Buddhismus, Tao, Zen...

Buddhismus, Tao, Zen...

Beitragvon Buddha666 » Do 28. Dez 2006, 09:29

Hallo Welt! :wink:

Meine Frage: Wozu würdet Ihr den Buddhismus, Tao und Zen zählen, zu Religion oder zu Philosophie? Götter gibt es da ja keine, nur Buddha als Vorbild und alle Weisungen und Gelübde sind durchweg am Menschen orientiert ohne jenseitigen Hokuspokus in christlicher, jüdischer oder islamischer Manier und in erster Linie geht es um die Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung beim Satori. Auch für den Tod bietet das karmische Prinzip von Ursache und Wirkung eine tragfähige Erklärung, denn ohne eine solche Erklärung wäre alles, was Religionen abschaffen will, IMHO zum Scheitern verdammt. Es gibt einfach zu viele Menschen, die da einfach Erklärungen wie das "Jenseits" brauchen.

Da ich christlich erzogen bzw. geschädigt wurde, sehe ich 3 Punkte im Christentum als elementar an:

1. Das Märchen vom Jenseits gegen die Angst vorm Tod.
2. Der Neurosen und Psychosen fördernde Schuldkomplex der Sünde als gesellschaftliches Druckmittel über juristische Gesetze hinaus.
3. Sexuelle Unterdrückung als Mittel der Geburtenkontrolle.

Jede Religion gibt vor, dass nur sie nach dem Tod den "Himmel" bringt und die eigene Gruppe allen anderen überlegen sei, da nur sie den einzig wahren "Gott" habe. So verbinden Religionen nicht die Menschen, sondern sie spalten die Menschen und verbreiten so Hetze, Krieg und Tod gegen Andersdenkende, siehe George Bush. Ich habe 2-3 Jahre intensives Studium von Tao und Zen benötigt, um die geisteskranke Denke des Christentums durchbrechen und mir austreiben zu können, obwohl ich "nur" die übliche seelische Vergewaltigung durch das Christentum in Schule und Familie über mich ergehen lassen mußte. Heute würde ich dem Pfarrer, der mir vor dem Kommunionsunfug die Beichte abgenommen hat, ins Gesicht spucken.

Wenn ich mir beispielsweise die Weisungen des Buddha anschaue, dann finde ich sehr viel, dem auch jeder Atheist problemlos zustimmen könnte. Generell nimmt der Buddhismus auch nicht am herbeigeschwafelten "Kampf der Kulturen" teil, da er nur eine Einladung zur erweiterten Selbsterkenntnis ist und nicht missioniert.

Bedenklich finde ich die Entwicklung, dass auch hier in Deutschland und Europa rechtsklerikale Kreise immer mehr gesellschaftlichen und politischen Einfluss für sich beanspruchen und dabei mit dem rechten Rand und Rassisten paktieren (z.B. bürgerlich-christliche Nazis a la politicallyincorrect.de), die so behaupten können, dass sie Moslems nicht mögen, weil sie keine Christen sind, anstatt dass sie selbstentlarvend sagen, dass sie Ausländer hassen. Im Zweifelsfall wendet man sich ja angeblich gegen einen herbeiphantasierten "Kalifatstaat" und ähnlicher Blödsinn.

Ein Sprachrohr dieser Kreise ist die christliche Hetzschrift "Vers 1", die seinerzeit um den Weltjugendtag in Köln herum ihre Fühler ausstreckte. Wenn die dortige Chefredakteuse Birgit Kelle meint, dass Deutschland ein Missionsland sei und man sich Deutschland "zurückholen" müsse, so würde ich ihr am liebsten ihr Kreuz brechen (natürlich nur das aus Holz :mrgreen: ) Dass diese Gazette mit Kath.net und Kreuz.net im gleichen Bett liegt und die Leserschaft teilweise wahrscheinlich auch liebend gern nach US-Vorbild Abtreibungsärzte umbringen würde, versteht sich von selbst.

Weiteres Mitglied dieser vermeintlich heiligen Allianz sind diverse Schreiberlinge wie Henryk M. Broder, die islamophobe Hetze zwischen Buchdeckeln verbreiten und standardmäßig jeden Kritiker als "Antisemit" bezeichnen, siehe

http://arnehoffmann.blogspot.com/2006/1 ... misch.html
http://arnehoffmann.blogspot.com/2006/1 ... eiten.html
http://arnehoffmann.blogspot.com/2006/1 ... n-wir.html

Es wird Zeit, dass sich vernünftige Menschen der religiös-fundamentalistischen Hetze aus allen Lagern zugunsten der Vernunft entgegensetzen. Ich war zwar bislang eher gemäßigter Atheist, sehe aber auch die Notwendigkeit, dass wir ebenso penetranter und fundamentalistischer auftreten müssen, um den geistigen Brandstiftern der Religionen Contra zu bieten. Wenn die Zeit zu kämpfen gekommen ist, sollte man sich dem Kampf nicht widersetzen.

LG

Buddha666
Buddha666
 
Beiträge: 44
Registriert: Mi 27. Dez 2006, 19:59

Beitragvon lorenz » Do 11. Jan 2007, 11:00

Für den Buddhismus ist wohl charakteristisch, dass es ihn in einer sehr großen Bandbreite ("Artenvielfalt") gibt. Auf der einen Seite der B. als Philosophie mit introspektiv-experimentellen Anteilen. Sam Harris z. B. bekennt sich in "The End of Faith" zu dieser Richtung und begründet, warum das für ihn gerade NICHT religiös ist. Da gibt es nämlich kein GLAUBEN in dem Sinne, wie es etwa die Christenreligion verlangt.
Auf der anderen Extremseite gibt es den Buddhismus aber auch in der "volksdümmlichen" Variante. Da erscheint Buddha als Gott, daneben diverse andere Nebengötter, die man allesamt anbeten soll. Und die Wiedergeburtslehre dient dazu, den Leuten eben doch mit einem "Leben nach dem Tod" zu drohen, wenn sie nicht die Anweisungen der Religion (d. h. der Priester) befolgen. "Wenn du nicht xyz, dann wirst du im nächsten Leben als abc wiedergeboren."

Beim Buddhismus ist ganz deutlich, das die Evolution religiöser Lehren (Meme), wie die Evolution der Lebewesen, genau 2 Hauptgesetzen folgt:
1.: Durch Zufall entstehen Varianten, und
2.: Diese Varianten werden von der jeweiligen Umwelt selektiert.
So entsteht nach einiger Zeit die tollste Artenvielfalt...
Benutzeravatar
lorenz
 
Beiträge: 289
Registriert: Mi 13. Dez 2006, 13:36
Wohnort: middle world

Beitragvon Andreas Müller » Do 11. Jan 2007, 18:50

http://www.miz-online.de/spezial/ursache.html

Hier noch mal mein Senf vom anderen Topic. Passt hier besser hin. Hier wird dargelegt, wie buddhistische Gemeinden auf Colin Goldners (deutscher Aufklärer) Buch "Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs" reagiert haben. Auch mir war nicht klar, was für ein aggressiver Verein das ist. Hier das Buch:

Bild
Dalai Lama, Fall eines Gottkönigs
Colin Goldner
Alibri 2007-03 Broschiert
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Beitragvon Joe » Do 11. Jan 2007, 21:45

Soweit ich weiß, gehört zum Buddhismus auch die Erkenntnis, dass alles Leben oder Sein leidvoll sei und es deswegen erstrebenswert sei, den Prozess des Wiedergeborenwerdens zu beenden, und im Nirwana einzugehen. Ein Grundsatz, denn ich nicht verstehen kann.
Natürlich kann Leben manchmal leidvoll sein, aber Leben besteht doch nicht nur aus Leid, sondern auch aus Glück, Spaß oder auch Sinnlichkeit. Ich kann an Lebensfreude nichts falsches erkennen, auch verstehe ich nicht, wie man gegenüber dem Leben so negativ eingestellt sein kann.
Joe
 
Beiträge: 168
Registriert: Do 21. Dez 2006, 17:08
Wohnort: Stuttgart

Beitragvon Max » Do 11. Jan 2007, 22:09

Natürlich sind zahlreiche Lehren im Buddhismus positiver Art. Es gibt in jeder Religion auch gute Regeln, die auch aus rationaler Sicht sinnvoll sind. Der Untschied zwischen religiöser Ethik und ein philosophisch-rationalen Ethik ist jedoch, dass die philosophisch-rationale Ethik nur solche Regeln zulässt, die durch die Vernunft begründet sind und auch befolgt werden können. Die wenigen religiösen Dogmen, die aus rationaler Sicht sinnvoll sind, sind das rein zufällig.

Zwischen den religiösen Schriften und der Art, wie sie umgesetzt werden, besteht fast ausnahmslos eine große Diskrepanz. Dies trifft auf praktisch alle Religionen dieser Welt zu, auch auf den Buddhismus. Jesus soll von der Liebe und gegen die Gewalt gepredigt haben. Die fast zwei tausend Jahre Kirchengeschichte nach ihm zeugen eher von gegenteiligen Bestrebungen. Der Buddhismus ist vielleicht eine friedliche, freiheitsliebende Religion. Die tibetische Priesterklasse ist nichtsdestoweniger hasserfüllt und bildungsfeindlich gewesen.

Die religiösen Ansichten des Buddhismus stammen aus einer höchst ungebildeten Zeit, als die deutliche Mehrzahl der Ansichten über die Welt aus heutiger Sicht mehr als falsch waren. So kommt es, dass man Vorstellungen von der Reinkarnation oder dem Kreislauf des Lebens einfach nur als lächerlich bezeichnen kann. Es gibt schlichtwegs absolut rein gar keinen Hinweis, dass es eine übernatürliche Seele gibt, die nach dem Tode in ein anderes Lebewesen wandert und uns ein neues Leben beschert. Ganz im Gegenteil: Die moderne Hirnforschung zeigt uns klar auf, dass es so etwas nicht.

Bertrand Russell schreibt in Warum ich kein Christ bin etwas, was ich ohne zu zögern unterschreiben würde und meiner persönlichen Überzeugung perfekt entspricht. Es ist eines meiner liebsten Zitate und ich zitiere es immer wieder gerne:
"Ich hätte gerne eine Welt, in der das Ziel der Erziehung geistige Freiheit wäre und nicht darin bestünde, den Geist der Jugend in eine Rüstung zu sperren, die ihn das restliche Leben vor den Pfeilen objektiver Beweise schützen soll. Die Welt braucht offene Herzen und geistige Aufgeschlossenheit, und das erreichen wir nicht durch starre Systeme, mögen sie nun alt oder neu sein."
Max
 
Beiträge: 2038
Registriert: So 10. Sep 2006, 09:55

Die Weisungen des Buddha

Beitragvon Max » Do 11. Jan 2007, 22:24

Die Weisungen des Buddha sind sicherlich sinnvoll und können zu einer guten Lebensweise verhelfen. Ich halte sie dennoch einer rationalen Ethik für weit unterlegen und lehne sie aus methodologischen Gründen ab.

Ethische Regeln, sollten - genauso wie alles andere - nicht star oder festgesetzt sein. Sie müssen der rationalen Kritik unterliegen und kritisiert werden können. Nur durch die rationale Kritik entsteht ein Druck auf die Regeln oder Theorien selbst und sie unterstehen dadurch einem gewissen Verbesserungszwang, wodurch sich eine Evolution entwickelt und sie auf dem Prüfstand stehen. Dadurch werden sie kontinuierlich verbessert. Wenn man sie jedoch als heilig oder einzig-wahr festsetzt und gegen jegliche Kritik immunisiert, dann ist es auch nich möglich, dass sie verbessert werden können.
Max
 
Beiträge: 2038
Registriert: So 10. Sep 2006, 09:55

Beitragvon Buddha666 » Do 11. Jan 2007, 23:54

Max hat geschrieben:Die religiösen Ansichten des Buddhismus stammen aus einer höchst ungebildeten Zeit, als die deutliche Mehrzahl der Ansichten über die Welt aus heutiger Sicht mehr als falsch waren.


Interessant, dass viele Dinge, z.B. das Pulsieren des Universums, schon in alten buddhistischen Schriften auftaucht. Auch andere Aspekte der Astrophysik sind dort zwar teils vage, aber dennoch zutreffend beschrieben.


Max hat geschrieben:So kommt es, dass man Vorstellungen von der Reinkarnation oder dem Kreislauf des Lebens einfach nur als lächerlich bezeichnen kann.


Du findest also den Kreislauf von Geburt und Tod, der in der ganzen Natur täglich x-fach abläuft, "lächerlich"? Im Übrigen ist nirgendwo von einer Reinkarnation in dem Sinne die Rede, wie der westliche Mensch sie sich vorstellt. Die Geburt als Mensch wird als höchste Stufe betrachtet, auf der Erleuchtuing erlangt werden kann. Vorher kann man alles mögliche gewesen sein und wird es eventuell auch wieder, wenn man die Erleuchtung in diesem Leben nicht schafft. Es wird auch nie die gleiche Person oder Persönlichkeit wiedergeboren, sondern der Teil eines Karmas, der für die Wiedergeburten ursächlich ist, bis er abgetragen wurde. Mit "Wiedergeburt" wie man sie sich im Westen vorstellt, hat es wenig bis nichts zu tun.


Max hat geschrieben:Es gibt schlichtwegs absolut rein gar keinen Hinweis, dass es eine übernatürliche Seele gibt, die nach dem Tode in ein anderes Lebewesen wandert und uns ein neues Leben beschert. Ganz im Gegenteil: Die moderne Hirnforschung zeigt uns klar auf, dass es so etwas nicht.


Es geht nicht um Seelen. Das ist eine absurde Konstruktion. Beschäftige Dich z.B. mal mit dem Tao, da geht es nur um eines: Energie und deren Fluß. Jene kosmische Energie, die in allem steckt, was existiert. Die jede Sekunde zugleich in diese Welt als auch aus dieser Welt heraus fließt. Von der ein Teil z.B. mit der Geburt in die Welt kommt und mit dem Tod wieder aus diese Welt geht. Darum geht es und nicht um wirre Vorstellungen von Seelen und wiedergeburten á la X-Factor...

LG

Buddha666
Buddha666
 
Beiträge: 44
Registriert: Mi 27. Dez 2006, 19:59

Beitragvon Klaus » Fr 12. Jan 2007, 00:20

Die Wiedergeburt, Karma, das hat was von Jungfernzeugung, genauso, Stufen der Erleuchtung, sorry, sind keine Fakten, ist ne menge Esoterik und in meinen Augen Religion.
Philosophie kann und will ich gar nicht abstreiten, die hat jede Religion hervorgebracht, da gibt es dann auch noch die Verschmelzung von Islam und Buddhismus in Form des Sufismus.

Alles mystisch, letztlich zählen aber Fakten. und die fehlen hier. Wenn Energie fließt ist sie messbar, bist jetzt ist da kein Nachweis gelungen.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Beitragvon Buddha666 » Fr 12. Jan 2007, 01:07

Klaus hat geschrieben:Die Wiedergeburt, Karma, das hat was von Jungfernzeugung, genauso, Stufen der Erleuchtung, sorry, sind keine Fakten, ist ne menge Esoterik und in meinen Augen Religion.


Karma ist nichts anderes als das Prinzip von Ursache und Wirkung. Komischerweise akzeptieren wir dieses Prinzip für Dinge, aber nicht für uns selbst. Der ganze Kram mit Meditation und Erleuchtung ist nichts weiter als die Bewußtwerdung und Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung, mehr nicht. Und wer diesen Prozess durchlaufen hat, der braucht keine Religion mehr, auch keinen Buddhismus, da er nur ein Weg und Werkzeug ist.


Klaus hat geschrieben:Alles mystisch, letztlich zählen aber Fakten. und die fehlen hier. Wenn Energie fließt ist sie messbar, bist jetzt ist da kein Nachweis gelungen.


Da täusch Dich mal nicht. Die Höhlenmenschen haben sicher auch nicht gedacht, dass in einem Blitz Energie fließt und es eben nicht was Göttliches ist. Heute haben wir Messgeräte und können genau messen, welche Energie ein Blitz hat. Bloß weil ein Messgerät fehlt heißt das nicht, dass keine Energie fließt.

LG

Buddha666
Buddha666
 
Beiträge: 44
Registriert: Mi 27. Dez 2006, 19:59

Beitragvon lorenz » Fr 12. Jan 2007, 17:00

Buddha666 hat geschrieben:Bloß weil ein Messgerät fehlt heißt das nicht, dass keine Energie fließt.

Es heißt aber, dass wir (heute) davon ausgehen sollen, dass da keine Energie fließt. Die bloße Behauptung, da sei e. Energie, reicht nicht aus. (S. Teekanne im Orbit.) Wenn in 20 Jahren tatsächlich so eine Energieform entdeckt wird, wird es auch Messverfahren dafür geben. Wenn! Übrigens gibt es einen ganzen Haufen solcher Energievorstellungen. (Mir persönlich ist mal die Orgon-Energie "begegnet".) An welche davon soll man glauben, und an welche nicht? Das ist die selbe Frage wie die nach den "richtigen" Göttern.

Wenn die Fernöstlichen von "fließender Energie", "Energiestau" usw. reden, dann scheint das im übrigen eher eine Metapher für komplexe Vorgänge im Organismus zu sein (Yin/Yang, Chi, Akupunktur usw...), ähnlich wie die Rede von der "Seele", die ja im Grunde auch nur eine Modellvorstellung für komplexe körperliche Vorgänge ist, die man mangels besserem Wissen eben in so einem Wort ausdrückt.

Zur Wiedergeburtslehre: Es gibt durchaus (in den vielerlei Buddhismen) die Vorstellung, dass Menschen nach ihrem Tod wiedergeboren werden. Dass eine Art Substanz den Tod überdauert und sich in neuen Menschen manifestiert, die seltsamerweise doch wieder (zu einem Teil) mit den verstorbenen Menschen identisch sind. Wäre das nicht so, warum dann diese aufwendige Suche der tibetischen Buddhisten nach den jew. Wiedergeburten des Dalai Lama? Da wird viel Aufwand getrieben, es werden den infrage kommenden Kindern Gegenstände des Verstorbenen gezeigt, und sie werden daraufhin "getestet", ob sie diese Gegenstände wiedererkennen. (Nein, es sind keine Doppelblindversuche. :wink: )

Und im Zusammenhang mit SO EINER Wiedergeburtslehre wird auch die Karma-Lehre seltsam: Dann reicht die o. g. Kausalkette nämlich ebenfalls über den Tod hinaus. D. h. z. B., dass mein Schicksal wesentlich mitbestimmt wird von einer Reihe vorheriger Ichs, und dass man einem Menschen mit einer Art "Hölle" drohen kann. "Wenn du nicht so und so handelst, wirst du als XYZ wiedergeboren." Das finde ich schon recht bedenklich. Ich weiß zu wenig über den Buddhismus, könnte mir aber vorstellen, dass der "Wiedergeburts-Kram" nicht Originalton Buddha ist. Kann es sein, dass das aus anderen Religionen (Hinduismus?) übernommen wurde?
Benutzeravatar
lorenz
 
Beiträge: 289
Registriert: Mi 13. Dez 2006, 13:36
Wohnort: middle world

Beitragvon Andreas Müller » Fr 12. Jan 2007, 17:47

Bloß weil ein Messgerät fehlt heißt das nicht, dass keine Energie fließt.


Dummerweise reichen die heute bekannten Energieformen aus, unsere Welt schlüssig zu beschreiben. Zumindest so weit wir das beurteilen können, vielleicht ist für die Erklärung der schwarzen Materie eine weitere Energieform nötig, glaube ich aber nicht. Wenn es noch eine Energieform gibt, dürfte sie auf jeden Fall nicht im Widerspruch zu den bekannten Formen stehen. Erfunden sollte sie auch nicht sein...

Interessant, dass viele Dinge, z.B. das Pulsieren des Universums, schon in alten buddhistischen Schriften auftaucht.


Falls es kein Glückstreffer war, woher wussten die Mönche das dann? Nicht überlieferte Berechnungen oder viel mehr übernatürliche Fähigkeiten? Was genau willst du uns hier eigentlich mitteilen?

Vorher kann man alles mögliche gewesen sein und wird es eventuell auch wieder, wenn man die Erleuchtung in diesem Leben nicht schafft. Es wird auch nie die gleiche Person oder Persönlichkeit wiedergeboren, sondern der Teil eines Karmas, der für die Wiedergeburten ursächlich ist, bis er abgetragen wurde.


Ich möchte an dieser Stelle die amerikanischen Skeptiker Penn und Teller zitieren: "BULLSHIT!"

Es geht nicht um Seelen. Das ist eine absurde Konstruktion. Beschäftige Dich z.B. mal mit dem Tao, da geht es nur um eines: Energie und deren Fluß. Jene kosmische Energie, die in allem steckt, was existiert. Die jede Sekunde zugleich in diese Welt als auch aus dieser Welt heraus fließt. Von der ein Teil z.B. mit der Geburt in die Welt kommt und mit dem Tod wieder aus diese Welt geht. Darum geht es und nicht um wirre Vorstellungen von Seelen und wiedergeburten á la X-Factor...


Nein, es geht um anderen Mumbo-Jumbo. Ein übernatürliches Konzept gegen ein anderes auszuspielen ist genau so wenig sinnvoll wie naturalistisch. Ach, die Energie die in allem steckt, na klar. Die habe ich doch gestern erst in der Kneipe getroffen. Nicht alles glauben, kann ich dazu nur sagen.

Allmählich finde ich die Affinität einiger Atheisten (?) zum Buddhismus bedenklich. Hier stimmt doch etwas nicht. Wir wollen keine andere, sondern gar keine Religion! Oder?
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Beitragvon Klaus » Fr 12. Jan 2007, 23:03

Sehe ich genau so, nächstens will mir dann einer erklären, irgendwo in den tiefen Höhen des Himalaja haben Mönche vor 1500 Jahren die Quantentheorie entwickelt und die Stringtheorie ist auch schon ein paar Jahrhunderte alt. Einstein hat die Relativitätstheorie aus ein paar Sanskritschriften abgekupfert, ich glaube solche Geschichten versucht der Dänniken immer zu konstruieren.

In meinen Augen hat der Buddhismus alles das, was eine Religion ausmacht, hinzu kommt ein Haufen Mystizismus und Esoterik, Räucherstäbchen und Tee trinken. Sorry, mal etwas übertrieben ausgedrückt.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Beitragvon Aeternitas » Sa 16. Jun 2007, 23:24

Allmählich finde ich die Affinität einiger Atheisten (?) zum Buddhismus bedenklich. Hier stimmt doch etwas nicht. Wir wollen keine andere, sondern gar keine Religion! Oder?


Atheist bedeutet nur das man nicht an einen Gott Glaubt und das tut der Buddhissmus in seiner Unverenderten Form auch nicht. Ich verstehe aber durchaus warum sich einige dagegen zu sträuben scheinen, denn die meisten dieser Philiosophien wurden mit dem Volksglauben dermassen Vermischt das man ihn kaum Wiedererkennen kann, besonders Auffällig ist dies beim Taoismus der Fall. Häufig werden dieses Religion für den Westlichen "Markt" komplett umgekrämmpelt.

PS:Rechtschreibfehler sind gewollt und dienen der Belustigung
Benutzeravatar
Aeternitas
 
Beiträge: 339
Registriert: Sa 16. Jun 2007, 22:49
Wohnort: Hamburg

Beitragvon Sisyphos » So 17. Jun 2007, 10:17

Es schließt hier wohl keiner aus, dass es atheistische Buddhisten gibt.

Ein konsequent naturalistisches Weltbild geht jedoch über den Atheismus hinaus. Bei uns gibt es nicht nur keine Götter. Wir schließen auch jede andere Form übersinnlichen Schabernacks aus: Kobolde, Elfen, Gespenster, wandernde Seelen etc.
Sisyphos
 
Beiträge: 692
Registriert: So 4. Mär 2007, 09:50

Beitragvon Andreas Müller » So 17. Jun 2007, 12:52

Der Dalai Lama will seine Priesterklasse wieder installieren, um sein Volk wieder zu versklaven wie vor 60 Jahren, das ist der einzige Grund, warum er die Unabhängigkeit Tibets fordert:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=QXRmPwWGwBA[/youtube]
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Beitragvon Sisyphos » So 17. Jun 2007, 13:43

Du berufst dich doch nicht allen Ernstes auf diese beiden Komiker? :lachtot:
Sisyphos
 
Beiträge: 692
Registriert: So 4. Mär 2007, 09:50

Beitragvon Rolli Devise » So 17. Jun 2007, 13:50

Sisyphos hat geschrieben:Ein konsequent naturalistisches Weltbild geht jedoch über den Atheismus hinaus. Bei uns gibt es nicht nur keine Götter. Wir schließen auch jede andere Form übersinnlichen Schabernacks aus: Kobolde, Elfen, Gespenster, wandernde Seelen etc.


Der reine Atheismus wendet sich gegen den Glauben an göttliche übernatürliche Wesen, aber nicht unbedingt gegen jedweden Glauben an irgendwelche übernatürlichen Wesen. Man kann aber von einem erweiterten Atheismus sprechen, dem naturalistischen Atheismus, welcher dem generellen Antisupernaturalismus des Naturalismus entspricht.
Rolli Devise
 

Beitragvon Rolli Devise » So 17. Jun 2007, 13:53

Sisyphos hat geschrieben:Es schließt hier wohl keiner aus, dass es atheistische Buddhisten gibt.


Wenn schon, dann ist es passender, den Buddhismus als als nontheistisch/nichttheistisch zu bezeichnen.
Rolli Devise
 

Beitragvon Rolli Devise » So 17. Jun 2007, 13:57

Aeternitas hat geschrieben:Atheist bedeutet nur das man nicht an einen Gott Glaubt und das tut der Buddhissmus in seiner Unverenderten Form auch nicht.


Soweit ich weiß, ist die buddhistische Metaphysik nicht frei von Göttern.
Der Buddhismus scheint also nur im engeren Sinn nichttheistisch zu sein, weil er zwar den Glauben an einen einzigartigen, obersten Schöpfer- und Herrschergott (= Jehova) ablehnt, aber nicht auch im weiteren Sinn, weil er nicht gänzlich götterfrei ist.
Rolli Devise
 

Beitragvon Andreas Müller » So 17. Jun 2007, 14:12

Du berufst dich doch nicht allen Ernstes auf diese beiden Komiker?


Komisch nur, dass die amerikanischen Skeptiker ihre DVDs verkaufen und oft in ihren polemischen Dokus interviewt werden. Überhaupt entsprechen die Schlussfolgerungen ihrer Dokus genau dem aktuellen Skeptiker-Konsens. Aber es sind halt Satiriker, also können sie gar nicht Recht haben, nicht wahr?

Ich habe mich schon berufen auf das Buch "Dalai Lama: Fall eines Gottkönigs" und auf diesen Essay, der ja durweg ausgewogener ist:
http://www.schmidt-salomon.de/buddhism.htm

Aber einigen hier ist das einfach egal, ohne irgendeine Religion kommt ihr offenbar nicht aus. :irre:
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Nächste

Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste