Thomas Reiss hat geschrieben:Andererseits gab es z.B. vor 2000 Jahren kein wissenschaftliches Weltbild im heutigen Sinne. Das bedeutet, dass es vor 2000 Jahren in dieser Hinsicht auch keinen Dissenz gab.
Das sehe ich anders, es gab durchaus unterschiedliche Ansichten. Nur war die Diskusion nicht so breit und so schnell, Ich hätte damals von Deiner Ansicht vielleicht zufällig nach 5 Jahren erfahren.
Einerseits gab es das religiöse Weltbild, das schon damals manchen Zeitgenossen als rückständig galt, aber noch nicht mit handfesten Beweisen widerlegbar war. Allein die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnis als ein von Gott nicht beeinflußbarer Fakt, die war bei den wenigsten Menschen vorhanden. Gott war allmächtig und omnipräsent, wie sollte da ein Mensch etwas erkennen können, was auf das Gegenteil hinauslief. Letztendlich waren die Religionvertreter auch die Träger der Macht und entschieden über Ansehen oder Elend, teilweise sogar über Leben oder Tod.
Dagegen stand das wissenschaftliche Weltbild, das einige große Geister trotzdem entwickelten. Es konnte sich mangels Allgemeinbildung und Kommuniukationstechnik kaum verbreiteten. Ebenfalls bremsend in der geistigen Enwicklung war der religiöse Dogmatismus, der willkürliche und wissenschaftlich längst widerlegte Fakten als ewigie Wahrheiten einfror und gegen jede Vernunft erbittert verteidigte. Zu glauben dies liege alles hinter uns, das ist verfrüht. Der allwissende Alzheimer im Vatikan verbreited unverdrossen sein Weltbild aus dem frühen Mittelalter. Der Verstand reicht nicht einmal aus zu erkennen, daß er sich und seine Religion zu einer albernen Witzfigur degradiert, die als affiger Popanz durch die Medien geistert.
Der älteste heliozentrische Nachweis der Sonne als Mittelpunkt der Planeten findet sich im indisch-vedischen Sanskrit. Yajnavalkya (ca. 800 v.C.) schreibt im Shatapatha Brahmana die Erde kreist um die Sonne als die Mitte der Sphären. Er berechnete die Abstände von Sonne und Mond von der Erde sehr genau. Sein Kalender mit einem tropischen Jahr von 365,2467 Tagen weicht vom heutigen Jahr nur um 6 Minuten ab. Phytagoras (580 – 497 v.C.) und Aristoteles (384 – 322 v.C.) lehren bereits den Heliozentrismus. Der Grieche Erathostenes (275 – 194 v.C. Kyrene/Libyen) berechnet mit seinem famosen Brunnenexperiment den Erdumfang zu 95% genau, postuliert einen Kosmos mit Planeten und einen Sternenkatalog mit 675 Positionen.
Für Thales von Milet (640 - 545 v.C.), Anaximander von Milet (611 - 547 v.C.), Anaximenes von Milet (525 v.C.), Anaxagoras von Klazomenae (497 - 428 v.C.) und Leukippos of Abdera (450 - 420 v.C.) war die Erde flach. Schon Aristarchos von Samos (310 – 230 v.C.) bezeichnete das heliozentrische System als antireligiös falsch. Auch für Lucretius (99 – 55 v.C.), Lactanius (245 – 325 n.C.), Cyril von Jerusalem (315 – 368 n.C.), John Chrysostom (344 – 408 n.C.) Bischof Severian von Gabala (um 408 n.C.) ist die Erde flach. Die Universität Tübingen verurteilt Kepplers Heliozentrismus, Johannes Calvin (1509 – 1564 n.C.) beweist mit Psalm 93:1 die flache Erde als Mittelpunkt des Universums, die Lehre des Kopernikus pervertiert jede natürliche Ordnung.
Nach 20 Jahren endlosem Gezerre ergeht 1633 im dritten Prozess das Urteil gegen Galileo Galileis (1564 – 1642 n.C.), sein Heliozentrismus wird als Irrtum und Ketzerei verdammt, was von Papst Ratzinger als vernünftig und begründet bezeichnet wird. Wegen dieser Peinlichkeit muß er einen angekündigten Besuch der Universität in Rom kurzfristig absagen. Die 1942 von Msgr. Pio Paschini von der päpstlichen Akademie erstellte Biographie Galileos wird unterdrückt und erst nach Zensur 1964 freigegeben.
Martin Luther schreibt über Kopernikus (1473 – 1543 n.C.) „Dieser Dummkopf möchte die gesamte Kunst der Astronomie verdrehen. Jedoch hat das heilige Buch uns erklärt, dass Josua die Sonne und nicht die Erde bat, still zu stehen“. Leibnitz verurteilt Newtons Theorie von der Schwerkraft, nur die ohne Irrtümer überlieferte Bibel ist die ewige göttliche Wahrheit. Die Erde als Zentrum des Universums ist immobil und flach (Hiob 9:6, 1.Sam 2:8, Psalm 104:5, Matt 4:8), am festem Firmament des Himmels sind Sonne, Mond und Sterne aufgehängt, die Winddämonen an den vier Ecken der Erde werden von Engeln gehalten, Kontinente und Meere waren wie heute, alle Wesen wurden von Gott geschaffen und haben sich nur innerhalb ihrer Art verändert.
Papst Ratzinger dreht mit der Enzyklika Spe-Salvi das Rad der Geschichte ins Mittelalter zurück, Materialismus und Evolution sind ungeeignet das Leben und die Gesetze der Materie zu erklären, sie bringen nur Not und Elend. Nur eine theistische Wissenschaft mit göttlichem Bezug ist akzeptabel, sofern deren Erkenntnisse niemals über Gottes Wort stehen.