Nathan hat geschrieben:Was "100ig natürlich" heißt müsstest du noch erklären.
"gänzlich" halt.
(Der
praktischen wissenschaftlichen Erforschung des Alls durch den Menschen sind natürlich Grenzen gesetzt.)
Nathan hat geschrieben:Du hast dich in deinem letzten Posting vehement gegen den Substanzdualismus ausgesprochen (also in etwa meinen Vorschlag 3). Wären unsichtbare Substanzen nicht auch etwas, das vielleicht irgendwelchen wissenschaftlichen Experimenten zugänglich ist?
Es könnte Indizien geben, die indirekt auf ein Wirken solch nichtphysischer Wesenheiten schließen lassen.
Nathan hat geschrieben:Ich bin kein Physiker, aber wie ist das denn mit Kräften? M.W. kann man die Wirkung von Kräften zwar messen, aber nicht die Kraft selber beobachten. Kann man von einer Kraft sagen, sie sei "physisch"? Zumindest sind sie körperlos, oder? Und du schließt vermutlich nicht alles aus, was körperlos ist. Trifft es meine Formulierung nicht doch besser, dass du nur nicht an unsichtbare Personen glaubst? (Warum auch immer).
Mit "Körper" sind nicht nur feste Körper gemeint, sondern physische Dinge in allen möglichen Aggregatszuständen.
Es gibt allerdings einige physikalische Objekte, die man nur noch schlecht als "körperlich" im eigentlichen Sinne bezeichnen kann, wie Felder oder Raumbereiche. Kräfte sind natürlich auch physikalische Objekte, aber sie sind keine selbstständigen physischen Dinge, sondern Eigenschaften physischer Dinge, was aufgrund ihrer häufigen sprachlichen Verdinglichung oft verkannt wird.
"Die »Kraft« ist kein Ding, sondern das Attribut eines Dinges, nämlich dessen Wirkungsfähigkeit, insofern sie in der Wesenheit des Dinges selbst gegründet ist. (...) Die Kraft einer Substanz ist die Eigenschaft, vermöge deren sie ihre Wirkung ausübt."(
http://www.textlog.de/3831.html)
Kräfte sind also als
Wirkungsfähigkeiten Eigenschaften stofflicher Dinge. Als solche sind sie keine Körper, und es ist in der Tat leicht irreführend, wenn man sowohl von physischen/materiellen Dingen als auch von physischen/materiellen Eigenschaften spricht. Vielleicht wäre es besser, statt von physischen von physikalischen Eigenschaften zu sprechen, um klarzumachen, dass Eigenschaften nicht aus Atomen bestehen.
(Eine Suche bei Google und
GoogleBooks hat ergeben, dass die Phrasen "physische Kräfte" und "physikalische Kräfte" in der Literatur fast gleich häufig vorkommen. Allerdings wird die Phrase "physikalische Eigenschaften" erheblich häufiger gebraucht als die Phrase "physische Eigenschaften".
Im Englischen gibt es übrigens kein entsprechendes Problem, da darin nur das eine Wort "physical" vorkommt, das einerseits "die Physis betreffend"/"materiell"/"körperlich" und andererseits "auf die Physik bezogen"/"die Physik betreffend" bedeuten kann.)
Ich habe außerdem keineswegs alle Dinge ausgeschlossen, die nicht im engeren Sinne körperlich sind, sondern nur alle nichtphysischen Dinge
mit psychischen Eigenschaften!
Man mag ein physikalisches Feld als "unkörperlich" oder "körperlos" bezeichnen, doch kein Physiker schreibt einem Kraftfeld Bewusstsein und geistig-seelische Eigenschaften zu.
(Es ist anzumerken, dass die Philosophen der Physik darüber streiten, ob Felder als substanzielle Dinge oder als Eigenschaften der Raumzeit betrachtet werden sollen, welche damit selbst "substanzialisiert" wird.)
Nathan hat geschrieben:
Du kommst ihr in deinem letzten Abschnitt schon recht nahe, wenn du hier nur noch "Seelensubstanzen" ausschließt. Nur gibt es gerade hierzu viele Versuche, ganz ernsthaft zu überprüfen, ob Menschen beispielsweise wiedergeboren werden und sich an Dinge erinnern können, die sie nicht wissen können. Wenn es so etwas wie Seelenwanderung gäbe, dann könnte sie auch der Wissenschaft zugänglich sein. Würde dann deine Überzeugung, es gebe keine "Seelensubstanzen" über den Ergebnissen der Wissenschaft stehen, oder würde das Gewicht der Wissenschaft dann den Ausschlag geben?
Das Hauptproblem ist zunächst der
Begriff einer selbstständigen Seele.
Wenn es nicht gelingt, dessen Inhalt in sich stimmig, d.h. widerspruchsfrei auszugestalten, dann ist er von vornherein für die Wissenschaft unbrauchbar.
Und selbst wenn ein solcher konsistenter Begriff vorliegt, bleibt immer noch die Schwierigkeit, diesen so zu operationalisieren, dass anhand konkreter empirischer Kriterien entschieden werden kann, ob ein Phänomen vorliegt bzw. ob man auf ein Phänomen schließen kann, das unter jenen Begriff fällt.
Nathan hat geschrieben:
Nebenbei: ich glaube weder an Wiedergeburt noch hänge ich an der Vorstellung von "Seelensubstanzen".
Wenn du an einen persönlichen Gott glaubst, dann musst du auch an Seelensubstanzen glauben!
Denn Gott (ich rede vom Gott des Theismus) ist eine solche Seelen- oder Geistersubstanz.
("Substanz" im metaphysischen, nicht im chemischen Sinne!)
"In asserting the existence of God, traditional Western theism asserts the existence of a purely spiritual being. According to this form of theism, God is a nonphysical spirit, or soul, with the power to affect physical things.""Indem er die Existenz Gottes behauptet, behauptet der traditionelle westliche Theismus die Existenz eines rein geistlichen Wesens. Dieser Form des Theismus nach ist Gott ein nichtphysischer Geist oder eine [nichtphysische] Seele mit der Macht, physische Dinge zu beeinflussen."[meine Übers.]
(Hoffman, Joshua, and Gary S. Rosenkrantz.
The Divine Attributes. Oxford: Blackwell, 2002. p. 39)
Nathan hat geschrieben:
Die Begriff in der Bibel sind hier sehr bildhaft und erlauben keine dualistische Aufteilung. Christen glauben an ein Leben nach dem Tod, aber sie erhalten dort einen neuen Körper! Wir sind dort keine reinen Geistwesen, wenn ich das richtig sehe, aber es sind auch Körper, die nicht aus "Fleisch und Blut" sind.
Ich halte diese Geschichten für ungereimt.
Der Glaube an eine Art von Wiedergeburt oder Wiederauferstehung bringt gewaltige Problem in puncto personale Identität mit sich, die kaum lösbar scheinen. Und die Rede von einem (menschlichen) Körper, der nicht aus Fleisch und Blut besteht, d.h. von einem nichtphysischen Körper, halte ich für vollkommen widersinnig; denn alles, was einen Körper hat, d.h. in irgendeiner Weise stofflich ist, ist
per definitionem ein physisches/materielles Wesen.