Sisyphos hat geschrieben:Ich habe den Begriff Relativismus hier auch zunächst falsch verstanden, ihn nämlich mit Beliebigkeit/Gleichgültigkeit assoziiert, was ich ablehnte. Der Werterelativismus, wie er sich hier für mich herauskristallisiert hat, ist eine Bezeichnung dafür, dass Werte aufgrund von unterschiedlichen bzw. sich in weiten Teilen auch überschneidenden Bedürfnissen ausgehandelt werden.
Meine Gedanken darüber, dass sich Ethiken räumlich differenziert experimentell in der Praxis des Zusammenlebens entwickeln, dass Ethik also evolutionär gedacht werden kann, wurden damit eigentlich sogar bestärkt.
Werterelativismus bestreitet nur die Allgemeingültigkeit einiger (schwache Form) oder aller (starke Form) Werte. (Aus: Otfried Höffe, Hrsg.: Lexikon der Ethik) Oder anders, wie ich es hier seit Tagen predige: Werte sind immer nur Werte auf ein Subjekt (oder auch mehrere, natürlich) bezogen. Wir Bayern haben dafür ein Sprichwort: Katz mod Meis, i ned. Niederdeutsch: Die Katze mag Mäuse, ich nicht.
Ich meine, das zeigt ja auch überwältigend die Praxis: die Inder haben andere Werte als die Schotten. Wer "REcht" hat kann man wiederum nur aus subjektiver Sicht entscheiden: Ich als Bayer stimme einem Teil der indischen Werte zu und einem anderen Teil der schottischen und habe noch selbst welche, die ich als richtig erachte. Davon unbenommen bleibt natürlich, dass es (aus meiner Sicht!!) erstrebenswert ist, sich auf gemeinesame Werte zu einige. Diese Basis kann aber nicht durch Hinweis auf Sachverhalte in der Natur (Z.B.: Das Rind hat saftiges Fleisch, also ist es wertvoll es zu verspeisen) begründet werden.