Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Mi 3. Mär 2010, 15:22

stine hat geschrieben:Bei der Nacktheit gibt es aber einen eklatanten Nachteil, nämlich gesteigerte Temperaturempfindlichkeit und größere Verletzungsgefahr der feineren Haut.

Nein, Du hast eine Hypothese aufgestellt, dass Nacktheit die Nachteile der gesteigerten Temperaturempfindlichkeit und größere Verletzungsgefahr der feineren Haut mit sich bringen. Du hast sie aber nicht bewiesen.
Du verletzt Dich am Kopf trotz Haaren genauso leicht, wie am Ellenbogen (keine Haare), bist jedoch unter der Ferse viel weniger verletzungsanfällig, obwohl Du da auch keine Haare hast (probiers aus!). Die Haare verringern also Deine Verletzungsanfälligkeit keineswegs, die Beschaffenheit der Haut tut das sehr wohl.
Weiter:
Warum haben Massai, Zulus oder Bantu keine Behaarung und trotzdem nichts außer ein paar Tüchern als Kleidung entwickelt? Haben die Ihre Haare unabhängig von uns verloren oder hat der Mensch seine Haare vielleicht verloren, lange ehe er das tropische Afrika verlassen hat? Massai, Zulus und Bantu sprechen dafür.
Und hat er sich vielleicht erst dann in die kälteren nördlichen Regionen gewagt, als er wusste, wie man sich dagegen schützt?
Also: ehe Du von einem nordeuropäischen Standpunkt aus die Evolution des Menschen betrachtest, denk immer dran, wir alle sind aus Afrika gekommen und unsere Evolution war weitgehend auf dem heutigen Stand, als wir erfuhren, dass es kalte Regionen dieser Erde gibt. Das ist immerhin erst 50 000 Jahre her, sogar für den knapp 2 Mio. Jahre alten homo sapiens weniger als drei Prozent seiner Entwicklungszeit.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon Charles Dawkins » Mi 3. Mär 2010, 16:14

Behaarung unterliegt sicherlich stark der sexuellen Selektion (wie ich als leidgeprüfter Mann mit Haarausfall bestätigen kann).

Dafür muss das Merkmal zunächst nicht unbedingt von Vorteil sein. Das Einzelindividuum wird nach ästhetischen Vorstellungen bemessen, die teilweise in Superlative abdriften können, wenn entgegengesetzte Selektionsdrücke nicht stark ins Gewicht fallen. Das kann im Nachhinein durch zusätzlich auftretende Selektionsdrücke zu einem Problem für die Art werden, wie z.B. im Falle des Riesenhirsches (Megaloceros) durch sein Geweih. Verstärkt einsetzendes Baumwachstum bei gleichzeitig großem Bedarf an qualtitativ hochwertiger Nahrung (hoher Kalzium/Phosphatbedarf) hat vermutlich mit zu seinem Aussterben beigetragen.

:eg:

Daneben gibt es aber zahlreiche weitere Gründe die eine solch teilweise Behaarung begünstigen können:

- Nacktheit ist von Vorteil im Hinblick auf Temperaturregulierung durch Schweißdrüsen, da hohe Temperaturen schneller nach außen abgeleitet werden können.
-> Selektionsdruck in Richtung Nacktheit

- Nacktheit ist von Vorteil im Hinblick auf Parasitenkontrolle. Das ausgiebige, zeitraubende Absuchen des Körpers nach Parasiten kann so schneller erledigt werden. Dieses bei anderen Primaten so oft beobachtete Sozialverhalten ist bei Menschen, auch in abgewandelter Form, kaum zu beobachten.
-> Selektionsdruck in Richtung Nacktheit

- Kopfbehaarung ist genau an der Stelle des Körpers wo die Sonnenstrahlen, infolge der aufrechten, bipeden Fortbewegung, senkrecht auftreffen. Dort also, wo am ehesten Sonnenbrand auftritt.
-> Selektionsdruck in Richtung Kopfbehaarung

- Kopfbehaarung isoliert das stark entwickelte Gehirn des Menschen und schützt somit vor zu starken Temperaturverlusten und vor Überhitzung.
-> Selektionsdruck in Richtung Kopfbehaarung

Die Waterape-Theorie halte ich hingegen für an den Haaren herbeigezogen... ;D
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 3. Mär 2010, 17:33

Wie immer Platon in seiner Art
platon hat geschrieben:Du verletzt Dich am Kopf trotz Haaren genauso leicht, wie am Ellenbogen (keine Haare)
Tja, da vergleicht man halt Äpfel mit Birnen. :lachtot:

Wenn du von Afro-Look auf Kurzhaarfrisur umsteigst, wirst du merken, dass auch die Haare Signale (als passive Überträger) weiterleiten können, die manchmal warnen und dich vor Verletzungen im Vorfeld schützen können. Wenn du von Afro-Look auf Kurzhaarfrisur umsteigst, wirst du auch merken, dass leichte Schläge auf den Hinterkopf :kg: abgemildert werden. Wenn du mit beiden Frisuren alternativ durch einen dichten Wald tigern würdest, würdest du den Unterschied schon merken. Allerdings bleibt man mit Afro-Look leichter hängen. :erschreckt:
Für Körperbehaarung gilt ähnliches. Eine dichte, (realtiv) feste Behaarung schützt sicherlich ganz gut gegen Schnitte durch scharfes Gras und kleine Schrammen von kleinen Sträuchern etc. (z.B. Pferd) Dies schließt nicht aus, dass das gleiche (zumindest partielle) Ergebnis nicht auch anders erzielt werden könnte. Aber nur härtere Haut wäre weniger elastisch und das Schwitzen wird schwerer.

Haare haben übrigens einige Nachteile, einer davon ist der Energieverbrauch um sie zu erzeugen. Wiegen nicht andere Faktoren die Nachteile auf (Energieersparnis durch Temperaturpufferung), gibt es keinen Grund Haar zu behalten, außer dass eine entsprechende "Mutation" einfach nicht eintritt. Um was loszuwerden oder zu bekommen, bedarf es auch dieses Ereignisses (auch wenn einiges ohne Mutation sich ausprägen kann oder nicht, aber die Veranlagung dazu, muss irgendwann entstanden sein).
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Mi 3. Mär 2010, 21:41

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Tja, da vergleicht man halt Äpfel mit Birnen. Wenn du von Afro-Look auf Kurzhaarfrisur umsteigst, wirst du merken, dass auch die Haare Signale (als passive Überträger) weiterleiten können, die manchmal warnen und dich vor Verletzungen im Vorfeld schützen können.

Ah ja, und es gibt gute Gründe, annehmen zu dürfen, dass unsere Vorfahren mal mit Afro-Look herumgelaufen sind? Wie uns 1von6,5Milliarden in seiner unnachahmlichen Art gerade weis machen will?

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Haare haben übrigens einige Nachteile, einer davon ist der Energieverbrauch um sie zu erzeugen.

In Anbetracht des erheblichen Energieverbrauchs, den sich der Mensch schon für die Erneuerung der abgestorbenen Hautzellen leisten muss, ist das bisschen Haarwachstum sicher von untergeordneter Bedeutung, zumal das Haar - außer in der Wurzel - ja dann wartungsfrei ist.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 4. Mär 2010, 10:39

Wie immer überspielst du mehr oder weniger Geschickt fehlerhafte Aussagen. :mg:
Dies macht eine Diskussion mit dir so erfreulich.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Do 4. Mär 2010, 11:19

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Dies macht eine Diskussion mit dir so erfreulich.

Das finde ich jetzt richtig nett von Dir. Aber wenn Du mir einen Vergleich von Äpfeln und Birnen vorwirfst, dann werde ich Dich doch darauf hinweisen dürfen, dass Deine Äpfel, mit denen Du vergleichst, obendrein auch noch faul sind.
Im Übrigen ging es ursprünglich darum, dass - nach stines Ansicht - der Haarverlust des Menschen der Evolutionstheorie widerspricht, was zwar kreationistischer Unfug ist, Du aber völlig aus den Augen verloren hattest. Dass Du das auch noch mit dem Dauerwellen-Afro-Look versucht hast zu untermauern, spricht dafür, dass Du erst gepostet und dann nachgedacht hast.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 4. Mär 2010, 11:29

Du hast einen Argumentationspunkt gebracht und ich habe "nachgewiesen", dass der so falsch ist. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Ist aber nicht für jeden leicht so etwas zu erkennen und zu akzeptieren.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Do 4. Mär 2010, 11:49

1von6,5Milliarden hat geschrieben:und ich habe "nachgewiesen", dass der so falsch ist.

Aha, und welcher war das? Der mit dem Dauerwellen-Afro-Look?
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon stine » Do 4. Mär 2010, 13:03

platon hat geschrieben:...dass - nach stines Ansicht - der Haarverlust des Menschen der Evolutionstheorie widerspricht, was zwar kreationistischer Unfug ist,...

Klar doch, dass du mich sofort wieder in die Kreationistenschublade steckst, du bist einfach ein Schubladendenker. Meine Aussage war nur, dass es in diesem Fall nicht erwiesen ist, dass Nacktheit keine Nachteile gehabt hätte und damit der Nacktmensch eigentlich hätte aussterben müssen. Warum es kein Nachteil gewesen sein könnte, lässt sich vielleicht damit begründen, dass sich der behaarte Homo sapiens bei der Abwanderung in kältere Regionen was überziehen musste und er die Haare dann erst verloren hat, sozusagen unter dem Mantel.
Dann hätte aber trotzdem das Denken und die daraus entstandene Kreativität den Nachteil der Nacktheit ausgeglichen, was widerum dafür spricht, dass sich das Bessere durchsetzt und nicht das Schlechtere ausstirbt.

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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Do 4. Mär 2010, 14:33

stine hat geschrieben: dass es in diesem Fall nicht erwiesen ist, dass Nacktheit keine Nachteile gehabt hätte und damit der Nacktmensch eigentlich hätte aussterben müssen. Warum es kein Nachteil gewesen sein könnte,(Fettdruck von mir)

Es geht gerade so weiter, wie Du aufgehört hast, Du denkst in nicht falsifizierbaren Kategorien und wunderst Dich nicht einmal über das Geschwurbel.
Ich stecke Dich nicht in die Kreationistenschublade, ich sage das ist kreationistischer Unfug, weil derlei Meinungen vor allem (aber offensichtlich nicht nur) von Kreationisten vertreten wird.
Fakt ist, der Nacktmensch ist nicht ausgestorben! Das bedeutet jetzt erst einmal, es war kein entscheidender Nachteil, die Haare am Körper zu verlieren. Man kann nun jahrelang darüber schwadronieren, warum ein von Dir vermuteter Nachteil nicht zum Tragen gekommen ist (dann sind wir wieder bei der von Dir so bevorzugten Art der Fragestellung warum etwas nicht ist), man kann auch einfach sagen, wir wissen es nicht, ob es ein Vorteil war, die Haare zu verlieren oder nur kein Nachteil!
Wenn Du eine Theorie hast, die besagt, Körperbehaarung habe für den Träger mehr Vorteile als Nacktheit, dann darfst Du leidenschaftslos feststellen, dass diese Theorie falsifiziert wurde, denn die Menschen - egal, wo sie leben - sind alle mehr oder weniger unbehaart.

stine hat geschrieben: dass sich das Bessere durchsetzt und nicht das Schlechtere ausstirbt.

Das ist ein und dasselbe. Wenn das Schlechtere ausstirbt, setzt sich automatisch das Bessere durch, es sei denn, es stirbt gleich mit aus. Dann hat aber das Bessere nichts davon gehabt, dass es besser war.
Was willst Du mir mit diesem Satz sagen?
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon stine » Do 4. Mär 2010, 15:04

Darum geht es:

platon hat geschrieben:
Arathas hat geschrieben:Aber welchen evolutionären Vorteil könnte es gebracht haben, dass das Haupthaar ein so beständiges Wachstum aufweist?

Langsam steigt bei mir die Verzweiflung hoch. Was habt ihr denn nur immer mit euren evolutionären Vorteilen? Der Selektionsschritt nach den Mutation sondert die Nachteile aus, nicht die Vorteile! Alles was keine Nachteile hat, bleibt erhalten - zumindest für den Augenblick. Die Nachteile gehen unter. So herum wird ein Schuh draus.

stine hat geschrieben: dass sich das Bessere durchsetzt und nicht das Schlechtere ausstirbt.

platon hat geschrieben:Das ist ein und dasselbe. Wenn das Schlechtere ausstirbt, setzt sich automatisch das Bessere durch, es sei denn, es stirbt gleich mit aus. Dann hat aber das Bessere nichts davon gehabt, dass es besser war.

Und Nacktheit war ein Nachteil, weil kälter und verletzbarer!

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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Do 4. Mär 2010, 22:02

stine hat geschrieben:Und Nacktheit war ein Nachteil, weil kälter und verletzbarer!

In Zentralafrika? Wie kommst Du darauf?
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon stine » Mo 8. Mär 2010, 08:03

Sonneneinstrahlung ist auf nackter Haut auch nicht so ungefährlich. Siehst ja, dass man davon schwarz wird.

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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Mo 8. Mär 2010, 23:54

Sind die Schwarzen behaart? Warum sind sie schwarz und nicht behaart?
Nicht behaart war offensichtlich kein Nachteil, aber schwarz war ein Vorteil in den Tropen, deshalb sind dort alle schwarz und haben noch weniger Körperbehaarung als wir Weißen.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon stine » Di 9. Mär 2010, 07:31

Also hat sich der Vorteil durchgesetzt? :applaus:

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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Di 9. Mär 2010, 21:03

Die schwarze Haut? In Afrika sicher, bei Kaukasiern ist schwarze Haut eher kein großer Vorteil, deshalb setzt sich das bei uns auch nicht so richtig durch. Argumentierst Du bzgl. des Körperhaarverlustes jetzt in Richtung Vorteil?
Ich würde weiterhin sagen, nein, der Verlust war lediglich kein Nachteil.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon Charles Dawkins » Di 9. Mär 2010, 21:18

So wie ich das sehe, ist der Nachteil einer schlechten Körperkühlung (nicht nur in Afrika) gravierender, als der Nachteil des Haarverlustes (der erst eine gute Körperkühlung durch Schweißdrüsen ermöglichte). Dafür zitiere ich einmal eine Passage von 'http://www.oekosystem-erde.de/html/mensch-01.html', die ich gerade 'ergoogelt' habe, und hier sehr passend finde.

Mit dem Übergang in die Busch- und Grassavanne hatte der Vormensch sich einen neuen Lebensraum erschlossen, wo er reichlich Nahrung fand, sich aber auch ein neues Problem eingehandelt: Die Hitze der offenen afrikanischen Landschaft. Das Gehirn ist gegen hohe Temperaturen sehr empfindlich, bereits 40,5 Grad Celsius können tödlich sein. Savannentiere verfügen über ein Kühlsystem, das aus einem “Wärmetauscher” am Gehirn und einem “Kühler” in der Schnauze besteht, die im Wald lebenden Schimpansen und wohl auch unsere gemeinsamen Vorfahren nicht. Es gibt sogar die Theorie, dass hier der wichtigste Vorteil des aufrechten Ganges liegt: Aufrecht stehende Tiere setzen einen kleineren Teil des Körpers der heißen Mittagssonne aus; damit konnten sie es sich leisten, im Laufe der Zeit ihr Fell zu verlieren - nur auf dem Kopf blieben die Haare, sie schützen das Gehirn vor der vollen Sonnenstrahlung. Stattdessen setzte sich die “Wasserkühlung” über Schweißdrüsen durch, die bei nackter Haut besonders effektiv ist; und noch mehr bei aufrechtem Gang, der den Körper in den Wind stellt. Ein Quadratmeter Haut kann 700 Watt Wärme abgeben, damit ist der Mensch selbst in afrikanischer Hitze zu körperlicher Aktivität fähig. Es gibt kein anderes Tier, das in warmem Klima so ausdauernd laufen kann wie der Mensch, gute Läufer können selbst Pferde schon nach wenigen Kilometern einholen, da es in deren Körper zu einem Hitzestau kommt. Den Schutz der Haut vor ultravioletter Sonnenstrahlung übernahm das Hautpigment Melanin. Die effektive Kühlung des Körpers machte auch das Gehirnwachstum des Menschen erst möglich, das Kühlsystem der Savannentiere wäre nämlich einem größeren Gehirn nicht gewachsen.

Die “Wasserkühlung” hat aber ihren Preis: Bei körperlicher Aktivität braucht der Mensch jeden Tag mehrere Liter Wasser, die er ausschwitzen kann. Wasser ist für Menschen enorm wichtig, unter normalen Umständen schwankt der Wassergehalt des Körpers höchstens um ein Prozent, ein Verlust von 5 Prozent kann bereits dauerhaft Schäden hervorrufen. Ein kleiner Menschenvorfahr wie “Lucy”, so wurde errechnet, kann sich daher höchstens 11,5 Kilometer von einer bekannten Wasserstelle wegbewegen. Große, moderne Menschen haben ein günstigeres Oberflächen-/Volumen-Verhältnis, ihr Radius beträgt 25 Kilometer, das damit abgedeckte Sammelgebiet ist fast 5 Mal so groß - vielleicht einer der Faktoren, die unser Wachstum gefördert haben.


Der 'Verlust' war also durchaus ein großer Vorteil!
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Di 9. Mär 2010, 21:30

Man weiß es zwar nicht, aber es wäre kein Widerspruch zu der Tatsache, dass sich der Haarverlust des Menschen bei allen "Rassen" durchgesetzt hat und nur sehr begrenzt sekundär wieder zurückgekehrt ist.
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon Entität » Fr 7. Mai 2010, 16:18

Pete hat geschrieben: fehtl nur noch die Frage, ob jedes einzelne Haar ein eigenständiges Lebewesen ist...


Tatsächlich Haare sind Lebewesen! :2thumbs:

Zwar nicht unsere aber die der Bakterie Mixotricha, die im Darm von Termiten lebt.

Quelle: Dawkins - Geschichten vom Ursprung des Lebens S 742ff
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=965506185&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=965506185.pdf Seite 16 schöne Abbildung
http://de.wikipedia.org/wiki/Mixotricha_paradoxa

greets Entität
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Re: Evolutionärer Vorteil vom Kopfhaarwachstum?

Beitragvon platon » Fr 7. Mai 2010, 16:26

Entität hat geschrieben:Zwar nicht unsere aber die der Bakterie Mixotricha, die im Darm von Termiten lebt.

Mixotricha ist kein Bakterium sondern ein Protist, also ein sehr ursprünglicher Eukaryont und zwar so ursprünglich, dass er zwar bereits eine Kernmembran aber noch keine Mitochondrien besitzt und deshalb anaerob lebt.
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