Warum hat das Denken so lange gebraucht?

Warum hat das Denken so lange gebraucht?

Beitragvon Max » Mo 25. Jun 2007, 11:36

Warum hat das Denken über Jahrhunderte nur Dogmatismus und irrationalen Unsinn hervorgebracht? Wie konnte solcher Schwachsinn wie der Idealismus entstehen? Wie konnte diese dialektische Schwulst, dieses packpapierene Geschwätz entstehen? Warum hielt man so lange an der Begründungsidee fest? Warum war die Philosophie solange Wasserträgerin der Theologie? Warum hat das Denken mit dem Mittelalter einen solch erheblichen Rückschlag erlitten? Wie konnten die - auch für neuzeitliche Verhältnisse - fortschrittlichen Gedanken der Antike einfach vergessen werden und ersetzt werden durch unsinnige Verbote und unnütze Vorschriften? War es nur die Religion? Was war die Ursache dafür? Warum war man so dumm? Warum fiel man hinter all die erreichten Erkenntnisse wieder zurück? Warum hat das denken so lange gebracht, um wieder zu kurieren?
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Beitragvon Mark » Di 26. Jun 2007, 11:10

Weil es garnicht anders kommen konnte, insbesondere weil religionen die dummheit als erstrebenswert propagierten und zum machterhalt alles taten um die bevölkerung auch dumm zu halten. auch die aristokratie wusste schon von den alten griechen daß denken zu demokratie führt... und wusste das zu verhindern.

es wundert mich nicht daß es so lange gebraucht hat dahin zu kommen wo wir sind.
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Beitragvon Klaus » Di 26. Jun 2007, 11:22

Wissen ist Macht. Das hat die Kirche 1.500 Jahre praktiziert. In dieser Zeit kam alles Wissen von der Religion, die Kirche hat bestimmt, in welchem Maße Wissen vermittelt wird. Die haben 1500 Jahre die Bibel in Latein gepredigt, wer hat denn die Sprache gekannt, oftmals war selbst der Hochadel dem Analphabetentum verfallen. Es wurde geglaubt, was der Popanz gesagt hat, über Jahrhunderte.
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Beitragvon LinuxBug » Di 26. Jun 2007, 11:28

Hab da letztens was interessantes vom Schopenhauer gelesen :^^:

Arthur Schopenhauer hat geschrieben:Was man so die allgemeine Meinung nennt, ist, bei Lichte betrachtet, die Meinung zweier oder dreier Personen. Und davon würden wir uns überzeugen, wenn wir der Entstehungsart einer solch allgemeingültigen Meinung zusehen könnten. Wir würden dann finden, dass es nur zwei oder drei Leute sind, die solche Meinung als Erste annahmen oder aufstellten und behaupteten, und denen man so gütig war zuzutrauen, dass sie solche recht gründlich geprüft hätten: auf das Vorurteil der hinlänglichen Fähigkeit dieser nahmen zuerst einige wenige Andere diese Meinung ebenfalls an. Diesen wiederum glaubten viele weitere andere, deren Trägheit ihnen anriet, lieber gleich zu glauben, als erst mühsam zu prüfen. So wuchs von Tag zu Tag die Zahl solcher trägen und leichtgläubigen Anhänger: denn hatte die Meinung erst eine gute Anzahl Stimmen für sich erreicht, so schrieben die Nachfolgenden dies dem zu, dass sie solche nur durch die Triftigkeit ihrer Gründe hätte erlangen können. Die noch Übrigen waren jetzt genötigt gelten zu lassen, was allgemein galt, um nicht für unruhige und renitente Köpfe zu gelten, die sich gegen allgemeingültige Meinungen auflehnten und naseweise Burschen, die klüger sein wollten als alle Welt.

Jetzt wurde die Zustimmung zur Pflicht. Nunmehr müssen die wenigen, welche zu urteilen fähig sind, schweigen, und die da reden dürfen, sind solche, welche völlig unfähig, eine eigene Meinungen und eignes Urteil zu haben, das bloße Echo fremder Meinungen sind. Jedoch sind sie desto eifrigere und unduldsamere Verteidiger derselben. Denn sie hassen am Andersdenkenden nicht sowohl die andere Meinung, zu der er sich bekennt, als die eher Vermessenheit, selbst urteilen zu wollen, was sie ja doch selbst nie zu unternehmen in der Lage und im Stillen sich dessen bewusst sind. – Kurzum, Denken können sehr wenige, aber Meinungen wollen alle haben: was bleibt da anderes übrig, als dass sie solche, statt sie sich selber zu machen, ganz fertig von Anderen übernehmen?

Da es so zugeht, was gilt da noch die Stimme von hundert Millionen Menschen? – So viel wie etwa ein historisches Faktum, das man bei hundert Geschichtsschreibern findet, dann aber nachweist, dass sie alle, einer dem anderen, abgeschrieben haben, wodurch zuletzt alles auf die Aussage eines Einzigen zurückläuft.
(Arthur Schopenhauer, Kunstgriff 30, Eristische Dialektik - Die Kunst, Recht zu behalten)


Klingt auch einleuchtend, wenn man das von dem einen Typen hier für wahr hält (verkürzt: dass wenn es erstmal vom Surpreme Court eingeführt ist, alle sich dran richten werden) :up:
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Beitragvon ostfriese » Mi 27. Jun 2007, 13:06

Arthur Schopenhauer hat geschrieben:Denken können sehr wenige, aber Meinungen wollen alle haben; was bleibt da anderes übrig, als dass sie solche, statt sie sich selber zu machen, ganz fertig von Anderen übernehmen?

Wie wahr!

Dummheit, Trägheit / Bequemlichkeit, Angst und Täuschungen sind die fast unüberwindlichen Hindernisse auf dem Weg zur Erkenntnis.

Warum wir dumm sind? Weil die Welt so groß und so komplex ist, dass niemand die gigantische Informationsmenge vollständig erfasst und durchschaut.
Warum wir träge / bequem sind? Weil Energie nicht immer im Überfluss zur Verfügung stand. Unsere Vorfahren waren den ganzen Tag damit beschäftigt, sich satt und warm zu halten bzw. von den damit verbundenen Strapazen zu regenerieren.
Warum wir Angst haben? Weil es reale Gefahren gibt. Von sozialer Ausgrenzung bis hin zu offener körperlicher Gewalt an Andersdenkenden.
Warum wir Täuschungen aufsitzen? Weil unser Gehirn nicht perfekt ist, sondern bestenfalls überlebenstauglich. Wir erkennen Muster und Regelmäßigkeiten auch da, wo keine sind, weil wir unserer Natur gemäß immerzu danach suchen müssen.
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Beitragvon enbey » Fr 6. Jul 2007, 14:10

mein geschichtslehrer sagte mir einmal, das im mittelalter die bischöfe, priester usw. für die menschen die wissenschaftler waren.
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