Ich habe das Konzept mit der "Prüfinstanz" offenbar noch nicht richtig 
verstanden.
Na ja, das mit der "Prüfinstanz" hört sich so hochtrabend an, ist aber eigentlich ganz simpel. 
Damit ist nichts anderes gemeint, als in der Realität auszuprobieren, ob etwas funktioniert. 
Man denkt sich also Regeln aus. Die hat man zunächst nur im Kopf, als "Theorien". Dann wendet 
man sie in der Praxis an, d.h. im realen Zusammenleben. Mit diesem Anwendungsversuch testet 
man, ob eine Regel 
tatsächlich (also nicht nur theoretisch) dazu führt, dass man einer 
vorher akzeptierten regulativen Idee näherkommt. Man "prüft" die Regeln also, indem man sie 
praktisch im realen Zusammenleben anwendet. Diese Prüfung findet mittels Anwendung, also in der 
Realität statt. Deswegen ist die Realität die "Prüfinstanz". Sie liefert uns Informationen 
darüber, ob eine Regel funktioniert oder nicht.
Man kann sich das vielleicht noch leichter bei wissenschaftlichen Theorien vorstellen. Man 
stellt die Theorie auf: "Dieser Stein fällt zu Boden, wenn ich ihn loslasse". Diese Theorie 
überprüft man, indem man den Vorgang 
praktisch durchführt. Die Realität "zeigt" uns 
dann, ob die Theorie falsch ist. Sie ist also die "Prüfinstanz". Wenn der Stein losgelassen 
wird und er nicht zu Boden fällt, ist die Theorie falsch. In der Ethik ist es natürlich etwas 
komplexer zu beurteilen, ob einen eine bestimmte Regel tatsächlich einer bestimmten regulativen 
Idee näherbingt. Das Testen ist also unter Umständen schwieriger. Das Schema ist aber m.E. das 
Gleiche.
Hier (Abschnitt "Antipositivismus") wird das mit der "Prüfinstanz" anhand einiger  Beispiele
erläutert. Vielleicht wird dadurch die Idee deutlich, die dahintersteckt.
Nehmen wir mal die von dir erwähnte regulative Idee "gottgefälliges Zusammenleben". Wir 
können Regeln zum Erreichen dieses Ideals finden. Inwiefern scheitert dieses Ideal dann an der 
"Prüfinstanz" Realität/Natur? (oder tut es das nicht?)
Das mit dem "gottgefälligen Zusammenleben" war wohl kein besonders verständliches Beispiel von 
mir, da in diesem Fall ja extrem schwierig zu bestimmen ist, was damit auch nur ännähernd 
gemeint sein soll. Es wird ja impliziert, dass "Gott" tatsächlich einen Willen hat und dass man 
diesen Willen kennt. Den kennt man aber nicht, weil es Gott nicht gibt.
Ich finde das Beispiel "Leidminimierung" für eine regulative Idee einfacher, weil die schon 
etwas besser erfassbar ist. Also, gehen wir davon aus, dass eine Gruppe von Menschen diese 
regulative Idee akzeptiert hat. Sie stellen dann auf dieser Basis die konkrete Norm auf: "Wir 
verprügeln uns nicht." Die Norm wird dann praktisch angewandt und die Menschen halten sich 
daran. Sie merken, dass die Norm tatsächlich dazu beiträgt, ihr Leid zu minimieren, weil durch 
sie Prügeleien (die ja Leid verursachen würden) vermieden werden. Die Norm ist also der 
Annäherung an die regulative Idee dienlich; sie hat sich bewährt.
Gleichzeitig einigt sich eine andere Gruppe von Menschen, die sich ebenfalls auf die regulative 
Idee der Leidminimierung geeinigt hat, auf die konkrete Regel "Prügeleien in der Kneipe sind 
erlaubt". Sie sehen aber, nachdem die Norm einige Zeit angewendet wurde, dass die Prügeleien in 
der Kneipe viel Leid verursachen. Die Norm trägt also 
nicht dazu bei, sich der reg. Idee 
der Leidminierung anzunähern. Sie hat sich also 
nicht bewährt. Sie hat die Prüfung in 
der Realität nicht bestanden und wird deswegen fallengelassen. Die Gruppe denkt sich nun neue 
Regeln aus und überprüft abermals, ob diese sich vielleicht besser in der Realität bewähren als die 
fallengelassene Regel usw.