Aeternitas hat geschrieben:jackle hat geschrieben:2. Die Sexualität ist den Evolutionsbiologen insgesamt ein Rätsel (Queen of Problems in Evolutionary Biology).
Da du dich scheinbar so gut damit Auskennst könntest du das vielleicht etwas mehr erläutern, da ich dein Problem bei diesem Thema noch nicht so ganz nachvollziehen kann.
Hier ein paar Gründe für die Vorteilhaftigkeit der getrenntgeschlechtlichen Sexualität:
1. Getrenntgeschlechtliche Populationen können evolvieren, ohne Überproduktion von Nachkommen, Kampf ums Dasein und natürlicher Selektion. Es reicht, wenn sich die Männchen häufiger fortpflanzen "wollen" (ein höheres Reproduktionsinteresse besitzen) als die Weibchen Nachkommen liefern können. Mit anderen Worten: Es reicht, dass die Weibchen eine knappe Ressource sind.
2. Bei der natürlichen Selektion ist systemtheoretisch gesprochen die "Umwelt" die Natur, bei der sexuellen Selektion ist es die Population. Hierdurch können soziale Eigenschaften gefördert werden, die in der Natur keinen Vorteil bieten, gegenüber der sozialen Gemeinschaft aber sehr wohl. Zu nennen sind u. a. Musikalität, Altruismus (siehe Diskussion hier), komplexe Kooperation.
3. Die Variabilität der Geschlechter kann ungleich gestaltet werden, um eine verstärkte Selektion zu bewirken. Das ist bei vielen Lebewesen deutlich feststellbar, sehr stark auch beim Menschen. Beispielsweise ergaben großangelegte IQ-Tests, dass auf drei Männer mit einem IQ von über 130 eine Frau kommt und auf 5,5 Männer mit einem IQ von 145 und darüber ebenfalls eine Frau. Bei sehr niedrigen IQs sieht es ganz ähnlich aus: Auch hier klare Dominanz der Männer.
http://www.medizinauskunft.de/artikel/diagnose/maenner/30_08_schlauer_mann.php
Bei den Inselbegabten eine ähnliche Situation: Auf 6 Männer kommt eine Frau.
http://de.wikipedia.org/wiki/Inselbegabung
Beim unlängst veröffentlichen Studentenpisa-Test des Spiegels (600.000 Teilnehmer) gab es nur 26 Personen, die alle Fragen richtig beantworteten. Wie man hört, waren diese allesamt männlich.
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,625140,00.html
Eine mögliche Ursache ist die Haploidiät beim X-Chromosom auf Seiten der Männer.
Würde in einer menschlichen Gesellschaft ein Mensch mit einem sozial extrem nutzbaren genetischen Merkmal geboren werden (z. B. jeden Krebs durch 10-minütiges Handauflegen und starker Konzentration zu heilen), dann kann sich dieses Merkmal nur dann in der Population ausbreiten, wenn
a) der Träger männlich ist und
b) viele Frauen bereit sind, für ihn ein Kind auszutragen, ohne dass er die Hälfte der Familienarbeit leisten muss.
Parthenogenetisch oder hermaphroditisch wäre da sowieso nichts zu machen.
Vereinfacht dargestellt könnte man also sagen: Die Männchen spielen evolutionstheoretisch gesprochen den Expeditionstrupp, die Weibchen dagegen die solide Basis, die den Erfolgreichen folgt.
Ach ja: Gender hat keine wissenschaftliche Grundlage.