Zappa hat geschrieben:Schopenhauer hat die grundlegende Kritik an dieser Einstellung mal schön formuliert: "Moral predigen ist leicht, Moral begründen schwer". Die religiöse Begründung der Moral steht auf ausgesprochen wackeligen Füßen - gelinde gesagt - und außerdem ist die Konstruktion von "absoluten Werten", die noch dazu zwingend an eine bestimmte Weltanschauung gebunden sind, ein höchst fragiles Konstrukt für das Zusammenleben weltanschaulich heterogener Gesellschaften. Trotzdem hat die Religion natürlich die Möglichkeit Moral zu predigen und, wenn Sie dies in wohlwollender Intention tut, dann auch eine gewisse Durchschlagskraft zu entwickeln.
Die wacklichen Füsse sind der Koppelung an die Weltanschauung geschuldet. Das sehe ich selbst als Makel. Trotzdem ist es wichtig, dass Naturalisten anerkennen, dass ein friedliches Zusammenleben nicht natürlich gegeben ist. Soziale Regeln müssen im Naturalismus quais dazugekauft werden.
Zappa hat geschrieben:Ich sehe auch, wie Du, die potentielle Gefahr, dass in pluralistisch-säkularen Gesellschaften für ein Teil der Bevölkerung ein einfaches Koordinatensystem für richtiges Verhalten fehlt.
Die christliche Theologie liefert hierzu die besten Vorgaben. Sie abzulehnen, wegen einer überholten Weltsicht ist geradezu dumm. Man braucht die Weltsicht nicht zu übernehmen und kann trotzdem auf den Vorteil der bishierher erfolgreichen Regeln bauen. Imgrunde passiert das ja auch, nur dort, wo die Regeln zwicken, wird dann gerne ausgewichen und neu interpretiert. (Siehe die Tötungsregel, zB.)
Und: Wo
höhere Bildung gebraucht wird, um ein ethischer Mensch zu werden, ist die Verbreitung ethischer Normen nicht gesichert. So wie ihr euch ständig wiederholen müsst, so wiederhole ich ebenso: Kulturelle Wurzeln innerhalb der Stämme sind das
automatische Verhaltenserbe an die Nachkommen! Und deswegen stört ganz besonders, dass ethische Regeln, sofern es überhaupt naturgemäß allgemeingültige gibt, nicht jedermann vermittelt werden können. Nur wenn Naturwissenschaftler und Theologen miteinander im Gespräch bleiben, kann was Gutes daraus entstehen. Die Religionen müssen sich dem fortschreitendem Wissen stellen und immer wieder reformiert werden. Sie einfach nur abschaffen zu wollen, ist falsch. Die meisten Menschen werden sich darauf nicht einlassen. Der Spagat zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und theologischer Notwendigkeit ist zu meistern. Dabei geht es nicht darum, wessen Weltbild besser oder schlechter ist, sondern darum, wie menschliches Miteinander künftig so gesteuert werden kann, dass Ethik und Moral nicht unter den Tisch fallen. Die Menschenrechte sind nur ein Teil dessen, was Menschen brauchen. (Siehe auch Thema Esoterik)
mat-in hat geschrieben:Ich kann da von Leuten berichten, die sagen das Umweltschutz sinnlos ist, denn das Ende der Welt steht ohnehin unmittelbar bevor und wir müssen uns auf den Kampf gegen den Islam konzentrieren, denn sonst verlieren wir den letzten Kampf...
Da sind sicherlich die Amis nicht die einzigen, die so denken. Auch wenn das die falsche Einstellung ist, was machst du denn hier dagegen, wenn die Menschen am Wochenende mit ihren Quads oder stinkenden Oldtimern, just for fun, durch die Gegend fahren? Was machst du dagegen, dass dieses Jahr wieder 100.000 Billigflieger um die Erde kreisen und die oberen Luftschichten dauerhaft verschmutzen? Was setzt du dem Plastikramsch der um die Welt herum transportiert wird und wieder entsorgt werden muss entgegen?
Die Parole ist auch im alten Europa klar: Umweltschutz? Ja, aber nicht im Urlaub und am Wochenende, wenn es um den eigenen Spaß geht!
Ich will mal so sagen: Ob das Ende der Welt von Christus bestimmt wird oder ob jede Generation ihr zufälliges Leben jetzt, wann sonst, optimieren möchte, ist da auch schon egal.
LG stine