Sterbehilfe

Alles, was sonst nirgendwo hinpasst, findet hier seinen Platz.
Neue Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich hier vorzustellen.

Sterbehilfe

Beitragvon Fisherman's Fellow » Fr 1. Jun 2007, 19:40

Wie steht Ihr zur Frage nach passiver/aktiver/gar keiner Sterbehilfe?

Mich würde interessieren, was Ihr darüber denkt und warum.
Ich selber (Christ) werde Eure Antworten nicht kommentieren; allenfalls (falls jemand das wünscht) meine Meinung zum Thema mitteilen.
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

Beitragvon Peter Janotta » Fr 1. Jun 2007, 20:04

Die persönliche Freiheit darf nicht unterdrückt werden. Wer sterben will soll das ermöglicht bekommen, wenn es gute Gründe dafür gibt. Allerdings muss auch sichergestellt werden, dass ein Gesetz zur Sterbehilfe entsprechende Kontrollmechanismen enthält, um zu verhindern, dass sich jemand nur "aus einer Laune heraus" umbringen lässt oder wesentlich schlimmer noch durch das Gesetz versteckte Exikutionen ermöglicht werden bei denen ein Sterbewunsch herbeigeschwindelt wird.
Benutzeravatar
Peter Janotta
 
Beiträge: 1492
Registriert: Mo 26. Mär 2007, 10:53
Wohnort: Würzburg

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 1. Jun 2007, 20:04

Warum willst du nichts sagen?
Ich finde es feige einfach zu sagen, postet mal eure Meinung, ich werde es aber nicht tun.

Du hast gefragt, also fang an.

Sterbehilfe? Es kommt darauf an, Tendenz ja aber, mit Betonung auf Hilfe.
Nach dem Motto tu keinem anderen was an, was du nicht willst das dir angetan wird und dem Motto tu anderen das an, was du vielleicht willst was dir (an)getan wird.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Beitragvon Peter Janotta » Fr 1. Jun 2007, 20:06

Nach dem Motto tu keinem anderen was an, was du nicht willst das dir angetan wird und dem Motto tu anderen das an, was du vielleicht willst was dir (an)getan wird.


Sehe ich auch so.
Benutzeravatar
Peter Janotta
 
Beiträge: 1492
Registriert: Mo 26. Mär 2007, 10:53
Wohnort: Würzburg

Beitragvon Klaus » Fr 1. Jun 2007, 20:18

Ich schließe mich meinen Vorrednern an, also ich bin für, unter den genannten Bedingungen, für aktive/passive Sterbehilfe, Stammzellenforschung, Schwangerschaftsabbrüche, gleichberechtigte Behandlung homosexueller Mitmenschen usw. und so fort, was den Transhumanismus so aus macht.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Beitragvon Fisherman's Fellow » Fr 1. Jun 2007, 20:33

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Du hast gefragt, also fang an.

Ok.

Wir haben mal bei meinem Vater sozusagen passive Sterbehilfe geleistet, indem wir durchsetzten, dass ab einem bestimmten Punkt keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr durchgeführt werden.

Diese Art passiver Sterbehilfe war ok, denke ich. Zumindest hätte ich mir in seiner Lage nicht noch mehr lebensverlängernde Quälerei gewünscht.

Alles andere ist höchst brisant, und ich habe keine feste Meinung. Es gibt Leute, die sterben elend wie die Hunde, und irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass man ihnen auch die Erlösung einer "Einschläferung" zukommen lassen könnte. Aber ist es wirklich ratsam, sich in solchen Fragen zum Henker anderer aufzuschwingen? Und selbst wenn der betreffende es wünscht, besteht die Gefahr, dass nach einer Legalisierung von aktiver Sterbehilfe die bucklige Verwandtschaft so manchen vermuteten Erblasser in den Tod treibt - das passiert zT ja jetzt schon, wird aber durch aktive Sterbehilfe ein fast kalkulierbares Risiko.

Neulich stürzte sich eine entfernte Tante von Balkon, um sich ein langes Dahinsiechen (sie bekam die gleiche chronische Nervenkrankheit wie ihre Mutter, und die "lebt" heute noch) und ihren Angehörigen die Pflegekosten zu ersparen ... das Thema "Kosten" könnte in Zukunft in Bezug auf aktive Sterbehilfe eine wichtige Rolle spielen. Da stellt sich natürlich die Frage: Was ist ein Menschenleben wert?

Wie gesagt, ich habe mir noch keine entgültige Meinung gebildet, tendiere aber eher gegen eine aktive Sterbehilfe. Jedenfalls bin ich für den Ausbau von palliativmedizinischen Einrichtungen und Hospizen.
Benutzeravatar
Fisherman's Fellow
 
Beiträge: 361
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 17:19

Beitragvon Nox » Fr 1. Jun 2007, 21:17

Mir fallen nur folgende problematischen Szenarien ein:

1. Niemand, der gerade dazu in der Lage wäre, möchte Sterbehilfe leisten.

2. Jemand möchte sterben, ohne ernsthaft krank zu sein oder (physisch) zu leiden, sondern hat einfach keine Lust mehr. Nicht nur aus einer Laune heraus, sondern über längere Zeiträume.

3. Jemand zieht den Tod einem temporären, wahrscheinlich heilbaren Leiden vor. (Beispiel: Grad keine Schmerzmittel da...)

4. Es ist nicht bekannt, ob die betreffende Person möchte, dass Sterbehilfe geleistet wird.


Sobald hinreichend (was genau heißt das hier?) sicher ist, dass eine Person aktive oder passive Sterbehilfe wünscht um Leiden vor einem absehbaren, unausweichlichen oder höchstwahrscheinlichen Tode zu vermeiden UND sich jemand findet, der Sterbehilfe (in einer sinnvollen Form) leisten will sehe ich kein Problem.

Erstaunlich finde ich, wenn es jemand schafft gleichzeitig aktive Sterbehilfe (bei Menschen) abzulehnen, aber das Einschläfern bei allen (anderen) Tierarten (einschließlich derer mit "hohem" Bewusstsein: Bonobos, Delphine, ...) befürwortet - und am besten auch noch für die Todesstrafe ist...
Zuletzt geändert von Nox am Fr 1. Jun 2007, 21:54, insgesamt 2-mal geändert.
Nox
 
Beiträge: 347
Registriert: Di 19. Dez 2006, 19:51

Beitragvon taotne » Fr 1. Jun 2007, 21:17

Für eine allgemeine Gesetzgebung hab ich mir noch zu wenig Gedanken gemacht. In meinem persönlichen Fall steh ich absolut auf der Ja zur aktiven Sterbehilfe- Seite. Wenn ich schon ein Recht auf Leben hab, dann sollte das Recht auf Sterben ebenfalls mir gehören. Und zwar nur mir. So ein dahingesieche ist nichts für mich. Die Risiken, dass ich vielleicht unter Medikamenteneinfluss einen (zu) frühen Tod sterbe, oder sonst irgendwie dazu gedrängt werden sollte, gehe ich ein. Das ist meine Meinung, die wie schon gesagt, (noch)nicht für eine allgemeine Gesetzgebung konzipiert ist.
Benutzeravatar
taotne
 
Beiträge: 281
Registriert: Sa 9. Dez 2006, 22:01

Beitragvon [C]Arrowman » Fr 1. Jun 2007, 22:12

Ich bin gegen aktive Sterbehilfe, zum einen, weil der Hippokratische Eid dagegen spricht (ja ich weiß der ist nicht bindend), zum anderen weil alle höher entwickelten Lebensformen einen Überlebenswillen haben. Wenn jemand unheilbar aber bei Bewusstsein ist ist, sollte man alles mögliche machen um den MEnschen solange wie möglich am Leben zu erhalten. Leigt der PAtient im KOma, so sollte die Entswcheidung bei den Angehörigen liegen.
Benutzeravatar
[C]Arrowman
 
Beiträge: 961
Registriert: Mo 1. Jan 2007, 16:18
Wohnort: Fuldabrück

Beitragvon Kival » Fr 1. Jun 2007, 22:13

[C]Arrowman hat geschrieben: Wenn jemand unheilbar aber bei Bewusstsein ist ist, sollte man alles mögliche machen um den MEnschen solange wie möglich am Leben zu erhalten.


Warum ist dir der Todeswunsch der Person so unwichtig?
Benutzeravatar
Kival
 
Beiträge: 575
Registriert: Di 6. Feb 2007, 22:16
Wohnort: Hamburg

Beitragvon [C]Arrowman » Fr 1. Jun 2007, 22:18

Weil ich dass nun mal so sehe. Ich habe verständnis dafür, wenn leute unter schmerzen leiden, dafür gibt es Schmerzmittel. Aber ein Todeswunsch ist auch nur dem Mensch eigen. Selbst ein schwerverletztes Tier kämpft in seimem Zustand noch ums überleben. Der Todeswunsch kommt daher meiner Meinung nach unter einem Zustand geistiger Umnachtung zustande. Wenn jemand nicht Leben will, kann etwas nicht stimmen. Liegt eine Patientenverfügung vor, sollte man aber nach der Verfügung handeln.
Benutzeravatar
[C]Arrowman
 
Beiträge: 961
Registriert: Mo 1. Jan 2007, 16:18
Wohnort: Fuldabrück

Beitragvon Kival » Fr 1. Jun 2007, 22:23

Man muss wirklich geistig umnachtet sein, wenn man anstatt weiter zu leiden und nichts sinnvolles mehr tun zu können, lieber stirbt.
Benutzeravatar
Kival
 
Beiträge: 575
Registriert: Di 6. Feb 2007, 22:16
Wohnort: Hamburg

Beitragvon Tapuak » Fr 1. Jun 2007, 22:58

[C]Arrowman hat geschrieben:Ich bin gegen aktive Sterbehilfe, zum einen, weil der Hippokratische Eid dagegen spricht (ja ich weiß der ist nicht bindend), zum anderen weil alle höher entwickelten Lebensformen einen Überlebenswillen haben. Wenn jemand unheilbar aber bei Bewusstsein ist ist, sollte man alles mögliche machen um den MEnschen solange wie möglich am Leben zu erhalten. Leigt der PAtient im KOma, so sollte die Entswcheidung bei den Angehörigen liegen.


[C]Arrowman hat geschrieben:Weil ich dass nun mal so sehe. Ich habe verständnis dafür, wenn leute unter schmerzen leiden, dafür gibt es Schmerzmittel. Aber ein Todeswunsch ist auch nur dem Mensch eigen. Selbst ein schwerverletztes Tier kämpft in seimem Zustand noch ums überleben. Der Todeswunsch kommt daher meiner Meinung nach unter einem Zustand geistiger Umnachtung zustande. Wenn jemand nicht Leben will, kann etwas nicht stimmen. Liegt eine Patientenverfügung vor, sollte man aber nach der Verfügung handeln.

Tut mit leid das sagen zu müssen: Lange nicht mehr eine so schlechte Argumentation gelesen. Ich kann in deinen Beiträgen keinen einzigen rationalen Grund entdecken, warum Sterbehilfe abzulehnen sei, sondern zwischen vielen isolierten Forderungen nur einen Regress ("weil es im hippokratischen Eid steht") und einen Rekurs auf irgendwelche Werte, die du offenbar in der Natur vorzufinden meinst ("weil alle höher entwickelten Lebensformen einen Überlebenswillen haben"; "selbst ein schwerverletztes Tier kämpft in seinem Zustand noch ums überleben"). Ersteres stellt lediglich eine Verschiebung auf eine ihrerseits begründungsbedürftige Instanz dar. Letzteres klingt nach unhaltbarem Naturrechtsdenken und ist obendrein empirisch falsch, denn offensichtlich haben einige höher entwickelte Tiere - nämlich Menschen in bestimmten Situationen - eben keinen Überlebenswillen mehr.
Tapuak
 
Beiträge: 139
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:34
Wohnort: Bremen

Beitragvon Kurt » Fr 1. Jun 2007, 23:46

Zum Thema Todeswunsch: Es gibt im Tierreich zumindest die Bereitschaft, sein eigenes Leben zugunsten der Gemeinschaft zu riskieren oder zu opfern. Z.B. eine Biene sticht einen Eindringling, um den Stock zu beschützen. Menschen neigen zu Suizid, wenn sie meinen, sie hätten keinen "Sinn" auf der Welt und würden der Gemeinschaft zur Last fallen. Insofern ist der Todeswunsch durchaus rational nachzuvollziehen.

Der springende Punkt bei der Sterbehilfe ist der Wille des Betroffenen. Ich würde diesen Willen unbedingt respektieren. Nur ist es so, dass ein gesunder leicht sagen kann, man solle ihn "abschalten", wenn er nicht mehr bei Bewusstsein und schwerkrank sei. Die Frage ist, ist er immer noch dieser Meinung, wenn es so weit ist? Es gibt Autisten, die ein durchaus reichhaltiges geistiges Innenleben haben, obwohl sie nach außen nicht ansprechbar und wie ohne Bewusstsein wirken. Die würden sich sicherlich einer "Abschaltung" widersetzen, wenn sie könnten. Oder Leute mit Wundstarrkrampf. In solchen Situationen ist der Wille der Betroffenen halt nicht mehr so einfach festzustellen.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 2. Jun 2007, 11:17

Kurt hat geschrieben:Zum Thema Todeswunsch: Es gibt im Tierreich zumindest die Bereitschaft, sein eigenes Leben zugunsten der Gemeinschaft zu riskieren oder zu opfern. Z.B. eine Biene sticht einen Eindringling, um den Stock zu beschützen.
Und was sagt uns dies? Mir sagt es jedenfalls nichts, gar nichts. ;)
Ich bin mir recht sicher, die Biene weiß vorher nicht, dass sie höchstwahrscheinlich sterben wird, wenn sie dich oder mich sticht. Dieses Bewusstsein, diese Erkenntnis spreche ich den Viecherln jetzt erst einmal ab.
Dass das Bienchen stirbt, liegt nämlich auch weniger an der Biene, sondern an unserer Haut. Da hat sich der Designer *bg* nämlich was einfallen lassen. Der natürliche Hauptfeind der Bienen sind übrigens keine menschlichen Honigräuber. Haben Wespen, Hornissen oder ähnliches mal Appetit auf was Süßes oder ein Bienensteak, dann geht's zur Sache, der Stachel bleibt aber nicht stecken und ist mitsammt der Biene recyclebar (kein Downcycling). Sprich, die Biene überlebt - falls nicht anderweitig getötet - es tausendmal eine Hornisse, Wespe, zu stechen.
Trotzdem halte ich die Behauptung von Arrowman gewagt, dass nur Menschen einen echten Todeswunsch haben könnten. Diese Einschätzung liegt doch wohl vielmehr daran, dass wir die Tierchen doch noch recht schlecht verstehen. Vereinsamte Tiere, die in der Natur immer in Gruppen oder in enger Paarbindung leben, haben eine mitunter extrem verkürzte Lebenserwartung. Dies trifft analog auch auf Menschen zu, selbst wenn man "aktiven Suizid" heraurechnet. Diese Menschen äußern - falls sie mal mit jemanden reden (können) durchaus meist eine Lebensmüdigkeit.
Also sei nicht so vorschnell was ist, nur weil wir es nicht wissen.

Und nein, auch deiner Behauptung dass ein Todeswunsch nur auf geistiger Umnachtung fussen könne, möchte ich entschieden widersprechen, ich empfinde es sogar eher als Hohn gegenüber Leidenden.
----
OT-Einschub und kleine Anmerkung @ Nox: Es gibt inzwischen ein paar(? zumindestens einen) Wissenschaftler, die behaupten Delphine würden irrtümlich für "relativ intelligent" gehalten. => Wie dumm sind Delphine?
----
Leichte Polemik und der Hippokratische Eid: Man lasse Schönheitschirugen die aktive Sterbehilfe vornehmen, die verstoßen sowieso häufig (nicht alle! und nicht immer!) gegen den Eid.

Wobei der Eid und der (auch persönliche) Berufsethos tatsächlich natürlich ein dickes Problem ist, egal ob passive oder aktive Sterbehilfe, gilt für Ärzte und Pflegekräfte gleichermaßen. Man darf niemanden dazu zwingen oder nötigen Sterbehilfe zu leisten, nur bitte.
Nur passiv oder auch aktiv?
DIe Sache ist sehr schwierig und bedarf einer strengsten (besonders aktive Sterbehilfe) Überprüfung, ein Problem ist durchaus auch das Vertrauen in den Staat, die letztendlich überprüfende Instanz. In einem totalitärem Staat ohne funktionieren unabhängige Kontrollinstanz würde ich mich durchaus fürchten können. Auch die angesprochene "bucklige Verwandtschaft" ist tatsächlich ein riesiges Problem, die leistet schon jetzt vermutlich oft "Sterbehilfe" (in Landkreisen/Gebieten mit hoher Obduktionsrate sterben mehr alte Leute eines von dritter Hand verabreichten Todes als in Gebieten mit Obduktion nur auf "Anregung" des den Totenschein ausstellenden Arztes bzw. des sich weigernden Arztes).

aktiv/passiv Szenario, aktive Sterbehilfe sei verboten:
Unheilbar krank, unwahrscheinliche Schmerzen die nur durch "Totalbetäubung" unterdrückt werden kann, ohne Schmerzmittel ist Patient aber soweit noch fähig eine (soweit) klare Entscheidung zu treffen und zu äußern. Patient kann eine Hand noch soweit bewegen, dass er einen Knopf drücken kann (sich eine Spritze setzen kann, ....) - passive Sterbehilfe wird "genehmigt", aber leider fällt die Spritze aus Glas (Szenario) auf den Boden und zerbricht. Ersatzspritze kommt erst am nächsten Tag. In der Nacht hat sich der Zustand noch verschlimmert und der Patient kann seine Hand nicht mehr bewegen. Warum darf der Patient jetzt nicht mehr sterben (bedingte aktive Sterbehilfe) nur weil seine Situation noch schlechter geworden ist?

Allerdings wie schon gesagt, ohne echte, funktionieren, unabhängige Kontrollinstanz kann's böse enden.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Beitragvon Nox » Sa 2. Jun 2007, 11:56

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Und nein, auch deiner Behauptung dass ein Todeswunsch nur auf geistiger Umnachtung fussen könne, möchte ich entschieden widersprechen, ich empfinde es sogar eher als Hohn gegenüber Leidenden.
Sieht für mich aus wie Satire :^^:

Danke für den Delphinhinweis. Gut möglich, dass manches überschätzt wird. Dass es bei Delphinen gute Belege gibt steht ja sogar im Artikel. Insgesamt dürften wir die Leistungen und Fähigkeiten vieler Tiere noch deutlich unterschätzen.

Bienen sind ein wirklich schlechtes Beispiel wenn man belegen will, dass sich Tiere absichtlich in Gefahr bringen.
1. Sie haben (in einem Schwarm) alle dieselbe Erbinformation - es lässt sich also nicht verallgemeinern.
2. "Absichtlich" ist bei Bienen wahrscheinlich etwas übertrieben. *g*

Hier ein besseres Beispiel (eines für "Ich opfere mich absichtlich mag mir nicht einfallen."):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=LU8DDYz68kM[/youtube]

Beispielsweise bei Hunden oder Elefanten gibt es sehr gute Hinweise auf Trauer. Von Hunden wurde schon häufiger berichtet, dass sie kurz nach ihrem Herrchen starben, weil sie nicht mehr fressen wollten. Bin mir nicht sicher, ob "Todeswunsch" der richtige Begriff dafür wäre - aber ist das beste, was mir einfällt.

"Ich wäre lieber tot, als diese Schmerzen zu ertragen" erfordert glaube ich nicht nur ein leistungsfähiges Gehirn, sondern auch eine aktive Auseinandersetzung mit dem Konzept "Tod" - ohne eine leistungsfähige Sprache stelle ich mir das sehr schwierig vor.

Aber ich schweife ab :/
Nox
 
Beiträge: 347
Registriert: Di 19. Dez 2006, 19:51

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 2. Jun 2007, 12:11

OT:
Nox hat geschrieben:Danke für den Delphinhinweis. Gut möglich, dass manches überschätzt wird. Dass es bei Delphinen gute Belege gibt steht ja sogar im Artikel. Insgesamt dürften wir die Leistungen und Fähigkeiten vieler Tiere noch deutlich unterschätzen.
Sehe ich auch so.
Was mich imer wieder überrascht ist, dass Sachen die noch vor wenigen Jahren zur herrschenden Wissenschafts-Meinung (über die "Niedrigkeit" der Tiere) gehörte, eigentlich jeder Laie der sich mit (seinen) Tieren (Hunden, Katze, Papageien, Pferden ...) beschäftigt hat schon gewusst hat. Hätten die Elfenbeinturmwissenschaftler einfach mal ein bisserl Vermenschlichung herausgenommen, statt alles als Vermenschlichung abzutun.

Nox hat geschrieben: dass sich Tiere absichtlich in Gefahr bringen.
hat sowieso selten (nie?) was mit dem Thema zu tun, es dient ja meistens (immer *grübel*) der Arterhaltung. Auch löwinen die um ihr Kind Kämpfen "wie eine Löwin" hören meist auf, wenn es nicht mehr der Arterhaltung dienlich ist.
Ich opfere mich kann mich nicht unter "Sterbehilfe" und Lebensmüdigkeit oder Todessehnsucht in diesem Zusammenhang bringen.

Nox hat geschrieben:Beispielsweise bei Hunden oder Elefanten gibt es sehr gute Hinweise auf Trauer. Von Hunden wurde schon häufiger berichtet, dass sie kurz nach ihrem Herrchen starben, weil sie nicht mehr fressen wollten. Bin mir nicht sicher, ob "Todeswunsch" der richtige Begriff dafür wäre - aber ist das beste, was mir einfällt.
Ja, dies eben schon, auch wenn es "Lebensmüdigkeit" aus andere Intention ist, aber genau die gleiche Richtung. (Dein Büffele - als Beispiel - ist ja nicht des Lebens müde, sondern kämpfen um ihr und anderer Artgenossen Leben.)
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Beitragvon Kurt » Sa 2. Jun 2007, 12:49

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Zum Thema Todeswunsch: Es gibt im Tierreich zumindest die Bereitschaft, sein eigenes Leben zugunsten der Gemeinschaft zu riskieren oder zu opfern. Z.B. eine Biene sticht einen Eindringling, um den Stock zu beschützen.
Und was sagt uns dies? Mir sagt es jedenfalls nichts, gar nichts. ;)
Ich bin mir recht sicher, die Biene weiß vorher nicht, dass sie höchstwahrscheinlich sterben wird, wenn sie dich oder mich sticht. Dieses Bewusstsein, diese Erkenntnis spreche ich den Viecherln jetzt erst einmal ab.

Die Bienchen haben sicherlich kein Bewusstsein in unserem Sinne, auch wenn ich Bewusstsein für etwas graduell (weniger <-> mehr) vorhandenes, nicht für etwas binäres (nicht oder schon vorhanden) halte. Jedenfalls hat der Designer die Bienchen mit Widerhaken am Stachel ausgestattet, so dass der Stachel in Säugetierhäuten steckenbleibt und mitsamt dem ganzen Pumpapparat noch eine Weile weiterarbeiten kann. Der Tod einer Biene wird also für möglichst viel Nutzen für die Gemeinschaft erkauft. Natürliche Feinde der Biene sind durchaus Säuger wie Bären usw. Insekten können relativ leicht vertrieben werden, da brauchts keine Kamikaze-Attacken.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Dass das Bienchen stirbt, liegt nämlich auch weniger an der Biene, sondern an unserer Haut. Da hat sich der Designer *bg* nämlich was einfallen lassen. Der natürliche Hauptfeind der Bienen sind übrigens keine menschlichen Honigräuber. Haben Wespen, Hornissen oder ähnliches mal Appetit auf was Süßes oder ein Bienensteak, dann geht's zur Sache, der Stachel bleibt aber nicht stecken und ist mitsammt der Biene recyclebar (kein Downcycling). Sprich, die Biene überlebt - falls nicht anderweitig getötet - es tausendmal eine Hornisse, Wespe, zu stechen.


ACK

Trotzdem halte ich die Behauptung von Arrowman gewagt, dass nur Menschen einen echten Todeswunsch haben könnten. Diese Einschätzung liegt doch wohl vielmehr daran, dass wir die Tierchen doch noch recht schlecht verstehen. Vereinsamte Tiere, die in der Natur immer in Gruppen oder in enger Paarbindung leben, haben eine mitunter extrem verkürzte Lebenserwartung. Dies trifft analog auch auf Menschen zu, selbst wenn man "aktiven Suizid" heraurechnet. Diese Menschen äußern - falls sie mal mit jemanden reden (können) durchaus meist eine Lebensmüdigkeit.
Also sei nicht so vorschnell was ist, nur weil wir es nicht wissen.


Genau das war es, worauf ich hinweisen wollte. Der Wille des Kranken ist zu respektieren. Aber Vorsicht bei pauschalen Überzeugungen wie dieser Wille sei.

Allerdings wie schon gesagt, ohne echte, funktionieren, unabhängige Kontrollinstanz kann's böse enden.


Richtig. Das ist eine ganz heiße Sache. Da muss man mit sehr viel Fingerspitzengefühl rangehen.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Beitragvon Kurt » Sa 2. Jun 2007, 13:06

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Nox hat geschrieben: dass sich Tiere absichtlich in Gefahr bringen.
hat sowieso selten (nie?) was mit dem Thema zu tun, es dient ja meistens (immer *grübel*) der Arterhaltung. Auch löwinen die um ihr Kind Kämpfen "wie eine Löwin" hören meist auf, wenn es nicht mehr der Arterhaltung dienlich ist.
Ich opfere mich kann mich nicht unter "Sterbehilfe" und Lebensmüdigkeit oder Todessehnsucht in diesem Zusammenhang bringen.


Ich behaupte, alles was Menschen und Tiere tun, dient der Arterhaltung, auch wenn es auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen ist. Ein Wesen mit Handlungsweisen, die der Arterhaltung nicht dienlich sind, wird aussterben. Daher habe ich auch geschrieben, dass Suizidgefahr bei solchen Menschen am höchsten ist, die meinen, für die Gesellschaft (Familie, Art...) keinen Nutzen mehr zu haben. Die Evolution hat uns wohl so programmiert, dass wir den Willen zum Leben verlieren, wenn wir keinen Nutzen mehr bringen. Das gilt gleichermaßen für Selbstmörder wie für Todkranke.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 2. Jun 2007, 13:43

Kurt hat geschrieben:Ich behaupte, alles was Menschen und Tiere tun, dient der Arterhaltung, auch wenn es auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen ist.
Nein. Absolut nein. Wenn ich eine Atombombe zünde wird es der Arterhaltung noch weniger nutzen, wie wenn ich aus Langweile in der Nase bohre. Selbst wenn ich einen Lustgewinn beim Nasebohren erfahren sollte, dient es meist weder meiner noch der Arterhaltung.
Bitte noch einmal umformulieren.
Oder zeige mir wie auch immer den arterhaltenden Sinn.
Auch selbst im natürlichen Umfeld und im Tierreich (ohne Menschen) dient sicherlich nicht alles, auch nicht jede größere Aktion der Arterhaltung, auch wenn man bei vielen Aktionen unterstellen kann, dass die Aktion aus einer arterhaltenden Funktion sich herausgebildet hat.


Noch zu den Bienen und Stachel: Die Haut muss tatsächlich "optimal designed" sein, damit der Stachel eindringen kann und hängenbleibt. Ist die Haut zu dick, gibts keinen Weg rein (z.B. oft bei größeren Bären - da bin ich mir recht sicher, die paar Bienen die es schaffen, jucken nur), ist die Haut zu zart, bleibt nichts stecken. Allerdings Wesen mit so zartet Haut werden i.A. auch so recht erfolgreich atakiert.
Kurt hat geschrieben:Insekten können relativ leicht vertrieben werden, da brauchts keine Kamikaze-Attacken.
Wenn du dir schon keinen Sielmann gegönnt hast, dann schau wenigstens mal irgendwelche Horrofilmchen an ;) . Dann wirst du "Insekten sind leicht zu vertreiben" revidieren. Auch wird "nicht jedes" Bienenvolk so groß wie das gezüchtete und gehegte Bienenvolk in den netten bunten Häuschen. In natura sind AFAIK die (anderen) Insekten tatsächlich die Hauptfeinde der Völker (weil sie es auf die Brut abgesehen haben).
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Nächste

Zurück zu Das Leben, das Universum und der ganze Rest

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste