Klimaschutz und Dogmatismus

Klimaschutz und Dogmatismus

Beitragvon Erwin » Sa 3. Apr 2010, 09:30

Der Großteil "unserer" Technosphäre basiert auf limitierten Rohstoffen: Lithium, Indium, Tellur, die Liste ist lang. Obwohl sich diese Rohstoffe prinzipiell recyclen lassen, und das Problem ihrer Endlichkeit somit umschifft werden könnte, hat sich in diesem Bereich in der jüngsten Zeit wenig getan.

Stattdessen wurde das Problem der Einweg-Rohstoffe in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. So stellt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ein direktes Maß für unwiederbringlich1 verbrannte Ressourcen dar. Auch diese Ressourcen (Kohle, Öl, etc.) sind offensichtlich limitiert.

Vor diesem Hintergrund wurde (ähnlich dem Vorgehen von Banken bei Spekulationsgeschäften) ein Wissenschaftler-Team beauftragt die Reaktion des (höchst komplexen Systems des) Klimas auf unseren Ressourcenverbrauch vorherzusagen. Diese Herangehensweise führte immerhin zu einem Minimalkonsens auf politischer Ebene (dem 2-Grad-Ziel). Allerdings bietet das zugrunde liegende Klimamodell Kritikern genug Angriffsfläche um sich z.T. völlig aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu stehlen. Auch steht es in meinen Augen außer Frage, dass die bestehenden Klimaschutz-Mechanismen höchstens zu einer Entschleunigung der Ressourcenverbrennung führen können. Am Ende dieser Entwicklung steht auch heute die Erschließung und Ausbeutung sämtlicher erreichbarer Öl- und Kohlevorkommen, und damit die gleiche CO2-Konzentration in der Atmosphäre wie ohne "den Klimaschutz" - nur eben etwas später.
Bei den heutigen Klimaschutz-Maßnahmen handelt es sich also um einen höchst indirekten Ansatz sich der oben beschriebenen Problematik anzunehmen, bzw. diese zu vertagen.

Weshalb bedarf es eines derart angreifbaren, komplexen und verklärten Lösungsansatzes (der heute meist unter dem Begriff "Klimaschutz" firmiert) wenn sich die Ressourcenproblematik doch so offensichtlich darlegt?
Sind die heutigen Klimaschutzmaßnahmen nicht mehr als ein simpler Aufschub eines höchst dringlichen Problems?
Warum bläst einem bei einer kritischen Auseinandersetzung mit diesem Thema stark emotional aufgeladener Gegenwind ins Gesicht: "Wie, du bist GEGEN Klimaschutz!?"?
Haben die damit verbundenen gesellschaftspolitschen Lager bzw. Standpunkte schon dogmatische Züge erreicht?
Steht diese verblendete Betrachtung am Ende vielleicht sogar einem tiefer greifenden Lösungsprozess (gesellschaftliche Neuordnung) im Weg?

1Der energetische Aufwand zur Rückumwandlung von CO2 in Kohle oder Öl würde die ursprünglich gewonnenen Energie übersteigen.

P.S.: Entschuldigt wenn ich gleich als ersten Beitrag ein neues Thema eröffne, aber es brannte mir auf den Fingerkuppen. Bin der Erwin. :-)
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Re: Klimaschutz und Dogmatismus

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 3. Apr 2010, 09:57

Willkommen bei :brights:
Erwin hat geschrieben: P.S.: Entschuldigt wenn ich gleich als ersten Beitrag ein neues Thema eröffne, aber es brannte mir auf den Fingerkuppen. Bin der Erwin. :-)
Das ist kein Problem.
Nur wundert es mich, wenn jemand herfindet und mit einem der Forenthematik nicht ganz nahem Thema hereinschneit.
Wenn auch das Klima uns alle angeht.
Mal als Lesetipp (@ all):
Kampagne gegen Klimaforscher (Süddeutsche Zeitung, 30.03.2010): Wo Wüsten Hokuspokus sind
Klimaskeptiker (Süddeutsche Zeitung, 30.03.2010): ''Wir brauchen keine Klimaforscher''
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Re: Klimaschutz und Dogmatismus

Beitragvon Erwin » Sa 3. Apr 2010, 10:15

Aus Klimaskeptiker (Süddeutsche Zeitung, 30.03.2010): ''Wir brauchen keine Klimaforscher'':
Singer ist Mitglied von so ziemlich jedem klimaskeptischen Verein, unter anderem des Heartland Institute, einer konservativen Denkfabrik, die in den USA den Ton angibt und seit ein paar Jahren große Konferenzen gegen den Klimawandel organisiert.


Na wenn sich jetzt sogar schon die Klimaschutz-Gegner gegen den Klimawandel organisieren ist doch alles tutti! :-D

Im Ernst - danke für die Links, lese viel zu wenig SZ.

@1ofmany: Das Thema habe ich gewählt, weil ich mich in dem Feld halbwegs auskenne, es als politisch und gesellschaftlich aktuell erachte und ich gern darüber in diesem Umfeld diskutieren wollte. Ich hoffe das ist so in Ordnung. :verzweifelt:
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Re: Klimaschutz und Dogmatismus

Beitragvon Charles Dawkins » Sa 3. Apr 2010, 10:54

Wilkommen im Forum Erwin!

Was diese Thematik angeht, so haben mich ähnliche Überlegungen dazu veranlasst meinen Thread zu Überbevölkerung (das mit dem Fleischkonsum wurd nachträglich draneditiert...) zu erstellen.

Wir, und damit meine ich nicht nur die Politiker, sondern generell die meisten Menschen, drücken sich davor offensichtliche Menschheitsprobleme zu erkennen und zu lösen.

Klimaschutz wie er derzeit betrieben wird ist einfach lächerlich. Co2 ist sicherlich eine großem Gefahr, weil die Konzentrationen so hoch sind wie niemals zuvor gemessen. Das große System Erde wird darauf nicht schnell und eindeutig reagieren wie ich es mir wünschen würde. Denn dann würde eventuell schneller etwas getan.
Es werden z.B. das Handeln mit Emissionsrechten, oder es die Co2-Lagerung in Tanks favorisiert. Dies sind Maßnahmen, die das Übel nicht an der Wurzel packen, und sind in meinen Augen daher größtenteils überflüssig.

Ziel muss sein, die Rohstoffe unserer Erde auch für kommende Generationen zu erhalten, und seltene Rohstoffe möglichst vollständig zu recyclen.
Damit erhält man erstens die zum Leben benötigten Rohstoffe für die Menschen, und zu anderen verringert man damit die Folgen des Klimawandels nachhaltig.
Es wird aber nur funktionieren wenn der Rohstoffverbrauch drastisch reduziert wird. Bei nachwachsensen Rohstoffen sollte nur soviel verbraucht werden, wie auch nachwächst, und fossile Rohstoffe sollten vorzugsweise für Anwendungen verbraucht werden, für die es sonst keine Alternative gibt.

Die Umstellung wird aber sehr wahrscheinlich viele Jahre benötigen, und wird durch die Überbevölkerung zusätzlich erschwert. Denn diese benötigt immer größere Rohstoffmengen.

Bei der ganzen Klimawandeldebatte kommen meines erachtens Lokale Effekte viel zu kurz. Das klingt so schön kleinräumig und begrenzt, aber im Bezug auf Abholzung etc. sind diese Efekte alles andere als kleinräumig.

Der ehemals bewaldete Mittelmeerraum wurde bereits seit vorchristlicher Zeit abgeholzt. Durch die Bodendegradation, und das mit der Entwaldung einhergehende Absinken des Grundwasserspiegeld entstanden die heutigen Maccie- und Garriguelandschaften. Diese kargen Strauchlandschaften sind zwar schön anzusehen und sogar sehr artenreich, aber es ist nur ein verarmter Rest der damaligen Landschaft. In den kargen Gebieten erhitzt sich der Boden mehr, warme Luft steigt auf, es kommt zu weniger Niederschlag in diesen Regionen. Und letztlich kann es, wie z.B. in großen Teilen Spaniens befürchtet, zur Wüstenbildung kommen.

Ein anderes Beispiel ist der brasilianische Bundesstaat Rondônia. Hier wurden- und werden gigantische Regenwaldflächen vernichtet für kurzfristigen Profit, bzw. kurzfristige Landwirtschaft. Es kam zu sehr ähnlichen Folgen wie im Mittelmeerraum. Die Temperatur nahm stark zu, die Böden vertrockneten, erodieren, der Grundwasserspiegel sinkt stark ab, und erste Anzeichen einer Wüstenbildung setzen ein.

Diese Effekte finden auf der ganzen Welt statt, überall da, wo die natürliche Vegetation vernichtet wird. Logisch also, das die Erdtemperatur steigt, nicht nur aufgrund des atmosphärischen Co2.

Erste lobenswerte Ansätze was das Klima betrifft sind z.B. die chinesische grüne Mauer, und die geplante afrikanische grüne Mauer in den Sahelstaaten. Warum in den Mittelmeerländern, allen voran Spanien keine vergleichbaren Projekte durchgeführt werden kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen. Die Spanier scheinen warten wollen bis zuletzt. Wenn sie nichts machen bezieht Deutschland vielleicht bald Kamele und Datteln aus Spanien.

Oft benötigt man sehr konkrete, teilweise sehr lokal umgetzte Veränderungen, um einen Effekt zu haben.
Dies wird einige Länder deutlich stärker in die Pflicht nehmen als andere. Mit globalen Festsetzungen, wie z.B. der schwammigen 2°C Marke, wird man sicher nichts erreichen. Was allerdings global geregelt werden muss ist der Verbrauch bzw. ggf. die Wiederverwertung seltener Metalle und fossiler Rohstoffe. Hierfür muss es eindeutige Vorgaben geben, mit dem Ziel möglichst Alternativen einzusetzen.
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Re: Klimaschutz und Dogmatismus

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 3. Apr 2010, 13:54

Erwin hat geschrieben:Ich hoffe das ist so in Ordnung. :verzweifelt:
Natürlich ist dies okay :mg:
Aber bitte gib acht, dass bei Zitaten immer der Urheber mitgeliefert wird, also der Forenname bei "Quote" dabeisteht bzw. bei externen Quellen die Fundstelle und/oder der Urheber deutlich als Zitatquelle angemerkt wird.
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