Der Papst und wir (Österreicher)

Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Mittelklug » Mo 3. Sep 2007, 11:55

In der dieswöchigen Ausgabe der Zeitschrift "Profil" wird der Papstbesuch thematisiert. Headline:
Der Papst und wir.
Benedikt besucht ein Land, das sich von ihm abwendet. Die große profil-Studie über das Verhältnis der Österreicher zu Gott, der Kirche und ihrem Oberhaupt."

Die Cover-Story gibts mom hier: http://www.news.at/profil/

Leider gibts bei der Site nicht (zumindest finde ich es nicht) das tolle Interview mit Christopher Hitchens zu lesen, welches über Papst Benedikt, die Zukunft der Religion und Moral der Ungläubigen handelt.

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Hier noch einige Daten die in der Zeitschrift aufgelistet werden:

1951 sind 88,9% der Österreicher Katholiken.
1971 - 87,7%
1991 - 78,0%
2006 - 68,3%

Nur 13% der Bevölkerung besuchen wöchentlich die heilige Messe.

39% der bekennenden Katholiken messen dem Papstbesuch keine Bedeutung bei.

Fast jeder zweite österreichische Katholik (49%) nimmt sich die Aussagen des Heiligen Vaters zu Ehe, Sex und Geburtenregelung nicht zu Herzen.

Alle heimischen Katholiken glauben an Gott, 45% von ihnen haben allerdings ihre eigene Vorstellung vom Allmächtigen - nicht die der römisch-katholischen Kirche.

Zahl der Priester in Österreich:
1990 - 5146
2006 - 4262
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Hört sich für mich irgentwie nach dem Anfang vom Ende an, für die Religion. Es wird Zeit den Atheismus bei uns sprießen zu lassen.
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Max » Mo 3. Sep 2007, 12:07

Mittelklug hat geschrieben:Alle heimischen Katholiken glauben an Gott, 45% von ihnen haben allerdings ihre eigene Vorstellung vom Allmächtigen - nicht die der römisch-katholischen Kirche.
Alle heimischen Katholiken glauben an Gott - Wenn man schon Statistiken fälscht, sollte man wenigstens halbwegs intelligent vorgehen.
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Mittelklug » Mo 3. Sep 2007, 12:17

Wenn man schon Statistiken fälscht, sollte man wenigstens halbwegs intelligent vorgehen.


Wie? Was? Was passt dir da nicht? Habe es 1:1 vom Profil abgeschrieben.
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Max » Mo 3. Sep 2007, 12:50

Die Aussage, dass alle österreichischen Katholiken an einen Gott glauben sollen, ist natürlich falsch. Selbstverständlich gibt es zahlreiche Mitglieder in der katholischen Kirche, die an überhaupt nichts glauben, aber auf dem Papier immer noch Mitglieder der Kirche. Besonders nach den Daten, die dieser Behauptung vorausgehen, sollte dies klar sein. Wenn nur jeder Achte regelmäßig die Messe und besucht und dem Papst kaum noch Autorität zugesprochen wird, sollte eigentlich klar sein, dass der Anteil der Ungläubigen und den Kirchen-Mitgliedern in den letzten Jahren angestiegen ist.
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Mittelklug » Mo 3. Sep 2007, 13:05

Ja, da hast du natürlich recht. Ich selber bin ja auch noch Katholik auf dem Papier :kg:
Ungläubige würde ich aber nicht unbedingt sagen, eher Uninteressierte. Viele Papier-Katholiken denken nicht über Gott und die Realität nach, sie leben einfach ihr schönes Leben. Ich habe einen Freund der will mit mir garnicht über Religionskritik und Naturalismus reden, weil es ihm einfach total egal ist. Für mich ein Zeichen von Naivität, wenn man sich keine Gedanken über Realität und Beschaffenheit der Welt macht.
Auf alle Fälle lassen sich solch Uninteressierte aber durchaus für etwas begeistern, wenn man geschickt argumentiert. Man kann sie als inaktive Atheisten betrachten, die es zu bearbeiten gilt. :^^:
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Tapuak » Mo 3. Sep 2007, 13:20

Mittelklug hat geschrieben:Ich selber bin ja auch noch Katholik auf dem Papier :kg:

Gerade die vielen Taufscheinchristen, die mit dem christlichen Aberglauben zwar nichts mehr am Hut haben, aber aus Bequemlichkeit usw. Mitglied bleiben, machen die Kirchen so mächtig. Ein Austritt wäre da der vernünftigste Schritt, oder? :up:
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Max » Mo 3. Sep 2007, 13:23

Mittelklug hat geschrieben:Ungläubige würde ich aber nicht unbedingt sagen, eher Uninteressierte. Viele Papier-Katholiken denken nicht über Gott und die Realität nach, sie leben einfach ihr schönes Leben.
Wieso bezeichnest du solche Leute nicht als ungläubig?
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Mittelklug » Mo 3. Sep 2007, 17:41

Ein Austritt wäre da der vernünftigste Schritt, oder?


Ja klar, wenn ich von zuhause ausgezogen bin. Ich will nicht mit meiner Mutter streiten, deshalb warte ich noch.

Wieso bezeichnest du solche Leute nicht als ungläubig?


Natürlich könnte Ungläubige die passendere Bezeichnung sein, jedoch nenne ich persönlich Menschen, die sich keine Gedanken machen über die Sinnhaftigkeit von Religion und Weltanschauung, die "Uninteressierten". Wie du sagtest solche Menschen, welche
mit dem christlichen Aberglauben zwar nichts mehr am Hut haben, aber aus Bequemlichkeit usw. Mitglied bleiben.


Den die Ungläubigen sind ja wir, und ich will nicht unter einem Dach mit den meiner Meinung nach naiven Uninteressierten stehen. Ich differenziere es halt, ob du es nun magst oder nicht :^^:
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Max » Mo 3. Sep 2007, 18:35

Ein Ungläubiger ist jemand, der an keine Religion glaubt. Das umfasst uns wie auch die - von dir geschilderten - Uninteressierten. Wir haben halt noch ein durchdachtes Weltbild...
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Libertine » Mo 10. Sep 2007, 13:42

Diese Woche wieder ein Artikel zum Thema „Gläubige Spitzenpolitiker in Ö“ im Profil:
http://www.news.at/profil/index.html?/a ... 3007.shtml

"Österreichs politische Spitze ist – formal jedenfalls – überdurchschnittlich katholisch: Zehn der 14 Minister bekennen sich zur römischen Kirche, das sind 71 Prozent. In der Gesamtbevölkerung sind nur 66 Prozent eingeschriebene Katholiken. Bloß ein einziges Regierungsmitglied – Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter – deklariert sich „ohne religiöses Bekenntnis“. Matznetter, Sohn „sehr katholischer“ Eltern, ist zwar getauft, jedoch „zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ aus der Kirche ausgetreten."
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon emporda » Mo 10. Sep 2007, 16:22

Mittelklug hat geschrieben:Hört sich für mich irgentwie nach dem Anfang vom Ende an, für die Religion. Es wird Zeit den Atheismus bei uns sprießen zu lassen.

Das Eigentor hat Ratzi selber geschossen, ich zitiere

"Die 'Instruktion über kirchliche Berufung des Theologen' der Kongregation für die Glaubenslehre vom 24.Mai 1990 definiert die katholische Theologie rechtsverbindlich so, daß dieses Fach an einer staatlichen Universität nichts verloren hat."

Vom Lehramt abweichende Meinungen sind nach Ansicht der Instructio ein moralisches Problem. Sie sind sachlich nicht begründbar, sondern wurzeln in einem persönlichen Defekt des Abweichlers, z.B. in seiner mangelhaften persönlichen Heiligung, seinem ungenügend gebildeten Gewissen, seiner sündigen Verfaßtheit, seinem auf Vorurteilen beruhenden Geist der Kritik, seiner Untreue gegen den Hl. Geist.

Weil "die Wahrheit frei macht", macht die Unwahrheit nach Meinung der Instructio zwangsläufig unfrei. Da es aber das Lehramt ist, das über die Wahrheit zu befinden hat, ist es absolut verfehlt, einen Dissens zum Lehramt mit dem Hinweis auf Religionsfreiheit, Gewissensfreiheit oder der Freiheit der Forschung und Lehre rechtfertigen zu wollen. Denn jedes Abweichen von der dem Lehramt anvertrauten Wahrheit führt in die Unfreiheit, während Maßnahmen, die scheinbar die Freiheit des Theologen beeinträchtigen in Wirklichkeit eine "tiefer reichende Freiheit" aufrichten.

Ratzinger sagt in der Instructio der Kongregation für die Glaubenslehre:
"Man kann sich darum nicht auf diese Rechte des Menschen berufen, um sich den Äußerungen des Lehramtes zu widersetzen."
"Hier von der Verletzung von Menschenrechten zu reden, ist fehl am Platze, denn man verkennt dabei die genaue Hierarchie dieser Rechte ..."

Wer als Katholik selber denkt, der ist unfrei und hat ein schweres moralisches Problem
Kirchenrecht steht über den Menschenrechten und auch über den Rechten des Grundgesetzes. Ebensowenig ist das Urteil des eigenen subjektiven Gewissens des Theologen ausreichend, weil dieses keine autonome und exklusive Instanz ist, um über die Wahrheit einer Lehre zu urteilen.
Der Papst hat immer Recht , vor wenigen Jahren hatte noch die SED diesen Anspruch
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon a.stefan » Mo 10. Sep 2007, 22:04

Zwei texte der freidenker.at:
http://www.freidenker.at/news/news.html ; und:
http://www.freidenker.at/aktion.htm

Ueber die in Wirklichkeit beschaemenden (fuer die Kirche ;-) ) Besucherzahlen. 67.000 im Gegensatz zu 100.000 beim letzten Papst-Besuch, zu Zeiten eine Groers (wurde beschuldigt ein ... aeh ... zu nahes Verhaeltnbis zu Kindern gehabt zu haben ...) und zu einer Zeit, wo es tatsaechlich eine spuerbare Bewegung gegen die katholische Kirche gab (merklich erhoehte Austritte, Volksbegehren, etc), und es waren aber schon einmal 600.000 - 1983.
Noch mehr Fakten auf der oben angegeben Seite - zb Zuschauerzahl bei der 16-stuendigen ORF-Uebertragung (der Wetterbericht hatte mehr Zuseher als der Ratzinger! Ebendso die Pause [sic!] im Laenderspiel Oesterreich-Japan :mg: ).

Der ORF - der staatliche Sender, bei dem in Vorstands-Rat die Kirche drinnen sitzt, und der Kirchenethiker als Experten in Sachen Abtreibung bezeichnet, der auch zu Diskussionen nur Pfaffen einladet und einen Journalisten der Kirchenfreudnlichen "Presse" (so heisst die Tageszeitung).

Ich bin ja am Uberlegen eine Kampange zu starten, das wenn einmal einE halbwegs beruehmteR WissenschaftlerIn nach Oesterreich kommt, das dann auch die SchulerInnen frei bekommen und der ORF 16 Stunden Live-Uebertragungen macht ... ;-)

Interessant ist auch noch zu erwaehnen, das in Wien die SchuelerInnen frei bekommen haben um "ihren" Papst zu sehen, wohl nicht verwunderlich, das die meisten lieber ihre Zeit nutzten etwas sinnvolles zu erledigen ... :joint: :kaffee2: :schlafen: :sauf: oder was auch immer!
die katholischen SchuelerInnen bekamen dagegen nicht frei und wurden wohl gezwungen sich das Spetakel anzusehen.
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon Libertine » Di 11. Sep 2007, 16:32

a.stefan hat geschrieben:Der ORF - der staatliche Sender, bei dem in Vorstands-Rat die Kirche drinnen sitzt, und der Kirchenethiker als Experten in Sachen Abtreibung bezeichnet, der auch zu Diskussionen nur Pfaffen einladet und einen Journalisten der Kirchenfreudnlichen "Presse" (so heisst die Tageszeitung).

Ich bin ja am Uberlegen eine Kampange zu starten[...]


Keine schlechte Idee...man muss ja nicht gleich übertreiben, aber ich ärgere mich auch jedesmal, wenns eine Diskussionsrunde zu derartigen Themen gibt, und nur Kleriker eingeladen werden. Gibts bei uns in Ö eigentlich Leute, die da eine humanistische bzw. naturalistische Position vertreten könnten? Wen könnte man denn da hinsetzen?
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Re: Der Papst und wir (Österreicher)

Beitragvon a.stefan » Mi 12. Sep 2007, 12:40

Libertine hat geschrieben:
a.stefan hat geschrieben:Der ORF - der staatliche Sender, bei dem in Vorstands-Rat die Kirche drinnen sitzt, und der Kirchenethiker als Experten in Sachen Abtreibung bezeichnet, der auch zu Diskussionen nur Pfaffen einladet und einen Journalisten der Kirchenfreudnlichen "Presse" (so heisst die Tageszeitung).

Ich bin ja am Uberlegen eine Kampange zu starten[...]


Keine schlechte Idee...man muss ja nicht gleich übertreiben, aber ich ärgere mich auch jedesmal, wenns eine Diskussionsrunde zu derartigen Themen gibt, und nur Kleriker eingeladen werden. Gibts bei uns in Ö eigentlich Leute, die da eine humanistische bzw. naturalistische Position vertreten könnten? Wen könnte man denn da hinsetzen?


Naja, es gibt zumindestens die oesterreichischen SkeptikerInnen, also die GWUP:
http://skeptiker.de/mitglieder/regionalgruppen/wien/
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