Glaube an Gott ist angeboren

Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon e-noon » Di 17. Feb 2009, 14:50

Ist es nicht immer so, dass Perioden einander abwechseln, in denen entweder Rationales oder Emotionales betont wird? Romantik und Aufklärung, oder Determinismus / Theismus / Determinismus... Heute fällt uns das nicht mehr auf, in einer pluralistischen Gesellschaft, in der aus allen Ecken gleichzeitig verschiedene Strömungen auftauchen, aber ich denke schon, dass die Geschichte periodisch verläuft... was die Elterngeneration erkämpft hat, nehmen die Kinder als selbstverständlich hin, und die Enkel stellen es in Frage und rebellieren :)

Der Glaube an Gott ist sicherlich nicht angeboren, aber ihn fördernde Denkmuster wie implizierte Teleologie und Personifikation. Interessant schreibt darüber auch Eckart Voland in "Die Natur des Menschen" (wenn ich mich richtig erinnere, ging es da auch um evolutionäre Vorteile des Glaubens/Moral, Gruppenstärkung, leichtere Ausgrenzung etc.).
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon xander1 » Di 17. Feb 2009, 19:26

Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Allgemein ist es mir immer wieder verwunderlich für mich zu sehen, dass doch immer wieder zu solchen Atavismen kommt, wie hier eben:
Determinismus --> Polytheismus --> Monotheismus (wie monotheistisch Christentum wirklich ist, ist an anderer Stelle zu klären) --> [Aberglaube] --> Determinismus (wenn die Brights-Bewegung siegt)

Kannst du das alles mal verständlicher schreiben. Was meinst du damit. Ich verstehe fast alles von diesem Zitat nicht.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon Jarl Gullkrølla » Mi 18. Feb 2009, 16:41

Nun ja, den Begriff Atavismus hab ich der Biologie entwendet und somit meine ich eben kein Wiederaufkommen eines schon durchlaufenen Evolutionsstadiums, wie z.B. "Wolfsmenschen" oder Menschen, die ihre Nahrung aufnehmen, indem sie sich über den Teller stülpen.
Aber in gleicher Weise kann dieser Begriff ,natürlich, auch historisch-geistig gebraucht werden und kennzeichnet dergestalt das Wiederaufkommen einer schon einmal dagewesenen Denkweise, Weltanschauung oder Sitte.

Ausgehend von meinen sicherlich sehr unwissenschaftlichen philologischen Studien, bin ich im Glauben, dass die frühen Naturvölker die Welt als immanent determinert betrachteten. Später dann, mit der kulturellen Entwicklung, ist es weniger eng diesbezüglich geworden bis dann der chrisltiche Übergott kam, bei dem der Mensch doch einen freien Willen hat (auch wenn der alte Fritz doch irgendwie alles lenkt.) In Zeiten der Korruption, unserer Zeit z.B., kommt es zur Freigeisterei zweiten Ranges, dem Aberglauben; der allgemein verbindliche Glaube setzt sich, wie jedes gute Ding auf Erden, selbsts sein Ende und besteht fürderhin nur sublimiert weiter in seinen verfänglichsten Außenwerken. Schließlich bilden sich "Tyrannen", Individuen höheren Grades, in der Gesellschaft bis einer als Sieger aus ihnen hervorgeht und seinen Glauben diktiert - so wie wenn die Brights z.B. "siegen" und somit ein stark deterministisches Weltbild, was unter der Gelehrten des Westens allemal schon vorherrscht (reine Spekulation meinerseits), der Allgemeinglaube wird.
Wir leben in der Herbstzeit unserer Gesellschaft; mag es eine reiche Ernte geben!
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon stine » Mi 18. Feb 2009, 16:47

Jarl Gullkrølla hat geschrieben:...oder Menschen, die ihre Nahrung aufnehmen, indem sie sich über den Teller stülpen.

Die gibts aber hin und wieder noch :lachtot:
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon stine » Mi 18. Feb 2009, 16:50

Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Wir leben in der Herbstzeit unserer Gesellschaft;
Wie kommst du denn da drauf?
Mir kommt es eher wie Frühlingserwachen vor!
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon Jarl Gullkrølla » Mi 18. Feb 2009, 19:38

Wann war denn da der Winter, wenn ich fragen darf?
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon stine » Do 19. Feb 2009, 07:25

Der Winter kommt noch!
Die Menschheit steckt mit ihren Erfahrungen doch erst in den Kinderschuhen. Jetzt fangen einige überhaupt erst zu denken an!
Erst wurden alle Spielzeuge ausprobiert und kaputt gemacht, alles nur genommen wo es ging und jetzt wird erfahren, dass auch geben muss, wer bekommen will. Dass rigoroser Eigennutz keine Freude macht, weil das so Erworbene das Umfeld nachhaltig zerstört und darum all die zuvor erdachten Freuden ausbleiben.

Das kann ein guter Sommer werden, so 3055 oder 3060! Dann komm ich wieder und schau, wie es geworden ist. =)

LG stine
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon Thomas Reiss » Di 24. Feb 2009, 01:11

Das Thema ist wirklich faszinierend - die Beiträge interesant - aber warum finde ich diesen Beitrag unter "Wissenschaft" und nicht unter "Religion/Übernatürliches" das ist interessant . Ich denke, man sollte die Beiträge da plazieren wo sie hingehören - auch dann wenn Gegenargumente ob fundiert oder nicht einen dann erst später treffen. Zum Thema : Ein evolutionärer Zugang scheint mir nahe zu liegen insbesonders die Idee der "Meme" von
Richard Dawkins.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon BglBttr » Di 24. Feb 2009, 23:56

Vielleicht könnte es wissentschftlich interessant sein, weshalb Religion schon so lange nicht mehr evolviert, e.g. warum gerade der Okzident mehrheitlich im 18. Jahrhundert verharrt?
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon Twilight » Mi 25. Feb 2009, 08:39

BglBttr hat geschrieben:warum gerade der Okzident mehrheitlich im 18. Jahrhundert verharrt?

Wie meinst du das?
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon BglBttr » Mi 25. Feb 2009, 22:52

Twilight hat geschrieben:
BglBttr hat geschrieben:warum gerade der Okzident mehrheitlich im 18. Jahrhundert verharrt?

Wie meinst du das?


Immer wieder, wenn ich den landläufigen weltanschaulichen Diskurs verfolge, fällt mir eines schon seit Jahren auf. Das ganze sackt per default (nicht mehr lange und ich brauche einen Deutsch-Übersetzer) auf Weltbilder des 19. und eben 18. Jahrhunderts ab.

Das ist jetzt wahrscheinlich unbefriedigend, aber ich bleibe mal hart am Thread-Titel. Religiosität ist die vorteilhafte Fähigkeit eine Bedrohung zu 'wähnen' bevor sie erkennbar ist. Und nachdem man geflüchtet ist oder angegriffen hat, erfolgt allemal keine Überprüfung mehr. Der generöse Schritt von ungefährer Religiosität zu "an Gott", na' welchem schon, ist faustdick und pausbäckig 18. Jahrhundert.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon ingenieur90 » Mi 25. Mär 2009, 14:05

Thomas Reiss hat geschrieben:Das Thema ist wirklich faszinierend - die Beiträge interesant - aber warum finde ich diesen Beitrag unter "Wissenschaft" und nicht unter "Religion/Übernatürliches" das ist interessant . Ich denke, man sollte die Beiträge da plazieren wo sie hingehören - auch dann wenn Gegenargumente ob fundiert oder nicht einen dann erst später treffen.

Ich finde schon, daß das Thema einen Wissenschaftsbezug hat. Wenn man an die Diskussionen über die Existenz eines Gottes-Gens denkt oder den recht neuen Zweig der Neurotheologie... :schauen:
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon HF******* » Mi 25. Mär 2009, 14:24

Was ist denn Neurotheologie?…

Eigentlich war wohl mit dem Bereich „Wissenschaft“ der Bereich der Realwissenschaften bzw. Naturwissenschaften gemeint, andere Zweige passen meistens wohl auch in andere Kategorien, insbesondere Gesesllschaft und Politik.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon ingenieur90 » Mi 25. Mär 2009, 14:45

HFRudolph hat geschrieben:Was ist denn Neurotheologie?…

Lt. Wikipedia "(...) eine Bezeichnung für eine relativ junge Richtung der neurowissenschaftlichen Forschung, der „Neurophysiologie religiöser Erfahrung“. Gegenstand ist die Beschreibung und Erklärung religiöser Erlebnisse (beispielsweise Erfahrungen einer „höheren Wahrnehmung“) als neurowissenschaftliche Phänomene." - also vereinfacht gesagt die Klärung der Frage "Wie kommt Gott in die Köpfe der Menschen" mit wissenschaftlichen Methoden.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon smalonius » Sa 11. Apr 2009, 19:14

So, der Glaube an Gott ist also angeboren? Hmm.

Das ist eine sehr westliche Sicht der Dinge, die atheistische Religionen wie Buddhismus oder Taoismus ausblendet.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 20:34

Ich halte auch den Glauben, dass der Glaube an Gott (einen? /viele??) angeboren sei, für einen Irrglauben.
Gottesglaube ist anerzogen, er ist eines der schlimmen Dinge, die wir unseren Kindern antun.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon Sabrist » So 12. Apr 2009, 12:54

Glaube an Gott angeboren?
An welchen denn?
An einen? Falls ja, an wen?
An mehrere? - Selbe Frage.
Und was ist mit den Milliarden Menschen die ohne Gottesglauben aufwachsen, zB im Konfuzianismus oder Buddhismus?
Das letzte Beispiel widerlegt die Idee vom angeborenen Gottesglaube.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon smalonius » Fr 17. Apr 2009, 19:05

Sabrist hat geschrieben:Glaube an Gott angeboren?
An welchen denn?
An einen? Falls ja, an wen?
An mehrere? - Selbe Frage.
Es ist egal, an welchen Gott du glaubst. Etwa so wie es egal ist, ob du an Homöopathie, Pendeln oder Bachblütentherapie glaubst. Wirkt trotzdem. ;)

Und was ist mit den Milliarden Menschen die ohne Gottesglauben aufwachsen, zB im Konfuzianismus oder Buddhismus?
Das letzte Beispiel widerlegt die Idee vom angeborenen Gottesglaube.
Allerdings.

Die Behauptung der Glaube an Gott sei angeboren, ist etwas zu eng gefasst. Genauso wie es zu kurz gefasst wäre zu sagen, der Glaube an eine Religion sei angeboren. Ich denke ein Hang zum Aberglauben ist angeboren; das zeigt sich bei Göttern und Religionen genauso wie bei Astrologie, beim Wahrsagen und was sonst so alles ins Eso-Wicki gehört.

Der menschliche Verstand ist eine Mustersuchmaschine, die uns erlaubt Zusammenhänge zu erkennen. Dabei kann unserer Verstand zwei Fehler machen: man kann einen Zusammenhang sehen, der da nicht ist. Und man kann einen Zusammenhang übersehen, der tatsächlich da ist. Welcher der beiden Fehler ist schlimmer?

Wenn du durch die Savanne tappst und glaubst ein Raubtier gesehen zu haben, dann ist es weniger schlimm wegzulaufen, obwohl dort kein Raubtier war als stehenzubleiben und gefressen zu werden. In der Medizin macht man es ähnlich, lieber falsch positive Testresultate als falsch negative.


Ein Beispiel für den Hang, etwas zu sehen, das nicht da ist:

Spatzenhirne und Aberglaube

Es gibt ein Experiment von B.F. Skinner, in dem er zeigt, daß sogar Tauben zum Aberglauben neigen. Zur Erinnerung: Skinner war der Typ, der die Kisten erfand in denen Versuchstiere Hebel drücken.

Skinner setzte eine Taube in eine Box. Zu einem zufälligen Zeitpunkt lies er Belohnung in Form von Nahrung in die Box fallen.

Es stellte sich heraus, daß ein Großteil der Tauben einen abergläubischen Reflex entwickelten. Wenn sie zufällig auf einem Bein standen, als die Nahrung fiel, dachten sie, beides würde in ursächlichem Zusammenhang stehen. Also standen sie weiterhin auf einem Bein oder taten was immer sie getan hatten - und siehe da - tatsächlich gab es irgendwann eine weitere Belohnung. :mg:

If a clock is now arranged to present the food hopper at regular intervals with no reference whatsoever to the bird's behavior, operant conditioning usually takes place. In six out of eight cases the resulting responses were so clearly defined that two observers could agree perfectly in counting instances.

One bird was conditioned to turn counter-clockwise about the cage, making two or three turns between reinforcements. Another repeatedly thrust its head into one of the upper corners of the cage. A third developed a 'tossing' response, as if placing its head beneath an invisible bar and lifting it repeatedly. Two birds developed a pendulum motion of the head and body, in which the head was extended forward and swung from right to left with a sharp movement followed by a somewhat slower return. The body generally followed the movement and a few steps might be taken when it was extensive. Another bird was conditioned to make incomplete pecking or brushing movements directed toward but not touching the floor.

None of these responses appeared in any noticeable strength during adaptation to the cage or until the food hopper was periodically presented. In the remaining two cases, conditioned responses were not clearly marked.

http://psychclassics.yorku.ca/Skinner/Pigeon/
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon platon » Mi 22. Apr 2009, 19:54

smalonius hat geschrieben:Dabei kann unserer Verstand zwei Fehler machen: man kann einen Zusammenhang sehen, der da nicht ist. Und man kann einen Zusammenhang übersehen, der tatsächlich da ist. Welcher der beiden Fehler ist schlimmer?

Die Konstruktion eines nicht vorhandenen Zusammenhangs ist in diesem Fall aber der schlimmere Fehler, weil er weitreichendere Konsequenzen hat.
Eine erneute Überprüfung nach gewisser Zeit entfällt, da man ja eine Erklärung hat, während man im anderen Falle durch neue Evidenzen früher oder später zum tatsächlich richtigen Ergebnis kommt.
Bevor ich also irgendwelche Phänomene unreflektiert einer höheren Macht an die Backe schmiere, sollte ich mich vergewissern, dass sie auch existiert.
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Re: Glaube an Gott ist angeboren

Beitragvon hjrumland » Fr 24. Apr 2009, 22:29

Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Wann war denn da der Winter, wenn ich fragen darf?


Gleich nach dem Abendsrechtseinschlafen!
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