HaVaKuk hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Wieso aber redest du von verliebter Seele? Beziehst du dich da auf mich
Nein, auf den, der diesen thread eröffnet hat, und nach meiner mail die Antwort geschrieben hat.
Er lebt in einer anderen Situation und einer anderen Zeit und versteht das Zitat folglich anders.
In anderen Zeiten herrschten andere Sitten und Ansichten. Und wer die nicht kennt,
oder besser noch, erlebt hat, der kann interessante Bücher aus diesen Zeiten nicht so verstehen,
wie sie gemeint waren. Deshalb beschreibe ich, was zur Zeit meiner Kindheit Normalität war.
Und das waren im Vergleich mit Nietzsches Kindheit schon sehr fortschrittliche Erziehungsmethoden.
Nun, in einer anderen Zeit leben, bedeutet nicht, etwas besser zu verstehen. Nietzsche hat in einer Zeit gelebt, die nicht eure war und die ihn noch weniger verstand als wir. "Also sprach Zarathustra" ist nicht aus dem letzten Jahrhundert, ich kann dieses Buch mindestens genauso gut verstehen, wie ihr. Ich habe auch Anhaltspunkte geliefert, warum er es bestimmt nich auf die Liebe bezog.
HaVaKuk hat geschrieben:Mitleid?- Uns ging es noch gut! - Ich hatte gebildete Eltern, die uns gerecht belohnten und bestraften und mich viel seltener mißhandelten, als meine Lehrer und einheimischen Mitschüler. Wir waren aarischer Abstammung und durften am Leben bleiben, denn ich war noch zu jung, um eingezogen zu werden und mein Vater wurde auch nicht an die Front geschickt, um als Held zu sterben, weil er bei der Waffen-SS eingetreten war um zu überleben. Dafür wurde er dann nach dem Krieg verhaftet und kam in Amerikanische Gefangenschaft.
Wie gesagt, ich habe Mitleid, dass es einigen schlechter ging, mindert dies nicht, ich übersehe aber auch das Leid anderer, auch das Leid meiner Familie nicht. Man wird nur irgendwann zum Zyniker, wenn man sich das Leid vor Augen führt, dann ist es irgendwann auch egal, oder extrem abgeschwächt.
HaVaKuk hat geschrieben:Ich wurde katholisch, protestantisch, evangelisch-methodistisch und antroposophisch unterrichtet, und als ich entschied, mich überhaupt nicht konfirmieren zu lassen, - galt ich eben als noch nicht reif genug für die Entscheidung, welcher Religionsgemeinschaft ich angehören wollte. Väter und Lehrer kannten nur befehlen und gehorchen, wie im Kasernenhof. Der Wille von Kindern wurde gebrochen. Mütter übten ihre Erziehungsgewalt subtiler aus: Kinder wurden zur Einsicht gebracht, indem man sie mit Liebesentzug bestrafte. Wer sich unterodnete, dem ging es wohl, gemäß dem Göttlichen Gebot aus dem Kathechismus, da da lautet: "Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren, auf dass es Dir wohlergehe, und Du lange lebest auf Erden." - Die 10 Gebote hatte jedes Kind auswendig zu lernen.
Aber hat schon mal jemand nachgedacht, warum Kinder aus dem auserwählten Volk Gottes, das von Moses aus Ägyptenland geführet wurde, nur dann lange leben durften, wenn sie sich den göttlichen und elterlichen Geboten fügten?
Einige gehen anders mit Problemen um als andere. Ich achte meine Familie, zumindest einen Teil von ihr, für ihre Rentitenz, ihren Überlebenswillen und die Fähigkeit, die Resignation zu vermeiden. Dieses Verhalten gab es immer unter Menschen, viele gehorchen lieber, resignieren, schalten das Denken ab.
Zur Frage: Weil Gott ein Volk bevorzugt, was bedeutet, dass auch die Eltern selektieren sollen, das ist die Botschaft.
Ihr könnt ja mal nachlesen im Alten Testament, welche Sünden nach dem Willen Gottes mit dem Tode bestraft wurden.
Dann versteht Ihr vielleicht auch den Ursprung des Wortes "Todsünde".
Nur wenn man sich Zustände der jewiligen Zeit vergegenwärtigt kann man verstehen, was Erlösung bedeutete,
und was Menschen, wie Jesus, Paulus, Luther, Nietzsche, Freud, - um nur einige nennen, für Fortschritt brachten.
Ja, die Perversion ist weit fortgeschritten in diesem Machwerk. Paulus, Jesus, Luther sind eher eine andere Kathegorie als Freud und Luther. Paulus hat maßgeblich zum Aufblühen dieser Sekte beigetragen, die die kulturelle, religiöse Vielfalt und Toleranz beseitigte, das für Jahrhunderte. Jesus war ein Endzeitprediger, der das Leben gering schätzte, folglich auch nicht an ihm hing. Sollen das Vorbilder sein? Luther hat eine marrode Kirche durch einen neuen Feind erneuert und die Liberalisierungswellen, die auch mit der Korruption einhergingen, aufgehalten, den Europäern einen neuen Grund gegeben, sich zu bekämpfen. Auch er ist in meinen Augen verachtenswert.
stine hat geschrieben:"Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohlergehe", ich finde das macht Sinn. Da hat sich ein Verfasser was dabei gedacht. Wahrscheinlich hat er beobachtet oder selber am eigenen Leib erfahren, dass wenn er zu Mutter und/oder Vater nett ist, er viel mehr erreichen kann.
Dieses Gebot leben die Kinder auch heute noch, ohne dass sie es je gehört haben. Oder ist es so selten geworden, dass Kinder ihre Eltern mit allen Tricks um den Finger wickeln?
Ich persönlich liebe meine Eltern, sie hatten selbst wenige Gründe dazu, ihre zu lieben. Das macht nicht immer Sinn. Liebe muss sich verdient werden, auf Biegen und Brechen ist sie nur schädlich, oder einseitig. Der eine mögliche Sinn ist quasi ein "Arschkriech-Gebot", das speziell auf die Eltern bezogen ist, aber übertragbar auf den Chef, den Lehrer, das Staatsoberhaupt, wertlos. Ich muss meine Eltern nicht ehren, ich tue es, weil sie ehrenwert sind. trotzdem darf man Kindern es nicht übel nehmen, wenn sie gaaanz große Augen machen, wenn sie ein neues Spielzeug wollen.
ujmp hat geschrieben:Jeder Mensch hat irgendwelches Chaos in sich, es ist halt die Frage, wie er damit fertig wird. Religiöse lassen sich auch nicht einfach so etwas beibringen, ganz im Gegenteil, sie sind äußert kritisch gegenüber allem, was ihrem Glauben widerspricht. Die Vernunft muss sich auch nicht dem Glauben unterwerfen. Es ist keineswegs unvernünftig zu an Gott glauben, sondern falsch.
Das kann man als Chaos bezeichnen, es ist aber nunmal nicht das Chaos, das Nietzsche beschrieben hat, ich habe dich darauf hingewiesen, dass Nietzsche nicht nur dieser eine Satz ausmacht. Er hat auch eine gewisse Zielsetzung gehabt, die Problematik, das Chaos/das Dionysische beschrieben. Vernunft ist ein Konstrukt, das die Basis für eine objektive Moral und eine objektive Reife sein soll, die es aber nicht gibt, somit gebe ich dir in gewisser Weise recht.