platon hat geschrieben: NorMill65 hat geschrieben: Ich finde, grad in Bezug auf Jesus, man kann alle Dinge dieser Welt für sich "absolut" betrachten, aber den Blick fürs Ganze, durch den diese Dinge wieder korrekt eingeordnet werden, sollte man doch niemals auf Dauer verlieren (wie die Religionsführer).
Was willst Du uns damit sagen?
Da hat sich jemand eine tolle Geschichte ausgedacht, die ist so gut, dass man eine Weltreligion draus machen sollte, oder?
Ich meine damit, dass alles seinen Platz im Gesamtgefüge hat. Wenn man sich nur ein Feld rauspickt und das dann überbewertet hat das was mit Wahn zu tun. Das Leben besteht eben nicht nur aus Religion, aber zum Teil auch doch, selbst für diejenigen, die sich nicht für religiös halten. Religionen geben den Menschen einen Halt - ob das nun mit Hilfe von Jesus, Meditation oder dem Besuch von Fussballstadion und entsprechend zelebrierten Ritualen stattfindet, spielt dabei keine große Rolle. Es geht dabei lediglich darum, Verhaltensnormen zu finden, denen man sich zugehörig fühlt und mit denen es einem gut geht, weil man Gemeinschaft erfährt und einem das eigene Gewissen sagt, dass das, was man grade tut, gut ist, man sich also richtig verhält. Daher nennt man die Religionen ja auch bekanntermaßen "Opium für das Volk", denn sie sind Pauschalreisen ins persönliche Wohlbefinden, von den Theologen dieser Welt geplant und organisiert. Die wenigsten machen sich die Mühe - und zwar die allerwenigsten - die eigenen grauen Zellen anzustrengen und ihren eigenen Weg zu gehen - die (evolutionsbedingte) Sucht nach sozialer Anerkennung spielt dabei leider eine viel zu große Rolle. Leider haben sich z. B. Kants Ideen noch nicht massenkompatibel durchgesetzt - der moderne westliche Mensch sucht noch zu sehr die gesellschaftliche Homogenität als vernunftsgemäß sein eigenes Ding zu drehen. Daran wird sich auch nie etwas ändern - es sei denn gaaanz gaaaanz langsam durch die zunehmende unbewusste gesellschaftliche Verinnerlichung entsprechender Meme - aber das dauert nun wirklich (die Geschichte ist mein Zeuge!)
platon hat geschrieben:Aber wieso muss man sich jetzt einen nicht existenten Gott zusammenzimmern, der je nach Fassung launisch, jähzornig, willkürlich oder strafend ist, damit man all die tollen Dinge auch wirklich tut, die die Religion einem vorschreibt?
Ich meine es nicht so, dass man einen Gott braucht, geschweige denn, dass man sich einen schaffen soll. Es ist aber so, dass diese Idee oder das Mem von Gott irgendwann in die Welt gelangt sein musste, nach meinem Verständnis natürlich nicht von ihm selbst (aus verständlichen Gründen...

), sondern durch einen oder mehrere Menschen. Dieses Mem hat sich dann quasi verselbständigt - zunächst in mündlicher Tradierung, dann in Verschriftlichungen usw. Ich bin fest davon überzeugt, dass es einen Grund oder einen Nutzen gegeben habe muss, dass es Menschen gibt, die bis heute daran fest halten. Dass es den Typen gar nicht gibt, spielt dabei gar keine Rolle - Liebesgötter etc. hat es auch nie gegeben und dennoch dienen sie vielen heute noch als nette Metapher. Und dass sie es tun, sollte in uns Vernunft gelenkten Wesen doch eher Mitleid als Hass, eher Fürsorge als stupide Rechthaberei auslösen. In gewisser Weise handelt es sich bei ihnen um - ich sag´s vorsichtig - "geistig beeinträchtigte" Menschen, die anders keinen Halt in der Welt finden oder ihn zumindest nicht auf vernünftige Weise finden wollen. Sie klammern sich dran, und das muss man anerkennen - oder hast du im Schwimmunterricht über die Erstkässler gelacht, die noch mit Styropor-Schild schwimmen mussten...

Dawkins hat´s für mich richtig ausgedrückt: "Ihr glaubt doch auch nicht mehr an die griechischen oder die römischen Götter - ich bin da eben schon einen Gott weiter!" (frei zitiert).
Und so ist es auch.
platon hat geschrieben:Reicht es nicht, dass man sagt: Ja, das waren tolle Ideen, die dieser Zimmermannssohn uns da vorgeschlagen hat, lasst uns mal danach leben. Vielleicht haben wir ja Glück und sie nageln uns nicht dafür an zwei Balken.
Sie werden dich dafür nicht irgendwo festnageln, mittlerweile gibt es da ganz andere Kaliber.
Die ganze Kacke hat sich zu einer sog "Weltreligion" entwickelt, weil Bedarf herrscht(e), den sie befriedigen konnte (kann). Diesen Bedarf sollte man an sich analysieren und Lösungen der Vernunft finden, die besser darauf passen. Ein Forum wie dieses trägt hoffentlich minimal dazu bei, macht zumindest aber Mut, dass es in wenigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten wesentlich cooler bei uns abgehen könnte. Ideen müssen sich eben erst weitflächig durchsetzen. Leider leben wir nicht in diesen Zeiten (wenn es sie überhaupt je geben sollte

). Vielleicht ist es die Aufgabe unserer Generation, die Erkenntnisse der Vergangenheit endlich nachhaltig durchzusetzen. Ich hoffe schwer, in einem solchen Szenario meinen Teil dazu beitragen zu können.
