stine hat geschrieben:Alles klar?
Leider nicht.

Wäre ja auch zu schön gewesen. Liebe stine, Du schreibst
Ich sehe "Gott" oder "Wasauchimmer" nicht als Person die gibt oder nimmt, sondern als Ausgangspunkt jeglichen Lebens auf der Erde. So gesehen könnte ich auch ein Pantheist oder Deist sein
Und im nächsten Satz:
dass diese Kraft unser Leben begleitet und uns nahe ist, wenn wir sie brauchen
Was meinst Du mit "nahe sein"? Wenn Du damit eine tatsächliche Rettung durch ein faktisches Eingreifen in die Welt meinst, dann würden sich Deine Aussagen klar widersprechen. Oder meinst Du eher sowas wie "Trost und Hoffnung im Moment der Not/des Todes"? Das wäre dann logischer.
Aber Du scheinst jedenfalls an einen allmächtigen Gott zu glauben, oder? Nicht nur an ein deistisches Etwas, zu dem wir keinen Kontakt haben.
Ein solcher persönlicher Gott ist aber aufgrund seiner Allmacht für alles verantwortlich, was in der Welt so schief läuft. Den Teil, wo Menschen Böses tun können wir vielleicht ausklammern - wegen des freien Willens. Aber da bleibt genügend, wo einfach ein "böser" Zufall zuschlägt. Wie kann ein liebender Gott das zulassen?
Und es mag sein, daß Einzelne die Welt nicht anders kennen, als im Leid. Wie das afrikanische AIDS-Kindelein, das Du angesprochen hast. Aber ich kann Dir auch genug andere Beispiele nennen, in denen der Betroffene ein besseres Leben kannte. Außerdem glaube ich, daß dieses Kindelein auch lieber gesund wäre. Du nicht?
Ich weiß, dass das hart ist, aber ich sehe in jedem Missstand eine Aufforderung zur eigenen Verhaltensänderung. [...] Die Missstände sind dazu da, um uns zu bewegen. So gesehen kann man gerne sagen, Gott hat sie gemacht, um uns aufzuwecken.
Komm schon, daß meinst Du doch nicht ernst. Viele Mißstände gehen auf menschliches Verhalten zurück, aber beileibe nicht alle.
Der böse Tsunami hat übrigens nicht nur westliche Touristen ersäuft, die zum Drogenspritzen und Rumvögeln nach Fernost geflogen sind, sondern auch jede Menge friedlicher, in Einklang mit ihrer Umwelt lebender und (je nach Religion) frommer Einheimischer erwischt. Zu welcher Verhaltensänderung sollten die denn aufgefordert werden? Vor allem die, die jetzt tot sind. Die können sich nicht mehr ändern. Waren die nur Objekte Gottes, um uns andere auf etwas hinzuweisen? Das würde die Menschenwürde nach unseren Begriffen aber brutal verletzen.
Das beantwortet zT auch die Theodizee-Frage. Ein pragmatischer Lösungsansatz besteht darin zu postulieren, dass Gott die Welt mit Entwicklungspotential geschaffen hat und nun nicht mehr in sie eingreift, denn dies würde das Potenzial der Welt und den freien Willen des Menschen stören. Ein Eingreifen Gottes, um Leid zu verhindern, würde die Welt zu seinem Labor und uns zu seinen Laborratten degradieren.
Sorry, aber es ist genau anders herum. Dadurch, daß er nicht eingreift, um uns - seinen Kindern - zu helfen, sondern sein sadistisches Experiment lieber ungestört durchlaufen läßt, degradiert er uns zu Laborratten. Dadurch zeichnet sich die Laborratte doch gerade aus, das sie die Experimente bis zum Ende ertragen muß, ohne daß ihr irgendeiner der Forscher hilft. Denn erst dann wäre sie keine Laborratte mehr.
Manchmal habe ich echt das Gefühl, daß Du auf dem moralischen Auge erblindest, sobald es um Religion oder Gott geht. Du scheinst ja eigentlich ein hochanständiger Mensch zu sein, aber wenn Du Deinen Glauben verteidigst, dann ist Dir jedes noch so perfide und unmoralische Argument recht, die Logik mal ganz dahingestellt. Ich verstehe das einfach nicht. Aber es bestätigt mein Vorurteil, daß nur Religion einen guten Menschen zum Schlechten anhalten kann.
Nimm's mir nicht übel, aber so kommt das im Moment bei mir rüber. Ich würde mich allerdings mit Freuden eines besseren belehren lassen.
das moralische Übel ist Abwendung von Gott, die Sünde schlechthin.
Dann bist Du hier aber unter schlimmen Sündern
Ein letzter Gruß heute abend, muß nach hause. Gute Nacht.[/quote]