Über uns Brights

Reinhard Heil über uns Brights:
http://www.sicetnon.org/modules.php?op= ... age_id=504
"In Amerika hat sich im Laufe der letzten Jahre eine Bewegung konstituiert, die versucht ein Gegengewicht zu der unter der Bush-Administration weiter erstarkten christlichen Rechten zu bilden: Die Brights. Der weltanschauliche Hintergrund weiter Teile der US-Bevölkerung – vor allem im so genannten Bible-Belt– lässt sich nur schwer mit der Situation in Europa, besonders Deutschlands, vergleichen. In Deutschland sind zwar noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung in einem Kirchenregister eingetragen, aber im öffentlichen Leben hat die Religion weitaus weniger Relevanz als in den Vereinigten Staaten.
Papst Benedict XVI hat jedoch zu einer Remissionierung Europas aufgerufen und Umfragen zeigen immer häufiger, dass auch in der deutschen Bevölkerung die Sehnsucht nach einfachen Antworten auf die gewaltigen gesellschaftlichen Probleme des 21. Jahrhunderts durchaus vorhanden ist, ja sogar zunimmt. Konnte man über lange Zeit glauben, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die institutionellen Großkirchen abgewickelt sind, haben sie sich als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet.
In den USA ist die Säkularisierung der Gesellschaft niemals so weit fortgeschritten gewesen wie in Europa und die Ideale der Aufklärung geraten in einem zunehmend anti-szientifisch eingestellten gesellschaftlichen Umfeld unter Druck.
Die Gründer der Brights, Mynga Futrell und Paul Geisert, geben folgende Definition des Begriffs:
„Brights are individuals in an international Internet constituency who assert that they hold 'a naturalistic worldview – free of supernatural and mystical elements.' Slightly extending the portrayal of shared identity is this further declaration by Brights: The ethics and actions of a bright are based on a naturalistic worldview.“ (Who Are the Brights?)
Das Zentrum der Bewegung ist das Brights-Network [www.the-brights.net] welches drei Hauptaufgaben besitzt: Erstens, dafür zu sorgen, dass die naturalistische Weltsicht in der Bevölkerung wahrgenommen und verstanden wird, zweitens, öffentliche Aufmerksamkeit dafür zu erlangen, dass Menschen mit einer naturalistischen Weltsicht prinzipientreu (moralisch) im Hinblick auf gesellschaftlich relevante Sachverhalte handeln und drittens, die Gesellschaft dahingehend zu belehren, dass sie anerkennt, dass Brights genauso und im gleichen Umfang an der Zivilgesellschaft partizipieren wie alle anderen auch.
Bereits anhand dieser Kerndefinitionen wird klar, dass die Brights nicht gegründet wurden, um für mehr Forschungsgelder oder ähnliches zu werben, sondern in Reaktion auf die gesellschaftliche Entwicklung entstanden sind. In den christlich orientierten Kreisen der USA ist die Aussage „Er ist ein Atheist“ gleichbedeutend mit „Er ist ein prinzipien- und verantwortungsloser Schurke“. Sich als Atheist zu erkennen zu geben kann zu schweren sozialen Benachteiligungen führen.
Bei den Brights handelt es sich jedoch nicht einfach um eine weitere atheistische oder freidenkerische Bewegung, die sich in Absetzung von bestehenden religiösen Bewegungen definiert, sondern sie möchten eine Sammelbewegung sein, die sich einzig und allein über den Umstand definiert, dass die Mitglieder eine naturalistische Weltsicht vertreten. Der Bewegung geht es dabei nicht darum, dass alle Mitglieder die gleiche Vorstellung davon entwickeln, was ein naturalistisches Weltbild genau ausmacht, sondern, dass sie ein solches vertreten.
„As common endeavor, what Brights' enterprise proclaims is the legitimacy and worth of the naturalistic worldview and, especially, the right of persons to hold such a stance and be fully accepted and participating citizens of society.“ (Who are the Brights)
Die Vorstellung, dass Menschen ihres Nichtglaubens wegen gesellschaftlich benachteiligt werden, klingt wie eine Schauermär aus dem finstersten Mittelalter, entspricht aber wohl durchaus der gesellschaftlichen Realität in den USA. Mynga Futrell und Paul Geisert fordern die Anhänger einer naturalistischen Weltsicht auf aus den Schatten zu treten, mit eigener Stimme zu sprechen und ihre Sicht zu vertreten.
Wie wichtig dies ist, lässt sich an der Intelligent Design Bewegung verdeutlichen. Der Anspruch der Evolutionsgegner ist es nämlich nicht, wie man vermuten könnte, ihren Glauben als Glauben zu verteidigen, sondern sie streiten für die Anerkennung des Intelligent Designs als Wissenschaft. Das ist ein Unterschied ums Ganze. Sie kämpfen also nicht dafür, dass es legitim ist, einer supernaturalistischen Weltsicht anzuhängen, sondern darum, dass diese Weltsicht eine wissenschaftliche ist, dass sie den Ansprüchen der Naturwissenschaft gerecht wird. Das ist der Grund dafür, dass die Vertreter des Intelligent Designs sich eben gerade nicht als Kreationisten(die sie nun mal sind) bezeichnen. Es geht ihnen darum, durchzusetzen – und sie machen dabei grosse Fortschritte – dass die „Theorie“ des Intelligent Designs als gleichberechtigte wissenschaftliche Theorie neben – oder gar anstatt – der Evolutionstheorieim Biologieunterricht gelehrt wird. Eine aktuelle Gallup-Umfragemacht den Minderheitenstatus der Brights deutlich: lediglich 12 Prozent der befragten Amerikaner gehen davon aus, dass die Evolution ohne Einwirkung eines höheren Wesen stattfindet, ganze 53 Prozent glauben, dass der Mensch in seiner heutigen Form von Gott geschaffen wurde, 31 Prozent gehen immerhin davon aus, dass der Mensch zwar einer Entwicklung unterworfen ist, diese aber von Gott gelenkt wird. Weiter verdüstert sich dieses Bild, wenn man berücksichtigt, dass selbst 25 Prozent der amerikanischen Hochschulabsolventen Kreationisten sind. Auch in Deutschland scheinen wir nicht mehr weit von amerikanischen Verhältnissen entfernt zu sein: 25 Prozent der Deutschen stimmen dem Intelligent Design zu. (Vgl. hierzu: Florian Rötzer, Ungeliebte Evolutionstheorie, in: Telepolis)
Die Brights verstehen sich nicht als eine anti-religiöse Bewegung, ihr Ziel ist vielmehr „civic fairness for all“. Auch betrachten sie religiöse Weltanschauungen – den neun Prinzipien der Brights zu Folge – nicht für minderwertig. „This movement unequivocally rebuffs not only verbal comparisons that cast Brights as lesser cititzens then the religious, but also those that cast the religious as lesser citizens than the Brights.“ (The Brights' Principles)
Das – neugebildete – Substantiv „Bright“ (abgeleitet von bright: hell, leuchtend, strahlend, heiter, aber auch: intelligent, schlau) fasst laut Futrell und Geisert den positiven Charakter der Bewegung besser als Begriffe wie „unbelievers“, „nonbelievers“ oder ebenso stigmatisierte Adjektive wie „godless“ oder „faithless“. Die Anhänger der Bewegung sollten es vermeiden, das Substantiv „Bright“ zur Eigenattributierung wieder als Adjektiv zu verwenden. „We are the Brights“ nicht „I am bright“. Nicht Überlegenheit soll propagiert werden, sondern der Anspruch auf gleichberechtigte Vertretung und Wahrnehmung derjenigen Menschen, die einer naturalistischen Weltsicht anhängen. Durch den Einsatz von Richard Dawkin und Daniel Dennet gelang es der Bewegung mediale Aufmerksamkeit zu erreichen und zu einem beeindruckenden Sammelbecken zu werden.
„Besides those who self-identify as atheists, humanists, secular humanists, freethinkers, rationalists, naturalists, agnostics, skeptics, and such, the network includes Ethical Culturalists, Pantheists, Buddhists, Yogis, Unitarians, ex-Mormons and ex-Pentecostals (and other sorts of 'ex-es'), and a gamut of folks (Jews, Catholics, Quakers, Episcopalians) who maintain their religion's cultural aspects but not its supernaturalism, even clergy in and out of practice.“ (Who are the brights?)
Die Brights bezeichnen ihre eigene Weltsicht zwar als solche (a supernatural-free worldview), möchten diese aber nicht als Ideologie verstanden haben:
„A supernatural-free worldview is not an ideology. There is no creed or dogma to which one can point to reveal (or list out) the philosophical 'beliefs of Brights.' Nor is 'Brightdom' ruled by a hierarchy of shamans or clergy or organized in hierarchical fashion with those who would reveal 'Truth' to the disciples and communicate the essence of it to laity or others. Brights are not followers or disciples; nor are they students of a describable way of thinking or set of values.“ (FAQ)
Den Brights geht es um Anerkennung ihrer eigenen Position und nicht darum, andere Menschen zu ihrer Weltsicht zu bekehren. Es geht schlicht darum, dass Menschen, in deren Weltbild übernatürliche Phänomene keinen Platz haben, genauso verantwortungsbewusst und moralisch leben und handeln wie Gläubige.
Die Stärke der Bewegung sehen Futrell und Geisert in ihrer Einfachheit: Die Webseite der Bewegung ist quasi die Bewegung selbst, auf ihr finden sich einführende Texte, die Frequently asked Questions, die Prinzipien der Brights und das Forum.
Die Brights definieren sich also selbst als eine Bewegung, die niemandem etwas zu leide tun möchte, andere Geisteshaltungen nicht abwertet und um ihre gesellschaftliche Anerkennung in einem durch religiöse Vorstellungen geprägten Umfeld kämpft.
Natürlich hat der Begriff „Brights“ auch Kritik provoziert, da es sich direkt aufdrängt, ihn, im Gegensatz zu den Prinzipien der Brights, eben doch als Auszeichnung zu lesen. Jeder der nicht „bright“ (schlau, hell) ist, ist dann eben dumm und unaufgeklärt. Die semantische Nähe zur Aufklärung („Enlightment“) ist durchaus gewollt und ruft automatisch ihr Gegenbild, den stumpfsinnig in religiösen Phantastereien gefangenen Ewiggestrigen, auf. Daniell Dennet bezeichnete die Brights in der New York Times als das moralische Rückgrat der Nation, da sie nicht daran glauben, dass Gott den Menschen schon vor Dummheiten schützen wird. „We are, in fact, the moral backbone of the nation: brights take their civic duties seriously precisely because they don't trust God to save humanity from its follies.“ (The Bright Stuff)
Mag man auch eine genauere Bestimmung dessen, was ein „naturalistisches Weltbild“ sei, vermissen und sich die Frage stellen, ob eine Bewegung, die niemanden wehtun möchte, nicht schlicht zahn- und wirkungslos bleiben muss, so sind die Brights doch ein Lichtstrahl in der Finsternis, die die Dunkelmänner des Intelligent Designs, der christlichen Rechten und radikale Fernsehprediger um sich verbreiten. Leider sind die Brights aber trotz allem eine eher akademische Bewegung, der es – im Gegensatz zu ihren Gegner – schwer fallen dürfte, der breiten, von den geo- und biopolitischen Veränderungen des 20. und 21. Jahrhunderts berechtigt verunsicherten Masse (und nicht nur dieser) ein Orientierung vermittelndes Weltbild anzubieten. Zugegeben, die Brights sehen darin nicht unbedingt ihre Aufgabe, sondern es ist ihnen viel wichtiger, diejenigen zu erreichen und zu organisieren, in deren Weltbild für das Übernatürliche kein Platz ist und ihnen moralischen Rückhalt zugeben."
Der Autor:
Reinhard Heil, M.A., Mitglied des Graduiertenkollegs „Technisierung und Gesellschaft“ der TU Darmstadt. Forschungsschwerpunkte: zeitgenössische politische Theorie, französische Gegenwartsphilosophie, Laibacher Lacan Schule (vor allem Salvoj Zizek), Sozial- und Technikphilosophie, Transhumanismus und Cyber-/Cyborgfeminismus. Promotionsprojekt: Der Transhumanismus.
http://www.sicetnon.org/modules.php?op= ... age_id=504
"In Amerika hat sich im Laufe der letzten Jahre eine Bewegung konstituiert, die versucht ein Gegengewicht zu der unter der Bush-Administration weiter erstarkten christlichen Rechten zu bilden: Die Brights. Der weltanschauliche Hintergrund weiter Teile der US-Bevölkerung – vor allem im so genannten Bible-Belt– lässt sich nur schwer mit der Situation in Europa, besonders Deutschlands, vergleichen. In Deutschland sind zwar noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung in einem Kirchenregister eingetragen, aber im öffentlichen Leben hat die Religion weitaus weniger Relevanz als in den Vereinigten Staaten.
Papst Benedict XVI hat jedoch zu einer Remissionierung Europas aufgerufen und Umfragen zeigen immer häufiger, dass auch in der deutschen Bevölkerung die Sehnsucht nach einfachen Antworten auf die gewaltigen gesellschaftlichen Probleme des 21. Jahrhunderts durchaus vorhanden ist, ja sogar zunimmt. Konnte man über lange Zeit glauben, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die institutionellen Großkirchen abgewickelt sind, haben sie sich als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet.
In den USA ist die Säkularisierung der Gesellschaft niemals so weit fortgeschritten gewesen wie in Europa und die Ideale der Aufklärung geraten in einem zunehmend anti-szientifisch eingestellten gesellschaftlichen Umfeld unter Druck.
Die Gründer der Brights, Mynga Futrell und Paul Geisert, geben folgende Definition des Begriffs:
„Brights are individuals in an international Internet constituency who assert that they hold 'a naturalistic worldview – free of supernatural and mystical elements.' Slightly extending the portrayal of shared identity is this further declaration by Brights: The ethics and actions of a bright are based on a naturalistic worldview.“ (Who Are the Brights?)
Das Zentrum der Bewegung ist das Brights-Network [www.the-brights.net] welches drei Hauptaufgaben besitzt: Erstens, dafür zu sorgen, dass die naturalistische Weltsicht in der Bevölkerung wahrgenommen und verstanden wird, zweitens, öffentliche Aufmerksamkeit dafür zu erlangen, dass Menschen mit einer naturalistischen Weltsicht prinzipientreu (moralisch) im Hinblick auf gesellschaftlich relevante Sachverhalte handeln und drittens, die Gesellschaft dahingehend zu belehren, dass sie anerkennt, dass Brights genauso und im gleichen Umfang an der Zivilgesellschaft partizipieren wie alle anderen auch.
Bereits anhand dieser Kerndefinitionen wird klar, dass die Brights nicht gegründet wurden, um für mehr Forschungsgelder oder ähnliches zu werben, sondern in Reaktion auf die gesellschaftliche Entwicklung entstanden sind. In den christlich orientierten Kreisen der USA ist die Aussage „Er ist ein Atheist“ gleichbedeutend mit „Er ist ein prinzipien- und verantwortungsloser Schurke“. Sich als Atheist zu erkennen zu geben kann zu schweren sozialen Benachteiligungen führen.
Bei den Brights handelt es sich jedoch nicht einfach um eine weitere atheistische oder freidenkerische Bewegung, die sich in Absetzung von bestehenden religiösen Bewegungen definiert, sondern sie möchten eine Sammelbewegung sein, die sich einzig und allein über den Umstand definiert, dass die Mitglieder eine naturalistische Weltsicht vertreten. Der Bewegung geht es dabei nicht darum, dass alle Mitglieder die gleiche Vorstellung davon entwickeln, was ein naturalistisches Weltbild genau ausmacht, sondern, dass sie ein solches vertreten.
„As common endeavor, what Brights' enterprise proclaims is the legitimacy and worth of the naturalistic worldview and, especially, the right of persons to hold such a stance and be fully accepted and participating citizens of society.“ (Who are the Brights)
Die Vorstellung, dass Menschen ihres Nichtglaubens wegen gesellschaftlich benachteiligt werden, klingt wie eine Schauermär aus dem finstersten Mittelalter, entspricht aber wohl durchaus der gesellschaftlichen Realität in den USA. Mynga Futrell und Paul Geisert fordern die Anhänger einer naturalistischen Weltsicht auf aus den Schatten zu treten, mit eigener Stimme zu sprechen und ihre Sicht zu vertreten.
Wie wichtig dies ist, lässt sich an der Intelligent Design Bewegung verdeutlichen. Der Anspruch der Evolutionsgegner ist es nämlich nicht, wie man vermuten könnte, ihren Glauben als Glauben zu verteidigen, sondern sie streiten für die Anerkennung des Intelligent Designs als Wissenschaft. Das ist ein Unterschied ums Ganze. Sie kämpfen also nicht dafür, dass es legitim ist, einer supernaturalistischen Weltsicht anzuhängen, sondern darum, dass diese Weltsicht eine wissenschaftliche ist, dass sie den Ansprüchen der Naturwissenschaft gerecht wird. Das ist der Grund dafür, dass die Vertreter des Intelligent Designs sich eben gerade nicht als Kreationisten(die sie nun mal sind) bezeichnen. Es geht ihnen darum, durchzusetzen – und sie machen dabei grosse Fortschritte – dass die „Theorie“ des Intelligent Designs als gleichberechtigte wissenschaftliche Theorie neben – oder gar anstatt – der Evolutionstheorieim Biologieunterricht gelehrt wird. Eine aktuelle Gallup-Umfragemacht den Minderheitenstatus der Brights deutlich: lediglich 12 Prozent der befragten Amerikaner gehen davon aus, dass die Evolution ohne Einwirkung eines höheren Wesen stattfindet, ganze 53 Prozent glauben, dass der Mensch in seiner heutigen Form von Gott geschaffen wurde, 31 Prozent gehen immerhin davon aus, dass der Mensch zwar einer Entwicklung unterworfen ist, diese aber von Gott gelenkt wird. Weiter verdüstert sich dieses Bild, wenn man berücksichtigt, dass selbst 25 Prozent der amerikanischen Hochschulabsolventen Kreationisten sind. Auch in Deutschland scheinen wir nicht mehr weit von amerikanischen Verhältnissen entfernt zu sein: 25 Prozent der Deutschen stimmen dem Intelligent Design zu. (Vgl. hierzu: Florian Rötzer, Ungeliebte Evolutionstheorie, in: Telepolis)
Die Brights verstehen sich nicht als eine anti-religiöse Bewegung, ihr Ziel ist vielmehr „civic fairness for all“. Auch betrachten sie religiöse Weltanschauungen – den neun Prinzipien der Brights zu Folge – nicht für minderwertig. „This movement unequivocally rebuffs not only verbal comparisons that cast Brights as lesser cititzens then the religious, but also those that cast the religious as lesser citizens than the Brights.“ (The Brights' Principles)
Das – neugebildete – Substantiv „Bright“ (abgeleitet von bright: hell, leuchtend, strahlend, heiter, aber auch: intelligent, schlau) fasst laut Futrell und Geisert den positiven Charakter der Bewegung besser als Begriffe wie „unbelievers“, „nonbelievers“ oder ebenso stigmatisierte Adjektive wie „godless“ oder „faithless“. Die Anhänger der Bewegung sollten es vermeiden, das Substantiv „Bright“ zur Eigenattributierung wieder als Adjektiv zu verwenden. „We are the Brights“ nicht „I am bright“. Nicht Überlegenheit soll propagiert werden, sondern der Anspruch auf gleichberechtigte Vertretung und Wahrnehmung derjenigen Menschen, die einer naturalistischen Weltsicht anhängen. Durch den Einsatz von Richard Dawkin und Daniel Dennet gelang es der Bewegung mediale Aufmerksamkeit zu erreichen und zu einem beeindruckenden Sammelbecken zu werden.
„Besides those who self-identify as atheists, humanists, secular humanists, freethinkers, rationalists, naturalists, agnostics, skeptics, and such, the network includes Ethical Culturalists, Pantheists, Buddhists, Yogis, Unitarians, ex-Mormons and ex-Pentecostals (and other sorts of 'ex-es'), and a gamut of folks (Jews, Catholics, Quakers, Episcopalians) who maintain their religion's cultural aspects but not its supernaturalism, even clergy in and out of practice.“ (Who are the brights?)
Die Brights bezeichnen ihre eigene Weltsicht zwar als solche (a supernatural-free worldview), möchten diese aber nicht als Ideologie verstanden haben:
„A supernatural-free worldview is not an ideology. There is no creed or dogma to which one can point to reveal (or list out) the philosophical 'beliefs of Brights.' Nor is 'Brightdom' ruled by a hierarchy of shamans or clergy or organized in hierarchical fashion with those who would reveal 'Truth' to the disciples and communicate the essence of it to laity or others. Brights are not followers or disciples; nor are they students of a describable way of thinking or set of values.“ (FAQ)
Den Brights geht es um Anerkennung ihrer eigenen Position und nicht darum, andere Menschen zu ihrer Weltsicht zu bekehren. Es geht schlicht darum, dass Menschen, in deren Weltbild übernatürliche Phänomene keinen Platz haben, genauso verantwortungsbewusst und moralisch leben und handeln wie Gläubige.
Die Stärke der Bewegung sehen Futrell und Geisert in ihrer Einfachheit: Die Webseite der Bewegung ist quasi die Bewegung selbst, auf ihr finden sich einführende Texte, die Frequently asked Questions, die Prinzipien der Brights und das Forum.
Die Brights definieren sich also selbst als eine Bewegung, die niemandem etwas zu leide tun möchte, andere Geisteshaltungen nicht abwertet und um ihre gesellschaftliche Anerkennung in einem durch religiöse Vorstellungen geprägten Umfeld kämpft.
Natürlich hat der Begriff „Brights“ auch Kritik provoziert, da es sich direkt aufdrängt, ihn, im Gegensatz zu den Prinzipien der Brights, eben doch als Auszeichnung zu lesen. Jeder der nicht „bright“ (schlau, hell) ist, ist dann eben dumm und unaufgeklärt. Die semantische Nähe zur Aufklärung („Enlightment“) ist durchaus gewollt und ruft automatisch ihr Gegenbild, den stumpfsinnig in religiösen Phantastereien gefangenen Ewiggestrigen, auf. Daniell Dennet bezeichnete die Brights in der New York Times als das moralische Rückgrat der Nation, da sie nicht daran glauben, dass Gott den Menschen schon vor Dummheiten schützen wird. „We are, in fact, the moral backbone of the nation: brights take their civic duties seriously precisely because they don't trust God to save humanity from its follies.“ (The Bright Stuff)
Mag man auch eine genauere Bestimmung dessen, was ein „naturalistisches Weltbild“ sei, vermissen und sich die Frage stellen, ob eine Bewegung, die niemanden wehtun möchte, nicht schlicht zahn- und wirkungslos bleiben muss, so sind die Brights doch ein Lichtstrahl in der Finsternis, die die Dunkelmänner des Intelligent Designs, der christlichen Rechten und radikale Fernsehprediger um sich verbreiten. Leider sind die Brights aber trotz allem eine eher akademische Bewegung, der es – im Gegensatz zu ihren Gegner – schwer fallen dürfte, der breiten, von den geo- und biopolitischen Veränderungen des 20. und 21. Jahrhunderts berechtigt verunsicherten Masse (und nicht nur dieser) ein Orientierung vermittelndes Weltbild anzubieten. Zugegeben, die Brights sehen darin nicht unbedingt ihre Aufgabe, sondern es ist ihnen viel wichtiger, diejenigen zu erreichen und zu organisieren, in deren Weltbild für das Übernatürliche kein Platz ist und ihnen moralischen Rückhalt zugeben."
Der Autor:
Reinhard Heil, M.A., Mitglied des Graduiertenkollegs „Technisierung und Gesellschaft“ der TU Darmstadt. Forschungsschwerpunkte: zeitgenössische politische Theorie, französische Gegenwartsphilosophie, Laibacher Lacan Schule (vor allem Salvoj Zizek), Sozial- und Technikphilosophie, Transhumanismus und Cyber-/Cyborgfeminismus. Promotionsprojekt: Der Transhumanismus.