Quantoren in der Logik und der Linguistik
Verfasst: Fr 3. Okt 2008, 13:31
Hallo Myron,
allmählich frage ich mich, ob ich zum spannenden Thema Quantoren nicht doch einen neuen Thread aufmachen soll. Weil dieses Forum leider als Board und nicht wirklich als Forum organisiert ist (ein solches hätte eine Baumansicht, man könnte sehen, wer wem auf welchen Teilaspekt eines Themas geantwortet hat und man könnte sich auf den Bereich konzentrieren, der einen wirklich interessiert.)
Das Thema Quantoren arbeitet in mir ja nun schon seit einer knappen Woche, Außenstehende können da kaum noch nachvollziehen, wie wir beide da in Intervallen von jedem zehnten Post aufeinander Bezug nehmen.
Gut aber das ist eine Frage, die ich vielleicht noch mal im Technik-Board stelle, sonst zerfasert dieser Thread ja noch mehr.
Nun zum Thema "Quantoren". Du, Myron und vielleicht auch Qubit, in deren -euren- kleinen Streit ich mich ursprünglich eingemischt habe, ihr seid ja vielleicht durch ein vorausgehendes Philosophie-Studium vertrauter auch mit der - und -Notation von Quantoren und ihr könnt mir beim Verständnis helfen.
Schon an der Transferleistung, wie denn das in oben von mir verlinkten PDF-Dokument auf Seite 7 genannte Beispiel (20) analog auch in (21) in natürliche Sprache zu übersetzen wäre, scheitere ich nämlich.
Auf meine Frage, ob der unbestimmte Artikel denn auch einmal weder als Existenz- noch als All- noch als sonst irgendein "Quantor" fungieren könne, habe ich auch noch keine befriedigende Antwort gefunden.
So wird in o.g. Dokument nach der spezifischen bzw. unspezifischen Lesart von Belegsatz (17) "Ein Student von mir hat promoviert" zwar geschildert, dass "Fodor & Sag 1982" behaupten, dass es sich beim unbestimmten Artikel in der spezifischen Lesart des Satzes um keinen Quantor handele.
Aber wieso sollte es sich eigentlich ausgerechnet bei "ein Student" in der Lesart von "genau ein bestimmter Student, den ich zwar konkret im Sinne habe, dessen Identität ich hier aber nicht näher bestimmen möchte" um keinen Quantor handeln?
Sind Zahlwörter etwa nicht sogar geradezu prototypische Quantoren?
Hier noch ein paar Beispiele, anhand deren ich das Geheimnis um die Quantoren zu ergründen versuche und die mich vielleicht jetzt auch mit denen versöhnen, die meinen, ich käme zu weit vom Thema "Beweisbarkeit der Existenz von Nicht-Existentem" ab:
Wären folgende Sätze im Einzelnen (auch in jeweils unterschiedlichen Lesarten) mit oder ohne Quantoren zu analysieren und wenn ja wie (mit welchen Quantoren):
In welchen Sätzen wäre es angemessen "Gott/Götter" in Anführungsstriche zu setzen, weil wir nicht objektsprachlich, sondern metasprachlich, als Begriff(e) darüber sprechen?
Gruß Gernot
Gernot Back hat geschrieben:Wann der unbestimmte Artikel im Deutschen als "Quantor" und ob er überhaupt jemals auch nicht als solcher fungieren kann, habe ich dennoch selbst als linguistisch vorgebildeter Muttersprachler des Deutschen noch immer nicht genau verstanden.
Obwohl: Es soll da ja sogar Literatur zu geben:
http://www.ling.uni-potsdam.de/kurse/no ... rasen9.pdf
Myron hat geschrieben:Siehe dazu, wie es sich im Englischen verhält: http://plato.stanford.edu/entries/descriptions/#IndDes
allmählich frage ich mich, ob ich zum spannenden Thema Quantoren nicht doch einen neuen Thread aufmachen soll. Weil dieses Forum leider als Board und nicht wirklich als Forum organisiert ist (ein solches hätte eine Baumansicht, man könnte sehen, wer wem auf welchen Teilaspekt eines Themas geantwortet hat und man könnte sich auf den Bereich konzentrieren, der einen wirklich interessiert.)
Das Thema Quantoren arbeitet in mir ja nun schon seit einer knappen Woche, Außenstehende können da kaum noch nachvollziehen, wie wir beide da in Intervallen von jedem zehnten Post aufeinander Bezug nehmen.
Gut aber das ist eine Frage, die ich vielleicht noch mal im Technik-Board stelle, sonst zerfasert dieser Thread ja noch mehr.
Nun zum Thema "Quantoren". Du, Myron und vielleicht auch Qubit, in deren -euren- kleinen Streit ich mich ursprünglich eingemischt habe, ihr seid ja vielleicht durch ein vorausgehendes Philosophie-Studium vertrauter auch mit der - und -Notation von Quantoren und ihr könnt mir beim Verständnis helfen.
Schon an der Transferleistung, wie denn das in oben von mir verlinkten PDF-Dokument auf Seite 7 genannte Beispiel (20) analog auch in (21) in natürliche Sprache zu übersetzen wäre, scheitere ich nämlich.
http://www.ling.uni-potsdam.de/kurse/nominalphrasen/Nominalphrasen9.pdf hat geschrieben:(20) Wenn ich auf jeden Einwand einginge, würde ich niemals fertig.
a. # ∀ →
für jeden einzelnen Einwand gilt, daß ich wenn ich auf diesen Einwand eingehe, nicht
fertig werde (also: ich darf auf gar keinen Einwand eingehen, wenn ich fertig werden will)
b. → ∀
ausnahmsloses Eingehen auf alle Einwände würde mein Fertigwerden verhindern, wobei es
durchaus keinen einzelnen Einwand geben muß, dessen Berücksichtigung allein diese Folge
hätte
ABER:
(21) Wenn wir damals auf einen unscheinbaren Mann, der auf der Straße Flugblätter
verteilte, gehört hätten, wäre alles anders gekommen.
a. ∃ →
(Übersetzung?)
b. → ∃
(Übersetzung?)
Auf meine Frage, ob der unbestimmte Artikel denn auch einmal weder als Existenz- noch als All- noch als sonst irgendein "Quantor" fungieren könne, habe ich auch noch keine befriedigende Antwort gefunden.
So wird in o.g. Dokument nach der spezifischen bzw. unspezifischen Lesart von Belegsatz (17) "Ein Student von mir hat promoviert" zwar geschildert, dass "Fodor & Sag 1982" behaupten, dass es sich beim unbestimmten Artikel in der spezifischen Lesart des Satzes um keinen Quantor handele.
Aber wieso sollte es sich eigentlich ausgerechnet bei "ein Student" in der Lesart von "genau ein bestimmter Student, den ich zwar konkret im Sinne habe, dessen Identität ich hier aber nicht näher bestimmen möchte" um keinen Quantor handeln?
Sind Zahlwörter etwa nicht sogar geradezu prototypische Quantoren?
Hier noch ein paar Beispiele, anhand deren ich das Geheimnis um die Quantoren zu ergründen versuche und die mich vielleicht jetzt auch mit denen versöhnen, die meinen, ich käme zu weit vom Thema "Beweisbarkeit der Existenz von Nicht-Existentem" ab:
Wären folgende Sätze im Einzelnen (auch in jeweils unterschiedlichen Lesarten) mit oder ohne Quantoren zu analysieren und wenn ja wie (mit welchen Quantoren):
- Gott ist ein menschliches Hirngespinst.
- Gott ist allmächtig und allwissend.
- Ein Gott ist ein menschliches Hirngespinst.
- Ein Gott ist allmächtig und allwissend.
- Götter sind menschliche Hirngespinste.
- Götter sind allmächtig und allwissend.
In welchen Sätzen wäre es angemessen "Gott/Götter" in Anführungsstriche zu setzen, weil wir nicht objektsprachlich, sondern metasprachlich, als Begriff(e) darüber sprechen?
Gruß Gernot