Willens- bzw. Handlungsfreiheit
Verfasst: So 27. Dez 2009, 13:21
Guten Tag!
Ich habe gerade das "Manifest des evolutionären Humanismus" von M. Schmidt-Salomon (MSS) zu Ende gelesen und arbeite mich gerade durch "Jenseits von Gut und Böse". Gewürzt habe ich mein Lesen durch das eine oder andere MSS-Video auf Youtube.
Nun wird MSS nicht müde zu betonen, dass wir keine Willensfreiheit besitzen, wohl aber Handlungsfreiheit. Denn der Wille und damit die Handlungen des Menschen seien naturgesetzlich determiniert. Wir können nicht entscheiden, was wir wollen. Ich frage mich dann aber, warum Deutschlands Chef-Atheist mich - als Leser seiner Bücher - dazu bringen will, seine Thesen zu glauben. Wenn ich ohnehin determiniert bin, braucht er doch nicht zu versuchen, mich zu überzeugen. Das ist doch sinnlos. Es steht ja ohnehin schon fest, ob ich sie gutheiße oder nicht. Außerdem ist er ja selber determiniert. Warum dann noch das ganze "Theater"? Selbst die Tatsache, dass ich hier diesen Beitrag schreibe, ist vorherbestimmt. Die These der Nichtexistenz von WF führt sich doch selbst ad absurdum, oder?
Und dann hab ich ein weiteres Problem mit seiner naturalistischen Auffassung von Ethik. Es gibt nach MSS keine moralischen Wertprädikate (gut, böse), sondern nur ethische Fairnessregeln, welche die Menschen untereinander ausverhandeln. Es gäbe kein objektives metaphysisches Werte-Fundament. Und: Aus der Natur könne man keine normativen Wertsetzungen ableiten. Die Natur ist einfach und fertig. Nun ist der Autor aber auch der Meinung, dass es nicht richtig, also falsch ist, Menschen zu quälen, ferner dass die Menschenrechte objektive Gültigkeit für sich beanspruchen usw. usf. Das sind aber doch eindeutig präskriptive Urteile. Wenn die gesamte Natur (die den Menschen einschließt) keine Normativität kennt (und es gibt nichts außer "Natur"), auf welcher Grundlage basieren dann seine eigenen normativen Handlungsgebote? Und wiederum auch hier: Warum will er mich von der objektiven Richtigkeit der Menschenrechte überzeugen, wenn wir ohnehin alle determiniert sind? Und warum überhaupt nach Menschenrechten schreien? Das Universum ist ja an sich sinnlos und Sinn wird nur vom Menschen geschaffen. Wenn mein Sinn aber darin besteht, Menschenrechte zu verletzen, dann ist das eben so. Warum soll ich auf die Rechte meine Mitmenschen achten? Wenn alles nur Natur ist und die Natur kein Sollen kennt: Aus welchem Hut zaubert MSS dann das Sollen?
Kann mir jemand weiterhelfen? Ich habe da eine absolute Denkblockade.
Ich habe gerade das "Manifest des evolutionären Humanismus" von M. Schmidt-Salomon (MSS) zu Ende gelesen und arbeite mich gerade durch "Jenseits von Gut und Böse". Gewürzt habe ich mein Lesen durch das eine oder andere MSS-Video auf Youtube.
Nun wird MSS nicht müde zu betonen, dass wir keine Willensfreiheit besitzen, wohl aber Handlungsfreiheit. Denn der Wille und damit die Handlungen des Menschen seien naturgesetzlich determiniert. Wir können nicht entscheiden, was wir wollen. Ich frage mich dann aber, warum Deutschlands Chef-Atheist mich - als Leser seiner Bücher - dazu bringen will, seine Thesen zu glauben. Wenn ich ohnehin determiniert bin, braucht er doch nicht zu versuchen, mich zu überzeugen. Das ist doch sinnlos. Es steht ja ohnehin schon fest, ob ich sie gutheiße oder nicht. Außerdem ist er ja selber determiniert. Warum dann noch das ganze "Theater"? Selbst die Tatsache, dass ich hier diesen Beitrag schreibe, ist vorherbestimmt. Die These der Nichtexistenz von WF führt sich doch selbst ad absurdum, oder?
Und dann hab ich ein weiteres Problem mit seiner naturalistischen Auffassung von Ethik. Es gibt nach MSS keine moralischen Wertprädikate (gut, böse), sondern nur ethische Fairnessregeln, welche die Menschen untereinander ausverhandeln. Es gäbe kein objektives metaphysisches Werte-Fundament. Und: Aus der Natur könne man keine normativen Wertsetzungen ableiten. Die Natur ist einfach und fertig. Nun ist der Autor aber auch der Meinung, dass es nicht richtig, also falsch ist, Menschen zu quälen, ferner dass die Menschenrechte objektive Gültigkeit für sich beanspruchen usw. usf. Das sind aber doch eindeutig präskriptive Urteile. Wenn die gesamte Natur (die den Menschen einschließt) keine Normativität kennt (und es gibt nichts außer "Natur"), auf welcher Grundlage basieren dann seine eigenen normativen Handlungsgebote? Und wiederum auch hier: Warum will er mich von der objektiven Richtigkeit der Menschenrechte überzeugen, wenn wir ohnehin alle determiniert sind? Und warum überhaupt nach Menschenrechten schreien? Das Universum ist ja an sich sinnlos und Sinn wird nur vom Menschen geschaffen. Wenn mein Sinn aber darin besteht, Menschenrechte zu verletzen, dann ist das eben so. Warum soll ich auf die Rechte meine Mitmenschen achten? Wenn alles nur Natur ist und die Natur kein Sollen kennt: Aus welchem Hut zaubert MSS dann das Sollen?
Kann mir jemand weiterhelfen? Ich habe da eine absolute Denkblockade.