Nathan hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob dir das genau genug ist, aber unter einer Seele stelle ich mir eine unsichtbare Person vor (nicht unbedingt körperlos), die denkt, fühlt, hofft, liebt, leidet etc...also genau das, was du nicht glaubst.
Eine
bildliche Vorstellung von etwas Unsichtbarem ist unmöglich.
Wenn wir uns Personen vorstellen, dann stellen wir uns ihr Äußeres vor, was selbstredend voraussetzt, dass die betreffende Person einen Körper mit einer sichtbaren Oberfläche besitzt.
Wenn ich dich bäte, dir deine Mutter vorzustellen und dann von der Vorstellung deiner Mutter die Vorstellung ihres Körpers abzuziehen, dann bliebe von der gesamten Vorstellung deiner Mutter nichts mehr übrig, d.h. die Vorstellung würde einfach ganz aus deinem Kopf verschwinden.
Nathan hat geschrieben:Da wir nichts über Gott wissen können, was er uns nicht selbst offenbart, macht es keinen Sinn, Begriffe für ihn zu erfinden. Mit so etwas kann man nur auf die Nase fallen.
Wir müssen aber mit einem inhaltlich bestimmten Begriff Gottes arbeiten, da Gott sonst schlichtweg ein gedankliches Nichts ist!
"Alle Bestimmungen Gottes — und Gott wird notwendig bestimmt, sonst ist er nichts, gar nicht Objekt einer Vorstellung — ..."(Feuerbach, Ludwig. "Grundsätze der Philosophie der Zukunft." 1843. In
Entwürfe zu einer Neuen Philosophie, hrsg. v. Walter Jaeschke u. Werner Schuffenhauer, S. 25-99. Hamburg: Meiner, 1996. §14)
Nathan hat geschrieben:Die Probleme gibt es aber vor allem, weil man in der Philosophie immer davon ausgeht, dass unsere Seele nach dem Tod den Körper verlässt, und das ist eben keine christliche Vorstellung, sondern eher Platonismus.
Das Problem ist, dass eine außerräumliche Seele, d.h. eine, die nicht innerhalb des Raumes existiert, sich zum einen nicht in einem Körper befinden kann, da dies bedeuten würde, dass sie einen Ort im Raum besetzt, und zum anderen einen Körper auch gar nicht verlassen könnte, da ein solcher Vorgang ja eine Bewegung im Raum darstellt. Die Rede von einer außerräumlichen Seele, die sich fortbewegt, ist ein Widerspruch in sich.
Man könnte nichtsdestominder auf die Idee kommen, eine Seele als ein zwar räumlich unausgedehntes, aber als ein innerhalb des Raumes befindliches Gebilde zu betrachten. Eine derartige Seele würde dann jeweilig genau einen Raumpunkt einnehmen, weil sie selbst 0-dimensional ist. Die Rede von einem sich im Raum fortbewegenden Seelenpunkt wäre zumindest nicht so offensichtlich in sich widersprüchlich, was allerdings mitnichten bedeutet, dass der Begriff einer räumlich lokalisierten, punktgroßen Seelensubstanz unproblematisch ist. im Gegenteil, er ist mit etlichen schwerwiegenden Problemen behaftet, die die Zurückweisung der Idee lokalisierter Seelensubstanzen nahelegen. (Der Idee nicht lokalisierter Seelensubstanzen ergeht es keinen Deut besser, sodass der Substanzdualismus insgesamt als eine vollkommen unhaltbare Position erscheint.)
Nathan hat geschrieben:Über den sog. "Auferstehungsleib" können wir gar keine Aussagen machen - auch nicht, dass er "widersinnig" sei - , weil wir einfach keine anderen als die uns bekannten Körper kennen. Ob man einen Auferstehungsleib dann hinterher als "physisch" oder nicht bezeichnet, spielt für mich keine Rolle.
Da helfen alle rhetorischen Tricks der Theologen nichts, der Begriff eines immateriellen/nichtphysischen/spirituellen Körpers ist und bleibt ein Widerspruch in sich!
(Das ist so, wie wenn man von einem "unkörperlichen Körper" spräche.)
Nathan hat geschrieben:Aber noch mal: was wäre, wenn man mit wissenschaftlichen Mitteln die Existenz von unsichtbaren Personen (zunächst einmal Geistern) beweisen könnte. Also beispielsweise in einem streng kontrollierten Experiment würde ein Schamane Geister um eine Handlung bitten, die dann überprüfbar ist - regelmäßig und zuverlässig unter Ausschluss aller psychologischen Erklärungen.
Würde dann dein Vertrauen in die Wissenschaft oder deine Abneigung gegen unsichtbare Personen gewinnen?
Wenn die Existenz von Geistern tatsächlich eines Tages wissenschaftlich bewiesen sein sollte, dann würde ich der Wissenschaft vertrauen und dem Naturalismus abschwören.