xander1 hat geschrieben:Der Atheist, der gemäßigt ist, und nicht gerade Naturalist ist, denkt nicht in einer "nichts als"-Vorstellung.
Dann bist du wohl kein "Bright", gell?
xander1 hat geschrieben:Der Atheist, der gemäßigt ist, und nicht gerade Naturalist ist, denkt nicht in einer "nichts als"-Vorstellung.
laie hat geschrieben:Nein, mein Freund: genau das ist das Problem jedes Menschen: immer muss er anderes ausschliessen, um etwas zu begreifen. Jeder Versuch, einen Gegenstand zu verstehen, zerstört diesen: am Ende bleiben dann nur noch irgendwelche Quanten übrig.
laie hat geschrieben:Und: gewöhn dich daran: ja, auch Atheismus ist eine Ideologie. Ich finde, sogar eine recht intolerante, mindestens aber in ihrer Naivität arrogant, arrogant gegen Andersdenkende, denen man das eigene krude Weltbild unterstellen möchte. Atheisten unterstellen gerne Gläubigen, diese würden an einen Mann mit weissem Bart glauben. "Zeigt uns den mal". Ach, ist das nicht geistreich.
Nanna hat geschrieben:laie hat geschrieben:Nein, mein Freund: genau das ist das Problem jedes Menschen: immer muss er anderes ausschliessen, um etwas zu begreifen. Jeder Versuch, einen Gegenstand zu verstehen, zerstört diesen: am Ende bleiben dann nur noch irgendwelche Quanten übrig.
Ist das so? Muss ich ein Auto "zerstören", um zu verstehen, wie es funktioniert? Ich glaube, es gibt genug Autoenthusiasten, die eine richtiggehend emotionale Beziehung zu ihrem Auto haben und sogar noch wissen, aus welchem Metall die Kardanwelle gebaut ist und welches Teil sich wann wie bewegt. Die haben ein Auto verstanden und trotzdem bleibt es ihnen als Gesamtkunstwerk erhalten, ohne irgendwelche Zerstörungen, sei das nun im physischen oder psychischen Sinne gemeint.
Nanna hat geschrieben:laie hat geschrieben:Und: gewöhn dich daran: ja, auch Atheismus ist eine Ideologie. Ich finde, sogar eine recht intolerante, mindestens aber in ihrer Naivität arrogant, arrogant gegen Andersdenkende, denen man das eigene krude Weltbild unterstellen möchte. Atheisten unterstellen gerne Gläubigen, diese würden an einen Mann mit weissem Bart glauben. "Zeigt uns den mal". Ach, ist das nicht geistreich.
Nur zur Erinnerung: Wir sind hier Naturalisten, Atheismus ist lediglich eine Unterposition in diesem Weltbild. Und ja, natürlich ist das eine Ideologie im wertneutralen Sinne, nämlich ein System von Ideen und Annahmen über die Wirklichkeit.
Nanna hat geschrieben:Was du sonst noch über Atheisten sagst, entspricht den üblichen Stereotypen. Die meisten Atheisten - zumindest hier im Forum - haben dann aber doch eine andere Ebene der Religionskritik. Was an einem gottlosen, besser noch: naturalistischen, Weltbild "krude" sein soll, hätte ich doch gerne erklärt, da es meiner Meinung nach kein logisch stringenteres gibt.
laie hat geschrieben:Nein, mein Freund: genau das ist das Problem jedes Menschen: immer muss er anderes ausschliessen, um etwas zu begreifen.
laie hat geschrieben:Und: gewöhn dich daran: ja, auch Atheismus ist eine Ideologie.
laie hat geschrieben:Ich finde, sogar eine recht intolerante, mindestens aber in ihrer Naivität arrogant,
laie hat geschrieben: arrogant gegen Andersdenkende, denen man das eigene krude Weltbild unterstellen möchte.
laie hat geschrieben: Atheisten unterstellen gerne Gläubigen, diese würden an einen Mann mit weissem Bart glauben.
laie hat geschrieben:Und: gewöhn dich daran: ja, auch Atheismus ist eine Ideologie.
platon hat geschrieben:Wenn Atheismus eine Ideologie ist, dann ist Nicht-Briefmarkensammeln ein Hobby und
Nicht-Fußballspielen eine Sportart.
platon hat geschrieben:Atheismus ist die Weigerung sich mit der Existenz angeblich nicht beweisbarer Geistwesen zu befassen.
platon hat geschrieben:Wer diese Weigerung als Ideologie begreift, weiß nicht was Ideologie bedeutet und hält auch das Nichtglauben an Feen, Hexen und Elfen für eine Ideologie.
platon hat geschrieben:laie hat geschrieben:Und: gewöhn dich daran: ja, auch Atheismus ist eine Ideologie.
Ja, die Spinner sterben nicht aus. Und die Wiederholung des Unsinns macht ihn nicht sinnvoller.
Merke: Wenn Atheismus eine Ideologie ist, dann ist Nicht-Briefmarkensammeln ein Hobby und
Nicht-Fußballspielen eine Sportart.
Atheismus ist die Weigerung sich mit der Existenz angeblich nicht beweisbarer Geistwesen zu befassen.
Wer diese Weigerung als Ideologie begreift, weiß nicht was Ideologie bedeutet und hält auch das Nichtglauben an Feen, Hexen und Elfen für eine Ideologie.
El Schwalmo hat geschrieben:so, wie Du das formulierst, ist das ein Kategorienfehler. Wenn Du 'Glaube' anstelle von 'Ideologie' geschrieben hättest, würde es anders aussehen.
Nanna hat geschrieben:Klar ist Aufklärung eine Ideologie, Naturalismus zumindest im wertneutralen Sinne auch. Die Frage ist nur, ob man den kulturrelativistischen Weg geht und sagt, dass Ideologien normativ alle gleich zu bewerten sind (auch der Kulturrelativismus ist ironischerweise eine Ideologie), oder ob man einer bestimmten Ideologie, z.B. eben dem Naturalismus, trotzdem den Vorzug gibt, weil er bezüglich der Übereinstimmung mit empirischen Beobachtungen eine große, um nicht zu sagen: unerreichte, Stärke besitzt.
laie hat geschrieben:Warum kann ich nicht frommer Christ und zugleich die "unerreichte Stärke empirischer Beobachtungen" für mich reklamieren?
Ruse, M. (1997) 'John Paul II and Evolution' The Quarterly Review of Biology 72 (4):391-395
laie hat geschrieben:Leider habe ich keinen Zugriff auf die von Dir genannte Quelle. Um was geht es da in etwa?
Pete hat geschrieben:naja, das schon immer würde ich nicht gerade unterschreiben, aber es gibt Annäherungen. Wobei man hier allerdings unterscheiden muss, dass Papst Johannes Paul II immer noch darauf hinweist, dass Wahrheit der Wahrheit nicht widersprechen kann und die Offenbarung der Bibel Wahrheit ist
Pete hat geschrieben:und eine Evolutionstheorie (er schreibt von Evolutionstheorien) dieser folglich nicht widersprechen darf.
Pete hat geschrieben:Folglich lehnt er all jene Theorien ab, die besagen, dass das Leben ein zufälliges Produkt sei und fügt hinzu, dass ohne den Schöpfungsakt auch nach diesen Theorien die Würde des Menschen nicht begründet werden kann. Hier sind wir dann aber schon mitten in einer ethischen Diskussion.
El Schwalmo hat geschrieben:Pete hat geschrieben:und eine Evolutionstheorie (er schreibt von Evolutionstheorien) dieser folglich nicht widersprechen darf.
Vorsicht, es ist problematisch, was der Papst genau geschrieben hat. Das Original war französisch, da stand nur eine Theorie. Die englische Übersetzung war falsch, dort stehen mehrere Theorien.
Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorien
Botschaft von Papst Johannes Paul II.an die Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
[...]Genau genommen muß man eher von Evolutionstheorien sprechen als von der Theorie der Evolution. Diese Vielfalt entspricht einerseits den unterschiedlichen Ansätzen, die vorgeschlagen wurden, um den Mechanismus der Evolution zu erklären. Andererseits entspricht sie der Unterschiedlichkeit der Weltanschauungen, auf die man sich bezieht. So gibt es materialistisch-reduktionistische Lesarten und auch spiritualistische Lesarten der Evolutionstheorie. Das Urteil darüber gehört in die Kompetenz der Philosophie und darüber hinaus der Theologie.
viewtopic.php?f=6&t=2901
El Schwalmo hat geschrieben:Allerdings muss man sagen, dass der Papst exakt das unter 'Theorie' versteht, was in der Wissenschaftstheorie üblich ist, nicht das, was umgangssprachlich unter 'Theorie' verstanden wird.
Folglich sind diejenigen Evolutionstheorien nicht mit der Wahrheit über den Menschen vereinbar, die - angeleitet von der dahinter stehenden Weltanschauung - den Geist für eine Ausformung der Kräfte der belebten Materie oder für ein bloßes Epiphänomen dieser Materie halten. Diese Theorien sind im übrigen nicht imstande, die personale Würde des Menschen zu begründen.
laie hat geschrieben:In diesem Zusammenhang (wie geht katholischer Glaube und empiristische Forschung zusammen) noch eine kleine Lektüre:
http://www.welt.de/wissenschaft/history ... te_1567187
viel Vergnügen
Was Galilei leidenschaftlich bewegte, war im Grunde ein steinalter Wissenschaftsbegriff. [...] Sehen wir ihm doch die erfundene Erfindung seines Fernrohrs nach und halten wir ihm dies zugute: Was er gesehen hatte durch sein holländisches Rohr, die Jupitermonde zum Beispiel, hatte ihn hineingerissen in den triumphierenden Taumel des Entdeckers: „Heureka!“ – Den Inquisitor Robert Bellarmin hingegen erfüllte schon damals jenes moderne Ideal der Wissenschaft, das im 20. Jahrhundert Karl Popper klassisch vertreten hat, als er lehrte, dass jede wissenschaftliche Behauptung nur Hypothese sein darf. Und dies so, dass noch die überzeugendsten Beweise für die eine Hypothese die andere nicht endgültig ausschliessen.
[...]
Je länger und aufmerksamer der Inquisitor Galileo Galilei zuhörte, desto mehr wuchsen seine Zweifel. Nicht an der alten These des Kopernikus, sondern an Galileis neuen Beweisen. Wenn es aber etwas gab, was Galileo Galileis cholerisches Temperament nicht vertrug, dann waren das die milden Zweifel eines aufgeklärten, ihm intellektuell überlegenen Inquisitors.
Vor ungefähr zehn Monaten kam uns das Gerücht zu Ohren, von einem Mann aus Flandern sei ein Sehglas konstruiert worden, mit dessen Hilfe man sichtbare Gegenstände, auch wenn sie ziemlich weit vom Auge des Betrachters entfernt sind, so klar sehe, als seien sie in der Nähe; und es wurde über einige Proben seiner wahrhaft wunderbaren Wirkung berichtet, an die die einen glaubten und die anderen nicht. [...] das war schließlich der Anlaß, daß ich mich ganz dem Erforschen der Grundlagen und dem Ersinnen der Mittel zuwandte, durch die ich zur Erfindung eines ähnlichen Instruments gelangen konnte, [...]
(aus Hamel - Geschichte der Astronomie)
smalonius hat geschrieben:El Schwalmo hat geschrieben:Pete hat geschrieben:und eine Evolutionstheorie (er schreibt von Evolutionstheorien) dieser folglich nicht widersprechen darf.
Vorsicht, es ist problematisch, was der Papst genau geschrieben hat. Das Original war französisch, da stand nur eine Theorie. Die englische Übersetzung war falsch, dort stehen mehrere Theorien.
Das kenne ich anders. Aber vielleicht meinen wir auch unterschiedliche Texte.
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