1von6,5Milliarden hat geschrieben:Dies ist gewollt und zum Teil künstlich geschaffen, zum Teil einfach übertrieben. So war der Einfluss dieverser Stürme auf den Ölpreis absolut in keiner Relation zur Veränderung der Förderquote, d.h. die Unternehmen nutzen jede sich bietende Gelegenheit um den Ölpreis nach oben zu bringen, auch wenn es kein objektiver Grund ist. Aber es sind halt auch private, gewinnorientierte Unternehmen und keine staatliche Sozialstation. Und wie schön staatliche Unternehmen agieren und reagieren kann man ja an Lukoil & Co. sehen.
Das ist totaler Quatsch bzw. zeugt von totaler Unkenntnis - so etwa stellt sich der Schuhplattler-Seppl die Rohölindustrie vor. Das Ölgeschäft besteht aus vielen separaten Industrien, die alle unabhängig agieren. Im Vergleich mit der Autoindustrie ist Lukoil von der Größe her so etwas wie ein Fahrradbastler auf dem Uniparkplatz.
Die klassische Förderung der Opec-Länder mit Loch in der Wüste ist einfach und wird erst gegen Ende schwierig, wenn man das Öl aus den bindenden Schichten rauspressen muß. Das ist besonders im Iran der Fall, in 8 bis 15 Jahren ist das Land mit den alten Quellen trocken. Die offshore Förderung ist technologisch hoch komplex und extrem teuer, nur sehr wenige Spezialfirmen haben das notwendige Knowhow und Personal. Für die großen Konzerne ist es billiger und weniger risikoreich sich diese Leistungen extern einzukaufen. In dieser Industrie kennt fast Jeder Jeden in seinem speziellen Fachbereich, man profitiert gerne voneinander.
Aus dem Transportwesen haben sich die großen Multis schon lange zurückgezogen. Selbst Schiffe wie etwa "Esso Deutschland" sind nur als Timesharter von einer Reederei geschartert und dürfen dann einen Namen nach Wahl tragen. Tanker über 350.000 Tonen (z.B. Hellenic Fairfax) fahren eigentlich vom Stapellauf bis zur Verschrottung immern nur zwischen 2 Standorten hin und her, wie eine Straßenbahn. (Ras Tanura nach Galveston-Texas City)
Auf dem Weg von der Beladung zur Entladung wechselt das Rohöl oft mehrfach den Besitzer und damit auch den Zielhafen. Auch geben die Ladepapiere selten klare Hinweise. Da steht dann geladen "Malta roads" und jeder Insider weiß, es ist iranisches Rohöl, daß in Ashkalon aus einer israelischen Pilpeline kam - Geld stinkt auch im Iran nicht. Das muß aber nicht jeder wissen.
Nur wenige Anlagen sind in der Lage die großen Tanker zu entladen wie etwa La-Vera (westlich Marseille), Le Have oder Bantry Bay (Südwestengland). Voll beladen kommen die großen Schiffe nicht mehr durch den Ärmelkanal nach Rotterdam, Wilhelmshaven usw., sie bringen nur noch Teilladungen. Viele Raffinerien werden über Pipelines versorgt (Ingolstadt, Karlsruhe, Raunheim, Gelsenkirchen), auch hier muß oft aus Leichtern entladen werden, auch wenn das immer noch große Tanker mit bis zu 100.000 Tonnen sind.
Andere Standorte wie etwa Trieste, Savona, Livorno, La Linea (Gibraltar), Castellon, Augusta, Gela, Marghera (Venedig), Athen, Saloniki, Kalundborg, Slagenstangen, Cork, Naantali, Poorvo, Lysekil usw. sind zu flach für Tanker über 100.000 Tonnen beladen. An anderen Orten wie etwa Santa Cruz de Teneriffe kann nicht geankert werden, da die Ankerketten nicht lang genug gemacht werden können (zu großes Gewicht, zu viel Hubleistung). Der Kapitän einer unser Tanker konnte die Kette nicht mehr heben und mußte dort einige Hundert Tonnen Stahl versenken.
Eine Raffinerie ist nur für einen engen API Grad (Dichte) technisch ausgerüstet, man muß das eingesetzte Rohöl mischen um in diesen Bereich zu kommen. Fehlt eine Komponente wie etwa Iranian-light, dann kann man so viel heavy haben wie man will, man muß stoppen. Nicht jede Raffinerie kann saures Rohöl (stark Schwefelhaltig) verarbeiten, man ist auf einen ganz bestimmten Sortenmix angewiesen.
Die alten und kleinen Raffinerien haben alle dicht gemacht, geblieben sind die großen. Allerdings gibt es seit 40 Jahren keine Neubauten mehr, sie sind zu teuer und nicht mehr genehmigungfähig. Dann muß das Endprodukt auch abtransportierbar sein, es hätte wenig Sinn alles Rohöl in der Mini-Raffinerie Bergen/Mittelnorwegen zu entladen.
Bei einer derartigen Komplexität gibt es keine künstliche Verknappung, das Spiel von Angebot und Nachfrage treibt gelegentlich die Preise extrem nach oben. Bei diesem Spiel sind die Ölmulties fast nicht mehr dabei, es ist der Handel und die Lagerindustrie. Rohöltanks sind dreckig und haben schwimmende Dächer, Produkttanks haben durchweg feststehende Dächer. Standorte wie Wilhelmshaven, Lysekil, Naantali und Bergen lagern in unterirdischen Kavernen. Da kann man nicht beliebig hin und her agieren und Bedarfsschwankungen von 60% sind sehr schwer auszugleichen.
Generell steigt der Bedarf deutlich schneller als die Ressourcen noch wachsen können und jeder verkauft zu möglichst besten Peis