Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon smalonius » So 15. Nov 2009, 11:40

jackle hat geschrieben:Merschs Systemische Evolutionstheorie braucht nur eins: eine einzige Person mit hoher Reputation (muss nicht einmal ein Wissenschaftler sein) und „Eiern“, die sich öffentlich hinstellt und sagt bzw. schreibt: Ich halte die Theorie für richtig.

Mersch verwendet seine Theorie als Deckmantel. Er sollte sich hinstellen und sagen: Die Menschheit braucht Eugenik. Das folgt aus der Evolutionstheorie.

Das wäre eine kernige Aussage, über die man sprechen kann. Leider drückt sich Mersch um das Wort "Eugenik" weil ihm die Eier fehlen.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon Julia » So 15. Nov 2009, 12:20

jackle hat geschrieben:Manchmal denke ich, hier diskutieren Studenten, die sich allein schon deshalb für wahnsinnig schlau und wissenschaftlich halten, weil sie ein Studienfach belegt haben.

Ich halte mich nicht nur für wahnsinnig schlau und wissenschaftlich, ich bin es!

Ach und nicht wundern, wenn ich nicht mehr auf das Gemersche reagiere, ich bin mit wissenschaftlicher Schlauheit und schlauer Wissenschaft ausgelastet und das alles auf Kosten der Steuerzahler und sich reproduzierender Mütter.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » So 15. Nov 2009, 12:23

smalonius hat geschrieben: Mersch verwendet seine Theorie als Deckmantel. Er sollte sich hinstellen und sagen: Die Menschheit braucht Eugenik. Das folgt aus der Evolutionstheorie.

Das wäre eine kernige Aussage, über die man sprechen kann. Leider drückt sich Mersch um das Wort "Eugenik" weil ihm die Eier fehlen.


Mersch redet kaum noch von Genen, sondern von Kompetenzen. Er beschreibt, welche Gesichtspunkte bei der Organisation von Gesellschaften berücksichtigt werden müssen, damit vorhandene Kompetenzen für die nächste Generation bewahrt werden können. Es geht also um Generationengerechtigkeit.

Was wir in unserer Gesellschaft tun, stellt erkennbar eine Verletzung der Generationengerechtigkeit dar. Geht es unseren Kindern durchschnittlich schlechter als der erwachsenen Bevölkerung? Ja. Der Armutsanteil bei Kindern ist größer. Das ist eine Verletzung der Generationengerechtigkeit. Das war nach dem Krieg noch ganz anders.

Wir (und damit meine ich ganz besonders auch die blinden Biologen mit ihren beschränkten darwinistischen Vorstellungen) begehen aktuell Menschenrechtsverletzungen.

Im Übrigen erinnere ich an meine Signatur und an das Thema des Threads.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » So 15. Nov 2009, 12:28

Julia hat geschrieben:
jackle hat geschrieben:Manchmal denke ich, hier diskutieren Studenten, die sich allein schon deshalb für wahnsinnig schlau und wissenschaftlich halten, weil sie ein Studienfach belegt haben.

Ich halte mich nicht nur für wahnsinnig schlau und wissenschaftlich, ich bin es!

Ach und nicht wundern, wenn ich nicht mehr auf das Gemersche reagiere, ich bin mit wissenschaftlicher Schlauheit und schlauer Wissenschaft ausgelastet und das alles auf Kosten der Steuerzahler und sich reproduzierender Mütter.


Ich erinnere an meine Signatur.

Im Übrigen hast du dich hier mehrfach als Anhängerin des Gleichheitsfeminismus geoutet. Das ist eine inhumane Religion, deren Ziel es ist, Vorteile für Frauen auf Kosten von Kindern durchzusetzen. Die dadurch verursachten Verletzungen der Generationengerechtigkeit sind längst klar erkennbar.

Der Feminismus zeichnet sich dadurch aus, dass ihm die durch ihn verursachten Kollateralschäden egal sind, oder in den Worten Alice Schwarzers: Es interessiert sie nicht die Bohne. Denn man ist Ultra-Egoist, weil das modern ist.

Das hatte zwar jetzt auch wieder nichts mit dem Thema hier zu tun, scheint aber aus moderationstechnischen Gründen erwünscht zu sein.
Zuletzt geändert von jackle am So 15. Nov 2009, 12:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 15. Nov 2009, 12:34

Und dich erinnere an die Forenregeln:

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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » So 15. Nov 2009, 13:08

smalonius hat geschrieben: Mersch verwendet seine Theorie als Deckmantel. Er sollte sich hinstellen und sagen: Die Menschheit braucht Eugenik. Das folgt aus der Evolutionstheorie.


Im Übrigen hatte ich im Thread "Abschied vom Darwinismus" einen längeren Beitrag Merschs aus einem Amazon-Forum gepostet, in dem dieser darlegt, dass es das Sozialdarwinismusdilemma unter der Systemischen Evolutionstheorie nicht mehr gibt. Das eigentliche Problem ist, dass der Darwinismus selbst von Grund auf sozialdarwinistisch ist. Begriffe wie Eugenik etc. machen nur vor dem Hintergrund einer darwinistischen Denke (jeder steht mit jedem individuell im Wettbewerb und dabei setzen sich die besten Gene durch) Sinn. Wenn man dagegen weiß, dass in Sozialstaaten überhaupt nicht mehr die Erbanlagen über den reproduktiven Erfolg entscheiden, sondern der maßgeblich durch soziale Faktoren beeinflusste Kinderwunsch (davon gehen sowohl die Familienpolitik als auch die Demografie aus), kann man in dem Sinne auch nicht mehr von Eugenik sprechen. Dann geht es nur noch um die Wahrung der Generationengerechtigkeit und den Erhalt gesellschaftlicher Kompetenzen. Man könnte auch sagen: Es geht um Nachhaltigkeit.

Es entbehrt deshalb nicht einer gewissen Ironie, wenn Anhänger einer sozialdarwinistischen Doktrin anderen Eugenik vorwerfen, denen es lediglich um die Generationengerechtigkeit geht.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon Julia » So 15. Nov 2009, 13:15

jackle hat geschrieben:Im Übrigen hast du dich hier mehrfach als Anhängerin des Gleichheitsfeminismus geoutet.

Auf diese Bemerkung muss ich doch noch eingehen, denn damit hast du dich als unaufmerksamer Leser geoutet oder als jemand, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Aber ich nehme es als Kompliment, dass ich anscheinend schwer einzuordnen bin.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » So 15. Nov 2009, 14:30

Julia hat geschrieben:Auf diese Bemerkung muss ich doch noch eingehen, denn damit hast du dich als unaufmerksamer Leser geoutet oder als jemand, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Aber ich nehme es als Kompliment, dass ich anscheinend schwer einzuordnen bin.


Na prima! Dann musst du dich jetzt nur noch vom sozialdarwinistischen Darwinismus lösen (ich fasse mal kurz dessen Prinzipien zusammen: "Jeder steht mit jedem im reproduktiven Wettbewerb, und zwar im Dienste egoistischer Gene. Diejenigen, die die besseren Gene haben, hinterlassen mehr Nachkommen, sodass sich der Anteil ihrer Gene in der Population vergrößert. Manchmal helfen sich Individuen auch gegenseitig, allerdings nur, wenn sie miteinander verwandt sind."), dann könnte es mit uns noch etwas werden ...
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon smalonius » So 15. Nov 2009, 16:50

jackle hat geschrieben:Im Übrigen erinnere ich an meine Signatur und an das Thema des Threads.

OK, wenn du denkst, Eugenik hat in diesem Thread nichts zu suchen, dann werde ich eines Tages mal selber einen Thread dazu aufmachen.

Mich wundert, daß Mersch Hamiltons Argumentation noch nicht aufgegriffen hat, die ist ziemlich modern. Wahrscheinlich kennt er sie nicht.
jackle hat geschrieben:Manchmal helfen sich Individuen auch gegenseitig, allerdings nur, wenn sie miteinander verwandt sind.

Da ist nicht Stand der Forschung. Hamilton selbst schreibt, daß Gesamtfitness vs. Gruppenselektion gleichwertige Sichtweisen sind. Eine Gruppe könnte sich auch durch ein gemeinsames Mem auszeichnen - das zum Beispiel sagt: "Helft euch gegenseitig, egal ob verwandt oder nicht".
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » So 15. Nov 2009, 17:19

smalonius hat geschrieben: OK, wenn du denkst, Eugenik hat in diesem Thread nichts zu suchen, dann werde ich eines Tages mal selber einen Thread dazu aufmachen.


Eugenik hat mit der Systemischen Evolutionstheorie rein gar nichts zu tun. Bei jeglicher Evolution geht es um den Erhalt (bzw. die Zunahme) von Kompetenzen gegenüber dem Lebensraum. Entwicklungen, bei denen Kompetenzen verloren gehen, sind nicht evolutionär. Sie können deshalb auch nicht Teil einer Evolutionstheorie sein. Merschs Theorie stellt dar, welche Bedingungen in sozialen Gemeinschaften erfüllt sein müssen, damit diese ihre Kompetenzen bewahren können. Wenn das jetzt als Eugenik bezeichnet wird, dann solltest du erst einmal einen Grundkurs in Evolutionstheorie belegen. Du hast sie dann nämlich nicht verstanden.

smalonius hat geschrieben: Mich wundert, daß Mersch Hamiltons Argumentation noch nicht aufgegriffen hat, die ist ziemlich modern. Wahrscheinlich kennt er sie nicht.

Zumindest ich kenne sie nicht. Wie lautet sie denn? Ist das wieder so ein Trick, um aus Sozialdarwinismus eine Gutmenschentheorie zu machen?
smalonius hat geschrieben:Da ist nicht Stand der Forschung. Hamilton selbst schreibt, daß Gesamtfitness vs. Gruppenselektion gleichwertige Sichtweisen sind. Eine Gruppe könnte sich auch durch ein gemeinsames Mem auszeichnen - das zum Beispiel sagt: "Helft euch gegenseitig, egal ob verwandt oder nicht".


Ach das ist Stand der Forschung? Meme? Was ist das? Und Gruppenselektion und Gesamtfitness sollen gleichwertig sein? Nie und nimmer. Merschs Darstellung ist viel allgemeiner, überzeugender und vor allem nicht sozialdarwinistisch.

Wikipedia zur Gesamtfitness:
Die Verwandtenselektion (engl. kin selection; auch Sippenselektion) ist eine Erweiterung des Begriffs der natürlichen Selektion und wird in der Evolutionsbiologie und der Soziobiologie gebraucht. Im Rahmen der Gesamtfitness-Theorie erklärt sie die Vererbung von kooperativem und „altruistischem“ Verhalten. Wenn Tiere Verwandten dabei helfen, ihre Jungen aufzuziehen, fördert dies die Weitergabe ihres „eigenen“ Erbgutes. Das Ausmaß an altruistischem Verhalten richtet sich nach dem Grad der Verwandtschaft. Je enger Tiere miteinander verwandt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, durch Verwandtenhilfe „eigene“ Gene in die nächste Generation weiterzugeben und desto häufiger ist altruistisches Verhalten anzutreffen. Die Theorie der Verwandtenselektion wurde von John Maynard Smith (1964) und William D. Hamilton entwickelt.

Als sehr schlechten Diskussionsstil empfinde ich die Marotte, auf einen angeblich geheimen und anderen nicht zugänglichen Stand der Forschung zu verweisen, der aber nichts mit dem zu tun hat, der in allen zugänglichen Lexikas steht. Gesamtfitness ist kein politischer Begriff. Bei solchen Begriffen ist Wikipedia üblicherweise sehr gut informiert. Und aktuell steht in Wikipedia dazu genau das, was ich hier die ganze Zeit poste.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon Julia » So 15. Nov 2009, 19:26

jackle hat geschrieben:Dann musst du dich jetzt nur noch vom sozialdarwinistischen Darwinismus lösen

Muss ich nicht, da ich den naturalistischen Fehlschluss als solchen erkenne, daher muss ich mir die Realität nicht ideologisch hinbiegen. Ich kann Unterschiede zwischen den Geschlechtern anerkennen ohne Diskriminierung Tür und Tor zu öffnen, ich kann zugeben, dass Menschen auch Fleisch essen können ohne davon abzuweichen, dass der Veganismus für mich die einzig vertretbare Lebensweise ist, ich kann auch die Art wie Evolution abläuft anerkennen ohne daraus irgendetwas für menschliche Gesellschaften oder meinen Umgang mit anderen abzuleiten.

jackle hat geschrieben:dann könnte es mit uns noch etwas werden ...

Ne, ich kann keine Physiker mehr sehen (habe dich jedenfalls dort abgespeichert, vielleicht zu Unrecht)...
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » So 15. Nov 2009, 20:17

Julia hat geschrieben: Muss ich nicht, da ich den naturalistischen Fehlschluss als solchen erkenne, daher muss ich mir die Realität nicht ideologisch hinbiegen.

Leider unterliegen diejenigen, die ständig auf den angeblich ach so schlimmen naturalistischen Fehlschluss hinweisen (Wikipedia: "Ob die als Naturalistischer Fehlschluss bezeichnete Schlussweise tatsächlich fehlerhaft ist, ist allerdings umstritten."), meist dem egoistischen Fehlschluss, nämlich vom WOLLEN auf das SOLLEN zu schließen: "Ich will, dass etwas ist, also soll es auch so sein."

Julia hat geschrieben:...ich kann auch die Art wie Evolution abläuft anerkennen ohne daraus irgendetwas für menschliche Gesellschaften oder meinen Umgang mit anderen abzuleiten.


Genau diese Sichtweise ist sehr problematisch. Mersch hat wunderschön dargelegt, dass Sozialstaaten ihre Evolution selbst betreiben. Evolution ist dort das Ergebnis organisatorischer Entscheidungen, denn ein Ziel solcher Staaten ist ja gerade die Nivellierung von Fitnessunterschieden: Wer nicht in der Lage ist, sich und seine Nachkommen zu versorgen, wird von der Gemeinschaft versorgt. Nun bekommen nicht mehr die Fitteren mehr Nachkommen durch, wie es die natürliche Selektion postuliert, sondern diejenigen, die sich in einer bestimmten sozialen Rolle befinden. Die Konsequenz daraus ist: Evolution ist in modernen menschlichen Gesellschaften nichts Natürliches mehr, wie du es gerade wieder suggerierst, sondern eine Folge politischer Entscheidungen.

Julia hat geschrieben:Ne, ich kann keine Physiker mehr sehen (habe dich jedenfalls dort abgespeichert, vielleicht zu Unrecht)...


Ich nix sein Physiker.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon Julia » Mo 16. Nov 2009, 09:52

jackle hat geschrieben:Leider unterliegen diejenigen, die ständig auf den angeblich ach so schlimmen naturalistischen Fehlschluss hinweisen (Wikipedia: "Ob die als Naturalistischer Fehlschluss bezeichnete Schlussweise tatsächlich fehlerhaft ist, ist allerdings umstritten."), meist dem egoistischen Fehlschluss, nämlich vom WOLLEN auf das SOLLEN zu schließen: "Ich will, dass etwas ist, also soll es auch so sein."

Glaube mir, ich halte viele Dinge für richtig, die mir überhaupt nicht gefallen, denn das ist kein Kriterium. Ich denke zum Beispiel, dass eine Neigung zur Gewalttätigkeit und zur Vergewaltigung "natürlich" ist, in dem Sinne, dass es kein rein kulturelles Phänomen ist und auch in der nichtmenschlichen Natur vorkommt. Jetzt zu sagen, dass es deswegen richtig wäre, dass man das nicht mehr verurteilen dürfte, das wäre ein Sein-Sollen-Fehlschluss.
Ebenfalls falsch wäre es, wie du richtig angemerkt hast, einfach zu behaupten, dass das alles nicht stimmen würde, weil es einem nicht gefällt. Das tue ich auch nicht, ich sage: Gut, gefällt mir nicht, ist aber so, lass uns das untersuchen, lass uns schauen unter welchen Bedingungen diese Veranlagung zum Tragen kommt, wie genau das aussieht und was wir dagegen tun können, weil wir das aus anderen Gründen, die noch zu nennen bleiben, nicht gut heißen.

Vielleicht noch ein Beispiel: Vor kurzem hat sich jemand Sorgen um meine Proteinaufnahme gemacht und ich habe damit gekontert, dass die meisten Leute zu viel und nicht zu wenig Proteine aufnehmen, daraufhin meinte er dann, dass das erst im Alter schädlich wäre und die Leute ja früher gar nicht so alt geworden wären. Es ist also "unnatürlich" alt und gesund zu sein, daher sollten wir Fleisch essen. Das war das absurdeste Argument, dass ich je gehört habe.

jackle hat geschrieben: Evolution ist in modernen menschlichen Gesellschaften nichts Natürliches mehr, wie du es gerade wieder suggerierst, sondern eine Folge politischer Entscheidungen.

Möchte ich nicht suggerieren, denn Natürlichkeit ist für mich kein Wert an sich, eher im Gegenteil. Dass der Löwe die Jungen seines Vorgängers frisst ist natürlich, bäh.

Ach ja und hatten wir nicht jemand der behauptet hat, dass Akademiker gar nicht weniger Kinder kriegen, sondern diese einfach nur später?

P.S.: Und wenn man weiß, wer der Böse ist, hat der Tach Struktur. (Frei nach Volker Pispers)
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » Mo 16. Nov 2009, 11:34

Julia hat geschrieben: Vielleicht noch ein Beispiel: Vor kurzem hat sich jemand Sorgen um meine Proteinaufnahme gemacht und ich habe damit gekontert, dass die meisten Leute zu viel und nicht zu wenig Proteine aufnehmen, daraufhin meinte er dann, dass das erst im Alter schädlich wäre und die Leute ja früher gar nicht so alt geworden wären. Es ist also "unnatürlich" alt und gesund zu sein, daher sollten wir Fleisch essen. Das war das absurdeste Argument, dass ich je gehört habe.


Ja in der Hinsicht wird viel Unsinn behauptet. Allerdings von Vegetariern ganz besonders häufig, weil die ganz besonders oft vom Wollen auf das Sollen schließen. Es gibt eine ganze Reihe Bücher, die in der Frage der Ernährung evolutionstheoretisch bzw. energetisch argumentieren. Die behaupten nämlich, dass der Mensch über die längste Zeit seiner Entstehung ein Fleischfresser gewesen ist und dass sich nur so unser großes Gehirn erklären ließe. Ein typisches Buch in der Hinsicht ist: Thomas Junker: "Die Evolution des Menschen". Auf Amazon gibt es dazu einen sehr aufschlussreichen Dialog direkt zwischen Peter Mersch und Thomas Junker, in dem Mersch darauf hinweist, dass es noch viel mehr Gründe als die in Junkers Buch stehenden gibt, etwas entsprechendes anzunehmen: Debatte: Die Evolution des Menschen

Mersch hat - wie er in einem seiner Bücher schreibt - selbst über eine längere Zeit vegan gelebt und wäre beinahe frühverrentet worden. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden nur durch seine Umstellung auf eine sehr exzessive Fleischnahrung möglich. Es gibt sogar Intelligenzforscher (z. B. Lynn), die einen Zusammenhang zwischen dem langjährigen durchschnittlichen Fleischkonsum eines Landes und dessen durchschnittlichem IQ erkennen wollen.

Julia hat geschrieben:Möchte ich nicht suggerieren, denn Natürlichkeit ist für mich kein Wert an sich, eher im Gegenteil. Dass der Löwe die Jungen seines Vorgängers frisst ist natürlich, bäh.


Darum ging es nicht. Evolutionstheoretiker behaupten, dass sich Evolution in der Natur auf natürliche Weise (ohne Eingriff von außen) ereignet. Das nennt man dann natürliche Selektion. Mersch weist dagegen darauf hin, dass Sozialstaaten nur dann evolvieren können, wenn sie sich auf eine bestimmte Weise organisieren (unsere aktuelle Organisation gehört nicht dazu). Evolution ist dann nichts Natürliches mehr, sondern muss "organisiert" werden. Genau das tun die Honigbienen auch.

Julia hat geschrieben:Ach ja und hatten wir nicht jemand der behauptet hat, dass Akademiker gar nicht weniger Kinder kriegen, sondern diese einfach nur später?


Nein, hierbei handelt es sich nur um einen Trick des Feminismus, die Diskussion auf ein Nebengleis zu lenken und dann totzuschlagen. Es wurde behauptet, dass 40% aller Akademikerinnen kinderlos bleiben. Dann haben einige nachgewiesen, dass die Untersuchungen zum Thema aber immer nur Frauen bis 40 befragt haben. Einige meinten, dass gerade viele Akademikerinnen heute Spätgebärende seien, und dass man dies noch stärker berücksichtigen müsste. Und siehe da: Einige Nachuntersuchungen sollen dann ergeben haben, dass die Kinderlosigkeit der Akademikerinnen nicht ganz so groß ist, wie es ursprünglich behauptet wurde. In der Folge setzte dann eine Kampagne in den Medien an, in der den demografischen Instituten etc. eine Fälschung der Daten im Sinne einer gezielten Panikmache vorgeworfen wurde. Das Ergebnis: Der Feind war tot und regte sich nicht mehr. So läuft das immer, wenn die feministische Maschinerie einmal in Gang gekommen ist: der Gegner wird platt gewalzt (siehe Eva Herman).

Dabei ist die ganze Debatte unsinnig. Entscheidend ist nicht die Kinderlosigkeit von Akademikerinnen, sondern einzig deren Fertilität. Denn während die Akademikerin mit 42 schließlich doch noch ein Kind zur Welt bringt, hat die Hauptschülerin schon längst deren drei oder mehr. Betrachtet man rein die Fertilität, dann liegt diese bei hoher Bildung heute deutlich niedriger als bei niedriger Bildung. Das Gleiche gilt – und das ist besonders bedrohlich – für den Kinderwunsch. Und noch bedrohlicher ist, dass der Kinderwunsch von Männern in unserer Gesellschaft unter dem von Frauen liegt. Das darf - biologisch betrachtet – überhaupt nicht sein. Das Ergebnis zeigt klar, dass man die Fortpflanzungsinteressen von Männern nicht ausreichend berücksichtigt hat, was kein Wunder ist: Seit 25 Jahren wird im Familienbereich ausschließlich feministische Politik betrieben. Für die Interessen von Männern interessiert sich kein Mensch.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon Julia » Mo 16. Nov 2009, 13:01

jackle hat geschrieben:Die behaupten nämlich, dass der Mensch über die längste Zeit seiner Entstehung ein Fleischfresser gewesen ist und dass sich nur so unser großes Gehirn erklären ließe.

Und weiter?
Davon abgesehen meinen auch manche es wäre die Stärke gewesen, nicht das Fleisch.

jackle hat geschrieben: Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden nur durch seine Umstellung auf eine sehr exzessive Fleischnahrung möglich.

Haha, das passt vollkommen in das Bild, dass ich mir von diesem Menschen mittlerweile mache...
Ach ja, gleich vorweg, die Mehrzahl von Anekdote ist nicht Daten.

jackle hat geschrieben:Es gibt sogar Intelligenzforscher (z. B. Lynn), die einen Zusammenhang zwischen dem langjährigen durchschnittlichen Fleischkonsum eines Landes und dessen durchschnittlichem IQ erkennen wollen.

Der hat jede Menge lustige Sachen rausgefunden.

jackle hat geschrieben:Mersch weist dagegen darauf hin, dass Sozialstaaten nur dann evolvieren können, wenn sie sich auf eine bestimmte Weise organisieren.

Und die anderen entwickeln sich nicht?

jackle hat geschrieben:Genau das tun die Honigbienen auch.

Die Honigbienen treffen politische Entscheidungen und diskutieren über Herdprämien?

jackle hat geschrieben:Nein, hierbei handelt es sich nur um einen Trick des Feminismus, die Diskussion auf ein Nebengleis zu lenken und dann totzuschlagen.

Wo sind denn die Daten?

jackle hat geschrieben: Für die Interessen von Männern interessiert sich kein Mensch.

Entschuldige, aber dieses Rumgeflenne interessiert mich wirklich nicht.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon El Schwalmo » Mo 16. Nov 2009, 13:11

jackle hat geschrieben:Für die Interessen von Männern interessiert sich kein Mensch.

wenn Mersch eine Frau wäre, könnte das in Richtung Argument gehen.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » Mo 16. Nov 2009, 14:23

Julia hat geschrieben: Davon abgesehen meinen auch manche es wäre die Stärke gewesen, nicht das Fleisch.


Das ist gänzlich ausgeschlossen.

Julia hat geschrieben:Haha, das passt vollkommen in das Bild, dass ich mir von diesem Menschen mittlerweile mache...
Ach ja, gleich vorweg, die Mehrzahl von Anekdote ist nicht Daten.


Dies zeigt, dass Mersch kein Ideologe ist. Er hat jahrelang fest geglaubt, eine vegetarische Ernährung sei gesünder. Als er die Wirkungen der Lutz-Diät binnen weniger Tage erlebte, warf er alle Ideologen über Bord. Der Mediziner und Fleisch-Prophet Wolfgang Lutz wurde übrigens 1913 geboren und ist geistig noch immer fit.

Julia hat geschrieben:Der hat jede Menge lustige Sachen rausgefunden.

Argument?

Julia hat geschrieben:Und die anderen entwickeln sich nicht?

Nein. Die gehen dann ein.

Julia hat geschrieben:Die Honigbienen treffen politische Entscheidungen und diskutieren über Herdprämien?

Diskussionen und politische Entscheidungen sind auch nur Handlungen, die die Evolution in die eine oder andere Richtung lenken. Bei den Honigbienen lief das einfacher ab, aber letztlich genauso: ein bestimmtes Verhalten hat sich unter bestimmten ökologischen Bedingungen als vorteilhaft oder wenig vorteilhaft erwiesen. Die Mehrzahl der Bienenarten lebt z. B. solitär.

Julia hat geschrieben:Wo sind denn die Daten?


Welche Daten? Selbst in Musterland Schweden bekommen hochqualifizierte Frauen weniger Kinder als gerinqualifizierte. Das Problem gibt es in allen Industrieländern.

Julia hat geschrieben:
jackle hat geschrieben: Für die Interessen von Männern interessiert sich kein Mensch.

Entschuldige, aber dieses Rumgeflenne interessiert mich wirklich nicht.


q.e.d.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon Julia » Mo 16. Nov 2009, 18:30

jackle hat geschrieben:Das ist gänzlich ausgeschlossen.

Argumente?
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 83052.html

jackle hat geschrieben: Als er die Wirkungen der Lutz-Diät binnen weniger Tage erlebte, warf er alle Ideologen über Bord.

Ich wurde mal von einem Glas Wasser binnen Minuten geheilt. Nein, die Krankheit hieß nicht Durst.

jackle hat geschrieben:Argument?

Also ich habe das hier gefunden, meinst du das? Das hat nichts mit dem heutigen Fleischkonsum zu tun und ist sehr umstritten.

jackle hat geschrieben: Die gehen dann ein.

Das ist auch eine Entwicklung. Vielleicht könnten wir dann sogar Gruppenselektion beobachten! ;)

jackle hat geschrieben:Welche Daten?

Die Daten, die deine Behauptungen untermauern.

jackle hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:Entschuldige, aber dieses Rumgeflenne interessiert mich wirklich nicht.

q.e.d.

Du erzählst mir hier, dass Frauen mehr Kinder wollen als Männer und dass weniger Kinder als beide haben wollen in die Welt gesetzt werden. Prozentual gesehen werden also die Interessen der Frauen noch weniger berücksichtigt und zwar von Männern, die ihnen nicht genügend Kinder machen, oder? (Ich würde sagen, sie haben einfach nicht genug Eier.)
Jetzt kommst du und sagst, dass die Männer unter diesen Bedingungen einfach keine Lust haben Kinder zu kriegen und dass die Feministinnen daran schuld sind, dass Männer aber Kinder kriegen wollen, wenn sie sich als Familienmanager ausschließlich um mindestens 5 Kinder kümmern dürfen, habe ich das soweit richtig verstanden?
Wer garantiert mir das eigentlich? Warum sollte ein Mann denn ein großes Interesse daran haben Kinder zu kriegen?
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon jackle » Mo 16. Nov 2009, 19:44



Der typische Artikel, bei dem vom WOLLEN auf das SOLLEN geschlossen wird. Genauso könnte man argumentieren, dass Menschen ein großes Gehirn haben, weil sie im Gegensatz zu Affen Kuhmilch trinken. Glutenallergien sind übrigens umso seltener in einer Bevölkerung anzutreffen, je länger dort schon Getreideanbau vorherrscht. Bei uns häufiger als z. B. im Nahen Osten. Bei zahlreichen Funden konnte man mittels radiologischen Untersuchungen auf die Nahrungszusammensetzung schließen: Vergleichbar mit der von Wölfen.

Julia hat geschrieben:Ich wurde mal von einem Glas Wasser binnen Minuten geheilt. Nein, die Krankheit hieß nicht Durst.

Nein?

Julia hat geschrieben:Also ich habe das hier gefunden, meinst du das? Das hat nichts mit dem heutigen Fleischkonsum zu tun und ist sehr umstritten.


Da kommt das Wort IQ vor, folglich ist alles umstritten. Denn schließlich gibt es Gutmenschen auf der Welt.

Julia hat geschrieben:Das ist auch eine Entwicklung. Vielleicht könnten wir dann sogar Gruppenselektion beobachten! ;)


Evolution ist mehr als Entwicklung. Sonst hätte Darwin nicht das Prinzip der natürlichen Selektion entwerfen müssen. Er hätte einfach sagen können: Früher sah der Lauf des Rheins so aus, und heute so. Das ist Evolution. Denn Evolution ist Veränderung.

Julia hat geschrieben:Die Daten, die deine Behauptungen untermauern.

Da gibt es zig Studien, die in der Fachliteratur aufgeführt werden. Man kann fast jede nehmen, z. B. Bertram H, Rösler W, Ehlert N: Nachhaltige Familienpolitik – Zukunftssicherung durch einen Dreiklang von Zeitpolitik, finanzieller Transferpolitik und Infrastruktur-politik, Gutachten für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2005

Interessant ist auch diese Seite: http://www.zdwa.de/zdwa/meinungen/20060 ... einung.php
Oh Frankreich oh Frankreich (Abbildung 4)!

Julia hat geschrieben: Du erzählst mir hier, dass Frauen mehr Kinder wollen als Männer und dass weniger Kinder als beide haben wollen in die Welt gesetzt werden. Prozentual gesehen werden also die Interessen der Frauen noch weniger berücksichtigt und zwar von Männern, die ihnen nicht genügend Kinder machen, oder? (Ich würde sagen, sie haben einfach nicht genug Eier.)
Jetzt kommst du und sagst, dass die Männer unter diesen Bedingungen einfach keine Lust haben Kinder zu kriegen und dass die Feministinnen daran schuld sind, dass Männer aber Kinder kriegen wollen, wenn sie sich als Familienmanager ausschließlich um mindestens 5 Kinder kümmern dürfen, habe ich das soweit richtig verstanden?
Wer garantiert mir das eigentlich? Warum sollte ein Mann denn ein großes Interesse daran haben Kinder zu kriegen?


Oh je. Du scheinst weder etwas von Biologie noch von Männern zu verstehen. Ist für den Feminismus charakteristisch.
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Re: Peter Merschs Systemische Evolutionstheorie

Beitragvon El Schwalmo » Mo 16. Nov 2009, 20:03

jackle hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:Warum sollte ein Mann denn ein großes Interesse daran haben Kinder zu kriegen?

Oh je. Du scheinst weder etwas von Biologie noch von Männern zu verstehen. Ist für den Feminismus charakteristisch.

ein Mann hat ein großes Interesse, dass er Kinder in die Welt setzen kann, um die er sich möglichst wenig kümmern muss. Die Frage ist, ob das klappt, wenn die Frauen intelligent sind. Merschs Lösung besteht darin, die Frauen mit Staatsknete dafür zu bezahlen, dass sie den Männern ihre Wünsche erfüllen. Eine aufwändigere Lösung würde darin bestehen, eine Gemeinschaft anzustreben, die so strukturiert ist, dass Paare Kinder haben möchten.
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