Ist das jetzt unsere neue Bibel?auaox hat geschrieben:Damit wären wir aber eher in esoterischen Zirkeln oder Naturreligionen angekommen, und nicht in der Aufklärung.
Ich empfehle so denkenden die Lektüre des Buches "Das egoistische Gen" von Richard Dawkins. Er beschreibt dort eine eingängige Theorie selbst über den Ursprung des Lebens, die um einiges eingängiger ist als das Postulat eines über den Dingen stehenden externen Gottes.
Ist Richard Dawkins der neue Guru?

Ich denke, dass die große Mehrheit eine Leitkultur braucht - nur wie könnte die aussehen? Wie wird sie vermittelt und vor allem: Was begründet sie?auaox hat geschrieben:Viele von uns sind Indivudualisten, und brauchen damit keine homogene Leitkultur. Nur viele Menschen sind und bleiben nun mal Herdentiere, und da werden auch noch weitere 25.000 Jahre Aufklärung nichts dran ändern.
Genau das sehe ich auch und deshalb ist für mich die bloße Abschaffung von Religionen, hin zum individuellem Humanismus noch keine Alternativeauaox hat geschrieben:Es gibt religiöse Seelsorger, die die Lücke zwischen Freunden und Pychologen füllen und Menschen in den Lebensabschnitten konsistent begleiten, und einen "Sinn im Leben" propagieren. Das Leben ohne Gott ist nicht sinnlos, aber es bietet auch nicht von allein mehr Halt in der Gemeinde und in der eigenen Psyche. Hier fehlt eine flächendeckende humanistische Alternative.
Die Abkehrung vom biblischen Glauben zieht die Menschen doch sowieso hin zu esoterischen Kulten und sonstigen Religionen. Der Mensch ist nun mal ein suchendes Wesen. Das kann auch Richard Dawkins nicht verhindern.auaox hat geschrieben:Was die Riten betrifft, Stine, würde ich sagen, es kommt sehr darauf an. Wenn diese zu Massenveranstaltungen werden, können sich natürlich schnell esoterische Einflüsse einschleichen, die dann eher kontraproduktiv sind. Zumal auch Esoteriker die Natur verherrlichen. Es kommt sicher auch darauf an, wie man "Religion" definiert.
Das können Religionen und spirituelle Kreise auch sein. Ich glaube, dass sich niemand, der sich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzt jemals am Ziel seines Denkens ist. Wer als Humanist am Ziel seines Denkens zu sein scheint, der hat erst die halbe Arbeit geleistet.auaox hat geschrieben:Einen geschlossenen Kreis aus Kulten und Ansichten wünscht sich kein Humanist, das wäre das Gegenteil von Humanismus. Humansismus ist eine Kultur ständigen Diskurses.
Selbst eine Giordano Bruno Stiftung kommt nicht ohne Vorstand aus. Überall brauchts Richtlinien und Nachschlagwerke. Wer bestimmt denn, wer dazugehören darf und wer nicht?auaox hat geschrieben:Wenn sich eine Führungskaste bildet, die sich an die Spitze der Riten stellt, ist das sicher genauso kontraproduktiv - egal ob mit oder ohne Gott.
Nimm meinen mangelhaften Glauben und meine kritische Haltung gegenüber der Kirche und ich bin trotzdem kein Bright.

Und wenn die ganze Welt dann aus Individualisten bestünde, dann bräuchte es doch wieder ein Gemeindewesen, das irgendwie zusammenhält. Es braucht Mutter und Kindgruppen, Schulkinderbetreuung, Jugendtreffs, Seniorennachmittage, Krankenunterstützung, Nachbarschaftshilfe und zuletzt noch Sterbebegleitung - jetzt noch das volle Kirchenprogramm.auaox hat geschrieben:Humanismus lebt durch seine Vielfalt: Da sind diejenigen, die als Individualisten sich auch ohne den Halt einer vertrauten Gemeinde durchs Leben schlagen können, und das sind diejenigen, die sich eben einen solchen Halt, definiert durch ein Gemeindewesen und einen festen, gemeinschaftlich begangenen Jahresablauf, durch bekannte Manifestationen in Kunst und Kultur usw... wünschen. Letzterem wäre es vielleicht möglich, eine Leitkultur zu entwickeln. Individualisten alleine können nicht die Herde beflügeln, sie sind halt Individualisten. Und die Hoffnung, dass irgendwann aus reiner Vernunft alle zu Individualisten werden, halte ich für genauso gering wie die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes.
Wo hast du gruppendynamische Prozesse in einer Welt von Individualisten?auaox hat geschrieben:Humanismus bedeutet nicht, unerreichbare Ideale zu proklamieren, sondern das Wesen des Menschen, und dazu gehören auch die gruppendynamischen Prozesse, als Ausgangsbasis jeglicher Kulturarbeit und Ethik anzunehmen.
Lieber auaox, ich danke dir, dass du meine Fragen ernst nimmst.
LG stine