Privates Projekt: "Declaration Of The Brights"

Privates Projekt: "Declaration Of The Brights"

Beitragvon Kierkegaard » Di 5. Apr 2011, 19:59

Hallo Brights,

ich bin zwar noch Neuling hier und will mich hier gewiss nicht als was oder wer auch immer aufspielen, jedoch dachte ich mir, euch vielleicht mein eigenes kleines Projekt in Sachen Bright-Movement vorzustellen. Seit ich im Febraur '11 mich offiziell auf thebrights.net der Bewegung angeschlossen habe, habe ich mich (im Rahmen meiner freien Zeit) so gut es ging mit der Brights-Materie (soweit ich halt gekommen bin) beschäftigt.

Dabei fiel mir ein nettes Projekt ein, in das ich bisher einige Zeit gesteckt habe und schon mal vorab gerne eure Meinung dazu wissen würde. Mein kleines Projekt ist der VERSUCH einer Art Präambel der Brights zu schaffen (eines kleines Manifest), aus dem jedem (der sich dafür interessiert) ersichtlich sein soll, worum es überhaupt geht.

Diese Präambel ist still in progress und wird noch wachsen und sich noch viele Male verändern - hoffentlich zum Positiven (mit eurer Hilfe). Eure Mitarbeit und Kritik, wenn ihre weitere Ideen oder Verbesserungsvorschläge habt, ist jederzeit erwünscht.

Hier nun der erste Teil der Declaration...
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DECLARATION OF THE BRIGHTS

Von Kierkegaard

(Deutsche Urfassung)

1. Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild. Das Weltbild eines Brights ist frei von übernatürlichen und mystischen Elementen. Dieses naturalistische Weltbild erklärt allein die natürliche, physikalische Welt zum Grund und zur Norm aller Erscheinungen. Die Ethik und die Handlungen eines Brights basieren auf diesem naturalistischen Weltbild.

2. Ein Bright benötigt weder irgendwelche Götter oder einen >>Gott<< im Sinne eines übernatürlichen Schöpfergottes noch eine höhere Macht bzw. eine übernatürliche Intelligenz, um die Entstehung der Welt und des Universum erklären zu können, die in irgendeiner Form anbetungswürdig wäre oder von der man sich [übernatürliche] Hilfe erhoffen könnte.

3. Ein Bright weiß, dass die Entstehung des Lebens auf der Erde in all ihrer Komplexität und Vielfalt allein mit Hilfe naturalistischer Prozesse, wie der chemischen und biologischen Evolution sowie der natürlichen Selektion, erklärbar ist und daher keiner übernatürlichen Kräfte [die wiederum selbst mehr Erklärungen erfordern, als sie liefern würden] bedarf.

4. Nach dem naturalistischen Weltbild eines Brights ist der Mensch in diese Welt einfach hinein geboren und ist somit zur Freiheit bestimmt. Der Mensch allein ist Herr seines Schicksals. Er avanciiert somit zum Sinngeber seiner eigenen [sinnlosen] Existenz und seine Geschichte [die Geschichte der Menschheit] dient allein der Funktion zu Sinngebung des Sinnlosen.

5. Ein Bright zu sein ist nichts, wofür man sich schämen oder man sich zu entschuldigen habe. Das Bekenntnis des Brights zu einem naturalistischen Weltbild ist immer ein Zeichen für geistige Unabhängigkeit und einen kritischen und gesunden Geist[Verstand], welcher sich nicht von falschen [religiösen] Authoritäten beirren lässt.

6. Es ist nicht die Aufgabe eines Brights noch ist er dazu verpflichtet, all die unzähligen und unbewiesenen Behauptungen, Dogmen und Dinge zu widerlegen, die der furchtbaren und aberwitzigen Vorstellung und Fantasie eines religiösen Geistes entspringen. Es stehen immer zuerst jene in der Beweispflicht, die solche Dinge unbewiesen in den Raum stellen.

7. Es ist nichts falsch daran, die Position eines Brights [oder eines Agnostikers] einzunehmen, wenn [in weltanschaulichen Fragen] weder für die eine noch für die andere Seite handfeste Belege vorzuweisen sind. Dann ist die Position eines Brights [oder eines Agnostikers] stets die eindeutig vernünftigere Haltung.

8. Ein Bright sieht keinen vernüftigen Grund, um Menschen eines bestimmten Glaubens in irgendeiner Form nachzueifern. Wenn Menschen aus ihrem religiösen Weltbild Zuversicht, Hoffnung und einen Sinn für Leben [und Tod] gewinnen, dann steht ihnen das frei, aber es bringt einen Bright nicht dazu [noch lässt er sich dazu zwingen] es ihnen gleichzutun.

9. Ein Bright ist kein Bürger zweiter Klasse. Das Fehlen jeder Religionszugehörigkeit ist allein seine Privatangelegenheit. Weder muss ein Bright aufgrund seines naturalistischen Weltbildes ein geringerer Patriot sein noch ist er deswegen sofort ein moralisch schlechterer Mensch. So wie darf er deshalb nicht ohne weiteres unter Generalverdacht gestellt werden.

(Der Artikel Nr. 9 ist für die Amerikaner, weil viele evangelikale Christen behaupten, dass wer nicht religiös ist, kein echter Patriot sein kann)

10. (In Arbeit)

11. Ein Bright hat den gleichen Anspruch auf alle Freiheiten, Rechte und Pflichten wie all jene Bürger, die sich als religiös bezeichnen. Den politischen Forderungen und Interessen eines Brights haben politische Amtsträger, Institutionen und Behörden mit der gleichen Sorgfalt nachzukommen, wie denen von Menschen, die ein religiöses Weltbild pflegen.

12. Die religiösen Überzeugungen von politischen Amtsträgern haben in ihrer politischen Arbeit und in der Gesetzgebung, mit der sie betraut sind, nur in so weit eine Rolle zu spielen, wie dadurch nicht Andersdenkende diskriminiert werden und die Entscheidungsfreiheit und Würde anderer Menschen sowie die Neutralität des Staates nicht verletzt wird.

13. (In Arbeit)

14. (In Arbeit)

15. (In Arbeit)

16. Religionsfreiheit bedeutet nicht nur die Freiheit eine Religion ausüben zu dürfen, sondern auch die Freiheit von Religion und dass man nicht gegen den eigenen Willen gezwungen werden darf, sich zu einer bestimmten Religion bekennen zu müssen. Religionsfreiheit hat dort ihre Grenze, wo sie die Entscheidungsfreiheit und Würde anderer Menschen verletzt.

weitere Artikel folgen...
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So, nun könnt ihr euch ungefähr vorstellen, woran ich so in meiner Freizeit arbeite. Teilt mir eure Meinung mit. Was haltet ihr von der Idee? Welche Themen oder Forderungen könnte man noch aufnehmen? Was gefällt euch nicht? etc.


Bis die Tage
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Re: Privates Projekt: "Declaration Of The Brights"

Beitragvon Myron » Di 5. Apr 2011, 20:33

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Re: Privates Projekt: "Declaration Of The Brights"

Beitragvon Myron » Di 5. Apr 2011, 20:42

Kierkegaard hat geschrieben:6. Es ist nicht die Aufgabe eines Brights noch ist er dazu verpflichtet, all die unzähligen und unbewiesenen Behauptungen, Dogmen und Dinge zu widerlegen, die der furchtbaren und aberwitzigen Vorstellung und Fantasie eines religiösen Geistes entspringen. Es stehen immer zuerst jene in der Beweispflicht, die solche Dinge unbewiesen in den Raum stellen.


Die Theisten müssen den ersten Schritt machen und Argumente für den Theismus vorlegen (was sie bereits getan haben); und die Atheisten müssen zumindest den zweiten Schritt machen und jenen Argumenten den Wind aus den Segeln nehmen. Das bleibt auch einem rein negativen, neutralen, agnostischen Atheisten nicht erspart, wenn er Wert darauf legt, dass sein Nichtglauben gerechtfertigt ist. Denn wenn es keine stichhaltigen Argumente für den Antitheismus, aber stichhaltige Argumente für den Theismus gibt, dann ist die agnostisch-neutrale Glaubensenthaltung nicht gerechtfertigt. In diesem Fall wäre jeder Atheist epistemologisch verpflichtet, den Theismus zu bejahen.
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Re: Privates Projekt: "Declaration Of The Brights"

Beitragvon Nanna » Di 5. Apr 2011, 20:53

Ich finde es toll, dass du etwas zum Selbstverständnis der Brights beitragen willst!

Allerdings geht aus den (von Myron verlinkten) Prinzipien klar hervor, dass die Brights sich "an die ursprünglichen Definitionen" halten. Das bedeutet, dass es keine offiziellen Zusätze zu den konstituierenden Prinzipien geben wird.

Dein Projekt ist trotzdem sinnvoll und sicherlich auch produktiv. Du solltest es aber vielleicht anders betiteln. Da individuelle Ansichten und der Respekt vor selbigen bei den Brights eine sehr große Rolle spielen, würde ich dir vorschlagen, es z.B: "Manifest eines Brights" bzw. eben "Manifesto of a Bright" zu nennen. Dieses Manifest könnte ja beispielsweise von anderen Brights unterzeichnet werden.
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Re: Privates Projekt: "Declaration Of The Brights"

Beitragvon ganimed » Mi 6. Apr 2011, 09:53

Hut ab vor jedem Engagement für eine gute Sache. Ich finde es eine gute Idee, nicht nur Bulletins und vorgefertigte Brights-Definitionen (so karg wie die immer sind) phlegmatisch zur Kenntnis zu nehmen, sondern sich selbst zu überlegen, was ein Bright ist und was zu dessen Definition gehört. Sich mit etwas auseinandersetzen statt nur zu konsumieren ist sicher anstrengender aber es bringt einen sicher auch viel weiter.

Ich habe an einigen Punkten was zu mäkeln, aber ich vermute das liegt in der Natur der Sache. Eine etwas umfangreichere Definition wie diese enthält vermutlich unweigerlich auch viele höchst individuell begründete Schwerpunkte.

Die Punkte 1 - 3 würde ich unterschreiben und bei [2] vielleicht noch ein wenig umformulieren, weil der Nebensatz ", die in irgendeiner Form anbetungswürdig wäre ... " ein wenig aus dem Kontext fällt. Vermutlich wäre da ein eigener zweiter Satz mit eigenem Nom klarer.

Punkt [4] finde ich recht interessant und relativ neu für eine solche Präambel. Die äußere Sinnlosigkeit der Existenz und die damit verbundene Freiheit sich selbst einen individuellen Sinn zu suchen erscheint mir tatsächlich eine erste wichtige Folgerung aus dem Atheismus. Ein Problem habe ich nur mit der Formulierung "ist der Mensch in diese Welt einfach hinein geboren und ist somit zur Freiheit bestimmt". Da ist mir nicht ganz klar, wieso einen eine Geburt zur Freiheit bestimmt. Was ist mit Skalvenkindern? Welche Freiheit ist überhaupt gemeint?

Kierkegaard hat geschrieben:5. Ein Bright zu sein ist nichts, wofür man sich schämen oder man sich zu entschuldigen habe

DIesen Punkt empfinde ich als eher unnötig. Mir hat jedenfalls noch nie einer gesagt, dass ich mich schämen sollte. Kommt mir daher wie ein Argument für eine Scheindiskussion vor, eine vorauseilende Rechtfertigung noch ehe irgendjemand einen Vorwurf erhebt.

Kierkegaard hat geschrieben:6. Es ist nicht die Aufgabe eines Brights noch ist er dazu verpflichtet, all die unzähligen und unbewiesenen Behauptungen, Dogmen und Dinge zu widerlegen

Dies ist möglicherweise eine gute Verhaltensanweisung für die nächste Glaubensdiskussion mit einem Gläubigen, hat aber nach meinem Gefühl mit der Definition eines Brights nicht so viel zu tun. Sicher ist es nützlich, seine Aufgaben abzugrenzen und dann eben auch festzulegen, was man alles nicht tun muss. Aber dieser Punkt hier scheint mir zu willkürlich gewählt. Marmelade kochen muss ein Bright beispielsweise auch nicht, ist aber auch kein wesentliches Merkmal.

Kierkegaard hat geschrieben:7. ... wenn [in weltanschaulichen Fragen] weder für die eine noch für die andere Seite handfeste Belege vorzuweisen sind. Dann ist die Position eines Brights [oder eines Agnostikers] stets die eindeutig vernünftigere Haltung.

Was sind "handfeste Belege" genau? Ich finde es problematisch, einen Jahrhunderte alten Streit um Glauben oder nicht Glauben hier mit einem Nebensatz ad acta legen zu wollen. So nach dem Motto: wenn wir die besseren Argumente haben, dann sind wir immer im Recht. Tja, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre.

Kierkegaard hat geschrieben:8. Ein Bright sieht keinen vernüftigen Grund, um Menschen eines bestimmten Glaubens in irgendeiner Form nachzueifern. Wenn Menschen aus ihrem religiösen Weltbild Zuversicht, Hoffnung und einen Sinn für Leben [und Tod] gewinnen

Das erscheint mir redundant mit Punkt [2]. Ein Bright braucht keinen Gott. Das muss eigentlich nur einmal gesagt werden.

Kierkegaard hat geschrieben:9. Ein Bright ist kein Bürger zweiter Klasse. Das Fehlen jeder Religionszugehörigkeit ist allein seine Privatangelegenheit. Weder muss ein Bright aufgrund seines naturalistischen Weltbildes ein geringerer Patriot sein noch ist er deswegen sofort ein moralisch schlechterer Mensch. So wie darf er deshalb nicht ohne weiteres unter Generalverdacht gestellt werden.

Die Formulierung "So wie darf er ..." würde ich ersetzen durch "Er darf ..."

Insgesamt finde ich Punkt [9] nicht so treffend. Ausgedrückt werden soll vermutlich das Prinzip des Laizismus: Trennung von Religion und Staat wobei Religion (bzw. Nichtreligiösität) nur noch Privatsache ist.
Auf Anfeindungen und Schmähungen von amerikanischen Evangelikalen würde ich in einer Brightsdefinition eigentlich eher nicht eingehen. Das sollte man sich für eine hitzige Diskussion aufsparen, wenn man denn jemals Gelegenheit dazu bekommt. Wann fährt man schonmal nach USA. In einer eigenen Definition sollte man es nicht nötig haben, sich explizit auf exotische, vermeintliche Gegner zu beziehen.

Das mit dem "geringeren Patrioten" würde ich übrigens sogar auch selber behaupten. Zumindest erscheint es mir wahrscheinlich, dass Leute mit Tendenz zu Rationalität und Skepsis, auch ihren eigenen Gefühlen gegenüber, bestimmt auch eine gewisse Tendenz haben, gegen emotionale Phänomene wie Patriotismus oder ander Identifikationsstörungen ein wenig gefeiter zu sein. Ich halte übrigens Patrioten für die moralisch schlechteren Menschen, aber das nur nebenbei.

Und dass niemand und gar nichts ohne weiteres unter Generalverdacht gestellt werden sollte, das gilt ganz allgemein und überall. Könnte man also weglassen.

Ich muss mal in Ruhe überlegen, ob mir noch irgendwas einfällt, was noch fehlen könnte. Momentan fällt mir natürlich nichts ein. Aber ich ahne schon, dass das Erstellen einer solchen Deklaration, möglichst vollständig und ohne große Redundanz, eine wirklich knifflige Aufgabe ist. Wenn mir noch was einfällt, trage ich es nach.
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Re: Privates Projekt: "Declaration Of The Brights"

Beitragvon Kierkegaard » Mi 6. Apr 2011, 19:50

Danke für eure bisherigen Antworten. Ich werde alle bisherigen Ratschläge berücksichtigen, so dass eventuell am Sonntag oder am Montag die nächste aktualisierte Version in diesem Thread erscheint.

Wie gesagt, ich bin für jede Kritik und Verbesserungsvorschläge dankbar. Der Tipp zu Änderung des Titels in "Manifest eines Brights / Manifesto of a Bright" von Nanna sehe ich ein und werde es auch umsetzen. Auch die Tipps von Myron und Ganimed, insbesondere das Thema Redundanz, werde ich berücksichtigen.

Was das Thema Redundanz generell betrifft, wie man hoffentlich feststellen kann, arbeite ich daran. Das mir dies nicht immer gelingen wird ist klar, umso mehr freue ich mich darüber, wenn man mich auf solche Mängel hinweist.

@ Ganimed

Jederzeit, sobald dir was neues einfällt, dann schreib es nur hier rein. Das gleiche gilt natürlich auch für alle anderen User hier. Dieses Projekt lebt davon. :up:


Bis die Tage
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