Die extropischen Grundsätze

Beitragvon Waldkauz » Mi 2. Mai 2007, 06:48

Ich mach mich mal unbeliebt ...

Extropie versus Entropie? Da stellt es mir die Nackenhaare auf.

Mein - zugegebener Maßen recht eingerostetes - Wissen über Biologie sagt mir, dass das Universum dem Gesetz der Entropie unterliegt. Ein bewusstes Gegensteuern ist imho nur unter stetig steigendem Kraftaufwand möglich und wird doch irgendwann mit einem großen Knall kollabieren.

Und was die Idee eines "neuen Menschen" betrifft - egal ob langlebig, super intelligent oder was ...
Die letzten, die sich an solch einem Traum versucht haben, waren die Kommunisten - und die sind kläglich gescheitert.

Die Evolution funktioniert in ihrem eigenen Tempo. Jeder Versuch einer Umlenkung oder Bechleunigung ist riskant und wird mit hoher Wahrscheinlichketi scheitern. Gerade die gehäuft auftretenden Naturkatastrophen der letzten Jahre zeigen doch augenfällig, wie gefährlich es ist, auf Machbarkeit und Technologie zu vertrauen. Eine gelenkte Evolution zum Besseren kann imho nur im Einklang mit den natürlichen Ressourcen und mit möglichst wenig technischem Aufwand eine Chance haben.
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Beitragvon Klaus » Mi 2. Mai 2007, 08:52

Extropie vs Entropie.
Die Entropie ist in Singularitäten am größten. Leben ist nur in Randbereichen der Entropie möglich, man nennt das "geschenkte Ordnung". Und nur hier kann auch Evolution stattfinden. Hohe Entropie, kein Leben, keine Evolution.
Extropie besagt, mal ganz einfach, die Anwendung der wissenschaftlich-technischen Erkenntnisse auf die biologische Existenz des Menschen angewendet. Die Chips, in welcher Form auch immer werden den Weg in den menschlichen Körper finden. Noch brauchen wir Pässe um uns in der Welt zu bewegen, es wäre durchaus denkbar alle Daten auf einem RFID-Tag zu speichern und im menschlichen Körper zu implementieren, für die Datensammelwut unserer Politiker wahrscheinlich die beste Lösung.
Oder Chips als Überbrückung unterbrochener Nervenleitungen. Die Implementierung von Hörgeräten im menschlichen Schädel, gibt es schon, wird von den Kassen nicht bezahlt.
Der Einsatz von bewußtseinserweiternden Substanzen, zum Erreichen einer höheren Intelligenz, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Und das Erreichen des Punktes der technischen Singularität. Den ich als bedeutsam einstufe, insofern, dass die Menschen vom Verstand her nicht mehr begreifen, was in den Computern vor sich geht (Empfehlung E. Yudkovsky, Kurtzweil, Minsky)
In dem Maße, in dem die Menschen die Technik entwickeln werden sie in die Evolution eingreifen, bewußt. Abgesehen von der Tatsache, dass sie das heute ohnehin schon tun.
Die Kommunisten sind nicht an der Technik, oder am wissenschaftlich-technischen Fortschritt gescheitert, sondern an sich selbst, als politisches Programm.
...Wissen über Biologie sagt mir, dass das Universum dem Gesetz der Entropie ...


Das hat erst einmal nichts mit Biologie zu tun, wenn schon dann mit Physik

Desweiteren sind die Auswirkungen der Nanotechnologie noch nicht absehbar, im Guten wie im Schlechten, aber es wird sie geben. Eine einfache Frage, wie würde sich ein Mensch aus der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. hier wohl fühlen. Computer, ein Haufen Gadgets, Handy, Fernseher, Auto, für ihn unvorstellbar, Realität ist es trotzdem geworden. Es gibt ein Buch von Nicholas Negroponte, eben jenen, der die 3.te Welt Laptops einführen will und es auch schaffen wird, dieses Buch "Digitales Leben" ist eine Vision aus seiner Zeit als Direktor beim MIT, es ist vor über 10 Jahren erschienen und fast schon veraltet. Desweiteren gibt es ein sehr gutes Buch, herausgegeben von John Brockman (http://www.egde.org) "Ihre gefährlichsten Gedanken" in dem die führenden Wissenschaftler ihre Visionen erläutern, auch Dawkins ist dabei, gefährlich sind diese Visionen deshalb, weil sie, wenn sie realisiert werden die Welt, wie wir sie kennen, verändern werden. Oder das Methusalem Maus Projekt von Aubrey de Grey.
Nur weil bestimmte Denkansätze unsere Vorstellung übersteigen, müssen sie nicht schlecht sein.
Es gibt hervorragende Texte von Elizer Yudkovsky im Netz insbesondere zur Problematik der technischen Singularität, diese zu lesen sind ein Genuss. Ich glaube der Kerl ist jetzt Mitte 30, jedenfalls sehr jung und realisiert seine Vision. Ray Kurzweil beschäftigt sich mit der gleichen Problematik hat aber andere Denkansätze, guter Vortrag bei TED.
Und als letztes die Gaia-Theorie von James Lovelock, alle haben darüber gelacht als er diese veröffentlicht hat, aus dieser Theorie ist die Erdsystem-Theorie entstanden und es lacht keiner mehr, in diesem Zusammenhang Lynn Margulis nicht zu vergessen und Marvin Minsky´s Thinking Machines, die ihm immerhin die Firma finanziert haben, weil er in den Spielcasionos damit gezockt hat. Alle die hier genannten sind Transhumanisten.
Zuletzt geändert von Klaus am Do 3. Mai 2007, 00:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Max » Mi 2. Mai 2007, 12:24

Klaus, kannst du ein Buch über Transhumanismus empfehlen?
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Beitragvon Klaus » Mi 2. Mai 2007, 12:32

Ich mache eine Liste fertig und stelle sie hier ins Forum.
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Beitragvon HF******* » Mi 2. Mai 2007, 13:46

Schließt der Transhumanismus die Verbesserung der Menscheit durch Zuchtauswahl ein?
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Beitragvon Klaus » Mi 2. Mai 2007, 14:01

Der Transhumanismus ist doch keine monolithische Strömung, der Richtung der ich angehöre geht es um Demokratie, soziales Engagement, Kampf gegen Krankheiten, für Abtreibung, für gleichgeschlechtliche Ehe, Stammzellenforschung etc.
Eugenische Themen werden aber auch besetzt, kann dir da ein Buch schicken als online Exemplar, pdf.
Z.B. Die Gen-Auswahl bei der Thalassie Erkrankung auf Zypern, in dem Sinne ja, im Sinne von Herrenmenschentum nein.
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Beitragvon Klaus » Mi 2. Mai 2007, 14:23

Noch etwas, wer sich über Organspenden oder Organentnahmen verbreitet, muss letztlich sich auch mit der Problematik des Transhumanismus auseinandersetzen. Wenn es gelingt, genetische Substanzen zu entwickeln die helfen ein paar der schlimmste Krankheiten zu beheben, schreien alle hier. Diese Ziele programmatisch zu erfassen und zu versuchen Mißbrauch zu verhindern, ist das Anliegen des Transhumanismus.
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Links

Beitragvon Klaus » Mi 2. Mai 2007, 14:44

Welt -Transhumanistenverband
Deutsche Gesellschaft f. Transhumanismus e.V.

Bücher: John Brockman, "Die neuen Humanisten"; "Die dritte Kultur",

Oliver Krüger: " Virtualität und Unsterblichkeit. Die Visionen des Posthumanismus".
Aubrey de Grey Die Vision vom ewigen Leben

für den Anfang. :^^:
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Gehirne und Ferngläser

Beitragvon Klaus » Fr 4. Mai 2007, 18:19

Das Pentagon will Gehirne von Soldaten mit Ferngläsern kurzschließen
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Der ganze Artikel
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Beitragvon HF******* » Do 10. Mai 2007, 21:42

Die extropischen Grundsätze sind in jedem Fall sehr interessant - hätte mich allerdings nicht getraut, das so zu schreiben.
Gerade bei uns kommt doch bei der Verbesserung des Menschen gleich die Nazi-Keule.

@Molosovski: Die Grundsätze können kein gesamtes moralisches System darstellen. Es sind nur einzelne Ideen.

Es ist ein interesanter Gedanke, dass das Alter eine tödliche Krankheit ist.[/i]
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Beitragvon Klaus » Do 10. Mai 2007, 21:47

Menschen die Prothesen tragen, Gebisse, Herzschrittmacher, Hörgeräte sind eigentlich dem was man einen Cyborg nennt sehr nahe. Das Methusalem Maus Projekt finde ich interessant.
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Beitragvon [C]Arrowman » Do 10. Mai 2007, 22:01

Wenn diese Prothesen besser sind als das orginal würde ich darüber nachdenken mir solche Teile zu besorgen. =)
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Beitragvon Klaus » Do 10. Mai 2007, 22:23

Da dürfte einiges zu erwarten sein.
Aber für Interessierte AI, Singularität, Nanotech
Der Singularitäts Gipfel in Stanford, mit allem was Rang und Namen hat in der Branche, Ray Kurzweil, Douglas R. Hofstadter, Nick Bostrom, Cory Doctorow, K. Eric Drexler, Christine L. Peterson, Eliezer Yudkovsky. Alle Vorträge zum online anhören oder zum Download, ein schmäckerchen.
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