Julia hat geschrieben:Für die Unsubtilen: Das heißt, ich bin nicht dafür unter allen Umständen den Hund über Bord zu werfen. Ich weiß nicht mal sicher, ob ich überhaupt jemanden über Bord werfen würde.
Hier wird das genauer behandelt:
http://www.vegan.at/warumvegan/tierrech ... lieri.html
Die Argumentation dort ist schlicht absurd. Und der Grund dafür steht auch gleich selber da:
Die Tierrechtsphilosophie nach Paola Cavalieri hat geschrieben:ii) Rechtssystem. Wenn alle Wirbeltiere grundsätzlich gleichberechtigt sind, müsste das Rechtssystem von Grund auf geändert werden, und das würde die gegenwärtige Gesellschaft in verantwortungsloser Weise destabilisieren. Das Verhältnis zwischen nichtmenschlichen (Wild-)Tieren untereinander müsste gesetzlich geregelt werden, was vollkommen absurd wäre.
Die Antwort darauf ist dort:
Die Tierrechtsphilosophie nach Paola Cavalieri hat geschrieben:Aber weiters wurde argumentiert, dass Menschenrechte als Reaktion auf die institutionalisierte Gewalt und Unterdrückung proklamiert wurden. Menschenrechte beziehen sich also nicht auf die Auseinandersetzung zwischen Individuen, sondern auf den Schutz des Individuums vor den Institutionen des Staates. Insofern ist weder das Rechtssystem grundsätzlich zu ändern, noch muss die Beziehung zwischen nicht-menschlichen (Wild-)Tieren auf eine juridische Basis gebracht werden.
Und das ist einfach nur furchtbar falsch. Menschenrechte sind nicht nur ein Anspruch gegenüber dem Handeln des Staates an sich. In einem Staat, in dem sie gewährleistet werden, sind sie selbstverständlich auch Ansprüche gegenüber Dritten. Wären sie das nicht, wären die Menschenrechte in diesem Staat nicht gegeben. Und so ist das Gegenargument schlichter Nonsense. Es spielt dabei keine Rolle, wie Menschenrechte entstanden sind, ob sie eine Reaktion auf
institutionalisierte Gewalt waren oder nicht. Sie sollen gegen jede Art von Gewalt schützen, nicht lediglich gegen institutionalisierte Gewalt. Daher ist es in einem Staat, der die Menschenrechte gewährleistet, mit Sanktionen belegt, wenn die Menschrechte von Dritten, (die nicht den Staatsorganen angehören), verletzt werden. Es ist
obligatorisch, dass nicht ein Mensch einen anderen ohne guten Grund tötet.
Wenn man Tiere gleichberechtigt ansehen würde bezüglich bestimmter grundlegende Rechte, zum Beispiel das Recht auf Leben und das Recht auf Unversehrtheit, dann würde sich selbstverständlich das Rechtssystem grundlegend ändern müssen, es müsste selbstverständlich auch die Rechte und Pflichten zwischen nicht-menschlichen Tieren regeln.
Es ist doch völlig absurd, erst mal zu behaupten, Menschen und Tiere seien gleich, alle (bzw. bestimmte Tiere) sollten das das gleiche Recht auf Leben bekommen wie es sich Menschen untereinander zugestehen und dann aber auf der anderen Seite das völlig zu ignorieren, wenn es um die Frage geht, ob Tiere Tiere töten dürfen.
Damit behandelt man Menschen und Tiere unterschiedlich, was man aber nun mal schlicht nicht darf, wenn man sie als gleich ansieht, das ist total unlogisch. Menschen dürfen demnach Tiere nicht töten, (weil die ein grundsätzliches Recht auf Leben haben), Tiere dürfen aber Tiere töten. Das schreit geradezu nach einer Begründung. Wo bleibt das hier proklamierte grundsätzliche Recht auf Leben bestimmter Tiere, wenn andere Tiere diese Tiere töten dürfen?
Menschen und (nichtmenschliche) Tiere sind nun mal unterschiedlich, das bestreitet niemand ernsthaft, noch nicht einmal der größte Hardcore-Veganer, (denn den Unterschied benötigt er für seine weitere Argumentation). Menschen sind ansprechbar für Normen und Ethik, andere Tiere nicht.
Nun könnte man argumentieren, dass es auch Menschen gibt, die moralisch nicht ansprechbar sind, kleine Kinder, im Koma liegende, Schlafende, geistig total Zurückgebliebene. Nun gibt es den Konsens, all die auch als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft zu sehen, ganz einfach, weil man da keine eindeutige Grenze ziehen kann oder will. Die Grenze ist heute zwischen Menschen und Nicht-Menschen gezogen, (aber nicht wegen der Gene; eine andere Spezies, die Ansprechpartner für Moral sein könnte, die ebenso Pflichten und Rechte übernehmen könnte, wäre problemlos zu integrieren).
(Diese zurzeit geltende Grenze bedeutet natürlich keineswegs, dass Tiere keinerlei Rechte zugesprochen werden sollen, sie bedeutet lediglich, dass die Gleichheit der Rechte der Gesellschaft sie ausschließt. Ob man also Tierfabriken bzw. gewisses heutiges Tierleid als unzulässig ansieht, ist eine andere Frage.)
Nun will Paola Cavalieri diese Grenze erweitern. Nun gut, denkbar wäre, dass man (bestimmte) Tiere ebenso behandelt wie z.B. geistig völlig zurückgebliebene Menschen, also bestimmte Tiere in die Gemeinschaft aufnimmt, in der alle gleichberechtigt sind, (bezüglich bestimmter grundlegender Rechte). Aber wenn man das tatsächlich will, dann muss man sie nun mal auch genau gleich behandeln, dann muss man konsequent sein. Wenn der geistig Zurückgebliebene eine Gefahr für Leib und Leben der anderen Mitglieder der Gemeinschaft darstellt, dann wird er in Gewahrsam genommen, bzw. irgendwie unschädlich gemacht. Es wird nicht gesagt: 'naja, der tötet halt manchmal mal ein paar aus der Gemeinschaft, so ist das nun mal, das müssen wir hinnehmen, das ist artgerecht oder so'.
Nimmt man nun sowohl Löwen als auch Gazellen in die Gemeinschaft auf, sagt man, dass deren Lebensrecht ebenso gewährleistet werden soll wie das der Menschen untereinander, dann darf man Löwen auch nicht erlauben, Gazellen zu töten, (da greift wieder der vorausgesetzte Grundsatz: Gleiches muss gleich behandelt werden). Ebensowenig wie man es dem geistig Verwirrten erlaubt, Menschen zu töten. Es ist absurd, ein Lebensrecht der Gazellen nur gegenüber Menschen anzunehmen, nicht aber gegenüber Löwen, (es sei denn, die Löwen hätten ein bestimmtes Recht, welches das Lebensrecht der Gazellen überschreitet) .
Und weiter geht's: heute wäre eine Anordnung gegenüber der Feuerwehr, dass sie, wenn der Fall aufträte, dass es in einem Weißen-Viertel und einem Schwarzen-Viertel brennt, immer erst in das Weißen-Viertel fahren solle, diskriminierend. Gleichfalls, wenn sie die Anweisung hätte, bei einem Brand in einem geistig Behinderten-Heim und einem Brand in einem normalen Wohnhaus immer zuerst zu dem Wohnhaus fahren solle.
Zukünftig, wenn die Gemeinschaft der Gleichberechtigten bezüglich des Grundrechtes auf Leben auf Wirbeltiere erweitert würde, wäre es diskriminierend, wenn die Feuerwehr die Anweisung hätte, bei einem Brand in einem Tierheim (mit vielen Tieren) und einem Wohnhaus (mit gleichvielen Menschen) immer zuerst zu dem Wohnhaus zu fahren. Sie müsste dann das Los entscheiden lassen, um niemanden aus der Gesellschaft der Gleichen zu übervorteilen.
Und dann nochmal mein Moral-Dilemma von oben, etwas ausführlicher.
Du bist auf einem Schiff. Das Schiff sinkt. Du kannst Dich retten in einem Rettungsboot, zufällig kannst Du auch noch 100 kleine Kinder retten. Ihr strandet auf einer felsigen Insel, weit weg von allem. Es gibt eine Süsswasserquelle, verdursten müsst Ihr nicht. Es gibt keinerlei Pflanzen, jedoch jede Menge räuberischer Wirbeltiere, die schwimmen können und sich aus dem Meer ernähren. Sie fressen Fische.
Die Wirbeltiere sind zutraulich, sie haben keine Angst. Es ist also kein Problem, sie zu fangen und zu essen.
Was tust Du?
Optionen:
1. garnichts -> alle Kinder und Du verhungern
2. Du fängst die Wirbeltiere und Du und die Kinder ernähren sich davon
3. Du findest, dass die Wirbeltiere ein ebenso großes Recht auf Leben haben wie Menschen. Du nimmst zwei Stöckchen mit unterschiedlicher Länge und bestimmst: kurz = Wirbeltier, lang = Mensch. Du ziehst ein Stöckchen, wenn es ein kurzes ist, tötest Du ein Wirbeltier, wenn es ein langes ist, tötest Du ein Kind. Damit die anderen Kinder und Du überleben können.
Wenn Du wirklich konsequent im Sinne Paola Cavalieris sein willst, dann darfst Du mE nicht die Option 2 wählen. Und die Option 1 ist einfach nur feige, dann bist Du Deiner Verantwortung, (die Du mAn hast), nicht nachgekommen.
(Dieses Beispiel enthält übrigens nicht deswegen Kinder, weil die irgendwie anders zu behandeln wären als andere, [die armen Kinder!], sondern schlicht deswegen, weil die hier keine Entscheidungen treffen können, dafür zu klein sind. Es hängt also alles an Dir und Deinen Entscheidungen.)