laie hat geschrieben:Myron hat geschrieben:Aus der Wahrheit von "Fa" ("a ist F") und "Rab" ("a und b stehen in der Beziehung R zueinander") folgt durchaus die Existenz von a bzw. von a und b.
bist du sicher? Aus "Alice ist ein kleines Mädchen aus einem Roman von C. Lewis", "die Herzkönigin ist eine Figur im selben Roman" und schliesslich "Alice trinkt Tee mit der Herzkönigen" folgt in meinen Augen weder die Existenz von Alice noch von der Herzkönigin. Es sei denn, man definiert Existenz nicht im Sinne von res extensa.
Aussagen über fiktive Objekte oder Personen stellen in der Tat ein logisches Problem dar.
Siehe (leider wieder nur auf Englisch – sorry!):
http://plato.stanford.edu/entries/nonex ... #ProFicDisKlassisch gilt:
1. Fa –› ExFx ("Wenn a F ist, dann gibt es etwas, das F ist.")
2. Fa –› Ex(x = a) ("Wenn a F ist, dann gibt es etwas, das a ist.")
In der klassischen Prädikatenlogik ist jeder Individualkonstante wie "a" ein existentes Objekt innerhalb des Quantifikationsbereichs zugeordnet. Das heißt, es kommen darin keine Namen ohne (existenten) Bezugsgegenstand vor.
Ich betrachte fiktive Objekte oder Personen als nichtexistente Objekte oder Personen, in welchem Fall alle Aussagen der Form "Fa" darüber klassisch falsch sind: ~Ex(x = a) –› ~Fa (folgt aus 2 oben). Es ist also z.B. falsch, dass Pumuckl ein Kobold ist, oder dass Sherlock Holmes ein Detektiv ist – eben weil Nichtexistentes keine Eigenschaften hat.
Wahr sind hingegen die folgenden Sätze:
"Laut einer Geschichte von Ellis Kaut ist (es der Fall, dass) Pumuckl ein Kobold (ist)."
"Laut einer Geschichte von Arthur Conan Doyle ist (es der Fall, dass) Sherlock Holmes ein Detektiv (ist)."
Ein andere Möglichkeit, mit dieser Problematik umzugehen, bietet die Duale-Kopula-Strategie, die die Kopula "ist" oder "sind" in zweifacher Weise auslegt:
http://plato.stanford.edu/entries/nonex ... #DuaCopStrErnst Mally folgend, kann man zwischen der
Bestimmung eines Gegenstandes durch einen Begriff und der
Erfüllung eines Begriffs durch einen Gegenstand unterscheiden. Entsprechend bedeutet dann "Der Gegenstand a ist ein F" entweder "Der Gegenstand a ist durch den Begriff F bestimmt" oder "Der Gegenstand a erfüllt den Begriff F". Der Satz "Sherlock Holmes ist ein Detektiv" ist nur dann wahr, wenn man ihn als "Sherlock Holmes ist durch den Begriff <Detektiv> bestimmt" liest; und er ist falsch, wenn man ihn als "Sherlock Holmes erfüllt den Begriff <Detektiv>" liest. Wahre Begriffserfüllungen durch Gegenstände sind daseinsvoraussetzend, wahre Gegenstandsbestimmungen durch Begriffe hingegen nicht. Nur dann, wenn ein daseiender Gegenstand a den Begriff F erfüllt, kann man sagen, dass a eine entsprechende Eigenschaft besitzt.