ich hatte im Alter von 11 Jahren Gelbsucht, also diese übliche Geschichte, mangels eines Krankenhauses mit Quarantänestation, musste ich 8 Wochen in einem evangelischen Stifts-Hospital zubringen.
Mit der ersten Mahlzeit fing es an, ich war schon beim essen, als mir ein seltsames Gemurmel auffiel, es war das Gebet, von der Oberin und der anderen Kinder. Von dem Tag an hatte ich verloren. Eine Woche später fingen die Schwestern an meine Literatur zu sieben, und entsprechende Bücher auszusondern, mein Protest half nichts, ich sollte die Bibel und anderes religiöse Zeug lesen. Als Dank dafür habe ich denen erzählt, dass der erste Mensch bald auf dem Mond landen wird und die werden es noch erleben, die haben ein Kreuz über mir geschlagen, von ärztlicher Seite war alles in Ordnung, die Schwestern haben mich benachteiligt wo es nur ging, selbst Spielkarten wurden eingezogen, die waren Teufelszeug. Dort habe ich mich zur Kröte entwickelt, einen Ersatz für derartige religiöse Dinge brauchte ich nie, als ich entlassen wurde haben die bestimmt mehrere Vater-Unser gebetet als Dank.
Vllt ist ja Neugierde ein Ersatz für Religion, ich wollte immer alles Wissen, wie sieht eine Armbanduhr von innen aus, Radio, Wecker, alles sehr zum Leidwesen meiner Umwelt
Der absolute Terror brach aus, als man mir ein Mikroskop schenkte, ein richtig gutes Teil, am Anfang waren es Zwiebeln die ich mikroskopierte, dann Dünnschnitte von Fleisch, Herstellen von Trockenpräparaten usw. Wenn irgendwas bei uns gesucht wurde, war ich die erste Adresse die gefragt wurde. Religion habe ich nie kennengelernt, immer nur von anderen erlebt und gehört. Literatur hat bei uns immer eine große Rolle gespielt, meine Mutter als Bibliothekarin hat mich immer mit Neuerscheinungen versorgt. Aber nie ein Buch über Religion.