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Vegan33 hat geschrieben:In kleinen Gemeinschaften, z.B. den Naturvölkern Neuseelands, dort gibt es zwar weise Ältere auf deren Rat gehört werden sollte, doch sie herrschen nicht im Sinne unserer 'Herrscher'. Es funktioniert auf jeden Fall dann wenn eine kleine Gemeinschaft von Gleichgesinnten sie anwendet und es unter den Mitgliedern dieser Gemeinde keine allzu großen Meinungsverschiedenheiten gibt.
Ja... dir ist aber schon klar, dass wir auf diesem Planeten dieses Jahrhundert eine Einwohnerzahl im zehnstelligen Bereich haben werden und dass diese Bewohner sich zum größten Teil in Städten aufhalten werden? Anarchie funktioniert über begrenzte Zeiten in Gemeinschaften bis an die 70 Personen, was relativ viel damit zu tun hat, dass der Mensch in etwa diese Anzahl an sozialen Kontakten effektiv verarbeiten kann und bei solchen Größen die soziale Kontrolle recht gut funktioniert. Alles darüber führt zwangsläufig zu stärker anonymeren sozialen Zusammenhängen und der Notwendigkeit, das Kollektiv zu abstrahieren sowie zur strukturellen Unmöglichkeit, etwas mit allen Beteiligten auszudiskutieren. Ich halte zwar anarchische Gemeinschaften mit entsprechend motivierten und geschulten/erfahrenen Teilnehmern bis zu einigen Hundert für möglich, aber das wären theoretische Spielchen, deren Anwendbarkeit für den Normalfall von Gesellschaften mit vielen Millionen Mitgliedern einfach nicht gegeben ist.
Vegan33 hat geschrieben:Anarchie kann unter einer Gruppe von Gleichgesinnten jedoch funktionieren und sogar nebenher zum 'herrschenden' System angewendet werden, sozusagen als individuelle Freiheit mit Bedacht der Konsequenzen.
Entweder ist Herrschaft vorhanden oder nicht. Licht an oder Licht aus? Es gibt nichts dazwischen. Individuelle Freiheitsrechte, die durch ein staatliches Gewaltmonopol abgesichert werden, sind schlichtweg keine Anarchie.
Vegan33 hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:solche kosmologischen "Kleinigkeiten" wie Herrschaftssysteme macht der Naturalismus ohnehin keine Aussagen.
Kleinigkeiten aus dieser Perspektive, doch für das Individuum ist es von großer Bedeutung. Außerdem erscheint es im Kontext der Frage um einen freien Willen, den der Grundsatz der Anarchie lautet die individuelle Freiheit zu gewähren.
Natürlich ist es von Bedeutung, aber das interessiert den Naturalismus erstmal nicht. Der sagt nur, dass es keine übernatürlichen Wesen und/oder Phänomene gibt. Auf die Frage, wie wir unsere Herrschaftssysteme aufbauen hat das, abgesehen von der Zurückweisung von Theokratien und Offenbarungstexten als Quelle politischer Gestaltung, erstmal nicht viel zu tun. Monarchie, Aristokratie, Demokratie, Meritokratie, Anarchie... alles mit dem Naturalismus vereinbar.
Der freie Wille ist eine andere Baustelle, da gibt's eigene Threads.