Pfeifer hat geschrieben:Meine tiefe Überzeugung sagt mir, dass mit dem Aufkommen der Vorstellung von Gott eine tiefgreifende Veränderung im menschlichen Bewusstsein stattgefunden hat...
Man könnte das vermutlich auch "Intuition" nennen, oder "Ahnung". Konkrete, objektive Hinweise auf den Sachverhalt scheint es jedoch nicht zu geben.
Pfeifer hat geschrieben:Die Schöpfungsgeschichte bringt diese Veränderung metaphorisch zum Ausdruck
Die Autoren der Schöpfungsgeschichte hatten sicher auch keine objektiven Hinweise auf diese "Veränderung", da sind wir sicher einig. Soweit man weiß, wurde damals kaum Wissenschaft betrieben, die sich mit der langfristigen Entwicklung geistiger Fähigkeiten des Menschen beschäftigt hätten.
Jetzt spiele ich mal die Rolle der Wissenschaft. Ich sehe, dass du eine "tiefe Überzeugung" hast, die jedoch objektiv nicht begründet ist. Ich sehe, dass die Autoren der Schöpfungsgeschichte vor ein paar tausend Jahren offenbar ganz ähnliche Überzeugungen hatten (wenn ich deiner Interpretation des Bibeltextes folge, und das tue ich). Aaaaber, dann werde ich als Wissenschaftler jetzt nicht sagen: dann muss es stimmen, immerhin habe ich zwei Quellen, die das gleiche sagen. Vielmehr werde ich als Wissenschaftler natürlich nicht die Schöpfungsgeschichte für bare Münze nehmen (wörtlich sowieso nicht, aber auch nicht den übertragenen Sinn). Weil er ja, wie ich feststellte, eben nicht begründed ist. Ich muss objektiv doch wohl vielmehr vermuten, dass diese "tiefe Überzeugung", die Ahnung, diese Intuition eben vielleicht in unserer Psyche veranlagt sind, so wie die Religion selber das auch zu sein scheint. Ich lerne also etwas über die menschliche Psyche. Aber ich lerne nicht, dass es damals diese von dir propagierte "Bewusstseinsveränderung" gegeben hat.
Natürlich drückt sich da eine Veränderung aus, wenn die Frühmenschen anfangen, ihre toten Kumpels zu begraben, wenn Bestattungsriten eingeführt werden und in diesem Kontext sicher auch die ersten religiösen Kulte entstehen. Aber ich sehe da keine "tiefgreifende Veränderung im menschlichen Bewusstsein". Was ist mit der Erfindung des Feuers oder des Faustkeils? Oder Geld? Oder Ackerbau, Handel, Schrift? Waren das nicht viel tiefgreifenderere Veränderungen? Oder zumindest gleichwertige? Ich sehe keinen Anlass, bei der Betrachtung von Religion gleich selber religiös zu werden und der Erfindung von Gott deshalb gleich heilige, besonders tiefgreifende, besonders mythische Attribute zu verleihen. Der menschliche Geist hat sich vom Hirn eines affenähnlichen Tieres peu a peu zur heutigen Wucherung entwickelt, mit all den bekannten Zwischenstationen und Meilensteinen. Tolle Sache, aber ich sehe da nichts Mystisches.
Dass die alten Juden solche lustigen Märchen aufschrieben, ist die Message. Nicht die Märchen selber.