- "Ich setze mich für einen pluralistisch-realistischen Ansatz der Ontologie ein; er besagt nicht, dass es verschiedene Welten gebe, aber es gibt demnach mehrere richtige, einander ergänzende Wege, um unsere Welt zu analysieren: Dabei werden verschiedene Gegenstände und Prozesse herausgegriffen, in denen sich sowohl die Kausalstrukturen als auch unsere Interessen widerspiegeln. Die Vorstellung, es gebe für die Welt nur eine richtige Darstellung, die genau ihre natürlichen Entsprechungen wiedergibt, ist vermessen. Jede Darstellung ist im besten Fall partiell, idealisiert und abstrakt. Diese Eigenschaften machen Darstellungen nützlich, aber sie setzen auch Grenzen für unsere Behauptungen über die Vollständigkeit jeder einzelnen Darstellung."
(http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 83,00.html)
Wenn Frau Mitchell nichts weiter als den Begriffsrelativismus vertritt, dann hat auch ein "Vollblut-Realist" wie John Searle nichts dagegen einzuwenden:
- "Die Idee der Begriffsrelativität ist alt und, wie ich glaube, korrekt. Jedes Klassifikations- oder Individuationssystem von Objekten, jedes Kategoriensystem zur Beschreibung der Welt, ja, jedes Repräsentationssystem überhaupt ist konventionell und insofern willkürlich. Die Welt teilt sich so auf, wie wir sie aufteilen, und wenn wir jemals geneigt sind zu glauben, dass unsere gegenwärtige Methode, sie einzuteilen, die richtige oder irgendwie unvermeidliche ist, können wir uns immer alternative Klassifikationssysteme ausdenken. (...) Weil jede wahre Beschreibung der Welt immer innerhalb irgendeines Vokabulars, in irgendeinem System von Begriffen gegeben werden wird, hat Begriffsrelativität die Konsequenz, dass jede wahre Beschreibung immer relativ auf ein System von Begriffen gegeben wird, das wir mehr oder weniger willkürlich für die Beschreibung der Welt ausgewählt haben. So charakterisiert scheint der Begriffsrelativismus vollständig wahr zu sein, ja geradezu platt."
(Searle, John. Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Übers. M. Suhr. Reinbek: Rowohlt, 1997. S. 170f.)
- "Ein weiterer Aspekt des Pluralismus betrifft unser Verständnis für wissenschaftliche Gesetze. Der Denkrahmen des 19. Jahrhunderts leitete aus der Betrachtung von Newtons Erfolgen die Vorstellung ab, ein Naturgesetz müsse eine von Natur aus notwendige, universelle, ausnahmslos gültige Wahrheit sein. Analysiert man aber genauer, was für allgemeine Aussagen in der Wissenschaft verbreitet sind, so stellt sich heraus, dass die meisten allgemein anerkannten Aussagen über die Welt kontingent, von begrenzter Geltung und von Ausnahmen geprägt sind. Wir brauchen eine erweiterte Bedeutung für den Begriff "Gesetze", in der sich unterschiedliche Grade von Kontingenz, Stabilität und Geltungsbereich der abgebildeten Kausalstrukturen widerspiegeln. In der neuen Erkenntnistheorie des integrativen Pluralismus gibt es mehr als nur die physikalischen Elementarteilchen, und es gibt auch nicht nur jene Gesetze, die von Natur aus notwendig, universell und ausnahmslos gültig sind."
(http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 83,00.html)
Man kann zwischen Naturgesetzen als naturwissenschaftsunabhängigen Tatsachen und Naturwissenschaftsgesetzen als naturwissenschaftsabhängigen Aussagen unterscheiden.
- "Laws of Nature vs. Laws of Science:
In 1959, at the annual meeting of the American Association for the Advancement of Sciences, Michael Scriven read a paper that implicitly distinguished between Laws of Nature and Laws of Science. Laws of Science (what he at that time called "physical laws") – with few exceptions – are inaccurate, are at best approximations of the truth, and are of limited range of application. The theme has since been picked up and advanced by Nancy Cartwright.
If scientific laws are inaccurate, then – presumably – there must be some other laws (statements, propositions, principles), doubtless more complex, which are accurate, which are not approximation to the truth but are literally true."
(http://www.iep.utm.edu/l/lawofnat.htm)