Angehende Lehrer bezweifeln Evolutionslehre

Angehende Lehrer bezweifeln Evolutionslehre

Beitragvon Sisyphos » Mi 25. Apr 2007, 19:11

Das halte ich für sehr besorgniserregend! :erschreckt:

Kölner Stadtanzeiger hat geschrieben: Angehende Lehrer bezweifeln Evolutionslehre

Dortmund - Jeder achte Lehramtsstudent der Universität Dortmund bezweifelt die von der Wissenschaft nahezu unbestrittene Evolutionstheorie. Dies ist das Ergebnis von zwei Umfragen unter 1228 Studienanfängern des vergangenen Jahres, wie die Universität am Mittwoch mitteilte. Demnach ist es für 12,5 Prozent der Befragten unklar, ob eine Evolution stattgefunden hat. Unter den Studenten waren auch 148 künftige Biologielehrer. (...)

Dass Mensch und Schimpanse gemeinsame "äffische" Vorfahren besitzen, wird von fast 9 Prozent der Biologie-Lehramtsstudenten abgelehnt. Unter allen befragten Lehramtsstudenten waren es 13 Prozent. Der Aussage, "ein höheres Wesen hat den Menschen im Wesentlichen in seinem jetzigen Aussehen geschaffen" stimmten fast 10 Prozent der Biologen und 18 Prozent der Studienanfänger insgesamt zu. (...)


http://www.ksta.de/html/artikel/1177477761239.shtml
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Beitragvon Andersdenker » Mi 25. Apr 2007, 19:15

Ach du Scheiße!
Besorgniserregend, allerdings. Sowas hätte ich niemals in Deutschland erwartet.
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Beitragvon Klaus » Mi 25. Apr 2007, 19:20

Wech mit denen, kein Lehramt, wäre die Konsequenz. Wundern tut mich das aber gar nicht, ich habe das ja von der OSR an einem Gymnasium im Pott schon mal erzählt, Fachlehrerin für Biologie, eine Sufi, ehemals Christin, jetzt religiös im Nagshibandi-Orden tätig. Die sind sogar so irre, die geben sich arabische Namen, die deutschen Sufis meine ich.
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Beitragvon gavagai » Mi 25. Apr 2007, 19:50

Servus,
aufschlussreich wäre jetzt, wieviel die Kugelgestalt der Erde bezweifeln, wieviele ihr tägliches Horoskop lesen (und sich danach richten) und wie dabei die Schnittmengen zu den Bezweiflern der Evolution sind.
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Beitragvon Sisyphos » Mi 25. Apr 2007, 19:55

Weshalb möchte jemand Biologielehrer werden, obwohl er/sie die wichtigste theoretische Grundlage des Faches zugunsten eines Mythos ablehnt?

(a) Die naive Ansicht, Biologie wäre ein leicht zu lernendes Fach. Alles andere sei zweitrangig.
(b) Die naive Ansicht, Biologie, da gehe es um knuddelige Tierchen. Alles andere sei zweitrangig.
(c) Die naive Ansicht, Wissenschaft und Mythos ließen sich schon irgendwie in Einklang bringen.
(d) Die dreiste Absicht, später im Unterricht zu missionieren (Unterwanderung des Schulsystems).

Habe ich was vergessen? :mg:
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Beitragvon Klaus » Mi 25. Apr 2007, 20:03

Sisyphos, tsss, geht es da nicht auch um Sex :lachtot:
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Beitragvon HF******* » Mi 25. Apr 2007, 21:44

Inwiefern können wir uns um die Schulen vor Ort kümmeren?

Es geht ja nicht nur darum, dass einige Lehrer - vielleicht sogar nur Religionsleherer - nicht ganz raffen, was vor sich geht: Viel wichtiger ist mir, dass das richtige auch gut unterrichtet wird: Die kruden Vorstellungen in den USA sind sicherlich auch auf Versäumnisse in der Schulzeit zurück zu führen.

Ich denke, dass ich ansich immer guten Biologieunterricht hatte, kann mich aber nicht entsinnen, dass jemals die Evolution überhaupt auf dem Stundenplan gestanden hätte. In der 5./6. Klasse hatten wir übrigens Biologieunterricht gerade bei der Lehrerin, die auch Religion unterrichtet hat.

Ich könnte mir vorstellen, Diskussionen mit den entsprechenden Lehrern an den Schulen anzuzetteln. Ich denke, dass man einerseits Klarheit schaffen sollte, andererseits in eine ganz bestimmte Richtung Druck ausgeübt werden sollte: Was unterrichtet die religiöse August-Herrmann-Franke Schule vor meiner Nase? Mit was für Leuten müssen wir uns später herumschlagen, wenn sie es in der Schule nicht richtig und im Religionsunterricht zusätzlich falsch unterrichtet bekommen?

Ich finde, dass das ein ganz heikler Bereich ist, der kein große Toleranz von Versäumnissen verträgt.

Gruß
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Beitragvon [C]Arrowman » Do 26. Apr 2007, 06:25

Evolution wid erst in der Oberstufe dran genommen. Zumindest in Hessen.
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Beitragvon Kival » Do 26. Apr 2007, 06:41

[C]Arrowman hat geschrieben:Evolution wid erst in der Oberstufe dran genommen. Zumindest in Hessen.


In jedem Bundesland in der Oberstufe und außerdem ist es Randthema in der Sek I (zumindest in NRW). Allerdings muss man, um mit dem THema ernsthaft in Kontakt zu kommen, zumindest bis Ende 12.2 Biologie haben, teilweise ist sogar ein Besuch des Biounterrichts in der Stufe 13 nötig.
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Beitragvon HF******* » Do 26. Apr 2007, 08:26

Und was machen die Realschüler? Da wird Evolution wahrscheinlich nur im Religionsunterricht behandelt...:explodieren:

Ab der 12. Klasse habe ich Biologie abgewählt... :irre:

Naja, es gibt schlimmeres: Es gibt in Hamburg Leute, die haben ihre gesamte Schulzeit über in 13 Jahren NIEMALS Geschichtsunterricht gehabt. :kopfklatsch:
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Beitragvon Klaus » Do 26. Apr 2007, 08:55

Dann braucht man sich eigentlich über nichts weiter zu wundern.
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Beitragvon Max » Do 26. Apr 2007, 12:25

Ich habe das hier - in Bayern - in der achten Klasse gelernt. Allerdings waren die Informationen eher unzureichend.
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Beitragvon Mark » Do 26. Apr 2007, 12:53

also ehrlich ich hätte bereits im gymnasium spätestens ab der 8ten klasse bei einem bio-lehrer der solchen scheiss verzapft hätte jede weitere kooperation verweigert. die halbe klasse hätte einen streik ausgerufen...ein skandal wäre das gewesen ! sogar die katholiken akzeptieren die et.
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Beitragvon Kival » Do 26. Apr 2007, 14:44

Mark hat geschrieben:sogar die katholiken akzeptieren die et.


Die Mehrzahl der deutschen Mitglieder der katholischen Kirche: Ja. Die katholische Kirche: Eher nein als ja.
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Beitragvon Max » Do 26. Apr 2007, 14:50

Intelligent Design ist treffender.
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Beitragvon Sisyphos » Do 26. Apr 2007, 15:26

Der beste Ansatz dürfte wohl in der Lehrerbildung liegen. Im o.g. Beitrag wird erwähnt, dass man in Lehrveranstaltungen i.d.R. nicht merkt, wenn Studenten die These der göttlichen Schöpfung der Evolutionstheorie vorziehen. Offenbar wird die Evolution nicht so intensiv diskutiert, dass Studenten sich darüber auch qualifiziert äußern können. Wenn die Evolution in einer Vorlesung abgehandelt wird und nicht in einem Seminar, leuchtet das Problem ein. Wieviel geistige Anteilnahme schenkt der Durchschnittsstudent schon einer Vorlesung?

Dazu sind oftmals auch nicht alle Veranstaltungen verbindlich. Ich konnte z.B. damals im Geografiestudium einen Schein für physische Geografie in einem von drei verschiedenen ausgerichteten Seminaren (Hydrologie, Bodenkunde oder Klimatologie) machen. Lehramtsstudenten hören nie alles, weil sie zwei Fächer (plus Erziehungswissenschaften) studieren. Zur Unterrichtsvorbereitung muss man sich dann inhaltlich in Bereiche einarbeiten, die das Studium nicht abgedeckt hat.

Auch hatte ich Geologie/Erdgeschichte nur kurz im Grundstudium. Wenn man da nur marginale Kenntnisse hat, wird der offenkundige Widerspruch zum biblischen Schöpfungsmythos genau wenig als Dissonanz wahrgenommen, wie bei den Biologiestudenten, die statt Evolution und Genetik lieber ein Seminar über das Liebesleben der Gummibärchen besuchen.

Nun kann man selbst Biologielehrern nicht vorschreiben, was sie privat zu glauben oder nicht zu glauben haben. Man kann aber erwarten, dass sie in der Lage sind, ihren Schülern später das beizubringen, was wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Die Evolutionslehre sollte also im Studium verbindlich und auch prüfungsrelevant sein.

Man könnte sich auch vorstellen, im Biologieunterricht die Evolutionstheorie und Kreationismus/ID gegenüberzustellen, um den Widerspruch zu thematisieren und zum Denken anzuregen. Ich hatte das ansatzweise auch in Ethik gemacht - beim Thema Christentum. (Allerdings ist bei uns Ethik nicht für alle verbindlich wie in Berlin und Brandenburg.)
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Beitragvon Waldkauz » Do 26. Apr 2007, 15:41

Max hat geschrieben:Intelligent Design ist treffender.


Warum?

Was ist so schlimm an der Vorstellung, dass sich die Spezies H. sapiens durch stinknormale Evolution entwickelt hat?
Genügt es nicht, die dominante Spezies auf diesem Planeten zu sein - muss mensch auch noch "was besonderes" sein?
Sämtliche Überlegungen in diese Richtung erinnern mich fatal and die Krone-der-Schöpfung-Mentalität des Christentums.

Als ich vor einigen Jahren einen Artikel über Intelligent Design las, kam mir sofort der Verdacht, dass hier klammheimlich und hintenrum wieder etwas "göttliches" eingeführt werden soll, nur hier eben unter dem Deckmantel einer wissenschaftlichen Theorie.

Nachlesen bei Wikipdia hat den Verdacht bestätigt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligent_Design
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Beitragvon Klaus » Do 26. Apr 2007, 15:42

Gibt es einen Unterschied zwischen Lehramtsstudenten und Pädagogik-Studenten? Eine kurze, wie prägnante Erläuterung wäre dienlich.
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Beitragvon Sisyphos » Do 26. Apr 2007, 15:48

Klaus hat geschrieben:Gibt es einen Unterschied zwischen Lehramtsstudenten und Pädagogik-Studenten? Eine kurze, wie prägnante Erläuterung wäre dienlich.


Pädagogikstudenten wollen ein Diplom oder Magister (oder was heute auch immer) erwerben. Lehramtsstudenten streben das Erste Staatsexamen an (im Referendariat gibts dann das Zweite). Pädagogen können nicht an Schulen unterrichten; sie studieren ja keine Unterrichtsfächer, sondern vertiefen sich in die Erziehungswissenschaften oder werden Sozialpädagogen o.ä.. Eine Reihe von Lehrveranstaltungen im Bereich Erziehungswissenschaften (Pädagogik, Psychologie, auch Soziologie) besuchen aber beide Gruppen gemeinsam.
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Beitragvon Waldkauz » Do 26. Apr 2007, 15:50

Kann hier nur für Österreich antworten.

Pädagogikstudenten studieren Pädagogik (Erziehungswissenschaften).
Lehramtsstudenten studieren üblicherweise zwei Fächer ihrer Wahl mit dem Ziel, das Lehramt zu erwerben.
Die begleitende pädagogische Ausbildung ist eher mäßig und umfasst nur wenige Lehrveranstaltungen.
Zuletzt geändert von Waldkauz am Do 26. Apr 2007, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
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