Bionic hat geschrieben:Ich sehe das Besitzdenken welches in unserer Gesellschaft ja recht ausgeprägt ist, schon eher ziemlich skeptisch. Es wird ja dann sogar noch auf Parbeziehungen angewandt. Da findet glaub ich schon viel Heuchelei statt. Inwiefern so ein Denken kulturell geprägt sein sollte, ist mir jetzt nicht ersichtlich.
Das Rollenverständnis in einer Partnerschaft hat schon sehr viel mit Kultur zu tun. Ein Faktor dürfte sein, wie einem das von den Eltern vorgelebt wird, von anderen Beispielen in der Familie. Dann beeinflussen und prägen einen vielleicht noch die Sichtweisen von Idolen, Promis, was in Filmen und Büchern dargestellt wird. Wenn sich jemand hinstellen würde und behauptete, dass die Art und Weise, wie er seine Frau sieht, nur darauf beruht, was er sich als richtig, vernünftig und sinnvoll überlegt habe, dann erschiene mir das doch sehr unglaubwürdig. Niemand ist eine Insel. Und niemand, der in einem westeuropäisch liberalen Haushalt groß wird, sieht nachher seine Frau als bloßes Besitztum an.
Bionic hat geschrieben:Menschliches Leben ist etwas vom Wertvollsten was es auf der Erde gibt.
Das klingt wunderbar. In der Praxis scheinen dir aber relativ wenig Menschen zuzustimmen. Ich denke da an die vielen Kinder, die in Armutsregionen an Hunger und Krankheit sterben. Wenn deren Leben wichtiger als jeder Komfort und jeder Besitz wäre, dann würden ja die Menschen in den reichen Ländern solange spenden, bis das Sterben aufhört (oder zumindest stark abnimmt). Auf der Ebene der Sonntagsreden stimme ich dir natürlich zu. Aber um als Argument bei der Todesstrafe so richtig Bestand zu haben, fehlt mir noch ein wenig der Realitätsbezug. Solange überall auf der Welt gemordet, ehtnisch gesäubert, totgeschlagen und in Armut gestorben wird, fühlt es sich an, als wäre die Anwendung des "Wert des Lebens"-Argumentes punktuell gegen die Todesstrafe ein wenig willkürlich und selektiv.
Bionic hat geschrieben:Fazit Todesstrafe: Praxisnähe zu Terror-Staaten, Symptombekämpfung anstatt Ursachenergründung, Fragwürdigkeit der Rache, kaum Abschreckung, keine Resotialisation, härtere Vorgehensweise von Verbrechern,....
Die USA ist kein Terror-Staat, würde ich mal, bei aller gebotenen Amerika-Skespsis, behaupten wollen.
Die anderen Punkte treffen in unterschiedlichem Maße auch auf Gefängnisstrafen zu. Mit dem Einsperren werden nicht die Ursachen ergründet, sondern auch erstmal nur die Symptome bekämpft. Mit Strafe an sich ist immer auch Rache verbunden. Nur Sicherheitsverwahrung (Schutz der Gesellschaft) und Resozialisierung wären Maßnahmen am Täter, denen ein Rachegedanke fehlt. Probleme bei der Abschreckung und bei der Resozialisierung kann man sicher auch dem deutschen Gefängnisvollzug attestieren.
Und was die gebotene Härte anbelangt, fehlt mir persönlich ein wenig der Maßstab. Woher weiß man eigentlich, dass für einen Mord eine Strafe von 5 Jahren Gefängnis angemessen ist? Wieso nicht 5 Wochen? Oder 50 Jahre? Oder dann eben doch die Todesstrafe? Oder Hände abhacken? Das Strafmaß scheint mir, ebenso wie die Grundsatzfrage an sich, doch wieder von kulturellen Geschmäckern und Traditionen abzuhängen. Obwohl ich natürlich sicher bin, dass die vielen hellen Köpfe in der Justiz sich die Sache sicher nicht leicht machen und das meiste schon zu begründen und abzuwägen wissen.