Eine Frage der Persönlichkeit

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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Julia » Fr 14. Dez 2012, 14:56

Zappa hat geschrieben:Interessant, man hat ja immer so ein Bild von den Persönlichkeiten, die einem im virtuellen Raum begegnen. In Richtung theoretische Physik hätte ich Dich nie gepackt (was aber sicher mein Wahrnehmungsproblem ist).

Du hättest mich vermutlich auch nicht in die Richtung gepackt (übrigens experimentelle Physik, nicht theoretische), wenn du mich im realen Raum getroffen hättest. Ein Punkt ist sicherlich, dass das Bild, das die Gesellschaft von Naturwissenschaftler*innen hat ein recht verzerrtes ist. Allein eine Frau zu sein bedeutet schon eine zu starke Abweichung vom Prototyp, als dass man auf der Straße erkannt werden würde.

Vollbreit hat geschrieben:Ein Bright, primär ein stark männlich orientierte Welt, fühlt nicht, er denkt, das Fühlen ist für Frauen, Kinder und andere, die sich an der Nase herumführen lassen.

Es soll ja durchaus auch Frauen geben, die sich auf ihre Denkfähigkeit etwas einbilden.

Vollbreit hat geschrieben:Gesetzt sind m.E. IxTx, variabler die beiden anderen Buchstaben.

I und T war bei mir auch um einiges eindeutiger, während N und P nur so um die 50 Prozent hatten...
Ich habe aber auch den Eindruck, dass die Persönlichkeit durchaus stark von den Umständen abhängt. Ich erlebe mich in unterschiedlichen Situationen selbst oft als vollkommen anderer Mensch, das überrascht mich manchmal selbst. Wenn ich P und J vergleiche und schaue was Lumen dazu geschrieben hat:

Ps (xxxP) oder Perceiver sind eher spontan und lassen es auf sich zukommen. Jemand der sich hingegen an Pläne hält und Vorgänge abschließen will, ist eher ein J (xxxJ), oder Judger. Die Js neigen auch dazu, sich an Vorschriften oder Traditionen zu halten, machen To Do Listen und sind generell eher strukturiert und neigen auch zu Schubladendenken (auch anderer Leute). Perceiver sind lockerer, ungezwungener, mögen Flexiblität und Ungebundenheit, sind aber auch nicht unbedingt die pünktlichsten und ordentlichsten. P korreliert auch eher mit Kreativität. Auch das sind grobe Vereinfachungen.

Wenn ich jetzt an meine Freizeit denke, dann würde ich mich als P-Typ beschreiben, als notorisch unpünktlich und unordentlich. Meinen Sommerurlaub dieses Jahr habe ich beschlossen als ich spontan eine Woche vorher gefragt wurde ob ich nicht mitkommen wolle, und dann sind wir einfach durch die Gegend getrampt, jeden morgen aufgestanden ohne zu wissen in welcher Stadt/in welchem Land wir nachts unser Zelt aufschlagen würden und das habe ich sehr genossen, das kommt mir doch sehr P-lastig vor.
In Bezug auf meine Arbeit gehe ich aber sehr strukturiert und systematisch vor und hasse es, wenn ich keine klaren Vorgaben bekomme und in der Luft hänge, also nicht weiß woran ich in der nächsten Zeit arbeiten werde. Natürlich macht es auch noch einen Unterschied ob man selber kreativ chaotisch ist oder von dem kreativen Chaos anderer betroffen ist.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Lumen » Fr 14. Dez 2012, 15:15

Du bist dann nach MBTI ein klarer Perceiver.

Barack Obama hat geschrieben:My wife makes fun of how routinized I've become. It's not my natural state. ... But at some point in my life I overcompensated.

— Quelle


Bei der Typisierung geht es um Kognition (die Funktionen), nicht um Verhalten. Das Verhalten ergibt sich oft aus den Funktionen, aber nicht immer und nicht immer in klarer Weise. Die meisten Leute müssen sich eine Struktur oder Routine zulegen (d.h. egal ob Perceiver oder Judge), damit sie ihren Alltag auf die Kette kriegen. Die arbeitende Bevölkerung dürfte überwiegend an feste Arbeitszeiten gebunden sein.

Es gibt Menschen die eignen sich aber von selbst (also "freiwillig") alle möglichen Routinen an, z.B. eine morgendliche Routine die vom Aufstehen bis zum Starbucks reicht und unter keinen Umständen gestört werden darf (das ist eher Judge, sonst gilt der Tag ernstlich als vergeigt). Andere kennen so etwas nicht (das wäre eher Perceiver), oder halten sich sprunghaft an mehrere verschiedene Abläufe die sie nach Laune wechseln usw. Es muss nicht die Morgenroutine sein, es können andere Routinen, Abläufe und Regeln sein. Alle P und J Typen unterscheiden sich nochmal in spezifischer Weise.
Zuletzt geändert von Lumen am Fr 14. Dez 2012, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 14. Dez 2012, 15:40

Julia hat geschrieben: Ein Punkt ist sicherlich, dass das Bild, das die Gesellschaft von Naturwissenschaftler*innen hat ein recht verzerrtes ist. Allein eine Frau zu sein bedeutet schon eine zu starke Abweichung vom Prototyp, als dass man auf der Straße erkannt werden würde.

Naja, in Sachen Chemie, Biochemie, Biologie und Pharmazie hält sich das ziemlich die Waage. Allein das Alter lässt Rückschlüsse auf den Studiengang zu. Während Biologen eventuell erstmal um die Welt tingeln und Psychopharmaka ausprobieren und sich dann erfolglos in Medizin bewerben, steigen sie mit vielleicht schon 25 ins Studium ein. Als Biochemiker hat man einen NC und Disziplin, ist aber wesentlich seltsamer drauf. Dort steigen die meisten schon mit etwa 21 ein Die Physiker sind überspezialisiert, kennen sich wahrscheinlich richtig gut mit ihrer Materie aus, sind aber oft nicht in der Lage, die einfachsten Sätze rauszubringen. Es kam mir dieses Jahr ziemlich lustig vor, einigen wesentlich älteren Erstsemestern zu erklären, wo die Hörsääle sind. Auffällig ist auf jeden Fall, dass die Pharmazeutinnen am besten aussehen. :anmachen: So viel zu den Klischees über die Naturwissenschaftler. Ja, sie stimmen meist, eine Unterräpresentation an Frauen habe ich nicht festgestellt.
Zum Freizeitverhalten: In der Lage zu sein, seine Disziplin in der Arbeitswelt zu lassen, ist auch ein Zeichen von Selbstkontrolle. Ein notorischer Pedant kann aus seiner Haut nicht raus, würde unsinnigerweise auch im Urlaub alles penibelst planen, das Wochenende, alles. Aber das ist keine Kontrolle.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Julia » Fr 14. Dez 2012, 18:22

Darth Nefarius hat geschrieben:Naja, in Sachen Chemie, Biochemie, Biologie und Pharmazie hält sich das ziemlich die Waage.

Mir ging es weniger darum, wie die Realität aussieht, sondern was für ein Bild in den Köpfen der Menschen herrscht. Siehe zum Beispiel hier:
http://scienceblogs.de/astrodicticum-si ... -menschen/
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon AgentProvocateur » Fr 14. Dez 2012, 18:38

Habe 3 von den Tests gemacht, nach zweien davon bin ich ISTP, nach dem von Lumen verlinkten INTP. Wenn ich mir die Beschreibungen dazu durchlese, passt Letzteres ("Architect") in vielerlei Hinsicht viel besser als ISTP. (Bei der Umfrage habe ich "ISTP" angeklickt, den von Lumen verlinkten Test habe ich eben erst gemacht.)

Allerdings kann ich mich nun auch in folgenden Typen teilweise wiederfinden: ISTJ, INFJ, INTJ, INFP, ENTP.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 14. Dez 2012, 18:54

Julia hat geschrieben:Mir ging es weniger darum, wie die Realität aussieht, sondern was für ein Bild in den Köpfen der Menschen herrscht.

Ich bin ja völlig bei dir! Ich berichte lediglich von meinen Beobachtungen, um gegen das Vorurteil vorzugehen! Andererseits stimmt das meiste andere schon (alles Nerds). Lediglich die Affinität zu seltsamen Wetten hat mich überrascht. Heute wurde einem Mitstudenten das Ohr rot angemalt, ein anderer muss noch in Strapsen die Reeperbahn längs marschieren. Und Tags darauf stehen die selben Leute mit dir im Labor. Naja, in solchen Momenten verstehe ich die Angst des Pöbels vor verrückten Wissenschaftlern. :irre:
Zu AgentProvocateur:
Ich hatte auch unterschiedliche Ergebnisse. Selbst wenn man 5 Felder ausfüllen kann, wird das Programm diese Daten letztlich auf die eine oder andere Möglichkeit (also die Entscheidung zwischen 2 Buchstaben) reduzieren. Die Prozente sind eine nette Kosmetik, um Seriösität zu suggerieren.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Vollbreit » Fr 14. Dez 2012, 19:40

Julia hat geschrieben:
Vollbreit hat geschrieben:Ein Bright, primär ein stark männlich orientierte Welt, fühlt nicht, er denkt, das Fühlen ist für Frauen, Kinder und andere, die sich an der Nase herumführen lassen.

Es soll ja durchaus auch Frauen geben, die sich auf ihre Denkfähigkeit etwas einbilden.


Und manche tun es sogar zurecht. (Übrigens hochinteressante Astrophysik-Website.)

Julia hat geschrieben: Ich erlebe mich in unterschiedlichen Situationen selbst oft als vollkommen anderer Mensch, das überrascht mich manchmal selbst.
Wenn ich jetzt an meine Freizeit denke, dann würde ich mich als P-Typ beschreiben, als notorisch unpünktlich und unordentlich. …
In Bezug auf meine Arbeit gehe ich aber sehr strukturiert und systematisch vor und hasse es, wenn ich keine klaren Vorgaben bekomme und in der Luft hänge, also nicht weiß woran ich in der nächsten Zeit arbeiten werde.


Das erscheint mir recht lebensnah. Schon der Blutdruck, die Pupille oder die Bauchspeicheldrüse passt sich den Situationen an, von der Persönlichkeit darf man das ebenfalls erwarten.
Ein wichtiger Punkt ist glaube ich der, ob man sich in den Rollen verliert, so dass man zum Opportunisten wird oder ob es Grenzen oder Prinzipien gibt, jenseits derer man sich nicht verbiegen lässt.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon AgentProvocateur » Fr 14. Dez 2012, 19:53

Darth Nefarius hat geschrieben:Selbst wenn man 5 Felder ausfüllen kann, wird das Programm diese Daten letztlich auf die eine oder andere Möglichkeit (also die Entscheidung zwischen 2 Buchstaben) reduzieren. Die Prozente sind eine nette Kosmetik, um Seriösität zu suggerieren.

Was mich mal interessieren würde: wenn Ihr so einen Test mit 5 Feldern ausfüllt, kommt es dann häufig vor, dass Ihr die beiden äußeren Felder ankreuzt? (Bei mir nicht, ich verwende eigentlich nur die drei inneren Felder.)
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Nanna » Fr 14. Dez 2012, 20:38

AgentProvocateur hat geschrieben:[Was mich mal interessieren würde: wenn Ihr so einen Test mit 5 Feldern ausfüllt, kommt es dann häufig vor, dass Ihr die beiden äußeren Felder ankreuzt? (Bei mir nicht, ich verwende eigentlich nur die drei inneren Felder.)

Selten. Ich schrecke meist davor zurück, sehr definitive Aussagen über meine Persönlichkeit zu machen.

Übrigens ist die Willkür der Selbsteinschätzung bei Likertskalen eines der großen ungelösten Probleme der sozialwissenschaftlichen und psychologischen Datenerhebung. "Stimme stark zu" bedeutet eben für jeden etwas anderes und ist eigentlich auch ohne den jeweiligen Kontext des Betroffenen kaum einzuordnen. Alternativen gibt es aber in der quantitativen Forschung auch nicht so recht. Man kann versuchen, das Problem durch Triangulation (Kombination qualitativer und quantitativer Methoden) abzuschwächen, deshalb besteht ein "richtiger" MBTI-Test ja auch normalerweise aus einem Fragebogen und einem persönlichen Gespräch mit einem Psychologen.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Lumen » Fr 14. Dez 2012, 20:48

AgentProvocateur hat geschrieben:Habe 3 von den Tests gemacht, nach zweien davon bin ich ISTP, nach dem von Lumen verlinkten INTP. Wenn ich mir die Beschreibungen dazu durchlese, passt Letzteres ("Architect") in vielerlei Hinsicht viel besser als ISTP. (Bei der Umfrage habe ich "ISTP" angeklickt, den von Lumen verlinkten Test habe ich eben erst gemacht.)

Allerdings kann ich mich nun auch in folgenden Typen teilweise wiederfinden: ISTJ, INFJ, INTJ, INFP, ENTP.


Dann lass mal sehen: ISTP (Ti - Se - Ni - Fe) gegen INTP (Ti - Ne - Si - Fe). Du bist dann erstmal einer der "Rationals", was ich nachvollziehbar finde. Die Dominante ist identisch (introverted thinking). Beide haben eine "Ingenieurs-Ader", interessieren sich für "wie es funktioniert". Aber den Unterschied beschreibt das Video (unten) im Kern so: der ISTP ist eher ein Turmspringer, der seine Technik verbessert, vielleicht ein Michael Schuhmacher der selber bastelt aber eben auch selber fährt usw. der INTP hingegen ist der König der Nerds.




ISTP (Ti - Se - Ni - Fe)
INTP (Ti - Ne - Si - Fe)

ISTJ (Si - Te - Fi - Ne)
INFJ (Ni - Fe - Ti - Se)
INTJ (Ni - Te - Fi - Se)
INFP (Fi - Ne - Si -Te)
ENTP (Ne - Ti - Fe - Si)

Das sieht erstmal recht wild aus. Du bist wahrscheinlich ein introverted Thinking Nutzer, wenn du etwas älter bist, dürftest du etwas mehr Funktionen nutzen. ISTP gegen INTP ist oben erklärt. Du müsstet nun selbst prüfen, wo du glaubst, dass die Mitte liegt und dich mit den 8 Funktionen befassen. Wenn deine Persönlichlichkeit eher im INTP Feld bewegt, dann hättest du mit vielen genannten introverted Thinking gemeinsam, und mit dem ENTP noch extraverted Intuition. Letzterer bricht wegen dem Exxx auf den ersten Blick raus, sie sind aber nicht unbedingt die extrovertiersten unter den Es. Außerdem fällt mir auf, dass ENTP und INTJ jeweils spiegelbidlich sind, also jeweils die Schattenfunktionen des anderen haben (sieht man an den vertauschten e/i). Das ist etwas linkisch, denn unter Stress, heißt es, käme die Schattenfunktion zum Vorschein. Versuch mal zu trennen, zwischen Stress/Druck und entspannt und "normal". Der INFP hat durch das xFxx eher sein Wertesystem oder subjektives Empfinden, also eine gewisse ethik. Der INTP hingegen hat eher ein nicht-persönliches Interesse an Themen und lässt sich durch neue Fakten (oder geändertes Interesse) umstimmen.

Versuche mal, dich in deine Schulzeit zu versetzen und kritisch zu schauen, was du für einer warst. Das ist oft eindeutiger, da man mit dem Älter werden etwas ausgemittelter ist oder mehrere Facetten zeigen kann. xSxx wäre mehr Sportler, xxxJ ordentlich, xxxP eher schludrig, Exxx/xxFx etwas sozialer, xNxP tendenziell zerstreut, xNxx schnelles erfassen aber leicht abzulenken ... etc.

Ich hoffe das hilft erstmal weiter.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Vollbreit » Fr 14. Dez 2012, 21:43

AgentProvocateur hat geschrieben:Was mich mal interessieren würde: wenn Ihr so einen Test mit 5 Feldern ausfüllt, kommt es dann häufig vor, dass Ihr die beiden äußeren Felder ankreuzt? (Bei mir nicht, ich verwende eigentlich nur die drei inneren Felder.)


Schöne Frage, finde ich.
Bei mir sind die Extreme auch eher selten, ich würde das aber anders begründen, als Nanna.
Ich habe einfach zu vielen Themen keine abgeschlossene Meinung und würde auch zu vielen Punkten meiner Persönlichkeit sagen, dass es auf den Kontext ankommt.

Ist der bekannt und mir das Thema geläufig, habe ich an sich keine Probleme mich festzulegen, ggf, auch radikal, nur ist das bei thematisch eben nicht sehr oft der Fall.


Über die Frage hinaus, ist das aber ein interessanter Aspekt.
Ich habe auch mal eine ähnliche Befragung in einem kleinen Kreis durchgeführt und gemerkt, dass es neben dem Inhalt auch eine unterschiedliche Bereitschaft gab, sich zu positionieren (ich hatte auch 5 Auswahlmöglichkeiten), d.h. sich entweder voll für oder gegen etwas einzustellen oder eher um die Mitte zu tanzen.

Solche Beobachtungen kann man eigentlich auf jeder Ebene machen.
Die Frage ist nun, ob jemand z.B. einen Lebensbereich hat in dem er Sekt oder Selters „spielt“ und in anderen Bereichen eher vorsichtig und berechnend ist.

Oder ist der Vollgastyp überall auf Vollgas determiniert und der Abwartende überall abwartend?

Meiner Meinung nach liegt Julia da richtig, bzw. und genauer gesagt:
Ich glaube, dass es eine erhöhte Korrelation gibt, die Analogieschlüsse rechtfertigen. Der Temperamentvolle hier ist es zumeist auch da, aber dennoch scheint das nicht total zu gelten.
Es gibt Lebensbereiche wo das sehr verschieden sein kann, woran das liegt, weiß ich nicht, ob dahinter ein übergeordnetes Prinzip steht.

Was meint ihr?


PS: Vor einem Punkt möchte ich übrigens noch warnen: Ich glaube es gibt keine besseren Typen.
Vor- oder Nachteile sind da stets situativ und nicht aus den Typen selbst heraus zu begründen.
Ich glaube sehr wohl, dass es harten hierarchische Unterschiede gibt (obwohl auch das umstritten ist und manchmal auch als Anpassung gedeutet wird – angemessen zu der und der Zeit, heute unangemessen, aber nicht per se niederer oder schlechter), nur kann man diese nicht aus den TYpne ableiten.
Der impulsive Typ kann ein primitiver Schläger sein oder ein beherzter Retter in der Not, was gelebt wird ist aus dem Typ nicht abzuleiten.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Vollbreit » Fr 14. Dez 2012, 21:59

Nanna hat geschrieben:Übrigens ist die Willkür der Selbsteinschätzung bei Likertskalen eines der großen ungelösten Probleme der sozialwissenschaftlichen und psychologischen Datenerhebung.


Diese Fragebogenmanie ist inzwischen auch bis in die Psychologie vorgedrungen.
Kommt aus der kognitiv behavioristischen Ecke und soll die Idee der Diagnose (für den Therapeuten) der Standortbestimmung, der Kontrolle der Veränderung der Einstellungen und der Reflexion haben (für den Patienten), ich halte das ehrlich gesagt für oberflächlichen Mist.

Andauernd diese Tests zu machen ist ein Bestandteil der Therapie, die mir ebenfalls fragwürdig erscheint. Das beste Messinstrument ist und bleibt der Mensch, er muss nur wissen, worauf er zu achten hat, aber das kann man lernen.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon AgentProvocateur » Sa 15. Dez 2012, 00:38

Lumen hat geschrieben:Das sieht erstmal recht wild aus. Du bist wahrscheinlich ein introverted Thinking Nutzer, wenn du etwas älter bist, dürftest du etwas mehr Funktionen nutzen. ISTP gegen INTP ist oben erklärt.

Die Schwierigkeit ist nun wohl auch die, dass man im Internet auf unterschiedliche Beschreibungen der Typen trifft, die nicht unbedingt so recht zusammen passen wollen. Die von mir genannenten Typen habe ich alle erst mal in der englischen Wikipedia nachgelesen und daraufhin aufgelistet. Woanders sehen die aber ziemlich anders aus.

Was mich betrifft: ISTP bin ich sicher nicht, obgleich das wie gesagt in zwei der Tests herauskam. INTP, so wie hier beschrieben, passt schon recht gut, obgleich einiges auch gar nicht zutrifft, z.B. bin ich kein Sammler von Dingen. Aber ganz strenge solche Typen gibt es wohl auch nicht, schätze ich mal, eher mehr oder weniger Tendenzen. Oder? (Stimmt übrigens, das ich schon älter bin, werde das Durchschnitsalter dieses Forums ziemlich übersteigen, schätze ich.)
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon AgentProvocateur » Sa 15. Dez 2012, 01:22

Nanna hat geschrieben:Übrigens ist die Willkür der Selbsteinschätzung bei Likertskalen eines der großen ungelösten Probleme der sozialwissenschaftlichen und psychologischen Datenerhebung. "Stimme stark zu" bedeutet eben für jeden etwas anderes und ist eigentlich auch ohne den jeweiligen Kontext des Betroffenen kaum einzuordnen. Alternativen gibt es aber in der quantitativen Forschung auch nicht so recht.

Ich vermute, dass es besser wäre, statt 5 Feldern 10 Felder zur Auswahl zu stellen. Dabei würde vielleicht ebenfalls die 10 und die 1 weniger angekreuzt, vielleicht aber ist das auch vom Temperament abhängig. Könnte man dann jedoch eher im Nachhinein korrigieren, indem man jeweils ein Delta abzieht oder addiert.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Nanna » Sa 15. Dez 2012, 02:48

In der quantitativen Sozialforschung ist mittlerweile die herrschende Meinung, dass die höchste sinnvolle Auflösung bei 7-Punkt-Likertskalen erreicht wird. Alles, was darüber hinaus geht, überfordert die Probanden und suggeriert eine gar nicht bestehende Genauigkeit. Zudem steigt die Zahl der Möglichkeiten, wie man die Skala wahrnehmen kann, was zu einer höheren Bandbreite an unterschiedlichen subjektiven Einschätzungen führt, die von den Probanden auf die Skala projiziert werden.

Ich denke, dass Vollbreit einerseits Recht damit hat, dass der Quantifizierungswahnsinn teilweise überhand nimmt, dass man aber andererseits gerade für Massen- und Trendanalysen kaum andere Werkzeuge finden kann. Das Problem entsteht eigentlich weniger durch das Werkzeug, als durch Leute, die nicht wissen, was sie da verwenden. Deshalb fand ich es auch wichtig und richtig, dass Lumen schon zu Beginn so klar gesagt hat, wozu der MBTI taugt und wozu nicht.

Im Falle psychologischer Tests, wo es erstmal nicht um die Datengewinnung geht, kann man meines Erachtens keine sinnvollen Ergebnisse ohne flankierende Interviews erzielen, weil man mit Fragebögen, selbst wenn sie statistisch geeicht sind, von der Statistik auf den Einzelfall schließt und ich muss keinem hier erklären, wo da die Probleme liegen. Wenn man Selbsttests macht, sollte man umso ehrlicher sein und es schadet auch nicht, mal verschiedene Tests durchzuprobieren, um ein genaueres Bild der eigenen Persönlichkeit zu erhalten.

Wer in Teststimmung ist, kann hier eine Reihe von Tests finden, die auch noch interessant sind: http://similarminds.com/personality_tests.html
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon stine » Sa 15. Dez 2012, 13:14

Also bei Tests die eine Annäherung erlauben, versuche ich schon, möglichst Ja und Nein abzustufen. Ich kreuze weder immer in der Mitte, noch immer ganz außen an. Ich weiß ja nicht, was so schwer daran ist, sich zu entscheiden, was man nun lieber hat.
Man kann auch jede einzelne Entscheidung an den vorhergehenden messen. Es gibt, eben Dinge oder Situationen die man sehr gern mag und welche, die man mag, aber nicht unbedingt braucht. Und es gibt auch vieles, das einem egal ist. Also bei einer 7 Punkte Skala genau in der Mitte liegen.
Ich bin weder der Zauderer, noch der Übereifrige.

:mg: stine
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Julia » Sa 15. Dez 2012, 15:32

Ich lese gerade dieses Essay, vielleicht findet ihr das auch interessant...
The idea is that instead, within each brain, different selves are continually popping in and out of existence. They have different desires, and they fight for control—bargaining with, deceiving, and plotting against one another.

The notion of different selves within a single person is not new. It can be found in Plato, and it was nicely articulated by the 18th-century Scottish philosopher David Hume, who wrote, “I cannot compare the soul more properly to any thing than to a republic or commonwealth, in which the several members are united by the reciprocal ties of government and subordination.” Walt Whitman gave us a pithier version: “I am large, I contain multitudes.”

[...]

But anyone tempted by this theory has to admit just how wrong it feels, how poorly it fits with most of our experience. In the main, we do think of ourselves as singular individuals who persist over time. If I were to learn that I was going to be tortured tomorrow morning, my reaction would be terror, not sympathy for the poor guy who will be living in my body then. If I do something terrible now, I will later feel guilt and shame, not anger at some other person.

It could hardly be otherwise. Our brains have evolved to protect our bodies and guide them to reproduce, hence our minds must be sensitive to maintaining the needs of the continuing body—my children today will be my children tomorrow; if you wronged me yesterday, I should be wary of you today. Society and human relationships would be impossible without this form of continuity. Anyone who could convince himself that the person who will wake up in his bed tomorrow is really someone different would lack the capacity for sustained self-interest; he would feel no long-term guilt, love, shame, or pride.

http://www.theatlantic.com/magazine/arc ... al/307055/
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 15. Dez 2012, 16:03

AgentProvocateur hat geschrieben:Was mich mal interessieren würde: wenn Ihr so einen Test mit 5 Feldern ausfüllt, kommt es dann häufig vor, dass Ihr die beiden äußeren Felder ankreuzt? (Bei mir nicht, ich verwende eigentlich nur die drei inneren Felder.)

Dieser Kommentar wurde schon öfters zurecht angesprochen. Ich versuche schon sehr konkret zu werden und fülle auch mal den äußersten Rand aus. Z.Bsp. bei der Moral-Frage viel es mir überhaupt nicht schwer. Bei den Tests wurde ohnehin darauf hingewiesen, wie eine Mitte gewertet wird. Letztlich wandeln sie auch diese eher zu einem "ja" oder "nein" oder "zutreffend" oder "nicht zutreffend" um, also brauche ich mir nicht vorzumachen, dass mein "keine Ahnung" berücksichtigt wird.
Julias Kommentar war sehr interessant. Letztlich sind diese Tests nicht zur wissenschaftlichen Erfassung dar, sondern um uns zu vergewissern, dass wir noch die selben und nicht nur noch die gleichen (oder völlig verändert) sind. Man könnte es ja noch überspitzen, indem man feststellt, dass man nichtmal von einer Sekunde zur nächsten die exakt selbe Person ist (dazwischen lieben bereits ein paar Sinneswarnehmungen, ein paar Verstoffwechselungen, neue Gedanken, vergessene....). Ein Problem.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon AgentProvocateur » Sa 15. Dez 2012, 16:59

Julia hat geschrieben:Ich lese gerade dieses Essay, vielleicht findet ihr das auch interessant...
The idea is that instead, within each brain, different selves are continually popping in and out of existence. They have different desires, and they fight for control—bargaining with, deceiving, and plotting against one another.

The notion of different selves within a single person is not new. It can be found in Plato, and it was nicely articulated by the 18th-century Scottish philosopher David Hume, who wrote, “I cannot compare the soul more properly to any thing than to a republic or commonwealth, in which the several members are united by the reciprocal ties of government and subordination.” Walt Whitman gave us a pithier version: “I am large, I contain multitudes.”

[...]

But anyone tempted by this theory has to admit just how wrong it feels, how poorly it fits with most of our experience. In the main, we do think of ourselves as singular individuals who persist over time.

Der Gedanke, wir seien mehrere strikt voneinander getrennte Personen in einem, so wie Dr. Jekyll und Mr. Hide; vergleichbar, wie Hume sagt, mit einer Republik oder einem Commenwealth, erscheint mir nicht richtig, dieses Bild passt mE nicht.

So wie ich mich sehe, bin ich jedoch in einem gewissen Sinne durchaus mehrere Persönlichkeiten in einem, habe sehr viele Facetten, die ich selber auch nicht unbedingt kenne, d.h. ich kann mich selber auch überraschen, aber als Bild schwebt mir da eher ein Faden vor, d.h. die Persönlichkeiten greifen ineinander über, sind keineswegs scharf voneinander getrennt. Bei einem Faden greifen Fasern ineinander über, es gibt aber keine Fasern, die von vorne bis hinten durchgehen.

Die Kritik an Humes Ansicht mag ja nun passen, wenn man das so Dr. Jekyll and Mr. Hide-mäßig versteht, aber dennoch läuft sie mE auch ein wenig in die Irre, denn das hier anscheinend als enzige Alternative Gesehene scheint mir auch nicht richtig zu sein. Klar, in einem gewissen Sinne sehe ich mich schon als einzelnes Individuum, das über die Zeit hinreichend konsistent ist, aber in einem anderen Sinne ist das wiederum auch nicht ganz korrekt, denn im obigen (Faden-)Sinne bin ich eben auch mehrere Persönlichkeiten, daher ist es kein Problem, nicht widersprüchlich, wenn ich widerstreitende Interessen habe.

Ein Problem habe ich eher damit:

First Person Plural hat geschrieben:As the philosopher Jerry Fodor once put it, “If, in short, there is a community of computers living in my head, there had also better be somebody who is in charge; and, by God, it had better be me.”

Das scheint mir der Homunkulus-Gedanke zu sein. So als ob es zu den zusammenhängenden Persönlichkeiten noch eine übergeordnete Steuerzentrale gäbe. So aber sehe zumindest ich mich nicht.
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Re: Eine Frage der Persönlichkeit

Beitragvon Lumen » Sa 15. Dez 2012, 17:43

Das Problem ist meiner Meinung nach zunächst ein sprachliches. Wenn ich schreibe "ich sitze hier und schreibe", meine ich dann eine Perspektive von außen, oder eine von innen? Wir unterscheiden fortwährend, was ist, wenn die Unterscheidung zwischen mehreren vermeintlichen Stimmen keine ist, und was uns angeht trotzdem "eine" ist. Was wäre also wenn das "ich" wie ein Wind ist, der sich aus Ströhmungen, Verschiebungen und gegenseitigen Beeinflussungen gleichsam aus einem Grundrauschen an Hirnaktivität aufschaukelt, manchmal in mehrere Richtungen strebt (die dann Abwägen oder Gewissen werden), sich dann wieder vereint, absinkt und zu einer unbewussten Flaute wird, die wir Routine nennen. Und wenn ein neuer Drang da ist, heben sich Ströhmungen wieder, vereinen sich, lenken sich ab, heben sich auf und all das gehört zum Ich. Vielleicht wird sich der Wind nur dann seiner bewusst, wenn eine gewisse Windstärke erreicht ist. Vielleicht ist dies bei allen Lebewesen mit Gehirn so, und es gibt deshalb ein Koninuum an Bewusstsein vom Goldfisch bis zum Menschen, und dort vom Komapatienten bis zum wachen Geiste.
Zuletzt geändert von Lumen am Sa 15. Dez 2012, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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