Max hat geschrieben:Die Anhänger der drei großen monotheistischen Religionen glauben an viele verschiedene Götter. Frag einmal hundert Kirchenbesucher, wie sie Gott definieren, danach frag hundert Juden und dann noch hundert Moslems. Dabei wirst du deutlich mehr als drei verschiedene Antworten bekommen. Für die verschiedenen Gottesbilder einen abstraktes Bild zu erfinden, ist irreführend und falsch.
Dass es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Gottesvorstellungen gibt, wissen wir beide.
Es geht aus philosophischer Sicht darum, den gemeinsamen theistischen Kern herauszuschälen, der das Wesen Gottes beschreibt.
Und dieser besteht im Glauben, dass Gott ein selbstbewusster unkörperlicher Geist, ein persönliches leibloses Lebewesen ist, das in Ewigkeit "über der Natur" existiert und die natürliche Welt absichtlich aus nichts erschaffen hat.
"By a theist I understand a man who believes that there is a God. By a 'God' he understands something like a 'person without a body (i.e. a spirit) who is eternal, free, able to do anything, knows everything, is perfectly good, is the proper object of human worship and obedience, the creator and sustainer of the universe'. Christians, Jews, and Muslims are all in the above sense theists."(Swinburne, Richard.
The Coherence of Theism. Oxford: Oxford University Press, 1977. Intro. I)
Max hat geschrieben:Aber wie willst du bei diesem Vorgang Gehalt gewinnen? Wie willst du auf neue Aussagen kommen, die nicht schon in den Prämissen stecken?
Das will ich gar nicht; denn natürlich wird die Konklusion von der Prämissenmenge impliziert, da man sie sonst ja nicht daraus logisch ableiten könnte. Die Konklusion ist in der Tat in der Prämissenmenge unentwickelt eingeschlossen.
Im Argument wird sie lediglich aus der Annahmenmenge herausgewickelt, d.i. explizit gemacht.
(Einer komplexen Prämissenmenge sieht man nicht auf den ersten Blick an, was alles an möglichen Konklusionen in ihr steckt.)
Max hat geschrieben:Der Gewinn einer bewiesenen Aussage ist durchaus etwas Gehaltvolles.
Nur wenn der Beweis fehlerhaft ist. Wie gesagt: Durch Beweis kann kein Gehalt gewonnen werden.
Nicht, dass ich mir auf Autoritäten berufen will - Nur exemplarisch:
"Durch logische Folgerung kann niemals Gehalt gewonnen werden. Der Spielraum der in Betracht kommenden Aussagen wird in der Deduktionsrichtugn jeweils größer oder er bleibt gleich; ihr Gehalt an Information wird dabei kleiner oder er bleibt gleich. Man kann gewissermaßen durch ein deduktives Verfahren aus einer Aussagenmenge nur die Information herausziehen, die in ihr schon enthalten ist. Ein solches Verfahren dient dazu, eine Aussagenmenge zu "melken", nicht dazu, neue Informationen zu erzeugen." (Hans Albert, Traktat über kritische Vernunft, 5. Aufl., S.13f)
Okay, ich denke, ich verstehe jetzt, was Du meinst.
Albert hat recht, und ich wollte auch nichts Gegenteiliges behaupten.
Dass ein Beweis zu keinem Informationszuwachs führt, bedeutet aber natürlich nicht, dass beweiskräftige Argumente nicht etwas sehr Wertvolles sind. Die Philosophie ist im Grunde Argumentationskunst. Der Philosoph ist stets auf der Suche nach guten Argumenten, die die Wahrheit oder zumindest die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Aussage zeigen.
Das Hauptproblem bei einem Argument ist weniger die formale Herleitung der Schlussfolgerung, die anhand objektiver, von jedermann nachvollziehbarer logischer Kriterien vollzogen wird, sondern das Finden wahrer Prämissen, was sich um so schwieriger gestaltet, je weiter man in den Bereich der Metaphysik eindringt.