Mark hat geschrieben:Man kann Angst davor haben in den dunklen Wald zu gehen, und weiss eigentlich daß es keine wilden Tiere dort gibt die einem etwas tun könnten. Keine rational bestimmbare Ursache ist mehr auszumachen -> Angst ist irrational.
Da würde ich mal vorsichtig zustimmen, obwohl das von unserer Definition von "irrational" abhängt. Ängste wie die vor der Dunkelheit, dem Wald, großen Tieren usw. entwickelten sich über tausende von Generationen durch die Evolution. Der Mensch ist dadurch zu einem sehr komplexen Gebilde geworden, das im Wesentlichen auch gut funktioniert. Wenn ichs mir recht überlege, ist der Mensch ein Geniestreich. Mit der gleichen genetischen und körperlichen Ausstattung können wir autofahren, ein Flugzeug fliegen, in Alaska in Iglus, im Dschungel und in der Wüste überleben. Üblicherweise sind gerade die komplizierten Dinge die am wenigsten anpassungsfähigen. Jedenfalls hat die Evolution "beschlossen", dass Änderungen am Menschen nur noch in geringem Ausmaß vorgenommen werden. Wir haben idR nur sehr wenige Nachkommen, pro Person etwas mehr als einen. Die meisten Kinder erreichen selbst ein fortpflanzungsfähiges Alter. Ein Karpfen hat Millionen Nachkommen, von denen (wenn man annimmt, dass die globale Population gleich bleibt) nur zwei überleben. Die Evolution kann hier also viel mehr experimentieren. Seit es im Wald keine wilden Tiere mehr gibt (wie hier im Bayerischen Wald) sind vielleicht 100 Jahre vergangen, also etwa fünf Generationen. Da reagiert die Evolution noch nicht. Das kann Zufall sein. Woanders, in Osteuropa zB ist die Angst vor wilden Viechern noch sehr begründet. Aus Sicht der Evolution ist es also sinnvoll, die Angst vor wilden Tieren im Wald noch eine Weile in unserer Psycho drin zu lassen, wir haben ja die Möglichkeit, diese Angst durch rationales Denken zu überwinden.
Mark hat geschrieben:Ich gehe da ganz pragmatisch vor und versuche die Menschen als die primitiven Assoziationsmaschinen zu sehen die sie sind. Ich versuche mir lediglich klar zu machen was die Ursachen für irrationale Heilspläne sind , denen die Menschen so gerne nachlaufen. Anders kann man ja auch keinen Heilplan (nicht Heilsplan) ersinnen der sie davon abbringen könnte für ihr Seelenheil im Jenseits zu sorgen etc...
Ist denn etwa noch jemand unter Euch der solche Menschen nicht für optimierungsbedüftig hält ?
Als Informatiker erinnert mich das ganze Thema ein bisschen an künstliche Intelligenz und Maschinenlernen. Es gibt virtuelle Counter Strike-Spieler, also Softwareprogramme, die an diesem Ballerspiel teilnehmen uns sich verbessern können. Wie das Lernen im Detail funktioniert, ist hier nebensächlich. Man kann die Bots jedenfalls trainieren, und je öfter man sie trainieren lässt, desto besser werden sie in ihren Trainingsrunden. Wichtig ist, wenn man sie zu oft trainieren lässt, dann tritt eine Überanpassung an die Trainingsrunden auf und die Bots werden in neuen Runden schlechter! Wir haben hier also einen Tradeoff zwischen idealer Anpassung an die Trainingsrunden und bestmögliche Anpassung an eine allgemeine Umwelt. Bei der menschlichen Evolution haben wir diesen Tradeoff genauso. Es scheint, die Evolution hat uns eine allgemeine Angst vor unbekannten Situationen eingegeben und dabei in Kauf genommen, dass wir dadurch auch eine Angst vor dem Tod (bzw. der unbekannten Situation danach) bekommen.