B16 über Abtreibung (A)

B16 über Abtreibung (A)

Beitragvon Libertine » Fr 7. Sep 2007, 18:49

Ratzinger findet deutliche Worte über Schwangerschaftsabbruch...grade im TV gesehen:


Wien - Die Passage jener Rede, in der Papst Benedikt XVI. ein Abtreibungsverbot forderte, hat folgenden Wortlaut:

In Europa ist zuerst der Begriff der Menschenrechte formuliert worden. Das grundlegende Menschenrecht, die Voraussetzung für alle anderen Rechte, ist das Recht auf das Leben selbst. Das gilt für das Leben von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende. Abtreibung kann demgemäß kein Menschenrecht sein - sie ist das Gegenteil davon. Sie ist eine 'tiefe soziale Wunde', wie unser verstorbener Mitbruder Kardinal Franz König zu betonen nicht müde wurde.

Mit alledem spreche ich nicht von einem speziell kirchlichen Interesse. Vielmehr mache ich mich zum Anwalt eines zutiefst menschlichen Anliegens und zum Sprecher der Ungeborenen, die keine Stimme haben. Ich verschließe nicht die Augen vor dem Problemen und Konflikten vieler Frauen und bin mir dessen bewusst, dass die Glaubwürdigkeit unserer Rede auch davon abhängt, was die Kirche selbst zur Hilfe für betroffene Frauen tut.

Ich appelliere deshalb an die politisch Verantwortlichen, nicht zuzulassen, dass Kinder zu einem Krankheitsfall gemacht werden und dass die in Ihrer Rechtsordnung festgelegte Qualifizierung der Abtreibung als ein Unrecht faktisch aufgehoben wird. Ich sage das aus Sorge um die Humanität. Aber das ist nur die eine Seite dessen, was uns Sorgen macht. Die andere ist, alles dafür zu tun, dass die europäischen Länder wieder kinderfreundlicher werden. Ermutigen Sie die jungen Menschen, die mit der Heirat eine neue Familie gründen, Mütter und Väter zu werden. Damit tun Sie ihnen selbst, aber auch der ganzen Gesellschaft etwas Gutes. Wir bestärken Sie auch nachdrücklich in Ihren politischen Bemühungen, Umstände zu fördern, die es jungen paaren ermöglichen, Kinder aufzuziehen. Das alles wird aber nichts nützen, wenn es uns nicht gelingt, in unseren Ländern wieder ein Klima der Freude und der Lebenszuversicht zu schaffen, in welchem Kinder nicht als Last, sondern als Geschenk für alle erlebt werden." (APA)
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Re: B16 über Abtreibung (A)

Beitragvon Mittelklug » Sa 8. Sep 2007, 13:50

Gut formuliert, kann man größenteils nur zustimmen. Natürlich stellt er es wieder so hin, also ob nur die Kirche und die christliche Moral über die Humanität verfügt, das "unmenschliche" in der Abtreibung zu erkennen.

Wie steht ihr eigentlich zum Thema Abtreibung?
Ich persönlich halte es in erster Linie für Frauenrecht. Es ist ihr Körper der sich verändert, und wenn das einigen nicht gefällt, dann sollen sie die Möglichkeit der Abtreibung in Betracht ziehen. Legal natürlich, jedoch stehts als letztes Mittel und in keinster Weise moralisch vertretbar.
Es sollte jedoch auch Regelungen geben. Ein junges Paar mit sozialen Problemen, welches sich ein Kind nicht leisten kann, sollte bei einer Abtreibung auf Verständnis treffen. Eine sexgeile Verrückte, die ihr drittes Kind abtreiben will, sollte mit Geld,- Gefängnisstrafe bishin zur Sterilisation rechnen.
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Re: B16 über Abtreibung (A)

Beitragvon Peter Janotta » Sa 8. Sep 2007, 14:44

Ich hoffe du meinst das mit der Sterilisation nicht ernst! :motz:
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Re: B16 über Abtreibung (A)

Beitragvon Libertine » Sa 8. Sep 2007, 15:54

In einem Kommentar wurde später noch gesagt, dass die Rede so zu verstehen ist, dass er nicht fordert, dass die rechtliche Situation verschärft wird, sondern, dass der Status quo beibehalten wird. Bei uns ist Abtreibung nämlich zwar straffrei, aber keineswegs legal und auch mit erheblichen Hürden verbunden. Nachdem die Pro-Life-Bewegung bei uns starke Unterstützung genießt (zB Schönborn, aber auch Kontakte bei der Regierungspartei ÖVP), tun sich die AktivistInnen nicht grade leicht. Aber es wird langsam besser. Wie ist denn das in Deutschland gesetzlich geregelt?
Ich bin auf jeden Fall dafür...Man sollte eine Frau nicht zwingen, ein Kind zur Welt zu bringen, wenn Sie das nicht will. Sei es, dass es nicht in Ihre Lebensplanung passt, sei es, dass das Kind bei einer Vergewaltigung gezeugt wurde. Und die sexgeile Verrückte...naja, Sterilisation ist schon ein bisserl arg, nicht?
Soweit ich informiert bin, ist ein Fötus biologisch gesehen in den ersten Wochen nichts weiter als ein Haufen Zellen ohne zentrales Nervensystem etc., ich sehe also keine ethischen Probleme.
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Re: B16 über Abtreibung (A)

Beitragvon taotne » So 9. Sep 2007, 03:57

Benedikt XVI hat geschrieben:Ermutigen Sie die jungen Menschen, die mit der Heirat eine neue Familie gründen, Mütter und Väter zu werden. Damit tun Sie ihnen selbst, aber auch der ganzen Gesellschaft etwas Gutes.
Der Gesellschaft etwas gutes tun? Höchstens dem Pensionssystem. Global gesehen ist eine hohe Geburtenrate wohl das schlechteste, was man sich wünschen kann. Jetzt haben wir in den letzten paar hundert Jahren eh schon so eine wahnsinnige Bevölkerungsexplosion, dass man sich bald überlegen sollte, wie man das in Zukunft machen will. Aber eine immer höhere Geburtenrate zu fordern, ohne die Konsequenzen zu bedenken ist in meinen Augen unverantwortlich. Das würde noch die ganze Menschheit ins Unglück stürzen... :irre:

(...)in unseren Ländern wieder ein Klima der Freude und der Lebenszuversicht zu schaffen, in welchem Kinder nicht als Last, sondern als Geschenk für alle erlebt werden."
Dem kann ich im großen und ganzen zustimmen.


Mittelklug hat geschrieben:Eine sexgeile Verrückte, die ihr drittes Kind abtreiben will, sollte mit Geld,- Gefängnisstrafe bishin zur Sterilisation rechnen.

Das sehe ich nicht so. Ich stimme eher Libertine zu, wenn er sagt:
Libertine hat geschrieben:Ich bin auf jeden Fall dafür...Man sollte eine Frau nicht zwingen, ein Kind zur Welt zu bringen, wenn Sie das nicht will. Sei es, dass es nicht in Ihre Lebensplanung passt, sei es, dass das Kind bei einer Vergewaltigung gezeugt wurde.
Ich finde es sollte ein Menschenrecht auf Abtreibung geben bzw. sollte es in keiner Weise als ethisch verwerfbar angesehen werden. Abtreibung sollte also ohne Hürden möglich sein. Genau das gleiche würde ich für ein Menschenrecht auf Tod fordern, was meine Position in Sachen Sterbehilfe (aktiv und passiv) wohl klar zum Ausdruck bringt. Es ist das Leben bzw. das Kind der Frau, also hat sie bis spätestens zur Geburt zu entscheiden, was mit dem Lebenwesen geschieht. Dann "gehört" das Leben diesem Lebewesen und hat meiner Meinung nach als einziges im späteren Verlauf des Lebens darüber zu entscheiden.
Mag jetzt etwas radikal klingen, Kritik ist aber immer willkommen. :mg:
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Re: B16 über Abtreibung (A)

Beitragvon Mittelklug » So 9. Sep 2007, 11:23

Soweit ich informiert bin, ist ein Fötus biologisch gesehen in den ersten Wochen nichts weiter als ein Haufen Zellen ohne zentrales Nervensystem etc., ich sehe also keine ethischen Probleme.

Das finde ich auch. Abtreibung sollte so früh wie möglich durchgeführt werden, solange noch der Status "Fötus" oder so herrscht. Ein Spätabtreibung finde ich furchtbar, da würde ich vielleicht sogar die Möglichkeit der Abtreibung verbieten. In diesem Fall lieber das Kind zur Welt bringen und Pflegeeltern geben, oder ins Heim bringen.

PS.: Wenn ein schwerkranker Mensch zu sterben wünscht, natürlich bewilligen. Wenn ein Komapatient schon lange "schläft" und kein Zeichen auf Genesung deutet, dann soll es die Entscheidung der nähersten Verwandten sein.
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