Nein, sogar ganz sicher nicht. Ist als erste Näherung nicht schlecht, aber so nachweislich falsch.Kurt hat geschrieben:Ich behaupte, alles was Menschen und Tiere tun, dient der Arterhaltung
Zum einen wirkt Selektion nicht auf Arten oder Individuen, sondern eben (wie wir spätestens seit Dawkins wissen) auf Genen. Infantizit ist eines der Beispiele, das mit einer hypothetischen Gruppenselektion oder einem Arterhaltungstrieb nicht erklärt werden kann - mit "egoistischen" Genen aber schon.
Der andere wichtige Punkt ist, dass wir eben nicht mehr "Sklave der Evolution" sind, sondern uns bewusst dagegen Entscheiden können unsere Gene so oft wie möglich weiterzugeben - und dies auch alle tun.
Der erste Satz ist schlicht falsch. Ich komme nicht mal eben von einem Individuum auf die ganze Art oder andersherum. Wenn sich hinreichend viele Individuen hinreichend verrückt verhalten stirbt die ganze Art - vielleicht sind wir da ein Beispiel für... Andersherum gibt es Beispiele, dass Individuen bestraft werden, die einer Gruppe schaden - nicht nur in menschlichen Gesellschaften, sondern auch durch Ausschluss aus einem Rudel/einer Herde.Kurt hat geschrieben:Ein Wesen mit Handlungsweisen, die der Arterhaltung nicht dienlich sind, wird aussterben. Daher habe ich auch geschrieben, dass Suizidgefahr bei solchen Menschen am höchsten ist, die meinen, für die Gesellschaft (Familie, Art...) keinen Nutzen mehr zu haben. Die Evolution hat uns wohl so programmiert, dass wir den Willen zum Leben verlieren, wenn wir keinen Nutzen mehr bringen. Das gilt gleichermaßen für Selbstmörder wie für Todkranke.
Der Rest ist wirklich interessant. Aber ich sehe nicht sofort, wie das mit Evolution begründet werden könnte. *grübel* Auf Individuen die - oder Lebensabschnitte in denen sich jemand - nicht fortpflanzen kann wirkt Evolution nur indirekt, zum Beispiel dadurch, dass Verwandten geholfen wird ihre Gene weiterzugeben.
Angenommen es herrscht Futterknappheit (oder es gibt irgend einen anderen limitierenden Faktor).
Angenommen ein Individuum ist "nutzlos", es besteht aber zumindest die Möglichkeit, dass noch andere Individuen "seine" Gene mit sich herumtragen. Dann wäre es für die (indirekte) Weitergabe seiner Gene sinnvoll zu sterben.
Hmm... Ist das eine schlüssige evolutionäre Begründung für Selbstwertgefühl und Selbstmordgedanken? Gefällt mir noch nicht, aber ist es sicher Wert genauer drüber nachzudenken. Wäre definitiv überrascht, wenn "programmierte Selbstzerstörung" spontan in einer Evolutionssimulation auftauchte. Denkbar wäre sogar, dass sich Individuen selbst ausselektieren (Darwin Award *g*) und damit die Chancen erhöhen, dass ihre Gene (indirekt) weitergegeben werden.
Aber wie gesagt: Wie es sich entwickelt hat impliziert nicht, wie wir uns verhalten sollten. Es kann aber durchaus erklären (oder dabei helfen) warum es verschiedene Verhaltensweisen gibt und warum wir sie wie wahrnehmen...