folgsam hat geschrieben:Nur kurz, ohne Behe rezipiert zu haben:
hmmmm, soll ich nun längelang zitieren?
folgsam hat geschrieben:Wenn nicht reduzierbare Strukturen in ihren Einzelteilen dennoch eine Funktion haben, was zum Teufel macht sie dann noch zu nicht-reduzierbaren Strukturen?
Dass sie eine
andere Funktion haben als das System, das wir betrachten. Die Selektionsdrücke, die das
fertige System 'feintunen', können nicht zu dessen
Entstehung führen. Das ist keinerlei Einwand gegen naturalistische Evolution, wohl aber gegen die Vorstellung von Evolution, die Dawkins vertritt, und Dawkins räumt das expressis verbis ein.
folgsam hat geschrieben:Was will uns Behe damit sagen? War nicht die Funktionslosigkeit der einzelnen Komponenten das herausstechende Argument, der Killer einer Evolutionstheorie höher entwickelter Organe?
Behe will uns damit sagen, dass die entscheidenen Schritte in der Evolution nicht durch die Selektion gesteuert sind. Entscheidend war die Funktionslosigkeit unfertiger Strukturen. Dass Teilsysteme eine andere Funktion haben können, verschiebt das Problem.
folgsam hat geschrieben:Mir riecht das eher danach, als würde Behe sagen: Ja, ich muss einsehen das die Teile einer komplizierten Struktur eine Funktion haben, jedoch sehe ich das nicht als Beleg für die Richtigkeit der ET, ich habe dennoch recht.
Du musst schon sehen was Behe geschrieben hat: IC ist eine Argument gegen den 'direkten Darwinschen Weg' (in etwa das, was Dawkins vertritt), aber nach Behes eigenen Worten kein Argument gegen andere Vorstellungen von Evolution.
folgsam hat geschrieben:Es gibt zahlreiche Fakten die für eine streng graduelle Evolution sprechen, vor diesem Hintergrund macht eine IC-Struktur keinen Sinn.
Das Problem ist schlicht und ergreifend, dass, falls Du diese Fakten näher betrachtest, genau das nicht gezeigt werden kann, um das es 'eigentlich' geht: die
Entstehung von Neuheiten durch die Wirkung der Selektion. Ich habe mich jahrelang mit dieser Frage befasst, allerdings wissenschaftshistorisch im Zusammenhang mit der Durchsetzung der STE. Nun finde ich alle die Argumente, die die STE in den 1930er Jahren nicht gelöst hat, in der aktuellen Diskussion wieder. Behe wärmt nur olle Kamellen auf einer anderen (molekularbiologischen) Ebene auf, aber diese Probleme wurden 'damals' nur wegdefiniert, nie gelöst. Ich denke, dass EvoDevo uns hier sehr viel weiter bringen kann. Um Berlinski zu paraphrasieren: der Darwinismus ist in dem Umfang falsch, wie EvoDevo Recht hat. Das wird nur meist nicht deutlich, weil die Standard-Theorie ein 'Schwamm ist, der alles aufsaugen kann, ohne zu platzen'. Man kann das schön an PunkEek und neutraler Evolution zeigen. Beide widersprechen dem Standard, beide wurden 'intergriert'. Aber das ging nicht 'seamless', man kann sogar bezweifeln, ob das überhaupt geht.
folgsam hat geschrieben:Höchstens spontane Makromutationen würden eine IC-Struktur erklären können (ohne ID),
Exakt. Das kann auch das Umlegen einen 'Schalters' sein, so in etwa genau das, was EvoDevo salonfähig macht.
folgsam hat geschrieben:doch erstens wurde soetwas soweit ich weiß nicht annähernd Beobachtet,
Da bin ich mir nicht so sicher.
folgsam hat geschrieben:und zweitens is eine sprunghafte, "Monster" produzierende Evolution noch in weit extremerem Maße vom Zufall abhängig: Eine winzige Faktorveränderung würde aus einem funktionsfähigen Auge einen wertlosen und Energiefressenden Klumpen Fleisch machen.
Exakt. Aber nun musst Du genauer hinsehen, wie ein Organismus in der Ontogenese entsteht. Da gibt es durchaus Mechanismen, dass aus einer Struktur eine andere, und eben nicht ein funktionsloser Klumpen Fleisch wird.
folgsam hat geschrieben:Natürlich, man muss keinen Gradualismus vertreten, doch wird es meiner Ansicht nach sehr schwer dies mit den bekannten Fakten zu vereinen.
Man kann sich auch die Frage stellen, ob ein Gradualismus mit den bekannten Fakten vereinbar ist.