Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon emporda » Di 18. Sep 2007, 11:41

lorenz hat geschrieben:Ist das (in Italics) irgendwo her zitiert? Bzw. wo steht das sinngemäß (bei Ratzinger)? Vielleicht hast du sogar einen Link parat.

http://ibka.org/artikel/miz90/instructio.html
Quelle ist die 'Instruktion über kirchliche Berufung des Theologen' der Kongregation für die Glaubenslehre vom 24.Mai 1990 unter Ratzinger
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon Max » Di 18. Sep 2007, 12:44

Myron hat geschrieben:
Max hat geschrieben:Wenn man das Wort "Gott" übergreifend für alle monotheistischen Götter verwendet, führt das nur zu Missverständnissen: Der Theist sagt dann, dass all die Millionen Leute an ein und dasselbe glauben.


Mehr als die Hälfte der Menschheit teilt sich im Wesentlichen denselben theistischen Gottesbegriff:

“[Theism] affirm[s] the existence of a being with one or more of the following properties: being a person without a body (i.e. a spirit), present everywhere, the creator and sustainer of the universe, a free agent, able to do everything (i.e. omnipotent), knowing all things, perfectly good, a source of moral obligation, immutable, eternal, a necessary being, holy, and worthy of worship."

(Swinburne, Richard. The Coherence of Theism. Oxford: Oxford University Press, 1977. p. 2)

Für die Theisten ist der Grund des Seins ein selbstbewusstes Wesen ohne Körper, eine unendlich-vollkommene immaterielle Person, und für die Atheisten eben nicht.

Du wirfst aber auch die hiervon stark abweichenden Götter in diesen Topf.
Max
 
Beiträge: 2038
Registriert: So 10. Sep 2006, 09:55

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon Myron » Di 18. Sep 2007, 12:54

Max hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Für die Theisten ist der Grund des Seins ein selbstbewusstes Wesen ohne Körper, eine unendlich-vollkommene immaterielle Person, und für die Atheisten eben nicht.

Du wirfst aber auch die hiervon stark abweichenden Götter in diesen Topf.


Unpersönliche Wesenheiten, Kräfte oder Mächte sind keine Götter im eigentlichen Sinn, sondern bloß "Götter", d.h. bloß als "Gott" bezeichnete Nichtgötter. Ich halte es hier mit Schopenhauer:

"Ein unpersönlicher Gott ist gar kein Gott, sondern bloß ein missbrauchtes Wort, ein Unbegriff, eine contradictio in adjecto, ein Schiboleth für Philosophieprofessoren, welche, nachdem sie die Sache haben aufgeben müssen, mit dem Worte durchzuschleichen bemüht sind."

(Schopenhauer, "Fragmente zur Geschichte der Philosophie", in Parerga und Paralipomena I, §13: "Noch einige Erläuterungen zur kantischen Philosophie", S. 119f.)

Auch der Theologe und Religionsphilosoph John Hick räumt ein:

"In a western context we speak of God. And it is possible to use this familiar term with the stipulation that it points to the ultimate reality without however defining it, and so without prejudging whether that reality is personal or non-personal or even such that this duality does not apply. But in practice the long-established associations of the word as referring to an infinite divine person are generally too strong for this stipulation to be effective. And so we resort to such terms as 'the Ultimate', 'Ultimate Reality', 'Absolute Reality', 'the Real', 'the Transcendent', 'the Divine', 'the Holy', 'the Eternal', 'the Infinite' — with or without capitals."

(Hick, John. The Fifth Dimension: An Exploration of the Spiritual Realm. Oxford: Oneworld, 2004. p. 9)

Wenn man von etwas Unpersönlichem spricht, d.h. von etwas, das kein selbstbewusstes Lebewesen ist, dann sollte man wenigstens den Ausdruck "das Göttliche" anstelle von "Gott" verwenden.
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon gavagai » Di 18. Sep 2007, 13:50

servus,
eure Überlegungen zum Gottesbild sind ja löblich. Doch führen sie im Diskurs weiter?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man es den Theisten selten recht macht. Differenziert man, dann flennen sie: Häng dich nicht an so Einzelheiten auf, wie den göttlichen Befehl Ehebrecherinnen zu steinigen! Sie berufen sich auf das universale humane Gottesverständnis, das allen "guten" Menschen eigen ist: da muß doch was dran sein! Es ist sozusagen Teil des menschlichen Gedächtnisses.
Nimmt man ein übergreifendes Gottesbild, so hört oder liest man den Vorwurf: Ja, du greifst einen völlig falschen Gott an; das ist nicht mein Gott. Deine Kritik geht ins Leere (so ging es jüngst Dawkins in Deutschland).
Oder man hört: Du bist beleidigend pauschal. Wie kannst du Allah zusammen mit Manitou und Poseidon nennen!
Wenn's gar nicht mehr geht, wird der Dialog abgebrochen: "Mit dir kann man nicht diskutieren!", nur weil ich aus der Bibel zitierte oder die Transsubstantiation ins Felde führte.
gavagai
 
Beiträge: 344
Registriert: So 29. Okt 2006, 21:17
Wohnort: Wasserburg am Inn

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon emporda » Di 18. Sep 2007, 13:57

Nachfolgendes passt zwar nicht unmittelbar unter diesen Titel, ist aber ein gutes Beispiel für eine vergiftete Welt, für Zensur und blinde Bigotterie. Der gute Mann den es betrifft, der hat ebenfalls ein Buch über Religion geschrieben - sehr zum Ärger der Ultrafrommen.
Olivet professor's book comes under fire
http://daily-journal.com/archives/dj/di ... ?id=403377

Eine Antwort auf den Zeitungsartikel beleuchtet das gravierende Problem, welches ein Professor und Biologielehrer bei wissenschaftlichen Unterricht im Kreise der Ultrafrommen hat.
------
I was a student in Mr Collings biology class a year ago. He is a very smart Christian man, there is no denying that. Unfortunately he has confused his priorities. During one of the many conversations I had with him, I mentioned to him that we are Christians before anything else. In his case, he should be a Christian before a scientist. Instead he has taken a scientific position that is contrary to Biblical doctrine. I asked him to give me a Biblical reason to believe what he said, and he told me to ask the theology department. It is not their job to verify his findings! He as a Christian must use the Bible to find his truth. Our Creator is the author of truth and is without error. Science studied by man has been and will always be flawed, that is why we as Christians should also verify everything with the Word. It is unfortunate that Dr. Colling has chosen scientific theory over Eternal Truth
---
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon ostfriese » Di 18. Sep 2007, 14:29

MoinMoin,

melde mich nach einer krankheitsbedingten Zwangspause zurück. =)

@gavagai: In der naturalistischen Kritik an religiösem Glauben kommt es m.E. darauf an, sie von den Ausprägungen der jeweiligen Glaubensrichtungen unabhängig zu machen.

- Wir müssen, wie Dawkins richtig bemerkt, nicht Kleiderkunde studieren, um feststellen zu können, dass der Kaiser nackt ist.
- Ihre Kritik-Immunisierungsstrategien entlarven die Religionen als irrationale Überzeugungssysteme, es gibt keinen prinzipiellen Unterschied zwischen religiösem Glauben und Aberglauben.
- Die Beweislast für Existenzbehauptungen liegt beim Behauptenden, Occams Razor verbietet jeden Versuch einer Umkehr.
- "Heilige Schriften" waren nie die Quelle menschlicher Moralvorstellungen und werden es aufgrund ihrer inneren Widersprüche auch niemals sein.
- Dogmatismus ist generell inakzeptabel, als wahr akzeptierbar sind nicht unbezweifelbare Verkündigungen, sondern nur die intersubjektiv kommunizierbaren und kritisierbaren Ergebnisse von Denken, Versuch und Irrtumsbeseitigung.
- Weder löst die Schöpfungshypothese das Erklärungsproblem, noch beantwortet ein "Ewiges Leben" die Sinnfrage.

Diese Punkte sind völlig unabhängig von irgendwelchen Gottesvorstellungen, religiösen Riten, moralischen Vorschriften oder historischen Verfehlungen der Kirchen.

Punkt 5 ist am schwierigsten zu verteidigen, da wir hier aus der Beschreibung der wissenschaftlichen Methode eine Norm "ableiten". Aber wer diese nicht akzeptiert, der muss eigentlich auch die so gewonnenen Erkenntnisse zurückweisen und konsequenterweise auf die Früchte technologischen Fortschritts verzichten.
Zuletzt geändert von ostfriese am Di 18. Sep 2007, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
ostfriese
 
Beiträge: 1479
Registriert: Mi 20. Sep 2006, 22:28
Wohnort: Eisenach

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon gavagai » Di 18. Sep 2007, 14:37

Ja, schlimm solche Leute.
Lasst euch nicht einreden, es sind nur wenige Extremisten so verbohrt. Ich meine, es sind viele, wenn es Spitz auf Knopf kommt.
Dabei scheint das Random Designer glaubensfreundlich zu sein, also dem Poster aus Kansas :blush2: entgegen zu kommen. Aus dem Klappentext: It concveys the clear message that science is the friend of faith.
gavagai
 
Beiträge: 344
Registriert: So 29. Okt 2006, 21:17
Wohnort: Wasserburg am Inn

argumentum ad ignorantiam

Beitragvon Myron » Di 18. Sep 2007, 15:46

gavagai hat geschrieben:Servus Myron, das sehe ich anders und begründe es wie folgt:
Wenn Leute behaupten, z.B. das Loch Ness Ungeheuer gibt es und wenn sich ihre Argumente als nicht beweiskräftig erweisen, dann bin ich sofort berechtigt, ja muß es sogar, davon ausgehen, dass es nicht existiert = in deinen Worten: positiver A-Loch-Nessismus.
(...)
Zu jedem Krampf, dessen Existenz irgendjemand behauptet, müsste man sagen: Na ja, ich glaube es nicht; aber die Nicht-Existenz deines Krampfs (z.B. Flying Spagetti Monster) will ich / darf ich nicht behaupten.
Ich meine: wer eine Existenzaussage macht, muß mind. Indizien bringen.
Ansonsten gilt: Yeti, Engel, Gnome, Flying Spagetti Monster, Götter, Elfen und den Großen Grünen Steinefresser 100 Meter in der Erde: gibt es nicht.


Wir haben es hier mit einer Variante des argumentum ad ignorantiam zu tun (siehe dazu: http://io.uwinnipeg.ca/~walton/papers%2 ... antiam.pdf):

Es gibt keine Beweise dafür, dass p.
Folglich ist es nicht der Fall, dass p.


Die entscheidende Frage ist nun:
Ist die Abwesenheit von Beweisen der Beweis für die Abwesenheit (und wenn ja, in welchen Fällen)?

Manche meinen, dies wäre in jedem Fall ein Fehlschluss; doch ich denke, dass es etliche Fälle gibt, in denen die Schlussfolgerung durchaus gerechtfertigt ist.
Es muss allerdings eine weitere Annahme hinzugefügt werden, die in dem zum Ausdruck kommt, was Theodore Drange das "lack-of-evidence argument" nennt:

"1. Probably, if God were to exist, then there would be good objective evidence for his existence.
2. But there is no good objective evidence for his existence.
3. Therefore, probably God does not exist."


(angeführt in: Victor J. Stenger, God: The Failed Hypothesis: How Science Shows That God Does Not Exist (Amherst, NY: Prometheus 2007), 22.)

"1. Es ist wahrscheinlich der Fall, dass, wenn Gott existierte, es gute objektive Beweise für seine Existenz gäbe.
2. Aber es gibt keine guten objektiven Beweise für seine Existenz.
3. Foglich ist es wahrscheinlich nicht der Fall, dass Gott existiert."


Drange drückt sich vorsichtig aus, indem er davon spricht, was wahrscheinlich der Fall ist; aber man kann das Argument auch einfach wie folgt formulieren:

"1. Wenn Gott existierte, dann gäbe es gute objektive Beweise für seine Existenz.
2. Aber es gibt keine guten objektiven Beweise für seine Existenz.
3. Foglich ist es nicht der Fall, dass Gott existiert."


Drange merkt an, dass ein Theist die Annahme 1 mit der Begründung ablehnen könnte, dass es ja sein könnte, dass Gott beschlossen hat, keinerlei für uns erkennbare Spuren seiner Existenz im Universum zu hinterlassen, d.h. sich vor uns absichtlich zu verstecken.
Drange erwidert auf diesen möglichen Einwand, dass die Vorstellung eines allliebenden Gottes nicht mit einem Gott vereinbar sei, dem es gefällt, sich vor denjenigen Menschen zu verstecken, die alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um zu objektiver Gewissheit bezüglich seiner Existenz zu gelangen. Denn das Scheitern jener Bemühungen führt ja zu einer quälenden Ungewissheit, die sehr viele Menschen in große Seelennot bringt.
Man sollte annehmen können, dass ein allliebender Gott kein sadistisches Spielchen mit denjenigen treibt, die bemüht sind, sich hinsichtlich seiner Existenz objektive Gewissheit zu verschaffen, sondern sich uns zumindest indirekt zeigt.

"Wenn X existiert, dann gibt es Beweise für die Existenz von X, die von uns Menschen gefunden werden können."
Diese Zusatzannahme ist jedenfalls unerlässlich!

Apropos, Victor Stenger wendet bei seiner Widerlegung der Existenz Gottes auch die obige Variante des argumentum ad ignorantiam an:

"The scientific argument against the existence of God will be a modified form of the lack-of-evidence argument:

1. Hypothesize a God who plays an important role in the universe.
2. Assume that God has specific attributes that should provide objective evidence for his existence.
3. Look for such evidence with an open mind.
4. If such evidence is found, conclude that God may exist.
5. If such objective evidence is not found, conclude beyond a reasonable doubt that a God with these properties does not exist."


(Stenger, Victor J. God: The Failed Hypothesis: How Science Shows That God Does Not Exist. Amherst, NY: Prometheus, 2007. p. 43)

"Das wissenschaftliche Argument gegen die Existenz Gottes wird eine modifizierte Form des Fehlen-von-Beweisen-Arguments sein:

1. Nehmt an, dass es einen Gott gibt, der eine wichtige Rolle im Universum spielt.
2. Nehmt weiter an, dass Gott besondere Eigenschaften hat, die objektive Beweise für seine Existenz liefern sollten.
3. Sucht unvoreingenommen nach solchen Beweisen.
4. Wenn solche Beweise gefunden werden, dann schließt daraus, dass es sein kann, dass Gott existiert.
5. Wenn solche objektiven Beweise nicht gefunden werden, dann schließt daraus jenseits vernünftigen Zweifels, dass ein Gott mit diesen Eigenschaften nicht existiert."


Michael Martin formuliert ein Prinzip, das er "das erweiterte Scriven-Prinzip" nennt (weil es auf Michael Scriven zurückgeht):

"(SPE): A person is justified in believing that X does not exist if (1) all the available evidence used to support the view that X exists is shown to be inadequate; and (2) X is the sort of entity that, if X exists, then there is a presumption that there would be evidence adequate to support the view that X exists; and (3) this presumption has not been defeated although serious efforts have been made to do so; and (4) the area where evidence would appear, if there were any, has been comprehensively examined; and (5) there are no acceptable beneficial reasons to believe that X exists.
SPE seems to be justified in terms of our ordinary and scientific practice."


(Martin, Michael. Atheism: A Philosophical Justification. Philadelphia: Temple University Press, 1990. p. 283)

"(SPE): Eine Person glaubt gerechtfertigterweise, dass X nicht existiert, wenn (1) sich alles verfügbare Beweismaterial, das zur Untermauerung der Ansicht, dass X existiert, angeführt wird, als unzureichend herausstellt; und wenn (2) X diejenige Art von Entität ist, dass, wenn X existiert, anzunehmen ist, dass es Beweise gäbe, die ausreichen, um die Ansicht zu untermauern, dass X existiert; und wenn (3) diese Annahme trotz ernsthafter Anstrengungen nicht bezwungen worden ist; und wenn (4) das Gebiet, worin Beweise erscheinen würden, wenn es welche gäbe, umfassend untersucht worden ist; und wenn (5) es keine akzeptablen wohltätigen Gründe gibt zu glauben, dass X existiert.
SPE scheint in Beziehung auf unsere normale und wissenschaftliche Praxis gerechtfertigt zu sein."


Die Schlussfolgerung eines argumentum ad ignorantiam ist in vielen Fällen durchaus gerechtfertigt; doch, wie gesagt, es ist nicht unumstritten, ob die Frage nach der Existenz Gottes ein solcher Fall ist, d.h. ob die Rechtfertigung des negativen Atheismus zugleich eine Rechtfertigung des positiven Atheismus darstellt. Vermutlich wird die Mehrheit derjenigen, die dies bestreiten, aus dem Lager der Theisten kommen.

Ich persönlich bin der Auffassung, dass, wenn der negative Atheismus aufgrund fehlender Beweise für die Existenz Gottes gerechtfertigt ist, dies zumindest die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes erheblich verringert.
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Re: argumentum ad ignorantiam

Beitragvon gavagai » Di 18. Sep 2007, 16:36

Myron hat geschrieben:Wir haben es hier mit einer Variante des argumentum ad ignorantiam zu tun (siehe dazu: http://io.uwinnipeg.ca/~walton/papers%2 ... antiam.pdf):
Es gibt keine Beweise dafür, dass p.
Folglich ist es nicht der Fall, dass p.

Die entscheidende Frage ist nun:
Ist die Abwesenheit von Beweisen der Beweis für die Abwesenheit (und wenn ja, in welchen Fällen)?

Soweit einverstanden. Auf die letzte Frage antworte ich: in Fällen von Existenzbehauptungen. Allerdings rede ich nicht von Beweisen (ich gestehe zu: meine Behauptung der Nichtexistenz ist fallibel; wie alle meine Behauptungen), sondern eine Grundeinstellung, die man meinetwegen mit Ockham motivieren kann.
Wie schon ausgeführt müßte ich sonst alle sinnigen und unsinnigen Existenzbehauptungen in der Schwebe lassen.
Myron hat geschrieben:"1. Probably, if God were to exist, then there would be good objective evidence for his existence.
2. But there is no good objective evidence for his existence.
3. Therefore, probably God does not exist."

....
"1. Wenn Gott existierte, dann gäbe es gute objektive Beweise für seine Existenz.
2. Aber es gibt keine guten objektiven Beweise für seine Existenz.
3. Foglich ist es nicht der Fall, dass Gott existiert."


Im Falle von Gott treffen die obigen Zusatzargumente. Denn die wenigsten Theisten würden behaupten, ihr Gott sei in dieser Welt wirkungslos.
Aber abgesehen von diesem Spezialfall, finde ich, dass bei allen anderen Existenzbehauptungen das Zusatzargument nicht einmal nötig ist-.
Beispiel:
Ich behaupte die Existenz des Flying Spargel Monsters: unsichtbar, wirkunglos. Keine Belege ausser dem zeugnis eines ehrenwerten Mannes (= ich).
Ich gehe sogar weiter und heble das (als notwendig behauptete) Zusatzargument aus.
"1. Das Flying Spargel Monster existiert
2. Aber es gibt keine guten objektiven Beweise für seine Existenz."

IMO kann daraufhin trotzdem - sofern er bei Trost ist - niemand ableiten: Ich muß die Existenz des Flying Spargel Monsters in der Schwebe lassen.
Für "Flying Spargel Monster" kannst du jeden anderen krampf einsetzen.
Bist du jetzt der Auffassung, dass, da der negative Monsterismus aufgrund fehlender Beweise für die Existenz des Flying Spargel Monsters gerechtfertigt ist, dies die Wahrscheinlichkeit der Existenz des Flying Spargel Monsters nur erheblich verringert?
Man kann noch einen Schritt weitergehen: ich behaupte: überall bei uns sitzen unsichtbare, wirkungslose Geister, denen es unheimlich weh tut, wenn man über sie hinweggeht.
Wenn du dir nicht sicher bist, dass diese Existenzbehauptung Krampf ist, müsstest du um diese Geister einen Bogen machen oder ich werfe dir grobe ethische Rücksichtslosigkeit vor.
Ich hoffe, du pflichtest mir bei: ohne den geringsten Beleg für eine Existenz wollen wir doch nicht unsere Ontologie ins Unendliche aufblähen, nur weil jemand unsichtbare, wirkungslose UFOs usw. usw. etc. ins Gespräch bringt.
gavagai
 
Beiträge: 344
Registriert: So 29. Okt 2006, 21:17
Wohnort: Wasserburg am Inn

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon Andreas Müller » Mi 19. Sep 2007, 18:59

Schaut euch mal dieses durchgeknallte Bild von Hitchens an:

Bild


:lachtot: :lachtot: :lachtot:
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Re: argumentum ad ignorantiam

Beitragvon Myron » Mi 19. Sep 2007, 19:28

gavagai hat geschrieben:Ich hoffe, du pflichtest mir bei: ohne den geringsten Beleg für eine Existenz wollen wir doch nicht unsere Ontologie ins Unendliche aufblähen, nur weil jemand unsichtbare, wirkungslose UFOs usw. usw. etc. ins Gespräch bringt.


Ich bestreite nicht, dass es etliche Fälle gibt, in denen die Wahrscheinlichkeit aufgrund der völligen Abwesenheit von Anzeichen oder Beweisen gegen null geht oder praktisch gleich null ist, und somit sowohl der Nichtglaube an das Dasein als auch der Glaube an das Nichtdasein vollauf gerechtfertigt sind.
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon Max » Mi 19. Sep 2007, 21:30

Wieso hat Hitchens von sich dieses Bild machen lassen?
Max
 
Beiträge: 2038
Registriert: So 10. Sep 2006, 09:55

Re: Christopher Hitchens: Religion vergiftet die ganze Welt

Beitragvon Andreas Müller » Mi 19. Sep 2007, 21:51

Er war mal Versuchsobjekt für Selbstverbesserungsbehandlungen wie Gurkenmasken, Strandläufe etc. Meinte am Ende, dass er nichts davon hält, was uns wohl auch dieses Bild sagen will.
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Vorherige

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste