Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Do 14. Mai 2009, 19:51

Hab's schon öfter angedroht, mich mal darüber auszulassen.


Spieltheorie und das Gefangenen-Dilemma

Das Gefangenen-Dilemma ist ein altes spieltheoretisches Problem von A.W. Tucker aus dem Jahre 1950. Hier eine vereinfachte Version davon:

Bob kommt zu Alice in den Laden und kauft ein. Der Haken: Bob bezahlt, indem er Geld in einem Umschlag steckt und diesen Alice übergibt. Alice übergibt die Ware in einer Schachtel. Keiner weiß im Augenblick der Übergabe ob wirklich Geld im Umschlag oder Ware in der Schachtel sind.

Was wird geschehen? Vor allem, was wird geschehen, wenn jeder versucht, seinen Gewinn zu maximieren? Beide werden leere Umschläge abgeben.

Heißt das, es ist klug, zu bescheißen, wann immer es geht?


Man trifft sich immer zweimal - das iterierte Dilemma

Im Leben erinnert man sich an die früher angewandten Strategien der "Spielpartner" und passt seine eigene Strategie daran an. Man spricht vom iterierten Gefangenen-Dilemma, wenn es mehrmals hintereinander gespielt wird.

Robert Axelrod schrieb einen Wettbewerb dazu aus. Er lud ein, Strategien für Computerprogramme zu entwerfen , die wiederholt gegeneinander das Gefangenendilemma spielen sollten. Es gab 14 Einsendungen.

Eine der vorgeschlagenen Strategien benutzte ein stochastisches Modell (Markov-Ketten), um das Verhalten des Gegners vorherzusagen. Auch gab es ein Programm mit zufälligem Verhalten.


Wie du mir so ich dir

Die meisten Punkte im Wettbewerb gewann überaschenderweise das Programm mit der einfachsten aller Strategien: TIT FOR TAT. Seine Strategie war es, im ersten Zug zusammenzuarbeiten, und dann das Verhalten des Gegners zu kopieren. Kooperierte der Gegner, würde TIT FOR TAT auch kooperieren. Spielte der Gegner nicht mit, würde TIT FOR TAT auch nicht mitspielen.

Zweite Runde:

Die Ergebnisse der ersten Runde wurden verbreitet und weitere Einsendungen angefordert. Diesmal waren es 62 Einsendungen aus sechs Ländern. TIT FOR TAT wurde erneut vom Gewinner der ersten Runde, Anatol Rapoport, eingereicht

Es gewann abermals.


Man sagt von TIT FOR TAT, es sei

- nett: weil es im ersten Zug kooperiert.
- zurückschlagend (reciprocal, retaliating): weil es auf Treuebruch (defection) mit einem Treuebruch reagiert.
- versöhnlich: weil es zur Zusammenarbeit zurückkehrt, wenn das Gegenüber kooperiert.


*wird fortgesezt*
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon Aeternitas » Sa 16. Mai 2009, 11:49

smalonius hat geschrieben:Heißt das, es ist klug, zu bescheißen, wann immer es geht?


In dem Fall haben doch beide Verloren, wieso sollte das also Klug sein.
Daraus geht nur hervor warum es Sinnvoll ist mit offenen Karten zu spielen.

Ansonsten versteh ich nicht was du uns sagen willst mit deinen Beispielen.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Sa 16. Mai 2009, 12:41

Mein Beispiel war vereinfacht. Ich werde auf die "Auszahlmatrix" zurückkommen, also auf die Frage, nach welcher Regel hier Punkte vergeben werden.

Ansonsten ist das ein kleiner Hilfsthread, den ich für meine Argumentation im "Werte der Naturalisten"-Thread brauche, mir für dort aber zu technisch erschien.


GA - Genetische Algorithmen

In den siebziger Jahren entwickelte John Holland Softwaretechniken, die evolutionäre Prozesse nachahmen.

This is how the genetic algorithm works. The first step is to specify a way of representing each allowable strategy as a string of genes on a chromosome which can undergo genetic transformations, such as mutation. Then the initial population is constructed from the allowable set (perhaps by simply picking at random).

In each generation, the effectiveness of each individual in the population is determined by running the individual in the current strategic environment. Finally, the relatively successful strategies are used to produce offspring which resemble the parents. Pairs of successful offspring are selected to mate and produce the offspring for the next generation. Each offspring draws part of its genetic material from one parent and part from another. Moreover, completely new material is occasionally introduced through mutation.

After many generations of selection for relatively successful strategies, the result might well be a population that is substantially more successful in the given strategic environment than the original population.



TIT FOR TAT aus der Dose

Axelrod überlegte, ob genetische Algorithmen ebenfalls TIT FOR TAT erzeugen könnten.

Konkret betrachtete er Strategien, die sich die letzten drei Züge des Gegners merkten und daraus ihre Strategie ableiten.

Nachdem es 4 mögliche Ergebnisse in jedem Zug gibt, erhält man 4 x 4 x 4 = 64 verschieden Historien für drei Züge. Die Antwort des Algorithmus kann durch eine Liste von 64 Zs und Bs dargestellt werden (Z Zusammenarbeit B Beschiß) [cooperation, defection]. Zum Beispiel würde eines dieser Gene anzeigen, wie das Programm reagiert, wenn das Gegenüber drei mal hintereinander nicht kooperiert.

Weitere Gene werden gebraucht, um die Anfangsstrategie festzulegen. Insgesamt gab es 70 Gene im Chromosom.

Die Anzahl der Strategien, die dadurch festgelegt werden, ist riesig, nähmlich 2^70 oder ungefähr 10^21. Eine konventionelle Suche nach guten Strategien kommt hier nicht in Frage.

Wenn ein Computer seit dem Anfag des Universums diese Strategien durchgerechnet hätte, 100 pro Sekunde, dann wären bis heute 1 % davon überprüft worden.

In der Simulation arbeitet man mit einer Population von 20 Individuen je Generation. Crossover- und Mutationsrate wurde auf einen crossover und eine halbe Mutation je Generation gesetzt. Jedes Spiel ging über 151 Züge, wie im Wettbewerb, jedes Individuum traf auf 8 Gegner. Der Lauf ging über 50 Generationen.

Die Ergebnisse waren bemerkenswert: aus einem rein zufälligen Start entwickelte der GA Populationen, die im Median so erfolgreich waren wie TIT FOR TAT. Tatsächlich glichen die meisten Strategien TIT FOR TAT, in dem sie die Eigenschaften evolvierten, die TIT FOR TAT so erfolgreich macht.


********************************************
Quelle: vieles aus: http://www-personal.umich.edu/~axe/rese ... olving.pdf
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon El Schwalmo » Sa 16. Mai 2009, 14:23

smalonius hat geschrieben:Mein Beispiel war vereinfacht. Ich werde auf die "Auszahlmatrix" zurückkommen, also auf die Frage, nach welcher Regel hier Punkte vergeben werden.

nur mal schnell gefragt, weil ich mich damit nie ausführlicher befasst habe.

Tit for Tat kann doch nie gewinnen, weil, wenn beide diese Strategie verfolgen, Gleichstand erreicht wird.

Ich bilde mir ein, gelesen zu haben, dass es inzwischen ausgeklügelte Programme gibt, die Tit for Tat 'besiegen'. Hast Du darüber nähere Informationen?
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Sa 16. Mai 2009, 18:33

El Schwalmo hat geschrieben:Tit for Tat kann doch nie gewinnen, weil, wenn beide diese Strategie verfolgen, Gleichstand erreicht wird.
Wer gewinnt bei Gleichstand?

Wenn zwei Tit for Tats aufeinander treffen, erzielen beide volle Punktzahl. Und haben damit gegenüber all jenen gewonnen, die nicht volle Punktzahl erreichen.

El Schwalmo hat geschrieben:Ich bilde mir ein, gelesen zu haben, dass es inzwischen ausgeklügelte Programme gibt, die Tit for Tat 'besiegen'. Hast Du darüber nähere Informationen?
Richtig. Solche Fälle gibt es.


Rauschen

Tit for Tat reagiert sehr empfindlich auf "Mißverständnisse". Wenn man zum Beispiel das Signal verrauscht und mittels Zufallsfaktor gelegentlich aus einer Kooperation einen Defekt macht, dann ist Tit for Tat "beleidigt" und stellt die Zusammenarbeit ein. Wenn der Gegenspieler ebenfalls ein Tit for Tat ist, gerät beider Spiel in eine Abwärtsspirale gegenseitiger Vergeltung.

Ein "verzeihendes" Tit for Tat, das gelegentlich zur Kooperation zurückkehrt, trotz verhergehender defection des Gegners, erzielt in vielen Konstellationen ein besseres Ergebnis, als ein stures Tit for Tat.


Gruppenlösung

Das ist relativ neu, und wahrscheinlich das, was du angesprochen hast.

Es gibt eine Lösung, die besser ist als Tit for Tat, wenn man erlaubt, daß mehrere Agenten zusammenarbeiten. Man nutzt eine Sequenz von Eingangszügen, damit sich die Agenten gegenseitig erkennen. Dann opfern sich die "Sklaven-Agenten" der Gruppe und arbeiten mit dem "Oberagenten" zusammen, das heißt sie kooperieren, während der "Oberagent" bescheißt. So kann dieser mehr Punkte erzielen, als Tit for Tat.


Fix vs. Flexibel

Ich denke, man muß zwei Dinge unterscheiden: ein Turnier mit fest-verdrahten Agenten und ein Turnier mit evolvierenden Agenten.

Bei fest verdrahteten Agenten hängt das Ergebnis stark davon ab, welche Strategien mitspielen.

Extrembeispiel: Alle Agenten spielen immer auf defect, ein einziges Tit for Tat ist darunter. Dann wird es schlechter abschneiden, als die never cooperate-Fraktion, weil es im ersten Zug kooperiert und so Punkte verliert, indem es zwar Geld im Umschlag bezahlt, aber einen leeren Karton zurückerhält.

Das kooperative Prinzip gedeiht nur, wenn die Anzahl ähnlich operierender Mitspielern einen gewissen Schwellenwert überschreitet.


Bei evolvierten Lösungen hätte die Gruppenlösung langfristig keine Chance. Die "Sklavenagenten" würden früher oder später aussterben, weil sie am unteren Ende der Bewertungsskala liegen. Sind diese verschwunden, würden auch die "Oberagenten" verschwinden.


PS: Notiz an mich selbst: denke über ein Modell nach, in dem der "Oberagent" die Vermehrung der "Sklavenagenten" befördern kann. Was passiert, wenn man die "constraints" in dieser Weise verändert? :mg:

PPS: post über die "Auszahlungsmatrix" steht immer noch aus.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon jackle » So 17. Mai 2009, 12:11

smalonius hat geschrieben:Axelrod überlegte, ob genetische Algorithmen ebenfalls TIT FOR TAT erzeugen könnten.


Mein Problem mit Axelrod ist, dass er sein Buch "Die Evolution der Kooperation" nannte. Ich halte das für vermessen.

Kooperation kann doch in der Natur viel leichter dann entstehen, wenn eine Kooperation für beide Seiten einen Vorteil bietet. Beispiel: Einzeln kann man ein Tier nicht besiegen, zu zweit aber sehr wohl. Dann haben beide durch die Kooperation einen Gewinn, den sie ohne Kooperation beide nicht hätten.

Es wird dann in vielen Büchern der Soziobiologie auch noch großspurig behauptet, dies erkläre auch die Entstehung von Altruismus (z. B. in Form eines reziproken Altruismus). Wer das sagt, verwendet bereits den Begriff Altruismus falsch. Tatsächlich konnten verschiedene Autoren (z. B. Zahavi) plausibel aufzeigen, dass erst die Sexualität echten Altruismus sinnvoll erscheinen lässt. Den kann man nämlich genauso als Handicap werten wie jeden anderen Fitnessindikator auch.

Ganz schlimm wird es dann, wenn Anhänger der Theorie der egoistischen Gene behaupten, die Theorie erkläre auch den Altruismus, dabei können die noch nicht einmal erklären, wie sich die eigentliche Voraussetzung für Altruismus (Sexualität) in der Natur durchsetzen konnte. Denn Weibchen verhalten sich bei der sexuellen Fortpflanzung alles andere als "gen-egoistisch". Für sie wäre die Parthenogenese vorteilhafter, da sie dabei alle ihre Gene (und nicht nur 50%) in die nächste Generation bringen.

Kurz: Ich weiß nicht, was all das (inkl. Axelrod) mit echter Wissenschaft zu tun haben soll. Ich gebe ja zu, diese mathematischen Modelle haben für viele Wissenschaften ihren Reiz, weil man dann so "wissenschaftlich" wirkt. Was nützen mit jedoch die schönsten mathematischen Modelle, wenn die nichts mit der Realität zu tun haben.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » So 17. Mai 2009, 17:07

jackle hat geschrieben:Mein Problem mit Axelrod ist, dass er sein Buch "Die Evolution der Kooperation" nannte. Ich halte das für vermessen.

Kooperation kann doch in der Natur viel leichter dann entstehen, wenn eine Kooperation für beide Seiten einen Vorteil bietet.
Ahhm, ich hätte jetzt gemeint, die obigen Beispiele sagen genau das. Bild

jackle hat geschrieben:Beispiel: Einzeln kann man ein Tier nicht besiegen, zu zweit aber sehr wohl. Dann haben beide durch die Kooperation einen Gewinn, den sie ohne Kooperation beide nicht hätten.
Zu zweit zu kämpfen hat auch seinen Preis, nämlich die Gefahr verletzt zu werden.

Kleines Beispiel:

Ein Philosoph und ein Physiker wandern durch die Savanne. Da taucht in einiger Entfernung ein Löwe auf und verfolgt sie. Während sie weglaufen, sieht der Physiker auf seine Uhr, schaut zum Löwen, sieht wieder auf seine Uhr und sagt dann: "Wir können dem Löwen nicht entkommen, er ist zu schnell."

Sagt der Philosoph: "Ich versuche ja auch nicht dem Löwen davonzulaufen, sondern dir."


Eine Antilopenherde stiebt auseinander, wenn ein Löwe auftaucht, weil es zu gefährlich wäre, sich einzumischen. Wölfe hingegen jagen im Rudel, weil es weniger gefährlich für sie ist.

PS:
wer's noch nicht kennt: Battle at Kruger - Löwen schlagen ein Büffelkalb. Büffelherde schlägt zurück. Krokodile sind auch dabei. 8 Minuten. http://www.youtube.com/watch?v=LU8DDYz68kM

jackle hat geschrieben:Es wird dann in vielen Büchern der Soziobiologie auch noch großspurig behauptet, dies erkläre auch die Entstehung von Altruismus (z. B. in Form eines reziproken Altruismus). Wer das sagt, verwendet bereits den Begriff Altruismus falsch. Tatsächlich konnten verschiedene Autoren (z. B. Zahavi) plausibel aufzeigen, dass erst die Sexualität echten Altruismus sinnvoll erscheinen lässt. Den kann man nämlich genauso als Handicap werten wie jeden anderen Fitnessindikator auch.
Ich hab den Begriff Altruismus nicht verwendet.

Wie du das mit Sexualität => Altruismus müßtest du noch genauer darlegen, bevor ich etwas dazu sagen kann. Ich denke, du meinst Altruismus unter Verwandten funktioniert deshalb, weil man auch immer einem Teil seiner Gene hilft. Extrembeispiel: Insektenstaaten.

jackle hat geschrieben:Ganz schlimm wird es dann, wenn Anhänger der Theorie der egoistischen Gene behaupten, die Theorie erkläre auch den Altruismus, dabei können die noch nicht einmal erklären, wie sich die eigentliche Voraussetzung für Altruismus (Sexualität) in der Natur durchsetzen konnte. Denn Weibchen verhalten sich bei der sexuellen Fortpflanzung alles andere als "gen-egoistisch". Für sie wäre die Parthenogenese vorteilhafter, da sie dabei alle ihre Gene (und nicht nur 50%) in die nächste Generation bringen.
Lieber 50% durchbringen als 0%.

Parthogenese heißt klonen, sexuelle Fortpflanzung heißt mischen - Rekombination. Rekombination erzeugt viel mehr Genvariationen in den Nachkommen als klonen, dort hat man nur Mutation zur Verfügung, um das Genmaterial zu verändern.

Deshalb ist sexuelle Fortpflanzung in manchen Fällen vorteilhafter.

Einige wenige Tiere können beides. Sind vermehren sich mittels Parthogenese in Zeiten mit guten Umweltbedingungen, und mittels sexueller Fortpflanzung in harten Zeiten. Name ist mir leider entfallen.

jackle hat geschrieben:Kurz: Ich weiß nicht, was all das (inkl. Axelrod) mit echter Wissenschaft zu tun haben soll. Ich gebe ja zu, diese mathematischen Modelle haben für viele Wissenschaften ihren Reiz, weil man dann so "wissenschaftlich" wirkt. Was nützen mit jedoch die schönsten mathematischen Modelle, wenn die nichts mit der Realität zu tun haben.
Erst mal ist das alles nur Spieltheorie. Inwiefern das simulierte mit der Realität zu tun hat, wäre noch zu zeigen.

Was gezeigt wurde ist, daß aus sehr einfachen Regeln komplexes Verhalten entstehen kann. Ebenso, daß man mittels Evolution sehr gute Lösungen finden kann.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon jackle » So 17. Mai 2009, 22:49

smalonius hat geschrieben:Ahhm, ich hätte jetzt gemeint, die obigen Beispiele sagen genau das.


Nein. Das Problem wird ja auch in vielen Westernfilmen dargestellt. Ein paar Banditen terrorisieren eine Stadt, deren Bürger in der Verteidigung nicht kooperieren, während die Banditen als "Bande" auftreten. Erst wenn sich die Bürger zusammenschließen und sich gemeinsam wehren, haben sie eine Chance.

Anderes Beispiel: 10 Steinzeitmänner erlegen ein Mammut. Allein hätte keiner eine Chance. Das ist aber eine andere Kooperation als Tit for Tat.

smalonius hat geschrieben:Zu zweit zu kämpfen hat auch seinen Preis, nämlich die Gefahr verletzt zu werden.


Ja klar. Deshalb tun sich ja auch die Bürger der Westernstadt so schwer damit. Jeder kann verletzt werden und keiner möchte derjenige sein.

smalonius hat geschrieben:Wölfe hingegen jagen im Rudel, weil es weniger gefährlich für sie ist.


Und weil sie auf diese Weise Beute machen können, die sie ggf. allein nicht machen können.

smalonius hat geschrieben:Wie du das mit Sexualität => Altruismus müßtest du noch genauer darlegen, bevor ich etwas dazu sagen kann. Ich denke, du meinst Altruismus unter Verwandten funktioniert deshalb, weil man auch immer einem Teil seiner Gene hilft. Extrembeispiel: Insektenstaaten.


Bei Insektenstaaten handelt es sich um keine Kooperation auf Basis der Verwandtenselektion. Diese Interpretation halte ich für falsch.

Hier ein Beispiel für Altruismus durch Sexualität (ohne Verwandtschaft):
Löwe greift Steinzeitdorf an, alle Mitglieder versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Einer (ein Mann) stellt sich dem Löwen mit einem brennenden Ast entgegen und bewirft ihn mit Steinen. Es gelingt ihm, den Löwen in die Flucht zu jagen. In der Nacht wollen 5 Jungfrauen von ihm - und nur von ihm - beglückt werden (Prestige, Handicap-Prinzip). Eine Woche später taucht der Löwe wieder auf. Nun wird er von 10 mit Feuer bewaffneten Männern mit Steinen beworfen.


smalonius hat geschrieben:Lieber 50% durchbringen als 0%.


Parthenogenese sind 100%, sexuelle Fortpflanzung 50%. Nur männliche Gene können sich bei Sexualität ausbreiten. Die Theorie ist folglich eine männliche Theorie.

smalonius hat geschrieben:Parthogenese heißt klonen, sexuelle Fortpflanzung heißt mischen - Rekombination. Rekombination erzeugt viel mehr Genvariationen in den Nachkommen als klonen, dort hat man nur Mutation zur Verfügung, um das Genmaterial zu verändern.
Deshalb ist sexuelle Fortpflanzung in manchen Fällen vorteilhafter.


Diese Argumentation gilt auch für Hermaphroditenpopulationen. Dort könnten auch alle Individuen ihre Gene vollständig durchbekommen, da sie ja ihre Gene auch an die Nachkommen der Paarungspartner weitergeben. Trotzdem sind Hermaphroditenpopulationen bei höheren Tierarten nicht überlebensfähig. Sie produzieren mehr Nachkommen als getrenntgeschlechtliche Populationen, und trotzdem haben sie gegen die Getrenntgeschlechtlichkeit das Nachsehen gehabt. Das obige Beispiel von mir funktioniert nur bei Getrenntgeschlechtlichkeit. Echte soziale Gemeinschaften mit unterschiedlichen Formen von Altruismus und Kooperation entstehen nur bei Getrenntgeschlechtlichkeit. Auch können dort Erfolgsgene viel besser weitergegeben werden und zwar über die sexuelle Selektion (ggf. Haremsbildung). Die natürliche Selektion ist im Vergleich zur sexuellen Selektion nur eine sehr schwache Selektion. Auch bezieht sich die natürliche Selektion auf den Lebensraum "Natur", die sexuelle Selektion dagegen auf den Lebensraum "Population". Sie ist somit sozial ausgerichtet. All das haben die Evolutionsbiologen bis heute nicht verstanden.

smalonius hat geschrieben:Einige wenige Tiere können beides. Sind vermehren sich mittels Parthogenese in Zeiten mit guten Umweltbedingungen, und mittels sexueller Fortpflanzung in harten Zeiten. Name ist mir leider entfallen.


Ja eben. Überleg mal, warum sich die Weibchen darauf einlassen.

smalonius hat geschrieben:Erst mal ist das alles nur Spieltheorie. Inwiefern das simulierte mit der Realität zu tun hat, wäre noch zu zeigen.


Das sehen die Soziobiologen ganz anders.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon Myron » So 17. Mai 2009, 23:37

smalonius hat geschrieben:Man sagt von TIT FOR TAT, es sei
- nett: weil es im ersten Zug kooperiert.
- zurückschlagend (reciprocal, retaliating): weil es auf Treuebruch (defection) mit einem Treuebruch reagiert.
- versöhnlich: weil es zur Zusammenarbeit zurückkehrt, wenn das Gegenüber kooperiert.


Problem: Wie soll ich reagieren, wenn mein Gegner auch nach längerer Zeit keinerlei Anstalten macht, von sich aus nachzugeben und sich wieder kooperativ zu verhalten? Wie verhalte ich mich am besten, wenn mein Gegner partout nicht bereit ist, wieder zu koopieren, sondern mich unbedingt besiegen will?
Soll ich mich in diesem Fall nach dem Grundsatz "Der Klügere gibt nach!" richten oder meinerseits notfalls 'ad infinitum', d.h. bis der andere vor Erschöpfung aufgibt oder stirbt, auf stur schalten?
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Mo 18. Mai 2009, 18:27

Noch kurz was zur Auszahlmatrix, bevor ich was zu den Posts von jackle und Myron sage.

Aeternitas hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben:Heißt das, es ist klug, zu bescheißen, wann immer es geht?


In dem Fall haben doch beide Verloren, wieso sollte das also Klug sein.
Daraus geht nur hervor warum es Sinnvoll ist mit offenen Karten zu spielen.
Wenn du einen vollen Umschlag abgibst, und nichts dafür erhälts, erleidest du einen Verlust von, sagen wir, 100.

Wenn du einen leeren Umschlag abgibst, und dafür nichts erhältst, hast du einen Verlust von 0, und das ist besser als -100. Und wenn dein Gegenspieler sogar noch kooperiert hat, erhältst du zusätzlich die Ware in der Schachtel.


Bin heute etwas schreibfaul, und werde deshalb die Originalformulierung des Gefangenendilemmas einfach von Wikipedia übernehmen.

Gefangenendilemma

Zwei Gefangene werden verdächtigt, gemeinsam eine Straftat begangen zu haben. Die Höchststrafe für das Verbrechen beträgt fünf Jahre. Wenn die Gefangenen sich entscheiden zu schweigen, reichen Indizienbeweise nur dafür aus, um beide für zwei Jahre einzusperren. Gestehen sie jedoch die Tat, erwartet beide eine Gefängnisstrafe von vier Jahren.

Um die Strategie des Schweigens zu brechen, wird beiden Gefangenen nun ein Handel angeboten, worüber auch beide informiert sind. Wenn einer gesteht und somit seinen Partner mitbelastet, kommt er ohne Strafe davon – der andere muss die vollen fünf Jahre absitzen. Ansonsten bleibt das Szenario gleich: Entscheiden sich beide weiter zu schweigen, führen die Indizienbeweise beide für zwei Jahre hinter Gitter. Gestehen aber beide die Tat, erwartet jeden weiterhin eine Gefängnisstrafe von vier Jahren.

Nun werden die Gefangenen unabhängig voneinander befragt. Weder vor noch während der Befragung haben die beiden die Möglichkeit, sich untereinander abzusprechen.

Kollektiv ist es objektiv für beide vorteilhafter, zu schweigen. Würden beide Gefangenen kooperieren, dann müsste jeder nur zwei Jahre ins Gefängnis. Der Verlust für beide zusammen beträgt so vier Jahre und jede andere Kombination aus Gestehen und Schweigen führt zu einem höheren Verlust.

Individuell scheint es für beide vorteilhafter zu sein, auszusagen. Für den einzelnen Gefangenen stellt sich die Situation individuell so dar:
Falls der andere gesteht, reduziert er mit seiner Aussage die Strafe von fünf auf vier Jahre;
falls der andere aber schweigt, dann kann er mit seiner Aussage die Strafe sogar von zwei Jahren auf Null reduzieren!

Die individuelle Strategie scheint also auf jeden Fall gestehen zu empfehlen. Diese Entscheidung zur Aussage hängt nicht vom Verhalten des anderen ab, und es ist anscheinend immer vorteilhafter zu gestehen. Eine solche Strategie, die ungeachtet der gegnerischen gewählt wird, wird in der Spieltheorie als dominante Strategie bezeichnet.

Das Dilemma beruht darauf, dass die kollektive und individuelle Analyse zu unterschiedlichen Handlungsempfehlungen führt.

Die Spielanlage verhindert aber auch die Verständigung und provoziert einen einseitigen Verrat, durch den der Verräter das für ihn individuell bessere Resultat „Freispruch“ (falls der Mitgefangene schweigt) oder vier statt fünf Jahre (falls der Mitgefangene gesteht) zu erreichen hofft. Verfolgen aber beide Gefangenen diese Strategie, so verschlimmern sie – auch individuell – ihre Lage, da sie nun je vier Jahre statt der zwei Jahre Gefängnis erhalten.


Man stellt die Auszahlmatrix meist in dieser Form dar: (Werte sind hier leicht anders.)

Bild

Ich werde noch daraufzurückkommen, für welche Klassen von Problemen sich meiner Ansicht nach Auszahlmatrixen finden lassen, und für welche nicht.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon jackle » Do 21. Mai 2009, 13:25

smalonius hat geschrieben: PS:
wer's noch nicht kennt: Battle at Kruger - Löwen schlagen ein Büffelkalb. Büffelherde schlägt zurück. Krokodile sind auch dabei. 8 Minuten. http://www.youtube.com/watch?v=LU8DDYz68kM


Ich kannte es noch nicht. Ein Wahnsinns-Video und ein wunderschönes Lehrstück über die Vorteilhaftigkeit von Kooperation. Danke.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Fr 22. Mai 2009, 20:36

jackle hat geschrieben:Nein. Das Problem wird ja auch in vielen Westernfilmen dargestellt. Ein paar Banditen terrorisieren eine Stadt, deren Bürger in der Verteidigung nicht kooperieren, während die Banditen als "Bande" auftreten. Erst wenn sich die Bürger zusammenschließen und sich gemeinsam wehren, haben sie eine Chance.
Außer man heißt Gary Cooper in spielt in High Noon, und hat eine Quäkerin als Frau, die nötigenfalls auch mal einen umlegt. Einer meiner liebsten Lieblingsfilme.
jackle hat geschrieben:Anderes Beispiel: 10 Steinzeitmänner erlegen ein Mammut. Allein hätte keiner eine Chance. Das ist aber eine andere Kooperation als Tit for Tat.
Eben das sehe ich nicht so.

Es gibt auch spieltheoritische Probleme für mehrere Spieler. Dazu weiß ich aber nichts näheres aus der Theorie.

Praktisch ist Schwarmverhalten ein gutes Beispiel für Spieltheorie in der Biologie. In einem Schwarm verringert sich die Gefahr selbst gefressen zu werden mit der Größe des Schwarms. Andererseits aber wird auch das Nahrungsangebot knapper mit seiner Größe.

jackle hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben:Wie du das mit Sexualität => Altruismus müßtest du noch genauer darlegen, bevor ich etwas dazu sagen kann. Ich denke, du meinst Altruismus unter Verwandten funktioniert deshalb, weil man auch immer einem Teil seiner Gene hilft. Extrembeispiel: Insektenstaaten.

Bei Insektenstaaten handelt es sich um keine Kooperation auf Basis der Verwandtenselektion. Diese Interpretation halte ich für falsch.
Wenn ich meine Schwester unterstütze, helfe ich 50% meiner Gene. Wenn ich meine Enkel oder Nichten unterstütze, helfe ich 25% meiner Gene.

Bei Bienen und Ameisen es etwas anders aus. Männliche Tiere, Drohnen sind Klone der Königin, mit nur einem Gensatz. Arbeiterinnen pflanzen sich selbst gar nicht fort. Dafür teilen Arbeiterinnenschwestern ihre Gene zu 75%. Sie leben ihr Leben nur dafür, daß ihre Mutter Nachkommenschaft hervorbringt.
jackle hat geschrieben:Hier ein Beispiel für Altruismus durch Sexualität (ohne Verwandtschaft):
Löwe greift Steinzeitdorf an, alle Mitglieder versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Einer (ein Mann) stellt sich dem Löwen mit einem brennenden Ast entgegen und bewirft ihn mit Steinen. Es gelingt ihm, den Löwen in die Flucht zu jagen. In der Nacht wollen 5 Jungfrauen von ihm - und nur von ihm - beglückt werden (Prestige, Handicap-Prinzip). Eine Woche später taucht der Löwe wieder auf. Nun wird er von 10 mit Feuer bewaffneten Männern mit Steinen beworfen.
5 Jungfrauen, in einer Nacht. Da ist Stehvermögen gefragt. :up:

Aber sogar in diesem Fall ist der Altruismus des Helden durch einen biologischen Nutzen gedeckt. "Reiner" Altruismus wäre, wenn mich jemand um einen Euro frägt, ich gebe ihm einen. Also quasi das biblische "was ihr dem Geringsten unter euch tut, das habt ihr mir getan."

Muß mal nach dem Briefexperiment suchen, Name fällt mir gerade nicht ein.
jackle hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben:Lieber 50% durchbringen als 0%.


Parthenogenese sind 100%, sexuelle Fortpflanzung 50%. Nur männliche Gene können sich bei Sexualität ausbreiten. Die Theorie ist folglich eine männliche Theorie.
Was ich sagen wollte, ist daß sexuelle Fortpflanzung in manchen Situationen erfolgreicher ist. Zum Beispiel in Zeiten sich ändernder Umweltbedingungen oder bei langsamer Fortpflanzung. Deshalb findet man sie auch so häufig bei den "höheren" Tieren.

jackle hat geschrieben:Das obige Beispiel von mir funktioniert nur bei Getrenntgeschlechtlichkeit. Echte soziale Gemeinschaften mit unterschiedlichen Formen von Altruismus und Kooperation entstehen nur bei Getrenntgeschlechtlichkeit.

Dann sieh dir mal diese Beispiele kooperierender Bakterien an: http://star.tau.ac.il/~eshel/gallery.html

Ein weiteres wäre Pseudomonas fluorescens. Im Laborversuch kann man zeigen, daß "Altruisten" unter ihnen einen Klebstoff absondern, der es der Kolonie erlaubt, an der Wasseroberfläche zu schwimmen. Nehmen die reinen Nutznießer überhand, geht die Kolonie wortwörtlich unter und stirbt.

Finde gerade leider keinen Link dazu. Edward O. und David Sloan Wilson haben das Beispiel gebracht. Dieser Link sollte es auch tun. Kommt sogar mit einer Auszahlmatrix.

http://books.google.com/books?id=1Z170z ... ection&lr=


Darüberhinaus gibt es noch Kooperation über die Artgrenzen hinweg. Stichwort: Symbiose. Zwei Fälle von gemeinsamer Jagd unterschiedlicher Arten sind auch bekannt. Beispiel folgt.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Fr 22. Mai 2009, 20:56

Myron hat geschrieben:Problem: Wie soll ich reagieren, wenn mein Gegner auch nach längerer Zeit keinerlei Anstalten macht, von sich aus nachzugeben und sich wieder kooperativ zu verhalten? Wie verhalte ich mich am besten, wenn mein Gegner partout nicht bereit ist, wieder zu koopieren, sondern mich unbedingt besiegen will?
Soll ich mich in diesem Fall nach dem Grundsatz "Der Klügere gibt nach!" richten oder meinerseits notfalls 'ad infinitum', d.h. bis der andere vor Erschöpfung aufgibt oder stirbt, auf stur schalten?
Im Rahmen der geschilderten Regeln kannst du gar nichts machen, außer darauf zu hoffen, daß es andere, kooperationsbereite Mitspieler gibt.

Das Ziel, unter allen Umständen Erster werden zu wollen, geht mit Tit for Tat auch nicht zusammen, denke ich.

Ansonsten mußt du warten, bis die unkooperativen Mitspieler irgendwann aussterben. Im Spiel wenigstens.

In der Praxis wäre damit zu rechnen, daß sie die Mafia gründen. Und damit kommen wir allmählich auch wieder zum Ausgangspunkt "Werte der Naturalisten" zurück.

Die Spieltheorie kann zeigen, daß Kooperation ein "natürlicher Wert" ist. Aber sie kann kein Löwenrudel als "unmoralisch" hinstellen, weil es ein Büffelkalb schlägt. Ebensowenig läßt sich schließen - zumindest aus dem bisher gesagten - ob Mafioso zu werden eine moralisch gute oder schlechte Sache ist. Ich werde im anderen Thread noch mal darauf zurückkommen.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon jackle » So 24. Mai 2009, 11:44

smalonius hat geschrieben:Wenn ich meine Schwester unterstütze, helfe ich 50% meiner Gene. Wenn ich meine Enkel oder Nichten unterstütze, helfe ich 25% meiner Gene.

Bei Bienen und Ameisen es etwas anders aus. Männliche Tiere, Drohnen sind Klone der Königin, mit nur einem Gensatz. Arbeiterinnen pflanzen sich selbst gar nicht fort. Dafür teilen Arbeiterinnenschwestern ihre Gene zu 75%. Sie leben ihr Leben nur dafür, daß ihre Mutter Nachkommenschaft hervorbringt.


Es ist eigentlich genau umgekehrt: Die Arbeiterinnen sind alle mehr oder weniger Klone. Da ist eine so gut wie die andere. Und sie sind diploid. Die Männchen sind dagegen haploid. Bei ihnen wirken sich günstige Mutationen sofort aus. Die Männchen haben nur noch eine Aufgabe, nämlich für Evolution zu sorgen.

Was würde passieren, wenn Arbeiterinnen auch Eier legen würden. Antworten: Die bekämen das aus menschlichen Gesellschaften her bekannte Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In der Praxis bekämen dann diejenigen Arbeiterinnen die meisten eigenen Nachkommen durch, die die wenigste Zeit in sozialstaatliche Aufgaben investieren. Dies würde binnen weniger Generationen zu einem Zusammenbruch des Insektensozialstaats führen. Genau das bekommen wir Menschen mit unserem Sozialstaat auch gerade vorgeführt: Seit etwa 40 Jahren gehen auch Frauen in großen Stil arbeiten (Arbeiterinnen). Diejenigen, die besonders viel in Berufsausbildung und Beruf investieren, bekommen ganz besonders wenige Kinder. Diejenigen, die ganz besonders wenig in den Sozialstaat einzahlen, bekommen dafür deutlich mehr Kinder. Wirtschaftsexperten wie Prof. Sinn erwarten deshalb für 2030 einen Zusammenbruch unseres Sozialstaates. Die schleichenden Vorstufen kann man schon jetzt erleben.

Der Insektenstaat organisiert sich folglich nicht aus gen-egoistischen, sondern aus simplen organisatorischen Gründen. Die erzwungene Kinderlosigkeit der Arbeiterinnen ist eine ESS. Jemand hat gezeigt, dass auch die erzwungene Kinderarmut eine ESS sein könnte (z. B. maximal ein Nachkomme pro Arbeiterin), dafür sind die Insekten aber nicht intelligent genug, um dies populationsweit überwachen zu können.

Ich halte die Theorie der egoistischen Gene für einen Fake.

smalonius hat geschrieben:5 Jungfrauen, in einer Nacht. Da ist Stehvermögen gefragt. :up:


Für einen Löwenbändiger ist das gar kein Problem! :mg:

smalonius hat geschrieben:Aber sogar in diesem Fall ist der Altruismus des Helden durch einen biologischen Nutzen gedeckt. "Reiner" Altruismus wäre, wenn mich jemand um einen Euro frägt, ich gebe ihm einen. Also quasi das biblische "was ihr dem Geringsten unter euch tut, das habt ihr mir getan."


Bei all diesen Themen geht es um die Frage, wie Altruismus entstehen kann. Und das wurde im Beispiel gezeigt. Amotz Zahavi zeigte, dass altruistisches Verhalten in manchen Populationen das Prestige erhöht. Altruismus kann in dem Sinne als Handicap definiert werden (wer sich so etwas leisten kann, muss fit sein). Indirekt können also über Altruismus biologische oder soziale Vorteile erlangt werden. Das sagte das Beispiel aus. Die Gegenleistung erhält man folglich nicht vom Empfänger der Leistung (reziproker Altruismus), sondern von Dritten! Amotz Zahavi dazu (Signale der Verständigung, S. 260ff.):

Größeres Prestige sichert einem Individuum einen größeren Anteil am „Zugewinn“ der Partnerschaft – also eine bessere Chance, sich erfolgreich fortzupflanzen. Der Prestigezuwachs eines Partners bedeutet den Prestigeverlust eines anderen. Es handelt sich hier, anders gesagt, um ein Gruppen-Nullsummenspiel.
Wissenschaftler erkennen immer deutlicher, dass sich viele der altruistischen Handlungen, die bei Tieren beobachtet werden, nicht durch die Theorien der Verwandtenselektion und des reziproken Altruismus erklären lassen. ... Und wenn man akzeptiert, dass altruistische Handlungen jenen, die sie ausführen, einen Statusgewinn bringen, braucht man keine weitere Erklärung für den Altruismus. Der Begriff der „indirekten Gegenseitigkeit“ – bei dem es um einen Prestigegewinn geht – macht die Theorien der Verwandtenselektion und des reziproken Altruismus überflüssig.
Es braucht nicht gesagt zu werden, dass eine Gruppe, deren Mitglieder um Prestige wetteifern, indem sie Altruismus demonstrieren, im Wettbewerb gegen andere Verbände erfolgreicher ist als eine, deren Mitglieder nach Prestige streben, indem sie Rangtiefere schikanieren oder ihre Energien auf verschwenderisches Imponiergehabe vergeuden. Aber man darf nicht vergessen, dass der Beweggrund für den Einzelnen nicht der Nutzen der Gruppe ist, sondern die Verbesserung des eigenen Prestiges, der Nutzen für die Gruppe ist ein Nebeneffekt. Wenn die Einzeltiere aus dem, was sie zum Wohl der Gruppe tun, nicht auf diese Weise unmittelbar Nutzen ziehen könnten, hätte die Entwicklung des Altruismus keine stabile Grundlage.


smalonius hat geschrieben:Was ich sagen wollte, ist daß sexuelle Fortpflanzung in manchen Situationen erfolgreicher ist. Zum Beispiel in Zeiten sich ändernder Umweltbedingungen oder bei langsamer Fortpflanzung. Deshalb findet man sie auch so häufig bei den "höheren" Tieren.


Dies reicht aber nicht zur Erklärung der Vorteilhaftigkeit von Sexualität. Höhere Tiere können ohne Getrenntgeschlechtlichkeit nicht dauerhaft existieren. Dieses Phänomen lässt sich aber nicht aus einer Theorie der egoistischen Gene herleiten. Sexualität ist letztlich ein soziales Phänomen, was man z. B. an obigem Beispiel zum Altruismus erkennen kann. Die gen-fokussierten Erläuterungen zur Entstehung von Altruismus sind alle sehr sehr limitiert. Eine plausible Erklärung gelingt erst unter der Voraussetzung der Getrenntgeschlechtlichkeit.

Ansonsten: Bakterienbeispiele in Bezug auf Altruismus sind allesamt sehr problematisch (auch für die Theorie der egoistischen Gene). Symbiose ist wieder was ganz anderes.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon jackle » So 24. Mai 2009, 13:15

smalonius hat geschrieben:Ein weiteres wäre Pseudomonas fluorescens. Im Laborversuch kann man zeigen, daß "Altruisten" unter ihnen einen Klebstoff absondern, der es der Kolonie erlaubt, an der Wasseroberfläche zu schwimmen. Nehmen die reinen Nutznießer überhand, geht die Kolonie wortwörtlich unter und stirbt.

Finde gerade leider keinen Link dazu. Edward O. und David Sloan Wilson haben das Beispiel gebracht. Dieser Link sollte es auch tun. Kommt sogar mit einer Auszahlmatrix.

http://books.google.com/books?id=1Z170z ... ection&lr=


Darüberhinaus gibt es noch Kooperation über die Artgrenzen hinweg. Stichwort: Symbiose. Zwei Fälle von gemeinsamer Jagd unterschiedlicher Arten sind auch bekannt. Beispiel folgt.


Ich finde, hier wird wird der Begriff des Altruismus eindeutig inflationär verwendet.

Kooperation kann in sehr vielen Fällen Sinn machen, weil dabei Vorteile für alle Beteiligten herausspringen können. Altruismus stellt ein gesondertes Problem dar. Berühmt berüchtigt ist dieses Beispiel (Gould "Darwin nach Darwin – Naturgeschichtliche Reflexionen", S. 223):

Meine Schwester hat die Hälfte der Gene mit mir gemeinsam, und das bedeutet nach darwinistischer Rechnung, dass sie die Hälfte von mir ist. Nun nehme ich an, ich gehe mit drei Schwestern die Straße entlang. Es nähert sich ein Monstrum mit eindeutig mörderischer Absicht. Meine Schwestern sehen es nicht. Ich habe nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich gehe auf das Ungeheuer zu, unter Ausstoßung von Verbalinjurien, wodurch ich mein eigenes Schicksal besiegele; oder ich verstecke mich und schaue zu, wie sich das Ungeheuer über meine Schwestern hermacht. Was sollte ich als geübter Spieler des Darwinschen Spiels tun? Die Antwort muss sein: weitergehen und schimpfen – denn dann habe nur ich mich selbst verloren, während meine drei Schwestern mich anderthalbfach repräsentieren. Es ist besser, wenn sie weiterleben und 150 Prozent meiner Gene fortpflanzen. Mein scheinbar altruistischer Akt ist genetisch "selbstsüchtig", denn er maximiert den Beitrag meiner Gene in der nächsten Generation.


Mal ganz ehrlich: ID ist kein bisschen unwissenschaftlicher. Mersch meint zum obigen Beispiel in "Evolution, Zivilisation und Verschwendung" mit geradezu gleißender Ironie:

Das Beispiel ist leider etwas unrealistisch. Denn ein solch mutiger Mann würde ja genzentrisch gedacht wohl eher wie folgt handeln: "Meine drei Schwestern entsprechen 150 Prozent meiner Gene. Jede wird vielleicht maximal fünf Kinder durchbekommen, womit wir bei 375 Prozent wären. Aber ein solch toller Hecht wie ich es bin wird bestimmt mindestens zwei Frauen bekommen und mit jeder von ihnen fünf Kinder haben, speziell dann, wenn ich mich nicht länger um meine Schwestern kümmern muss. Zehn eigene Kinder ergeben aber 500 Prozent meiner Gene. Und tschüss, meine lieben Schwestern!"

Hinter jedem Scherz steckt bekanntlich auch ein Körnchen Wahrheit. Nehmen wir einmal an, unser Held wäre nicht mit seinen drei Schwestern, sondern nur mit seiner frisch vermählten Ehefrau unterwegs, die allerdings Null Prozent seiner Gene vertritt. Würde er dann ganz cool seine Angetraute opfern? Vielleicht sogar mit der folgenden Kalkulation: "Überlebe ich, könnte ich erneut heiraten und fünf Kinder haben, die 250 Prozent meiner Gene entsprechen. Überlebt meine Frau, wird sie bestimmt schon bald wieder jemand anderen heiraten und dessen Gene verbreiten. Dem sei Gott und dieses Monstrum vor!"


Das Problem ist hier, dass die Evolutionsbiologen stets ohne Berücksichtigung der Sexualität argumentieren, die sie bis heute nicht verstanden haben ("Queen of Problems in Evolutionary Biology"). Das Verhalten im obigen Beispiel kann man überhaupt nicht einheitlich aus den Verwandtschaftsverhältnissen heraus erklären. Es dürfte sich für die beiden Geschlechter fundamental unterscheiden. Bei der Theorie der egoistischen Gene handelt es sich um eine von Männern ausgedachte Theorie.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Di 26. Mai 2009, 17:32

jackle hat geschrieben:Es ist eigentlich genau umgekehrt: Die Arbeiterinnen sind alle mehr oder weniger Klone. Da ist eine so gut wie die andere. Und sie sind diploid.
Die Arbeiterinnen sind aber keine 100%igen Klone ihrer Mutter.

jackle hat geschrieben:Die erzwungene Kinderlosigkeit der Arbeiterinnen ist eine ESS.
Würde ich auch so sehen.

jackle hat geschrieben:Ich halte die Theorie der egoistischen Gene für einen Fake.
Das "egoistische Gen" ist erstmal nur ein Schlagwort. Ich würde es so formulieren, daß es trotz "egoistischer Gene" Gruppenselektion geben kann.

jackle hat geschrieben:Wenn die Einzeltiere aus dem, was sie zum Wohl der Gruppe tun, nicht auf diese Weise unmittelbar Nutzen ziehen könnten, hätte die Entwicklung des Altruismus keine stabile Grundlage.
Ich sehe das genauso.

jackle hat geschrieben:Die gen-fokussierten Erläuterungen zur Entstehung von Altruismus sind alle sehr sehr limitiert. Eine plausible Erklärung gelingt erst unter der Voraussetzung der Getrenntgeschlechtlichkeit.

Ansonsten: Bakterienbeispiele in Bezug auf Altruismus sind allesamt sehr problematisch (auch für die Theorie der egoistischen Gene). Symbiose ist wieder was ganz anderes.
Da widerspreche ich. Man denke an Dictyostelium discoideum. Das ist ein Schleimpilz, der sich in Notzeiten organisiert verhält, in dem sich Individuen "opfern" - und zwar jene, die den Stiel bilden in folgendem Bild - um wenigstens einigen die Verbreitung als Spore zu ermöglichen.

ameoba2.jpg


jackle hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben:Ein weiteres wäre Pseudomonas fluorescens. Im Laborversuch kann man zeigen, daß "Altruisten" unter ihnen einen Klebstoff absondern, der es der Kolonie erlaubt, an der Wasseroberfläche zu schwimmen. Nehmen die reinen Nutznießer überhand, geht die Kolonie wortwörtlich unter und stirbt.

Finde gerade leider keinen Link dazu. Edward O. und David Sloan Wilson haben das Beispiel gebracht. Dieser Link sollte es auch tun. Kommt sogar mit einer Auszahlmatrix.

http://books.google.com/books?id=1Z170z ... ection&lr=


Ich finde, hier wird wird der Begriff des Altruismus eindeutig inflationär verwendet.
Inflationär? Ich habe Altruismus in Anführungszeichen gesetzt, im Link kommt der Begriff gar nicht vor.

jackle hat geschrieben:Das Problem ist hier, dass die Evolutionsbiologen stets ohne Berücksichtigung der Sexualität argumentieren, die sie bis heute nicht verstanden haben ("Queen of Problems in Evolutionary Biology"). Das Verhalten im obigen Beispiel kann man überhaupt nicht einheitlich aus den Verwandtschaftsverhältnissen heraus erklären. Es dürfte sich für die beiden Geschlechter fundamental unterscheiden. Bei der Theorie der egoistischen Gene handelt es sich um eine von Männern ausgedachte Theorie.
"Altruismus" und "egoistische Gene" sind dein Steckenpferd, meins ist "Kooperation". Im Großen und Ganzen teile ich deine Ansicht, aber ich denke nicht, daß sich darüber momentan viel aus Axelrods Simulationen ableiten läßt.

Was die Sexuelle Evolution bei Pfauen und Menschen angeht - ich werde darauf in einem neuen Thread antworten. Es wird eine Umfrage, soviel kann ich jetzt schon verraten, deshalb passt die Antwort auch nicht hier herein :mg:
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon Aeternitas » Do 28. Mai 2009, 18:14

smalonius hat geschrieben:Die Spieltheorie kann zeigen, daß Kooperation ein "natürlicher Wert" ist.


Daruas folgt aber nur das wir in der lage sind diesen zu erfüllen, aber nicht das dieser per se "gut" ist.

jackle hat geschrieben:Höhere Tiere können ohne Getrenntgeschlechtlichkeit nicht dauerhaft existieren.


Diese Aussage kann man aber schon auf das "egoistische" Gen anwenden oder bist du der Meinung das dieses egoistische Gen bei Tieren die nicht dauerhaft existieren besonders gut Chancen auf seine Verbreitung hat.

jackle hat geschrieben:Das Problem ist hier, dass die Evolutionsbiologen stets ohne Berücksichtigung der Sexualität argumentieren


Von welchen Evolutionsbiologen Sprichst du den hier bitte und auf welche Problematik bezogen, ich finde nicht das man das so Allgemein sagen kann.
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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon smalonius » Fr 29. Mai 2009, 19:21

Aeternitas hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben:Die Spieltheorie kann zeigen, daß Kooperation ein "natürlicher Wert" ist.


Daruas folgt aber nur das wir in der lage sind diesen zu erfüllen, aber nicht das dieser per se "gut" ist.
Richtig.

Wie man an folgenden Beispielen sehen kann. Der Honiganzeiger führt ein Raubtier zum einem Bienennest. Beide haben etwas davon, aber für den Bienenstock ist das bestimmt gar nicht gut.

Honiganzeiger

Eine der ungewöhnlichsten Partnerschaften pflegen ein kleiner Vogel und ein kräftiger Vierbeiner. Schon vor dreihundert Jahren berichteten Afrikareisende von einem drosselgrossen Vogel, der mit lautem Rufen ein dachsähnliches Raubtier zu den Baumnestern von Wildbienen führe. Dann klettere der Räuber behende auf einen Baum, öffne mit seinen Krallen das im Stamm verborgene Nest und fresse die honigtriefenden Waben. Was nach der Schlemmerei in der Baumhöhle oder am Boden verstreut übrigbleibe, hole sich das Vögelchen gleichsam als «Führerlohn».

Spätere Beobachtungen bestätigten diese Berichte und etablierten den legendären «Bienenverrätherkukuk» als «Honiganzeiger», eine Vogelfamilie mit siebzehn Arten, die in Afrika südlich der Sahara, am Südhang des Himalaja und in Südostasien von Thailand bis Borneo leben.

http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b26 ... 30976.aspx



Two Species Cooperate to Hunt

The giant moray eel is as thick as a man's thigh and can grow up to nearly 10 feet long. It normally lurks through crevices in coral reefs at night to corner victims in their holes, meaning the best way to avoid these hunters is to swim into open water. On the other hand, groupers normally hunt in the open water during the day, meaning the best way to avoid them is to hide in coral reefs.
...
"When I first saw a grouper shaking its head in the face of a moray, I thought two top predators were about to fight each other," Bshary said. "So I was very surprised when they swam off together side by side."

Bshary and his colleagues followed fish around by snorkeling. They found groupers often visited giant morays resting in their crevices and rapidly shook their heads an inch or so from the eels to recruit them in a joint hunt. At times this call took place after a grouper failed in its hunt because prey escaped into a crevice the grouper could not get into but a giant moray might.

If the moray emerged, the grouper guided the eel to a crevice where prey was hiding. Groupers sometimes even performed a headstand and shook its head over a prey hiding place to attract moray eels to the site. At times the moray ate the fish it rooted out, while at other times the grouper did. [Video]

http://www.livescience.com/animals/0612 ... ation.html

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Re: Wie du mir so ich dir - Axelrod und seine Simulationen

Beitragvon jackle » Sa 30. Mai 2009, 02:28

Aeternitas hat geschrieben:Diese Aussage kann man aber schon auf das "egoistische" Gen anwenden oder bist du der Meinung das dieses egoistische Gen bei Tieren die nicht dauerhaft existieren besonders gut Chancen auf seine Verbreitung hat.


Leider verstehe ich den Satz nicht.

Aeternitas hat geschrieben:Von welchen Evolutionsbiologen Sprichst du den hier bitte und auf welche Problematik bezogen, ich finde nicht das man das so Allgemein sagen kann.


Von fast allen: Dawkins, Kutschera, ...

Es gibt wenige Ausnahmen, wie Zahavi, Miller etc.
Entscheidend sind für mich 2 Dinge:
1. Sexualität und sexuelle Selektion spielen in den meisten Büchern zur Evolutionstheorie prakisch wie keine Rolle. Fast immer geht es nur um die natürliche Selektion.
2. Die Sexualität ist den Evolutionsbiologen insgesamt ein Rätsel (Queen of Problems in Evolutionary Biology).
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