegung" aktiv. Natürlich völlig außerhalb kirchlicher Gruppen, die schön nach der Pfeife der kriegslüsterenen Regierungen tanzten. (Noch frühere Friedensbewegungen lasse ich mal aus). 1914 entstand der "Bund Neues Vaterland", ohne Kirche natürlich. Tante Google hilft dir bei der Informationssuche.
Selbst wenn du die Zeit nach dem 2. Weltkrieg meinst, dann war die erste Nachkriegsfriedensbewegung nicht von krichlichen Gruppen initiiert, sondern von Wissenschaftlern. Googele mal nach "Göttinger Erklärung".
Die Religionen standen und stehen stets auf Seiten der kriegsführenden Nationen. Was nicht verwundert, da Religion einer der Hauptlöser kriegerischer Konflikte ist.


Du hast recht. Insbesondere dein Abschlußsatz ist soweit es die Nachkriegszeit betrifft ziemlich nahe an Geschichtsverfälschung. Die Kampagne Kampf dem Atomtod, zu der auch der von dir angeführte Göttinger Apell gehört wurde wesentlich von der EKD mitgetragen. Tatsächlich hatte der Rat der EKD schon 1954 , also 3 Jahre bevor die Göttinger 18 sich ihrer sozialen Verantwortung öffentlich bewusst wurden, einen Stop der gegenseitigen atomaren Aufrüstung gefordert.

Auch die Ostermärsche ( sic ) wurden meines Wissens initial von religiös-pazifistischen Gruppierungen mitgetragen. Mit der SPD/FDP-Regierung und unter dem Eindruck des damaligen Expansionismus der damaligen UdssR legte sich das allerdings wieder etwas und gewann erst Ende der 70er, Anfang der 80er mit den Protesten gegen den Nato-Doppelbeschluß wieder an Schwung.

Zu religiösen Gruppen die in der Nachkriegszeit keineswegs auf Seiten der 'kriegsführenden Nationen' waren gehörten zum Beispiel die Christliche Friedenskonferenz und Pax Christi.

Allerdings ist mir bezüglich der Demonstrationen 1981 tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Die große Demonstration anlässlich des Kirchentags in Hamburg war im Juni. Die 300000 im Bonner Hofgarten im Oktober. Tut mir leid. Es ist schon ein Weilchen her.

Ich behaupte nicht dass die großen und kleinen Kirchen nicht genauso fragwürdige Aktionen in ihren Geschichtsbüchern haben wie nicht-religiöse Gruppierungen. Letzlich betreiben sie auch Weltpolitik. Die einseitige und undifferenzierte Schwarzmalerei finde ich allerdings für Leute die ihren Ursprung und ihre Methodik teilweise auf den wissenschaftliche Skeptizismus zurückführen, gelinde gesagt, merkwürdig.
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon platon » So 19. Apr 2009, 20:57

blauregen hat geschrieben: Ich behaupte nicht dass die großen und kleinen Kirchen nicht genauso fragwürdige Aktionen in ihren Geschichtsbüchern haben wie nicht-religiöse Gruppierungen. Letzlich betreiben sie auch Weltpolitik.

Jetzt bist Du auf dünnem Eis! Wenn die, deren Weisheit und Einsichtsfähigkeit von deinem Gott direkt inspiriert ist, keinen Deut besser sind als die, denen dein Gott nicht zur Seite steht, heißt das doch: ES GIBT IHN NICHT, Deinen GOTT. Dämmert Dir was?
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Schrödingers Kater » So 19. Apr 2009, 21:06

blauregen hat geschrieben:Die einseitige und undifferenzierte Schwarzmalerei finde ich allerdings für Leute die ihren Ursprung und ihre Methodik teilweise auf den wissenschaftliche Skeptizismus zurückführen, gelinde gesagt, merkwürdig.

Wie ich gerade in einem anderen thread schrieb: Es hilft nicht, eine Theologie, die man nicht verstanden hat, durch eine Wissenschaft zu ersetzen, die man genauso wenig verstanden hat... :mg:
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon blauregen » So 19. Apr 2009, 23:27

platon hat geschrieben:Jetzt bist Du auf dünnem Eis! Wenn die, deren Weisheit und Einsichtsfähigkeit von deinem Gott direkt inspiriert ist, keinen Deut besser sind als die, denen dein Gott nicht zur Seite steht, heißt das doch: ES GIBT IHN NICHT, Deinen GOTT. Dämmert Dir was?


Ja, das du von einer falschen Annahme ausgehst. Bezüglich der Existenz von Gott oder Göttern würde ich mich am ehesten als apathetischen Agnostiker einordnen. Ich sehe keinen unanfechtbaren Grund für die Existenz von Göttern, und keinen unanfechtbaren Grund warum Gott oder Götter nicht existieren sollten. Falls davon ausgehend allerdings ein oder mehrere Götter existieren, vermeiden sie es in einer Weise auf das Universum einzuwirken, die ihre Existenz zu einer notwendigen Bedingung macht. Von daher ist die Frage ob ein oder mehrere Götter existieren bestenfalls akademisch und Diskussionen über die Eigenschaften von hypothetischen Göttern sind bestenfalls als intellektuelle Übung nützlich.

Was allerdings definitiv existiert ist der Glaube an einen oder mehrere Götter, und der hat mehr oder minder nützliche Auswirkungen,insofern dass Menschen nicht auf irgendeine wie auch immer geartete Realität sondern auf ihre Wahrnehmung und Interpretation derselben reagieren. Diese finde ich interessant und versuche sie differenziert zu betrachten.

Was meine Einstellung zu anderen übernatürlichen Themenbereichen angeht, bin ich weitgehend materialistisch, bekenne mich allerdings trotz mangelnder Evidenz zu einer romantischen Anhänglichkeit an das Konzept der Reinkarnation. Der Gedanke an zusätzliche Spielrunden, womöglich mit anderen Voraussetzungen ist zu schön, als dass ich ihn ohne Not aufgeben möchte, und bis jetzt habe ich noch nicht festgestellt, dass diese spezielle Idee mich sonderlich einschränkt. :mg:
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon Sabrist » So 19. Apr 2009, 23:50

blauregen hat geschrieben:...
Was allerdings definitiv existiert ist der Glaube an einen oder mehrere Götter, und der hat mehr oder minder nützliche Auswirkungen

In der Tat. Auf das Konto der Religionen geht millionenfacher Mord. Heute sind (wenn ich mal eben überlege) eigentlch alle Kriege religiös motiviert. Wenn du das nützlich findest...

...,insofern dass Menschen nicht auf irgendeine wie auch immer geartete Realität .. reagieren...

Da hast du allerdings die Geisteswelt der Glaubenssüchtigen treffend beschrieben.
:applaus:
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Re: Warum glauben nicht alle Menschen an Gott?

Beitragvon blauregen » Mo 20. Apr 2009, 01:19

Sabrist hat geschrieben:n der Tat. Auf das Konto der Religionen geht millionenfacher Mord. Heute sind (wenn ich mal eben überlege) eigentlch alle Kriege religiös motiviert. Wenn du das nützlich findest...


Alle zur Zeit aktiven Kriege? Hmm , lass mich nach schauen:

Laut dieser Liste http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_andauernden_Kriege_und_Konflikte scheint ein beachtlicher Teil primär eher ethnisch oder territorial motiviert zu sein.

Sabrist hat geschrieben:
...,insofern dass Menschen nicht auf irgendeine wie auch immer geartete Realität .. reagieren...

Da hast du allerdings die Geisteswelt der Glaubenssüchtigen treffend beschrieben.
:applaus:


Und da du scheinbar eine Realität wahrnimmst in der Religionen für alle momentanen bewaffneten Konflikte verantwortlich sind, während die Wikipedia-Autoren ( und ich ) verschiedene primäre Ursachen für verschiedene multikausale Konflikte wahrnehmen, haben wir hier unterschiedliche Interpretationen ein- und derselben Realität. Muss ich dich jetzt entsprechend deinem Statement von meiner Warte aus als Glaubenssüchtigen einordnen, oder habe ich dich irgendwie missverstanden?
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