stine hat geschrieben:Du bist zwangsgetauft und hast dich in der Schule mit deiner ablehnenden Haltung gegenüber allen traditionellen und kulturellen Vorgehensweisen sichtbar und teilweise provokant aufgelehnt. Das zeugt von jugendlichem Engagement und Durchsetzungsvermögen. Wer so kritisch ist und sich so wenig angepasst verhalten mag, muss aber auch stark genug sein, die Ablehnung die er daraus erfährt auszuhalten und sie nicht der Gesellschaft der Andersdenkenden zum Vorwurf machen.
Hassen wird dich wegen deiner kritischen Art niemand, aber dass man dir in deinem Umfeld mit einer gewissen Zurückhaltung begegnet dürfte dich auch nicht mehr überraschen.
Ja, ich bin zwangsgetauft, aber sichtbar und provokant habe ich in der Schule nicht sämtliche Traditionen abgeleht. In der Grundschule war mir die Religion egal, wir wurden zu einer Stellungnahme gedrängt, wie ich es dir geschildert habe, die Leherin hat zum einen selbst die Augen geschlossen gehabt, zum einen ist es wohl kaum eine Provokation, wenn man seine Augen nicht schließt, macht, was einem freigestellt wurde. Von dem psychopatischen Deutschlehrer kann man auch nicht sagen, dass ich ihn provoziert habe, er hat mich mitten im Unterricht irgendwann gefragt, ob ich etwas gegen ihn hätte, weil er Christ ist (wir haben über etwas völlig anderes diskutiert), isch sagte nein und meinte es auch so. Ich habe ihn das selbe gefragt, nur, ob er etwas gegen mich als Atheisten hätte, er sagte ja. In der Kirche, wo ich euch dieses Buch gelesen habe, saß ich weder in der ersten Reihe, noch im Gang, ich war ein Kind und habe lediglich nicht mitgesungen und dieses Hinsetzspiel mitgespielt, selbiges Buch auf dem Schoß gehabt. Wo war da die Provokation meinerseits? In diesen Situationen hatte ich nicht die Absicht, jemanden zu provozieren, aber du kennst dich mit Christenlogik besser aus, es war wohl eine Provokation, dass ich mich einfach stillschweigend verweigert habe, nicht wahr? Es ist also eine Provokation, einfach nicht mitzusingen, oder Mitläufer zu sein, nicht dümmlich mitzusingen, oder die Religion einfach zu ignorieren, wenn sie vor einem praktiziert wird. Nichts anderes habe ich gemacht, nur ignoriert und geduldet, teilweise in der Jugend einfach mitgemacht, aber eben nicht aus Überzeugung. Da sagst du mir, dass ich die Reaktionen provoziert habe? Ich kann durchaus einer Gesellschaft, die die kleinste Abweichung des Normverhaltens als Provokation betrachtet, einen Vorwurf machen. Man ist mir gerade deswegen mit Hass begegnet, ich werde meine Geschichte besser kennen als du. Und nochmal angemerkt: Ich war zu diesen Zeiten nicht erwachsen, nur ein KInd, dem Religion egal war, ein Ritual. Was mich zum Hass gebracht hat, war die Reaktion auf mein unbegeistertes, selbstständiges Verhalten. Irgendwann wurde es mir zu viel, dass man von mir Toleranz verlangt hat, mir aber selbst keine gewährte. Religion ist Scheinheiligkeit, Verachtung von andersdenkenden, überhaupt von denkenden.