stine hat geschrieben: Ich denke, dass auch der Fortpflanzungswille, genau, wie der vielzitierte Paarungswille, eine ganz persönliche Angelegenheit ist, …
Dies sicherlich letztlich ja, das bestreitet ja auch niemand, nur wird dieser Fortpflanzungswille – wovon auch jeder Familienpolitiker ausgeht – ganz maßgeblich durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bestimmt.
Gilt es beispielsweise in einer Gesellschaft als Norm, dass eine Frau Hausfrau und Mutter wird, die sogar ihren Ehemann fragen muss, ob sie arbeiten gehen darf, gibt es dort weiterhin keine allg. Altersversicherung, dann wirst du sehen, dass in einer solchen Gesellschaft der durchschnittliche Kinderwunsch relativ hoch ist.
Ist es dagegen die Norm, dass jede Frau primär einer Erwerbsarbeit nachgehen soll, an der sie sich dann aber durch eigene Kinder hindern würde, gibt es dort zusätzlich noch eine Rentenversicherung plus sichere Verhütung, dann wirst du sehen, dass man dort einen eher niedrigen Kinderwunsch hat.
Ist es so, dass diejenigen mit Beruf ihre Kinder primär selbst finanzieren müssen, während diejenigen, die von der Sozialhilfe leben und eine „Selbstverwirklichung“ durch den Beruf nicht kennen alle ihre Kinder von der Gemeinschaft bezahlt bekommen, dann wirst du sehen, dass erstere einen geringeren Kinderwunsch als letztere haben werden.
Der Kinderwunsch (das Fortpflanzungsinteresse) ist in modernen menschlichen Gesellschaften nichts Natürliches, wie du es darstellen möchtest, was aus dem tiefsten Inneren einer Person kommt, vielleicht sogar genetisch bestimmt ist und damit vererbt wird, d. h. ein echtes Fitnessmerkmal ist, sondern er wird maßgeblich durch die Verhältnisse bestimmt, die man in einer Gesellschaft vorfindet. Selbst Kinderreichtum in der unmittelbaren Umgebung kann den Kinderwunsch erhöhen, wie man längst weiß.
stine hat geschrieben: vor allem auch deshalb, weil ich, wenn ich keine eigenen Kinder haben möchte, ich auch nicht Willens wäre, die Kinder meiner Nachbarn oder weiter entfernt die Kinder aus anderen Städten großzuziehen, die von Menschen gezeugt wurden, deren Lebensmodell mir völlig fremd wäre.
Wer sprach denn davon. Wenngleich Erzieherinnen heute eigentlich so etwas machen: Sie ziehen die Kinder anderer Leute auf.
stine hat geschrieben: Wenn eine Wurfmutter 7 Kinder in die Welt setzt und ich selbst nicht der Meinung bin, dass das heutzutage noch Sinn macht, wieso sollte mein Wille sein, die Kinder dieser Frau mit meinem Geld aufzuziehen?
Wenn die Frau auch noch bildungsfern ist und von der Sozialhilfe lebt, dann tust du heute genau das. Mit dem kleinen Unterschied, dass du auch noch dafür sorgst, dass deren Kinder in Armut und Bildungsferne aufwachsen.
Im Übrigen: Männer haben Millionen Jahre lang auch die Kinder miternährt, die nicht von ihnen waren. Die haben sich schon immer an den Gedanken mitgewöhnen müssen.
stine hat geschrieben:Der Mensch funktioniert nicht nach dem Ameisenstaatprinzip, auch wenn mancher Politiker das gerne hätte.
Es gehört bereits zu den kulturellen Errungenschaften vieler Naturvölker, alle Kinder und Frauen zu ernähren. Dort kommt die Gemeinschaft auch für die Kinder auf, deren Vaterschaft ungeklärt ist. Bei den Mosuo etwa wird die biologische Vaterschaft sogar ganz bewusst verdeckt. Dort gilt es gar als unziemlich, nach dem biologischen Vater zu fragen.
stine hat geschrieben: Die eierlegende Königin, die ihre Brut dem Staat zur Verfügung stellt, um fleißige Arbeiter daraus zu machen, ist und bleibt Wunschtraum kommunistisch verblendeter Ideologen.
Momentan findest du sie in einigen Hartz-IV-Gefilden, mit in Armut, Bildungsferne und Perspektivlosigkeit aufwachsenden Kindern. Schau dir einfach die Realität in einem der reichsten Länder der Welt an, und lass dich eines Besseren belehren. In den meisten Entwicklungsländern wachsen Kinder mehrheitlich in bitterster Armut auf, aber nicht in größerer Armut als die Erwachsenen. Bei uns ist aber genau das der Fall: die höchste Armutsrate in Deutschland besteht für Kleinkinder.
stine hat geschrieben: Die Reproduktion kann durchaus persönlicher Wunsch bleiben, denn manchmal überrollt sie einen Paarungswilligen, nicht Fortflanzungswilligen, trotzdem. Sollen ja auch der vielfältigen Verhütungsmöglichkeiten zum Trotze immer noch Kinder geboren werden, die, wenn erstmal auf dieser Welt gesichtet, dennoch willkommen sind. Die Natur reagiert hier sehr weise.
Und in dieser Frage regiert definitiv nicht mehr die Natur. Darauf wies bereits Dawkins hin. Und Mersch zeigt sehr plausibel auf: Konnte Darwin noch von einem natürlichen Fortpflanzungsverhalten menschlicher Gesellschaften gemäß Malthus ausgehen, so lässt es sich heute am ehesten durch die Ökonomische Theorie der Fertilität gemäß Gary S. Becker beschreiben: Natürlich ist da nichts mehr.
Nein nein, mit der Gleichberechtigung der Geschlechter ist auch die Familie kaputt gegangen, die beruhte nämlich auf der Arbeitsteilung der beiden Geschlechter. Warum sollten sich die Geschlechter überhaupt über einen längeren Zeitraum aneinander fest binden? Ohne Arbeitsteilung kommt mir das sinnlos vor. Ist dann in der Natur auch nicht mehr feststellbar. Jetzt brauchen wir was Neues, und diesbezüglich scheint mir das Familienmanagermodell von Mersch der bislang am weitesten in die Zukunft gedachte Vorschlag zu sein, zumal er den Vorteil hat, dass damit endlich unkontrolliertes Bevölkerungswachstum verhindert werden könnte.