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Ankündigung: DIE ZEIT Nr. 13 "Der Unglaube"

BeitragVerfasst: Sa 17. Mär 2007, 11:30
von Sisyphos
Die ZEIT beendet mit der Ausgabe am kommenden Donnerstag eine siebenteilige Serie zur Frage: Was soll ich glauben?

Bisher wurde wöchentlich eine Weltreligion mit jeweils mehreren Beiträgen behandelt. Den Abschluss bildet "Der Unglaube". Was genau die schreiben werden, weiß ich nicht. Aber es könnte interessant werden. Vielleicht wird die säkulare Szene in Deutschland etwas beleuchtet, aus aktuellem Anlass vielleicht auch der Zentralrat der Ex-Muslime.

Re: Ankündigung: DIE ZEIT Nr. 13 "Der Unglaube"

BeitragVerfasst: Mi 21. Mär 2007, 01:22
von Mark
Sisyphos hat geschrieben:Die ZEIT beendet mit der Ausgabe am kommenden Donnerstag eine siebenteilige Serie zur Frage: Was soll ich glauben?

Bisher wurde wöchentlich eine Weltreligion mit jeweils mehreren Beiträgen behandelt. Den Abschluss bildet "Der Unglaube". Was genau die schreiben werden, weiß ich nicht. Aber es könnte interessant werden. Vielleicht wird die säkulare Szene in Deutschland etwas beleuchtet, aus aktuellem Anlass vielleicht auch der Zentralrat der Ex-Muslime.


man kann da über "die zeit" sagen was man will, sollte sie aber hier hinreichend unparteiisch reportiert haben über die verschiedenen wahlmöglichkeiten des modernen glaubensmarktkunden, so hat sie auf alle fälle wasser auf die mühlen der naturalisten gegossen. denn: spätestens wenn ich wie in einem katalog nachlesen kann was ich mir so alles einreden lassen könnte wenn ich den bedarf dazu verspüren sollte, und sogar am ende noch gesagt bekomme "sie können aber natürlich auch ohne einen einkauf gemacht zu haben wieder nach hause gehen und bekommen trotzdem von uns noch den parkschein abgestanzt !" dann wird wohl langsam auch dem letzten unreflektierten medienopfer klar womit man es bei den religionen zu tun hat.

BeitragVerfasst: Mi 21. Mär 2007, 07:39
von Sisyphos
Unter Umständen ist mit reichlich christlichen Leserbriefen zu rechnen: Leute, die sich aufregen, dass die ZEIT überhaupt das Thema Unglaube unparteiisch darstellt. Mal sehen, was genau geschrieben wird. Ich könnte mir vorstellen, einen wohlwollenden Leserbrief zu verfassen.

Hmmmm.

Ich wünsche mir ein Interview mit MSS in der ZEIT!
Lasst uns dafür beten... :gott:

BeitragVerfasst: Mi 21. Mär 2007, 17:45
von the jug of milk
das gabs doch schonmal

Re: Ankündigung: DIE ZEIT Nr. 13 "Der Unglaube"

BeitragVerfasst: Mi 21. Mär 2007, 17:59
von lorenz
Mark hat geschrieben:"sie können aber natürlich auch ohne einen einkauf gemacht zu haben wieder nach hause gehen und bekommen trotzdem von uns noch den parkschein abgestanzt !" dann wird wohl langsam auch dem letzten unreflektierten medienopfer klar womit man es bei den religionen zu tun hat.
:lachtot:

BeitragVerfasst: Mi 21. Mär 2007, 18:32
von Sisyphos
the jug of milk hat geschrieben:das gabs doch schonmal


Ich kenne nur den Beitrag von ihm in ZEIT-Wissen. Meinst du das?

BeitragVerfasst: Mi 21. Mär 2007, 22:51
von [C]Arrowman
Vom spiegel gab es vor nem halben Jahr eine große Serie über Religionen

BeitragVerfasst: Do 22. Mär 2007, 13:47
von the jug of milk
Sysiphos: Ja. Ok du hast recht, ist nicht dasselbe ;)

Arrowman: Meinst du das Sonderheft? Selten so zwangsneutrale Texte gelesen..

BeitragVerfasst: Do 22. Mär 2007, 14:14
von musikdusche
Ich habe mir gerade den Zeit-Artikel angetan. Sehr spannend fand ich ihn nicht, vor allen Dingen wurde erstaunlich wenig geschrieben - dafür, dass die Gruppe der "Ungläubigen" in Deutschland vergleichsweise groß ist.

Wie fandet ihr ihn?

Interessant fand ich die Behauptung, dass es unter den Atheisten mehr Selbstmörder gebe, dies aber durch den hohen Männeranteil (die sich viel eher als Frauen umbringen) wieder relativiert würde. Gibts da Studien? kennt jemand die Quellen?

BeitragVerfasst: Do 22. Mär 2007, 14:21
von Nox
musikdusche hat geschrieben:Interessant fand ich die Behauptung, dass es unter den Atheisten mehr Selbstmörder gebe, dies aber durch den hohen Männeranteil (die sich viel eher als Frauen umbringen) wieder relativiert würde. Gibts da Studien? kennt jemand die Quellen?

Die haben das da als Behauptung hingeschmissen ohne eine Studie zu zitieren?!

Jedenfalls ist der Anteil der Selbstmörder mit Sprengstoffgürteln bei Atheisten signifikant geringer... :explodieren:

Meld mich, falls ich Zahlen finde.
Edit: Was außer dem Männeranteil noch verfälschend reinspielen könnte "selbstbestimmtes, humanes sterben".

BeitragVerfasst: Do 22. Mär 2007, 14:30
von Klaus
Also ich habe den Artikel nicht gelesen, da ich die zeit hier nicht bekomme. Von der ganzen Serie habe ich mich nur mit dem Islam beschäftigt und den fand ich ziemlich dünn. Schwerpunkt war da die Geschichte eines Jungen, der von seinen Eltern nach Ägypten geschickt wird, weil er in Berlin als Rapper sich auch mit Drogen beschäftigt hat. Nach 4 Jahren Ägypten kam er zurück, Studium des Koran und steht heute einer muslimischen Gemeinde in Berlin vor. Wenn man die Fakten ausgetauscht hätte, hätte es auch die Geschichte von Bush sein können, der ja durch Gott vom Alkohol wegkam.

BeitragVerfasst: Do 22. Mär 2007, 14:50
von Nox
Hier ist schon mal was...
Das Dawkins-Forum hat's auch gefunden :)

Ein Artikel der Council for Secular Humanism dazu.

BeitragVerfasst: Do 22. Mär 2007, 20:50
von Sisyphos
Ein bisschen klingt mit, dass Atheisten etwas fehlen würde, dass sie es zumindest etwas schwerer haben in ihrer Lebenssinnsuche usw. Freiheit im Denken kann psychohygienisch etwas belasten, wenn den zum Denken drängenden Geist keine göttliche Stimme ausbremst.

Insgesamt scheint der Beitrag gutmütig den Atheisten gegenüber formuliert, aber immer auch so, dass sich kein Christ wirklich über den Text aufregen kann. Die Szene ist mit "ein paar spießigen Freidenker-Vereinen" für den Autor ausreichend beschrieben. Es wird nichts erwähnt, was aufstoßen könnte (etwa die Giordano-Bruno-Stiftung oder die Ex-Muslime).

Der letzte Absatz ist schön:

[...] Atheisten haben Anteil an der Kultur, und keinen geringen an der europäischen zumal. Ohne sie würde etwas fehlen, etwa die rückhaltlose Religionskritik, aber nicht zuletzt die Option einer metaphysisch abgerüsteten Humanität. Den Menschen nicht als Geschöpf eines Höheren zu lieben, sondern so, wie er ist, ohne Vollendungshoffnung, stattdessen mit Nachsicht, Mitgefühl, freundlichem Spott, darin besteht das humanistische Versprechen der Gottlosigkeit. Eine Haltung, die übrigens auch von erfahrenen Seelsorgern bekannt ist. Die wirklich großen Überzeugungen treffen einander nicht im Unendlichen, sondern im Menschlichen.


Aber auch:

[...] Selbst in westlichen Ländern ist der Atheismus eine Lebensform, die eher des Schutzes bedarf. Sie ist fast wie Aussätzigkeit ins Private verbannt. Man sollte daran erinnern, dass die Religionsfreiheit auch für die Religionsfreien gilt. [...]


Leider stellt die Zeit nicht alle Artikel der Printausgabe online.

Zeit-Artikel

BeitragVerfasst: Fr 23. Mär 2007, 09:07
von translator
Hallo zuammen,

Sisyphos hat geschrieben:Leider stellt die Zeit nicht alle Artikel der Printausgabe online.


Diesen aber schon:

http://www.zeit.de/2007/13/Unglaube?page=all

Habe ihn mir gerade mal zu Gemüte geführt. So schlecht finde ich ihn nicht, in vielem kann ich mich selbst wiederentdecken. Nur was er über die Unfähigkiet der Wissenschaft zur Erklärung der Welt schreibt, halte ich für Unsinn. Und dass es für die Moral keine absolute Begründung gibt, wenn man keine Religion hat, stimmt ja auch nicht - da hätte der Autor sich mal etwas mehr mit Evolutionsforschung beschäftigen sollen.

Gruß
translator

:winken:

BeitragVerfasst: Fr 23. Mär 2007, 09:33
von Sisyphos
Dann haben sie ihn später eingestellt. Hätte ich mir doch das Abtippen ersparen können...

Re: Zeit-Artikel

BeitragVerfasst: Fr 23. Mär 2007, 12:11
von Nox
translator hat geschrieben:Und dass es für die Moral keine absolute Begründung gibt, wenn man keine Religion hat, stimmt ja auch nicht - da hätte der Autor sich mal etwas mehr mit Evolutionsforschung beschäftigen sollen.


Kannst du dazu bitte mehr schreiben - bzw. schöne Links / Stichworte liefern?

Klar kommt aus Evolution, Soziobiologie und Spieltheorie ein wenig heraus. Aber das ist doch weder "absolut" noch zwingend für uns relevant?

BeitragVerfasst: Fr 23. Mär 2007, 12:47
von lorenz
Ethik/Moral kann man vermutlich überhaupt nicht "ableiten". Aus dem was ist nicht, weil das Sollen nicht aus dem Sein ableitbar ist (naturalistischer Fehlschluss). Und auch sonst aus nix, weil es neben dem Sein nix gibt, wenn man mal von Einbildungen absieht(, die allerdings ein ziemliches Gewicht haben können).

Vermutlich ist es so, dass Ethik/Moral nicht irgendwo hergeleitet werden kann, sondern KONSTRUIERT werden muss. Auf dem Weg der Einigung mit anderen Menschen definiert (konstruiert) man gemeinsame Ziele, und daraus kann man dann sekundär Methoden entwickeln, wie die am besten zu erreichen sind.

Vermutlich ist es so: Das Wesen des Naturalismus (eingeschlossen die Evolution) ist es allenfalls, dass er die o. g. "Einbildungen" als Quelle von Ethik/Moral wegfiltert. Das ist ja auch nicht wenig. Aber danach geht die Arbeit erst richtig los.

Ethik und Moral

BeitragVerfasst: Fr 23. Mär 2007, 13:21
von translator
Hallo,

Nox hat geschrieben:Kannst du dazu bitte mehr schreiben - bzw. schöne Links / Stichworte liefern?


Ich empfehle dazu das neue Buch von Dawkins (deutsche Übersetzung von meiner Wenigkeit erscheint im Herbst). Kurze Stichworte: Altruismus dient dem Überleben der Gene. Deshalb ist eine gewisse "ethische Grammatik" in allen Menschen biologisch verankert. Ethik ist kein Produkt unserer Kultur, sondern eine Folge unserer Biologie. Sie ist in unserer Evolution vermutlich früher entstanden als die Religion.

Aber das ist doch weder "absolut" noch zwingend für uns relevant?


Wenn es sich um biologisch angelegte Mechanismen handelt, sind sie - überspitzt formuliert - genauso "absolut" oder "relevant" wie die Tatsache, dass wir Nahrung und Sauerstoff zum Leben brauchen. Sie sind einfach eine Eigenschaft unserer Spezies. Man kann nachweisen, dass alle Menschen unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund manche ethischen Enstellungen und Empfindungen gemeinsam haben.

Das ist natürlich alles stark vereinfacht wiedergegeben. Es lässt z. B. die Frage nach dem freien Willen außer Acht. Aber ich will mich hier nicht auf eine philosophische Diskussion einlassen, das würde zu weit führen. Ich halte Dawkins' Argumentation für sehr plausibel, auch wenn sie hie und da vielleicht zu kurz greift. Weitere Gedanken zu dem Thema findet man auch in "Darwins gefährliches Erbe" von Dennett, in "Godless Morality" von Richard Holloway und vielen anderen Büchern.

Schöne Grüße
translator

:winken:

BeitragVerfasst: Fr 23. Mär 2007, 14:11
von [C]Arrowman
Habe jetzt den Text der Zeit gelesen. Hat mir gefallen. Besonders der Teil wo auf die Kritikpunkte der Religiösen eingegangen wurde. Der Stoff lässt sich bestimmt in zukünftigen Diskussionen wirderverwerten. Aber auf alle fälle einen :up:

BeitragVerfasst: Fr 23. Mär 2007, 14:28
von lorenz
Dieser Satz aus dem o. g. Artikel trifft es:
Der Atheist mag sich zwar die Entstehung ethischer Normen erklären, ebenso ihre Funktion für die Gesellschaft, aber daraus einen zwingenden Grund für die eigenen Entscheidungen herzuleiten ist ihm logisch unmöglich: Die vorgefundene Handlungsanweisung, warum soll sie meine werden?

Die Herkunft der Ethik kann man evolutionär herleiten, aber ethische Probleme lösen: Da müssen wir uns etwas eigenes einfallen lassen.