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Organspende: Widerspruchslösung geplant!

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 09:16
von HF*******
Es ist gegenwärtig geplant, die Rechtslage zu den Organspenden zu ändern:
Es sollen einem Toten nur dann keine Organe entnommen werden können, wenn er zuvor ausdrücklich widersprochen hat.

Es wird immer wieder angeführt, religiöse Gründe sprächen gegen die Entnahme von Organen. Welche Gründe könnten das sein?

Wichtiger aber ist: Kann es religiöse Gründe geben, die gegen die geplante Regelung sprechen, dass grundsätzlich jedem Toten Organe entnommen werden können, wenn er nicht zu Lebzeiten widersprochen hat? Ich meine, dass es keine solchen religiösen Gründe geben kann.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 09:23
von Klaus
Religiöse Gründe, na klar die wollen am Tag des jüngsten Gerichts, vollständig und nicht fragmentiert vor ihrem Schöpfer stehen. Das ist der Grund dafür, das sich die Katholen so ungern verbrennen lassen, die wollen ihre Verpackung erhalten.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 09:49
von HF*******
Es dürfte aber doch kein Christ heute ernsthaft bezweifeln wollen, dass Menschen in der Erde verwesen. Auch Einäscherungen werden mittlerweile von den Kirchen akzeptiert.

Und selbst wenn das einige Christen so sehen würden, spricht das doch ansich nicht gegen die Widerspruchslösung.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 10:05
von Klaus
Das ist mir schon klar, nur denen nicht. Ich habe Katholiken kennengelernt, die eine Verbrennung ablehnen, weil sie ihren Körper erhalten wollten, der sollte in seiner Gänze verwesen.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 10:07
von [C]Arrowman
Soweit ich weiß wird man doch mit besterGesundheit wiedererweckt, dann müssten doch auch die Organe wieder da sein, oder?

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 10:07
von Peter Janotta
Das ist ja klasse! Ich war schon immer fuer das pasive Organspenderecht!

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 10:11
von HF*******
Es ist noch alles in der Diskussion und keineswegs beschlossene Sache.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 10:37
von Mark
war nicht immer ein hauptargument dagegen , daß menschen die gesundheitlich "auf der kippe" stehen dann gefahr laufen würden von anderen zum zwecke der ausschlachtung getötet zu werden ?
also jeder grundsätzlich erstmal ein potentieller spender (=schlachtvieh) wäre ?
alleine mit dieser angst kann man einen grossteil der tumben bevölkerung in deutschland schon dagegen mobilisieren.

Re: Organspende: Widerspruchslösung geplant!

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 12:22
von Max
HFRudolph hat geschrieben:Es ist gegenwärtig geplant, die Rechtslage zu den Organspenden zu ändern:
Es sollen einem Toten nur dann keine Organe entnommen werden können, wenn er zuvor ausdrücklich widersprochen hat.


Das finde ich sehr sinnvoll. In Österreich ist das ja schon seit Langem so, obwohl es stark katholisch geprägt ist. Daher meine ich schon, dass die neue Regelung mit der KK zu vereinbaren ist.

Klaus hat geschrieben:Religiöse Gründe, na klar die wollen am Tag des jüngsten Gerichts, vollständig und nicht fragmentiert vor ihrem Schöpfer stehen. Das ist der Grund dafür, das sich die Katholen so ungern verbrennen lassen, die wollen ihre Verpackung erhalten.


Bei den Juden geht das sogar so weit, dass nach Bombenattentaten in Bussen oder Cafes die verstreuten Fleischstückchen zusammengesucht werden und mittels DNA-Tests den getöteten zugeordneten werden. :irre:

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 12:37
von HF*******
Mark schrieb:
war nicht immer ein hauptargument dagegen , daß menschen die gesundheitlich "auf der kippe" stehen dann gefahr laufen würden von anderen zum zwecke der ausschlachtung getötet zu werden ?


Da ist durchaus etwas dran: Man könnte ja sagen: Och, da geben wir uns nicht solche Mühe, das Unfallopfer wiederzubeleben, immerhin können dann zahlreiche andere Menschen davon profitieren: Einer bekommt die eine Niere, einer die andere, einer bekommt das Herz, ein anderer einen Lungenflügel - und schon haben wir vier Menschen gerettet, indem wir einen haben sterben lassen. Unter dem Gesichtpunkt kann man sich fragen, ob es nicht schon fast verwerflich ist, einen ansonsten intakten Menschen zu reanimieren.

Immerhin steht die unterlassne Hilfeleistung aber immer noch unter Strafe, ebenso Mord und Totschlag. Und Ärzten generell etwas derartiges zu unterstellen, wäre wohl auch etwas stark: Ich kann mir dennoch vorstellen, dass es derartige Denkweisen auch bei Ärzten geben kann.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 12:50
von Mark
HFRudolph hat geschrieben:
Mark schrieb:
war nicht immer ein hauptargument dagegen , daß menschen die gesundheitlich "auf der kippe" stehen dann gefahr laufen würden von anderen zum zwecke der ausschlachtung getötet zu werden ?


Da ist durchaus etwas dran: Man könnte ja sagen: Och, da geben wir uns nicht solche Mühe, das Unfallopfer wiederzubeleben, immerhin können dann zahlreiche andere Menschen davon profitieren: Einer bekommt die eine Niere, einer die andere, einer bekommt das Herz, ein anderer einen Lungenflügel - und schon haben wir vier Menschen gerettet, indem wir einen haben sterben lassen. Unter dem Gesichtpunkt kann man sich fragen, ob es nicht schon fast verwerflich ist, einen ansonsten intakten Menschen zu reanimieren.

Immerhin steht die unterlassne Hilfeleistung aber immer noch unter Strafe, ebenso Mord und Totschlag. Und Ärzten generell etwas derartiges zu unterstellen, wäre wohl auch etwas stark: Ich kann mir dennoch vorstellen, dass es derartige Denkweisen auch bei Ärzten geben kann.


dort muss sie auch keinen einfluss haben...ich meine die denkweise... es genügt daß die breite masse des volkes sich auf solche böcke setzen lässt um das gesetz nicht so wirklichkeit werden zu lassen.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 13:18
von Max
HFRudolph hat geschrieben:
Mark schrieb:
war nicht immer ein hauptargument dagegen , daß menschen die gesundheitlich "auf der kippe" stehen dann gefahr laufen würden von anderen zum zwecke der ausschlachtung getötet zu werden ?


Da ist durchaus etwas dran: Man könnte ja sagen: Och, da geben wir uns nicht solche Mühe, das Unfallopfer wiederzubeleben, immerhin können dann zahlreiche andere Menschen davon profitieren: Einer bekommt die eine Niere, einer die andere, einer bekommt das Herz, ein anderer einen Lungenflügel - und schon haben wir vier Menschen gerettet, indem wir einen haben sterben lassen. Unter dem Gesichtpunkt kann man sich fragen, ob es nicht schon fast verwerflich ist, einen ansonsten intakten Menschen zu reanimieren.

Immerhin steht die unterlassne Hilfeleistung aber immer noch unter Strafe, ebenso Mord und Totschlag. Und Ärzten generell etwas derartiges zu unterstellen, wäre wohl auch etwas stark: Ich kann mir dennoch vorstellen, dass es derartige Denkweisen auch bei Ärzten geben kann.


Man merkt, dass du Jurist bist.

Der von dir geschilderte Fall gilt als klassisches Beispiel für Handeln mit dem Menschen als Mittel. Jeder von uns empfindet deine Schilderung als moralisch verwerflich. Der Grund dafür ist, dass der Mensch dabei als Mittel für einen anderen verwendet wird. Versuche mit verschiedenen sozialen Gruppen, die nicht von westlichen Kultureinflüssen geprägt waren, wie Indianern haben hervorgebracht, dass diese Attitüde in uns auch genetisch veranlagt ist.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 14:03
von HF*******
Das moralische Denkmodell stammt aus "God Delusion": Dort wird dargelegt, dass es eben von den meisten Menschen als verwerflich angesehen wird, eine unbeteiligte Person zu opfern, die ansich überlebt hätte:

Die zu reanimierende Person hat ansich nichts damit zu tun, dass andere Personen krank sind und soll nicht dafür büßen müssen. Genau das, was Du schreibst.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 14:49
von Max
Die moralische Unterscheidung zwischen dem Menschen als Mittel und als Zweck stammt von Kant.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 15:32
von Sisyphos
Klaus hat geschrieben:Das ist mir schon klar, nur denen nicht. Ich habe Katholiken kennengelernt, die eine Verbrennung ablehnen, weil sie ihren Körper erhalten wollten, der sollte in seiner Gänze verwesen.


Deshalb experimentiert man heute mit Pilzen, die den Verwesungsprozess etwas beschleunigen sollen, da die Friedhöfe keinen Platz mehr haben, aber eine Einäscherung abgelehnt wird. :irre:

http://forum.brights-deutschland.de/viewtopic.php?t=637

Re: Organspende: Widerspruchslösung geplant!

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 18:30
von Tom K
Max hat geschrieben:Bei den Juden geht das sogar so weit, dass nach Bombenattentaten in Bussen oder Cafes die verstreuten Fleischstückchen zusammengesucht werden und mittels DNA-Tests den getöteten zugeordneten werden. :irre:


Wobei ich zugegebenermaßen diese Menschen bewundere. Ich glaube, dass diese Arbeit extrem an die Nieren geht. Und etwas Gutes soll es ja auch haben: Niemand kann so gut Bombenanschläge rekonstruieren wie das israelische Äquivalent zum CSI.
Nebenbei die, die einsammeln sind orthodoxe Juden. Liberale spenden durchaus Organe, obwohl das eigentlich nicht sein soll.

BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2007, 18:47
von Klaus
Da kommt sicherlich noch ein hygienischer Hintergrund dazu, nicht gefundene Leichenteile dürften sehr schnell in Verwesung übergehen und als Ausgangspunkt für Krankheiten gelten.

BeitragVerfasst: Fr 27. Apr 2007, 11:49
von Mark
Klaus hat geschrieben:Da kommt sicherlich noch ein hygienischer Hintergrund dazu, nicht gefundene Leichenteile dürften sehr schnell in Verwesung übergehen und als Ausgangspunkt für Krankheiten gelten.


ähm...wenn ein jude mal einem menschenfresser anheim fällt...äh...was machen sie dann mit...ähh....also...ihr wisst schon...

Re: Organspende: Widerspruchslösung geplant!

BeitragVerfasst: Sa 28. Apr 2007, 18:55
von Joe
HFRudolph hat geschrieben:Wichtiger aber ist: Kann es religiöse Gründe geben, die gegen die geplante Regelung sprechen, dass grundsätzlich jedem Toten Organe entnommen werden können, wenn er nicht zu Lebzeiten widersprochen hat? Ich meine, dass es keine solchen religiösen Gründe geben kann.


Nun, wenn ein Mensch die Organentnahme bei sich, aus welchen Gründen auch immer nicht will, hat er ja die Möglichkeit, zu Lebzeiten zu widersprechen. Daher kann es wohl kaum religiöse Gründe geben, die gegen diese Regelung sprechen. Wenn jemand aus religiösen Gründen Wert darauf legt, komplett verwesen zu dürften, so muss er eben widersprechen.

Eine solche Regelung würde ich begrüßen. Ich habe schon seit vielen Jahren einen Organspendeausweis.

Ehrlich gesagt kann ich es nicht verstehen, dass viele Leute diesbezüglich Probleme haben. Zwar haben die Kirchen, soweit ich weiß, nichts gegen Organspende, allerdings bekomme ich den Eindruck nicht los, dass es hauptsächlich die Frommen sind, die Organspende aus irgend welchen an den Haaren herbeigezogenen Gründen für sich ablehenen.