Rolli Devise hat geschrieben:Aeternitas hat geschrieben:Ich habe nie behauptet das beide "absolut" wahr sind ich spreche hier nur vom Wert.
Was genau meinst Du mit "Wert einer Meinung"?
Das würde mich auch interessieren. Wenn ich mit jemandem diskutiere, vertrete ich meine Meinung und er seine. Gehen wir mal davon aus, dass sich unsere Behauptungen logisch widersprechen, dass also nur eine wahr sein kann. Dann messe ich seiner Meinung, so lange ich sie für falsch halte,
überhaupt keinen Wert zu (außer dem logischen Wahrheitswert "falsch"^^). Erst, wenn er mich argumentativ überzeugt hat und ich mein eigenes Urteil als falsch erkenne, bekommt seine Meinung für mich einen Wert: nämlich den einer Wahrheit.
Wenn es um Lösungen für praktische Probleme geht, werden unterschiedliche Interessen vertreten, und jeder Lösungssuchende gewichtet anders. Häufig muss man sich zudem auf unvollständige oder unsichere Daten sowie auf Wahrscheinlichkeiten anstelle von Wahrheiten verlassen. In solchen Fällen muss und kann ich abweichende Meinungen respektieren, denn es wird mir prinzipiell nicht möglich sein, sie schlüssig zu widerlegen. Das liegt an der Natur komplexer Systeme. Wie Andreas mit dem Rassismus-Beispiel gezeigt hat, sind allerdings nicht alle lebenspraktischen und ethischen Fragen von solcher Art. Es gibt keine rationalen (kritisierbaren) Argumente, mit denen Rassismus befürwortet werden könnte.
Wie es um die Entscheidbarkeit eines synthetischen Urteils bestellt ist, lässt sich wiederum nur mit Hilfe von Argumenten feststellen. Man kann (versuchen zu) begründen, warum man bestimmte Informationen für (un)zuverlässig hält oder bestimmte Szenarien für (un)wahrscheinlich, warum man bestimmte Interessen stärker gewichtet als andere oder gewisse Argumente für irrelevant hält.
Wenn also jemand die Wahrheit einer Aussage über die Wirklichkeit bestreiten möchte, dann genügt nicht der Totschläger "Du hast Deine Wahrheiten, ich habe meine". Ein genereller Relativismus ist nicht akzeptabel, denn es gibt ohne Zweifel Aussagen, die mit solch hoher Sicherheit als wahr zu erkennen sind, dass niemand sie
vernünftigerweise in Frage stellen kann.
Unvernünftigerweise kann man leider alles in Frage stellen. Zum Beispiel einen Unsichtbaren bei Maischberger postulieren. Sollte zufällig während der Sendung eine Infrarotkamera mitgelaufen sein, könnte man die Unsichtbaren-Hypothese mit noch höherer Sicherheit widerlegen. Aber dann wird der Irrationalist wohl zur nächsten Ad-hoc-Hypothese greifen und behaupten, der Unsichtbare habe einen unglaublich perfekten Wärmeisolationsanzug getragen. Oder er sei ein Außerirdischer, dessen Köpertemperatur exakt der des Studios entsprochen habe. Dieses Beispiel zeigt, wie unverzichtbar "Occams Razor" als Kriterium für Rationalität ist...