Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Aeternitas » So 21. Jun 2009, 12:24

jackle hat geschrieben:Auch Formulierungen, die mit "Denk doch mal darüber nach" anfangen, dienen für mich einzig der eigenen Selbsterhöhung und Niedermachung anderer Auffassungen.


jackle hat geschrieben:denk doch mal darüber nach, was du mit deinem Verhalten wirklich bezweckst, und was das über deine eigene Persönlichkeit besagt.


Soll ich daraus jetzt Schlussfolgern das es dir bei deiner Aufforderung nur darum geht dich selbst zu erhöhen und meine Auffassung nieder zu machen?
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 13:14

Aeternitas hat geschrieben: Soll ich daraus jetzt Schlussfolgern das es dir bei deiner Aufforderung nur darum geht dich selbst zu erhöhen und meine Auffassung nieder zu machen?


Es geht darum, dass du hier eine sachfremde Diskussion führst. Zum eigentlichen Thema (Evolutionsglaube) scheinst du nichts beitragen zu können. Zum zwischenzeitlich angesprochenen Thema Naturalistischer Fehlschluss bzw. Sein-Sollen scheinbar auch nicht. Möglicherweise verstehst du nicht einmal, worum es da geht.

Also sag was Sachliches zum Thema oder bleib draußen. Leute, die nur ihren Placebo-Müll absondern wollen, um sich besser als andere zu fühlen (hast du dir mal überlegt bla bla bla), gibt es schon genug.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Aeternitas » So 21. Jun 2009, 13:37

jackle hat geschrieben:Zum zwischenzeitlich angesprochenen Thema Naturalistischer Fehlschluss bzw. Sein-Sollen scheinbar auch nicht.


O doch ich dachte nämlich ich könnte dich dazu bringen die NF Problematik aus einer neuen Perspektive zu betrachten, anstatt das du ausnahmslos allen Unterstellst sie wüssten nicht wovon sie reden.

Zum von mir angesprochen Thema

z.B. kann uns die Wissenschaft mit ihren Deskriptiven Sätzen sagen was für normative Sätze überhaupt infrage kommen welche wir erfüllen können, sie können uns auch sagen wie wir bestimmte normative regeln überhaupt befolgen können.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 13:45

Aeternitas hat geschrieben: O doch ich dachte nämlich ich könnte dich dazu bringen die NF Problematik aus einer neuen Perspektive zu betrachten, anstatt das du ausnahmslos allen Unterstellst sie wüssten nicht wovon sie reden.


Moment, es war doch genau umgekehrt. El Schwalmo beispielsweise unterstellte Mersch (und damit indirekt mir, weil ich dessen Thesen stütze), einem Sein-Sollen-Fehlschluss zu unterliegen, und das begründete er dann auch. Vorher hatte schon folgsam einen Pauschalverdacht erhoben, ich wisse überhaupt nicht, was ein NF ist, und das hätte ich angeblich bewiesen, wo, das blieb im Unklaren.

Daraufhin habe ich anhand den Beschreibungen in Wikipedia nachgewiesen, dass El Schwalmo offenbar nicht weiß, was eine Sein-Sollen-Problematik ist und dass Mersch mit seinen Schlüssen bzw. Empfehlungen dieser Problematik nicht unterliegt.

Und an dieser Stelle kamst du nun mit deiner persönlichen Erhöhungsproblematik. :(
Wenn du eine neue Perspektive zur NF-Problematik beisteuern möchtest, dann bitte, tu es. Deine Placebo-Sätze waren es jedenfalls nicht. Vielleicht kannst du mal damit beginnen, was die NF-Problematik deiner Meinung nach ist. Ich möchte wetten, auch dabei stehst du schon auf dem Schlauch.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Aeternitas » So 21. Jun 2009, 13:57

jackle hat geschrieben:Vielleicht kannst du mal damit beginnen, was die NF-Problematik deiner Meinung nach ist. Ich möchte wetten, auch dabei stehst du schon auf dem Schlauch.


Falls den anderen Debatten in denen du so reichlich gepostet hasst gefolgt bist wirst du sicherlich auch die stellen finden in denen ich eine Beschreibung NF abgegeben hätte inkl. Link, im übrigen unterscheidet sich das was ich unter einem NF verstehe nicht von dem was Myron/folgsam und etliche andere darunter verstehen. Ich glaube nicht mal das es sich von dem was du darunter verstehst unterscheidet Meiner Meinung nach (die dich sicherlich nicht interessiert auf die du aber wahrscheinlich komischerweise trotzdem eingehen wirst) ist das einzige Problem das wir die Praktische Ausführung des NF in deinen und Mersch Sätzen sehen und du nicht,
Im weiteren befürchte ich das sich das durch eine Debatte nicht lösen lässt.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 14:24

Aeternitas hat geschrieben: Ich glaube nicht mal das es sich von dem was du darunter verstehst unterscheidet


Aha. Immerhin.

Aeternitas hat geschrieben:Meiner Meinung nach (die dich sicherlich nicht interessiert auf die du aber wahrscheinlich komischerweise trotzdem eingehen wirst) ist das einzige Problem das wir (...)


Nanu. Wer ist wir?

Aeternitas hat geschrieben: (...) die Praktische Ausführung des NF in deinen und Mersch Sätzen sehen und du nicht


Ja wenn denn von euch dazu mal etwas mehr als heiße Luft käme.

Bislang kann ich deinen/euren Aussagen nur entnehmen, dass es sich bei einem Satz wie "wenn sich unsere Gesellschaft aufgrund ihrer aktuellen Organisation auch in Zukunft so reproduziert wie aktuell - und nichts spricht dafür, dass sich das ändern wird -, dann wird sie sukzessive verdummen, und Leute, ich denke, das sollten wir nach Möglichkeit noch verhindern, denn weswegen schicken wir sonst unsere Kinder zur Schule" gemäß euch um einen NF bzw. eine Sein-Sollen-Problematik handelt, bei einem Satz wie "wenn wir weiterhin soviel CO2 in die Luft blasen wie jetzt, wird es zu einem Abschmelzen der Polkappen und damit zu einer Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter und zu einem Aussterben vieler Arten kommen, und Leute, ich denke, das sollten wir nach Möglichkeit verhindern" dagegen nicht, und eine Erklärung dafür seid ihr schuldig geblieben. Ich vermute, da steckt ganz einfach das übliche ideologische Denken, inklusive Tabus, Denkverboten etc. dahinter. Oder anders gesagt: Dahinter steckt selbst eine Sein-Sollen-Problematik: Die Anwendung von biologischen Argumenten auf menschliche Gesellschaften ist ein paar Mal daneben gegangen, deshalb soll man überhaupt keine bioloigschen Argumente auf menschliche Gesellschaften anwenden.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Aeternitas » So 21. Jun 2009, 14:43

Du vergisst das solche Aussagen eine normative Prämisse haben z.B. Arten sollten erhalten werden.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon folgsam » So 21. Jun 2009, 14:48

@jackle:

1. Du überzeugst uns davon, dass Mersch was zum Diskurs beizutragen hat und seine schlüsse richtig sind.

2. Du zeigst auf, warum es geboten ist von Merschs Erkenntnissen normative Sätze abzuleiten.


Selbst wenn dir 1.) noch gelingt, und du hast soweit ich das sehe wahrlich genug dazu geschrieben, kannst du davon ausgehen, dass du hier bei 2.) erst recht keinen Erfolg haben wirst.
Mich würde wundern, wenn sich einer der Diskussionsteilnehmer oder Zaungäste nach dieser Show auch nur ein Buch von Mersch kauft, was zumindest ein wilkommener Seiteneffekt deiner längelangen Ausführungen gewesen sein dürfte und wir wissen bereits, dass du denkst wir seien zu blöde um Merschs kristallklare Theorie und seine Folgen zu verstehen oder gar zu würdigen.

Also, was möchtest du noch?
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon platon » So 21. Jun 2009, 15:03

Du meine Güte, jetzt war ich fast eine Woche weg und Mersch versucht hier immer noch, seine Bücher unters Volk zu bringen.
Also eins muss man sagen: hartnäckig ist er ja schon ...
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 15:30

folgsam hat geschrieben:1. Du überzeugst uns davon, dass Mersch was zum Diskurs beizutragen hat und seine schlüsse richtig sind.


Schön, dass mir das also gelungen ist.

folgsam hat geschrieben:2. Du zeigst auf, warum es geboten ist von Merschs Erkenntnissen normative Sätze abzuleiten.


Wo habe ich das getan? Ich fand es sowieso die ganze Zeit mächtig blöd, dass nicht über die Systemische Evolutionstheorie (die ja viele Vorteile gegenüber den bisherigen Evolutionsansätzen besitzt), sondern mal wieder über ein paar Mersch'sche Empfehlungen (nicht zu verwechseln mit Normen) diskutiert wurde.

Ich weiß ja nicht, was du unter Normen verstehst, aber ich verstehe darunter z. B. so etwas darunter:
No woman should be authorized to stay at home to raise her children. Society should be totally different. Women should not have that choice, precisely because if there is such a choice, too many women will make that one.


Der stammt übrigens von Simone de Beauvoir. Woraus mag sie wohl dieses Sollen ableiten?

folgsam hat geschrieben:wir wissen bereits, dass du denkst wir seien zu blöde um Merschs kristallklare Theorie und seine Folgen zu verstehen oder gar zu würdigen.


Nun, viele haben wenig dafür getan, einen solchen Eindruck zu entkräften. Nehmen wir mal smalonius. Der fing irgendwann mal an, auf der Price-Gleichung herumzureiten. Immerhin begann er seinen Beitrag recht sachlich und kompetent, und meinte auch richtigerweise, dass die eigentliche Crux der Merschschen Theorie das neben der Fitness existierende Reproduktionsinteresse sei. In der Tat, dies ist neu, und ich halte dies für den entscheidenden Durchbruch.

Ich begann schon zu frohlocken, hier wolle jemand tatsächlich eine sachliche Diskussion beginnen und habe mir dann wirklich sehr viel Mühe gegeben, sogar Mersch kontaktiert, und dann drei recht ausführliche sehr sachliche Beiträge dazu gepostet. Die kann man alle hier noch nachlesen. Doch was ist darauf gekommen? Genau dieser smalonius machte sich lustig über die Merschsche Antwort, fragte, welcher Beruf er denn habe etc. Dabei stellte sich heraus, dass smalonius, der eine Covarianz-Gleichung ins Spiel brachte, weder weiß, was Kovarianz ist, noch dass er scheinbar die Grundrechenarten ordentlich beherrscht. Ich würde mich in so einem Fall in Grund und Boden schämen. Ich frage mich, was denn eigentlich los ist mit euch? Kommt ihr nie auf den Gedanken, ihr könntet mit jemandem diskutieren, der eine Sache besser durchschaut hat und vielleicht auch einen besseren Überblick über das Sachgebiet hat? Also ich gehe in einem anonymen Forum grundsätzlich davon aus, dass wenn mir jemand eine math. Gleichung postet, dieser auch ein anonymer Fields-Medaillen-Gewinner sein könnte. Das nehme ich jetzt bei samlonius natürlich nicht mehr an.

folgsam hat geschrieben:Also, was möchtest du noch?


Dass auf sachliche Beiträge endlich sachlich geantwortet wird. Und zwar im Rahmen eines naturalistischen Weltbildes.
Zuletzt geändert von jackle am So 21. Jun 2009, 15:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 15:36

Aeternitas hat geschrieben:Du vergisst das solche Aussagen eine normative Prämisse haben z.B. Arten sollten erhalten werden.


Nein. Das "Normative" kommt erst ganz zum Schluss. Dort wird gesagt: Und ich denke, wir sollten das verhindern. Alles davor ist eine reine Beschreibung, was passieren wird.

Die Gesellschaft kann sich dann noch immer entscheiden und sagen: "Es macht nichts, wenn unsere Kinder immer dümmer werden" oder "Es macht nichts, wenn es keine anderen Arten mehr gibt, denn dann ist der Mensch endlich allein auf der Erde, was sowieso besser ist."

Jede Empfehlung für oder gegen irgendwas (z. B. für oder gegen eine Erhöhung von HartzIV-Sätzen) hat letztlich eine "normative" Komponente. Ihr könnt Mersch hier nichts Ungewöhnliches vorwerfen, außer ihr habt aus eigenen normativen Gründen was gegen seine Empfehlungen. Das ist dann aber eine ganz andere Baustelle. Ihr versucht hier nur leider die ganze Zeit ziemlich krampfhaft und wie ich finde völlig untauglich aus allgemeinen übergeordneten normativen Gründen etwas gegen die Merschschen Empfehlungen zu sagen und das ist leider selbst eine Sein-Sollen-Problematik.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon folgsam » So 21. Jun 2009, 15:57

jackle hat geschrieben:Schön, dass mir das also gelungen ist.


Keineswegs.

Wie ich schon sagte: Auch wenn Mersch mit dem was er behauptet Recht behält, ist das nicht dazu geeignet mich vom Hocker zu reißen.
Im Gegensatz zu einem Prüfer im Peer-Review Verfahren werde ich auch nicht dafür bezahlt mich in seine Denke einzuarbeiten, gestatte mir also dass ich erstmal abwarte.

Zudem ist Wissenchaft wie sie derzeit weltweit erfolgreich betrieben wird kein demokratisches Unternehmen.
Du und die anderen Mersch-Fans können noch so laut durch die Foren ziehen: Bis Mersch nicht bei einer anerkannten Zeitschrift irgendwo erfolgreich publiziert wird sich wohl keiner ernstlich für ihn interessieren.

jackle hat geschrieben:Ich fand es sowieso die ganze Zeit mächtig blöd, dass nicht über die Systemische Evolutionstheorie (die ja viele Vorteile gegenüber den bisherigen Evolutionsansätzen besitzt)


Wenn es wirklich so ist, wird das sicher bemerkt werden.
Hast du dich in der Art wie du hier auftrittst eigentlich schonmal bei einem Soziobiologie Fachkongress oder ähnlichem versucht?
Es dürfte wesentlich fruchtbarer sein dort auf Fachwissenschaftler einzuwirken. Wenn du mit deinem Anliegen richtig liegst, wird man dir dort sicherlich zuhören.

jackle hat geschrieben:Der stammt übrigens von Simone de Beauvoir. Woraus mag sie wohl dieses Sollen ableiten?


Ich teile ihre Ansichten nicht. Also, warum sollte mich das kümmern?
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 16:15

folgsam hat geschrieben: Zudem ist Wissenchaft wie sie derzeit weltweit erfolgreich betrieben wird kein demokratisches Unternehmen.

Stimmt.
folgsam hat geschrieben: Bis Mersch nicht bei einer anerkannten Zeitschrift irgendwo erfolgreich publiziert wird sich wohl keiner ernstlich für ihn interessieren.

Das wird nicht passieren, da die Gutachter Konkurrenten sind. Heute könnte es deshalb auch keine Relativitätstheorie mehr geben: Die Arbeiten eines Berner Patentamtsmitarbeiter würde man erst gar nicht publizieren. Man würde sich sogar fragen, was dieser für Absichten mit der Publikation verfolge.

folgsam hat geschrieben: Wenn es wirklich so ist, wird das sicher bemerkt werden.

Von wem? Von denen, die ihre Dissertation über die Memetik verfasst haben?

folgsam hat geschrieben: Hast du dich in der Art wie du hier auftrittst eigentlich schonmal bei einem Soziobiologie Fachkongress oder ähnlichem versucht? (...) Wenn du mit deinem Anliegen richtig liegst, wird man dir dort sicherlich zuhören.


Glaube ich nicht. Mersch hat wohl auf ein paar Tagungen und Kongressen vorgetragen und wie man hört, soll er jetzt Mitherausgeber eines dieser Tagungsbände werden, aber das muss ja niemanden interessieren, der an anderem interessiert ist.

folgsam hat geschrieben: Ich teile ihre Ansichten nicht. Also, warum sollte mich das kümmern?


Weil es ein Beispiel dafür ist, dass alle mit Normen im Kopf herumlaufen. Man muss bei Soziologen oder Feministinnen nur mal irgendein biologisches Argument fallen lassen, schon kommt die Biologismus-Keule. Angeblich sei dies ein NF und all die wunderbaren Sachen. Dass diese Leute aber viel schlimmer und härter normativ auftreten, scheint dagegen kaum jemand zu interessieren. Ich erwähnte sie deshalb, weil ihr hier etwas ganz Schlimmes tut: Ihr versucht, eine bestimmte Empfehlung aus übergeordeten Gründen abzulehnen, obwohl ihr euch die ganze Zeit in gleicher Weise verhaltet. Ihr verwechselt hier lediglich, dass ihr andere Ideologien im Kopf habt, die bestimmte Empfehlungen nicht zulassen.
Zuletzt geändert von jackle am So 21. Jun 2009, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 16:53

folgsam hat geschrieben: Wie ich schon sagte: Auch wenn Mersch mit dem was er behauptet Recht behält, ist das nicht dazu geeignet mich vom Hocker zu reißen.


Nun ja, ich sagte es bereits: Das was er entwickelt hat, ist ein neues Weltbild. Die Gehirnforscher deuten es doch bereits an: Möglicherweise gibt es gar keinen freien Willen. Möglicherweise laufen im Gehirn nur irgendwelche fortwährenden Adaptionsprozesse ab, die bei uns den Eindruck hinterlassen, wir steuerten all dies selbst. Dabei werden wir innerlich durch physikalisch/chemische Reaktionen gesteuert.

Mersch hat nun eine allgemeine Evolutionstheorie entwickelt, die darlegt, wie die gesamte uns bekannte Welt (hier auf der Erde) sich quasi wie von selbst (ab dem Punkt, an dem es Leben gab) zu dem entwickelt hat, was jetzt da ist: durch eigendynamische Prozesse, die bestimmten Grundprinzipien genügen, die er alle beschrieben hat. Auf S. 19 des PPT-Vortrages, dessen URL ich gepostet hatte, werden die 4 Prinzipien (Akteursbildungsprozess bei dem Kooperation und die Ausbildung von Eigeninteressen zentral sind, 3 Prinzipien der Systemischen Evolutionstheorie; 2 Wettbewerbskommunikationen: dominant/Gefallen-wollen; Bildung von neuen Evolutions/Lebensräumen auf Basis der Gefallen-wollen-Kommunikation) gelistet. Mit diesen Prinzipien kann man quasi erklären, wie "alles" auf dieser Erde entsteht und evolviert.

Bedauerlich fand ich, wie reserviert man hier den von ihm dargelegten Reproduktionsinteressenkonzept gegenüber steht. Es wurde immer wieder der Versuch unternommen, hierin etwas Psychologisches zu sehen, selbst von Leuten, die sich als Anhänger der Theorie der egoistischen Gene und der Memetik outeten.

In der gesamten Evolutionsbiologie dominiert zurzeit die reine Gen-Sicht. Alle Evolutionsprozesse werden nicht nur vom Individuum, sondern gar von den Genen aus betrachtet. Wenn also sich verschiedene Individuen bei der Aufzucht von Jungen gegenseitig helfen, dann müssen dabei die Gene am Werk sein, in diesem Fall im Rahmen einer Verwandetenselektion.

Die Fitness eines Individuums wird dann sehr stark über innere erbliche und damit individuelle Eigenschaften definiert, denn nur die würden bei der Fortpflanzung weitergegeben, Erworbenes dagegen angeblich nicht (ich frage mich immer wieder, wie man denn dann den Sozialisationsprozess verstehen soll).

Mersch behauptet nun aber, dass der Fortpflanzungserfolg nicht nur über diese innere Fitness bestimmt wird, sondern ggf. über eine soziale Komponente, die er im Begriff Reproduktionsinteresse zusammenfasst, und die möglicherweise nicht über die Gene weitergegeben wird. Das ist ein viel allgemeinerer Ansatz als etwa die Verwandtenselektion, weil er auch eine nichtgenetische Aufteilung der Reproduktionsarbeit unterstützt. Seine grundsätzliche Aussage ist (um sie mal etwas anders zu formulieren): Soziale Gemeinschaften sind im Grunde solange evolutionsfähig, solange die Fitness nichtnegativ mit dem Reproduktionsinteresse korreliert. Konkret heißt das: Eine biologische Art, die zunächst ihre Alpha-Tiere ausfechtet, diese dann aber auf die Jagd schickt (da sie dazu am besten geeignet sind), während die Omega-Tiere die Fortpflanzung erledigen, ist langfristig nicht stabil, macht sie es dagegen genau umgekehrt (wie einige Hundearten), dann kann sie weiter evolvieren. Wir Menschen machen es so, wie im ersten Fall. Eine indirekte Konseqenz daraus ist (und da beginnt dann die Politik): Man kann die gesellschaftliche Reproduktion nicht nach Belieben organisieren. Dawkins hat es sich demgegenüber sehr leicht gemacht: Er hat offenkundige Widersprüche in menschlichen Gesellschaften gegenüber seiner Theorie der egoistischen Gene ignoriert und stattdessen einfach gesagt: Wir Menschen allein sind in der Lage, uns gegen unsere egoistischen Gene und auch Meme aufzulehnen. Ja wenn Wissenschaft immer so einfach wäre!

Man kann es drehen und wenden wie man will: Hier hat jemand einen echten Durchbruch geschafft. Deine Reaktion kann ich zwar verstehen, entsetzt mich aber auch ein wenig. Man scheint heute überhaupt nicht mehr bereit zu sein, mal ganz einfach sachlich und ideologiefrei über ein Konzept zu reden. Es geht nach ganz kurzer Zeit nur noch um die Frage: Was beabsichtigt der Autor damit eigentlich? Möglicherweise will er nur Bücher verkaufen (dann hätte er m. E. Feuchtgebiete schreiben sollen). Möglicherweise hat er nur politische Absichten. Ich vermisse in dieser Gesellschaft, die simple Bereitschaft, einem anderen einmal zuzuhören: Was sagt der eigentlich? Könnte das wichtig sein? Ist das vielleicht wirklich etwas Neues? Das scheint es nicht mehr zu geben. Warum erwarten wir dann, man sollte überhaupt noch jemandem zuhören? Warum sollte man einem HartzIV-Empfänger zuhören?

Und deshalb bin ich mir ziemlich sicher, wird es unsere Gesellschaft in 50 Jahren nicht mehr geben. Es ist dann jedenfalls keine Demokratie mehr. Denn eine Demokratie kann man nur mit Demokraten führen.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon El Schwalmo » So 21. Jun 2009, 20:29

jackle hat geschrieben:Glaube ich nicht. Mersch hat wohl auf ein paar Tagungen und Kongressen vorgetragen

wenn ich seine HomePage richtig interpretiere waren das zwei.

jackle hat geschrieben:und wie man hört, soll er jetzt Mitherausgeber eines dieser Tagungsbände werden,

Wenn das der Tagungsband zu Wien ist, wäre das ein Argument. Abensberg eher nicht.

jackle hat geschrieben:aber das muss ja niemanden interessieren, der an anderem interessiert ist.

Es muss einen schon interessieren, wenn man sich fragt, ob jemand so bedeutend ist, dass man sich mit seinen Ansichten befassen muss.

jackle hat geschrieben:Man muss bei Soziologen oder Feministinnen nur mal irgendein biologisches Argument fallen lassen, schon kommt die Biologismus-Keule.

Bei Biologens kann es einem ähnlich gehen, falls man Argumente aus dem Bereich der Unternehmensberatung fallen lässt.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon El Schwalmo » So 21. Jun 2009, 22:08

jackle hat geschrieben:Die Arbeiten eines Berner Patentamtsmitarbeiter würde man erst gar nicht publizieren.

schau mal, was ein promovierter Patentanwalt namens Wächtershäuser heutzutage publizieren kann.

Das liegt daran, dass er Arbeiten verfasst, die, obwohl umstritten, so geschrieben sind, dass Fachleute deren Bedeutung erkennen. Hat allerdings auch gedauert.

Mersch scheint das noch nicht gelungen zu sein, vermutlich deshalb, weil er über allem schwebt. Seine Theorie ist vermutlich so allgemein, dass kein Fachmann sie einschätzen kann.

jackle hat geschrieben:Man würde sich sogar fragen, was dieser für Absichten mit der Publikation verfolge.

Das auch nur dann, wenn jemand aus seiner Theorie Anleitungen für die Rettung der Menschheit ableitet. Dann schaut man genauer hin, in welche Richtung diese Absichten gehen.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 22:16

El Schwalmo hat geschrieben: Bei Biologens kann es einem ähnlich gehen, falls man Argumente aus dem Bereich der Unternehmensberatung fallen lässt.


Hauptsache du hast keine Argumente. Wie diesmal wieder. Viel Spaß in der Schule für den angeblichen Superexperten der Biologie, der nichts von Dawkins, der Soziobiologie und der Evolutionären Psychologie hält, dafür aber den totale Durchblick hat, wie es angeblich so läuft ...
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon El Schwalmo » So 21. Jun 2009, 22:22

jackle hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben: Bei Biologens kann es einem ähnlich gehen, falls man Argumente aus dem Bereich der Unternehmensberatung fallen lässt.

Hauptsache du hast keine Argumente. Wie diesmal wieder.

Schau mal, was Du gepostet hast, was ich antwortete, und was Du gerade gesnipppt hast.

Mein Argument war: Du hast geprahlt und das ging schief.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » So 21. Jun 2009, 23:46

El Schwalmo hat geschrieben: Mein Argument war: Du hast geprahlt und das ging schief.


Habe ich geprahlt? Ich vertrete hier nur ein Ergebnis, was ein anderer erzielt hat.

Du hast dagegen geprahlt, hast dich als großer Durchblicker verkauft, der an der Spitze der Forschung steht, der weiß, dass da gerade erst erarbeitet wird, wie Evolution funktioniert, man das aber noch nicht wisse und all die Sachen.
Dann hast du dich gegen alles abgrenzt, wo nicht in jedem Wort Gen drin steht. Und auch da stand außer Frage: Das kannst du alles beurteilen wie kein Zweiter.

Du bist nicht der Experte, als den du dich hier verkaufst. Du hast nur eine x-beliebe Meinung. Du kannst nicht beurteilen, ob die Merschsche Arbeit wesentlich ist, aus was für Gründen sie in den Wissenschaften gehört wird oder nicht, was die Gründe für die philosophia naturalis waren, sie abzulehnen, ob die eine Tagung wichtiger ist als die andere und und und. Das sind alles nur deine Privatmeinungen, die genauso relevant oder irrelevant zum Thema sind wie die eines x-beliebigen anderen Bundesbürgers. Deine Postings kommen mit einem erstaunlichen Absolutsheitanspruch daher (wie dein Seitchen zur Evolutionstheorie übrigens auch) und das ist ganz typisch für Ideologen.

Meines Erachtens betreibst du hier das Gleiche, was auch die Gutachter der pn geritten haben dürfte: Oh, ein new kid in town, was meinen Status hier als der unumstrittene Evo-Experte gefährden könnte. Den machen wir erst einmal platt. Konkurrenzverhalten der simpelsten Sorte.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Sabrist » So 21. Jun 2009, 23:53

Pardon, ihr lieben Forenleser, aber der Onkel muss mal was loswerden:

mir geht das Gesabbele und die kindische Zankerei in diesem Thema auf den Keks.
Mit "Wissenschaft" hat das ohnehin nichts zu tun und inhaltlich ist das nun schon lange auf dem Level persönlicher Anfeindungen angelangt.
Kann man das nicht vielleicht in einen Off-Topic-Bereich verschieben? Dann können sich die Verbalkombattanten dort weiter wie die Besenbinder zanken und in der Kategorie "Wissenschaft" die übrigen User sich wieder seriösen Themen widmen.
Das wäre vielleicht hilfreich.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
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